Hmmm, so was hab ich vor vielen Jahren schon mal erlebt. Ein Hausherr, der selber durchaus umtriebig bei der Vermarktung seiner Burg war, schasste die Orga des etablierten Marktes, weil diese ein neues, mehr auf Geschichtsvermittlung ausgelegtes Konzept ausprobierte und gezielt etwas weg vom 08/15 -Markt hin zu fachlichem Anspruch wollte. Die Besucherzahlen blieben bei diesem Markt - aus vielerlei Gründen - unter den Erwartungen der Burg, die Orga wurde dafür mit ihrem neuen Konzept verantwortlich gemacht und abgesägt. Seitdem organisiert die Burg die Märkte dort selbt, streng betriebswirtschaftlich optimiert. Alle, was irgendwie Kosten verursacht, wurde wegrationalisiert, der Markt ist betont gängiges Marktmittelalter (und hat, mir völlig unverständlich, trotzdem noch einen relativ guten Ruf, was wohl schlicht auf dem Fehlen ernsthafter Konkurrenz im Raume beruht) Es drängt sich der Verdacht auf, da sollte bloß ein weiterer Kostenfaktor, nämlich die Orga, weg, so dass der Veranstalter komplett in die eigenen Tasche wirtschaften konnte. Rein wirtschaftlich durchaus nachvollziehbar. Ich hab da so ein déja vu... Ich beobachte die Marktszene ja nun nicht erst seit gestern. Und ich vermisse eigentlich stets den goldenen Mittelweg. Auf der einen Seite steht, kompromisslos, das kommerzielle Eventmanagement, das ein Angebot möchte, das möglichst viele zahlende Gäste anlockt. Dazu gehören nun mal Bratwürstchen, Hexen, saufende Barbaren, stolze Ritter. Viel Spasseken für kleine und große Kinder und ordentlich Fresserey und Sauferey für die Eltern, die ihre Bamsen mal eine Zeit lang loshaben wollen. Der anzusprechende Besucherdurchschnitt errechnet sich hier aus dem Bevölkerungsquerschnitt. Alles, was den statistischen Durchschittsbesucher unterdurchschnittlich anspricht, ist nach dieser Rechnung unrentabel und zählen tut nun mal allein der finanzielle Erfolg. Auf der anderen Seite steht, leider in der Regel genauso kompromisslos, die fachbetonte Hobbyistenszene, die unbedingt museumspädagogisch arbeiten möchte. Damit spricht sie einen Teil der möglichen Besucher auch stark an, aber rein quantitativ halt nur einen unterdurchschnittlichen Teil der deutschen Gesamtbevölkerung. Dem knallahrt rechnenden Veranstalter sind aber 100 Leute, die mäßig begeistert 50 € dalassen, wichtiger als 50 Leute, die sehr begeistert 70€ dalassen. Vom rein betriebswirtschaftlichen Standpunkt aus wird es keine fachlich und didaktisch hochqualitativen Märkte geben, denn mit Pilleppalle ist bei gleichen Kosten schlicht mehr rauszuholen. So wie sich Multiplexkinos tragen, sämtliche Opernhäuser der Republik aber bezuschusst werden müssen.