Die Eroberung Haithabus durch Heinrich I.

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SvenVomKanstein

Guest
In den 930ern wurde Haithabu von Heinrich I. erobert und dem Reich eingegliedert. Was bedeutete das nun für den heidnischen Teil der Bevölkerung? Was im Umkehrschluss für die christliche Bevölkerung des restlichen Reiches? Gab es plötzlich Wikinger die im Reich „gedultet“ wurden?
 
Man war damals nicht so absolut ... außerdem blieb für min. eine Generation das "skandinavische" Herrschergeschlecht im "Amt" .... und 983 war der "Blauzahn" auch wieder da .... Außerdem war um 850 schon der olle Ansgar als Kirchenbauer aktive gewesen .... also immer mit der Ruhe und langsam mit den jungen Pferden ... Lies mal ein wenig mehr Fachliteratur und du wirst es besser verstehen ....
 
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Dass es Aufzeichnungen über einen Kirchenbau im 9Jhd. gab (was archäologisch nicht direkt belegt werden konnte) ist mir bekannt. Dass in Haithabu Christen toleriert wurden heißt nun aber nicht, dass sich an den Lebensumständen unter einer Fremdherrschaft nichts ändert! Auch wenn die „alten“ Herrscher im Amt blieben dürfte die Freiheit ihrer Entscheidungen doch sehr fraglich gewesen sein, denkst du nicht? Du wirst es jetzt vielleicht nicht so gemeint haben, aber hätte ich jetzt erst eine Literaturliste angeben müssen bevor ich berechtigt bin eine Frage zu stellen?
 
Moin .. du brauchst mir keine Literaturliste zu geben, aber wenn du schon die gängige Fachliteratur gelesen hast, dann solltest du wissen, das es über irgendwelche religiösen Repressalien o. ä. in Haithabu nichts gibt ... alles andere ist und bleibt Spekulation .... und die sollten wir meine Meinung nach tunlichst unterlassen ...
 
Lach, das heißt praktisch, das wir auch als Ottonen in Haithabu auflaufen dürfen. Ansonsten kann ich Hergils zustimmen. Welche Änderung der Lebensumstände vorhanden waren, können wir nicht bis ins letzte Detail herausfinden. Aber ich denke auch, dass sich nicht groß etwas geändert hat. Der Oberherr war nun ein anderer ... Harald Blauzahn konnte wie die Slawen die Niederlage von Otto II. in Süditalien und seinen anschließenden Tod an der Malaria (vermutlich) ausnutzen und sich Haithabu wieder bemächtigen. Die Dänen zogen die Lehre, dass ihre Südgrenze besser zu befestigen war (Danewerk). In Haithabu gab es eine Mischbevölkerung und darunter waren auch Christen, wie an den Gräbern zu ersehen ist. Ob es nun Friesen, Sachsen, Slawen, Jüten oder Dänen waren ??? Ist das so wichtig? Im Namen des Kaisers nimmt Isidorus Haithabu off. in seinen Besitz ....
 
Oh ihr Ottonen ... 974 Eroberung des Danewerkes durch Kaiser Otto II ... Errichtung einer Burg im Grenzbereich gegen Dänemark 983 Aufstand in Dänemark und bei west-slawischen Stämmen gegen die deutsche Herrschaft, Zerstörung der gegen Dänemark gerichteten Burg 9 Jahre Herrschaft .... das ist ja man nicht so toll ...
 
Wer kann schon wissen, ob er alle Informationen kennt? Gerade oben erwähnte Punkte haben gewisse Fragen aufgeworfen. Wenn sonst auch niemand Aufzeichnungen zum Thema hat, ist es ja o.k. hätte doch aber sein können. Ob die Eingliederung des multikulturellen Haithabus Auswirkungen auf das Reich bzw. dessen Bevölkerung hatte, würde mich trotzdem noch interessieren. Aber auch das dürfte ein schwieriges Thema sein…
 
Ich habe jetzt keine Fachlitrratur zur Hand, doch war die Einnahme Haithabus durch Otto den II nicht die Antwort auf die Überfälle der Wickinger auf alle möglichen Städte entlang der Flüsse? (anderes Thema:Wickies in Mainz) Glaubensmäßig gesehen dürfte das Image der Nord.Götter dadurch sehr ins schlechte Licht gerückt sein und die Toleranz zwischen Christen und Nordmännern wäre gesunken. Was ein Zusammenleben in unseren Sinn unmöglich gemacht haben dürfte. Viele Germ. stämme die ja das gleiche Götterbild hatten sind in dieser Zeit sicher in diesen Glaubenskrieg hereingezogen worden. Wo Krieg ist versiegt der Handel. Wie und wann/durch wen wurde Haithabu eigendlich zerstört und dann verlasssen ?
 
Einige wenige Informationen geben die Bücher "Haithabu - Fernhandelszentrum zwischen den Welten" von Birgit Maixner und "Schleswig-Holstein im frühen Mittelalter" von Dirk Meier, die ich für die weitere Diskussion kurz darstellen möchte. Demnach wurde Haithabu 936 von Heinrich I. erobert (ja Haithabu ist was für Ottonen :)) . Er befahl daraufhin die Ansiedlung sächsischer Siedler. Die Bevölkerungszusammensetzung dieser Zeit versucht man aus den Gräbern rückzuschließen. Von den 6000 bekannten Gräbern dieser Zeit gehörten 5000 zu Einheimischen (was immer man darunter auch verstehen mag), 500 zu Sachsen und 500 zu Slawen. Wobei es auch schon vorher sächsische und slawische Gräber gab. Bei den Bestattungsriten ist zunehmend christlicher Einfluss feststellbar. Was aber m.E. nicht nur auf die sächsische Besiedlung zurückgeführt werden sollte, immerhin ließ sich auch Harald Blauzahn 965 taufen (wohl um der Eroberung durch Otto I. zuvorzukommen) Haithabu war übrigens spätestens seit 948 Bischofssitz. Im großen und ganzen gab es scheinbar ein friedliches Nebeneinander der Religionen, denn man fand z.B. bei einem Handwerker eine Gußform, die man sowohl für die Fertigstellung von Thorshämmern, als auch von Kreuzen verwenden kann. Der Handel ließ sich also augenscheinlich auch von politisch-religiösen Machtkämpfen nicht wirklich stören. Der Einfluss des Reiches auf Haithabu war also auf jeden Fall gegeben, einen Einfluss Haithabus auf das Reich scheint m.E. aber - schon aufgrund der Größenverhältnisse - eher unwahrscheinlich zu sein. Haithabu wurde 1066 von Slawen zerstört.
 
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@Marcrad: Danke, sehr interessant! Mit Einfluss meinte ich auch eher, ob man in der Zeit Wikinger auf eigenem Boden duldete, da diese ja nun (zum Teil) zum Reich gehörten. Oder anders gefragt: wenn Haithabu was für Ottonen ist, ist das Reich dann auch was für Wikinger? Zumindest Handel dürfte es ja wieder vermehrt gegeben haben. Auch wenn man hier sicherlich nicht so tolerant mit der anderen Religion umgegangen ist :keule1 !?!
 
Haithabu war über den sogenannten Ochsenweg auch über Land mit Hamburg verbunden. Von Hamburg aus führten wiederum Fernhandelswege südlich über die Elbe und quer durch den Limes Saxoniae ins Slawengebiet bis nach Wollin an die Ostsee. Ohne konkrete Belege zu haben, ist dadurch m.E. zu vermuten, dass sich zumindest dänische Händleraußerhalb Haithabus im Reichsgebiet aufgehalten haben dürften. Ich habe auch wiederholt von dänischen Gesandschaften am Königshof gelesen (ich habe die Quelle jetzt allerdings nicht zur Hand). Ein Däne dürfte im Ostfrankenreich wohl nicht allzugroßes Aufsehen erregt haben. Je mehr ich mich mit Handel und Wandel in Norddeutschland beschäftige, um so deutlicher wird mir, dass es hier ein ziemlich buntes Treiben von Sachsen, Franken Slawen, Friesen und Wikingern gegeben hat. Unsere heutigen Vorstellungen von politischen und religiösen Grenzen greifen für das Frühmittelalter m.E. überhaupt nicht.
 
Wir sollten einmal vom Begriff Wikinger abkommen, denn wenn wir hier wirklich sachlich diskutieren wollen, dann müssen wir von Jüten (Dänen) Schweden, Norwegern, Sachsen, Franken, Slaven (Wagrier) und Friesen reden. Der überstrapazierte Begriff der Wikinger ist mir hier zu allgemein. Als Buchtipps hätte ich für den Anfang anzubieten: Carsten Müller-Boysen "Kaufmannsschutz und Handelsrecht im frühmittelalterlichen Nordeuropa" Kirsten Langenbach "Eisenzeitliche Schiffsausrüstung im Bereich von Nord- und Ostsee" Jana Krüger : "Wikinger" im Mittelalter Klaus R. Schroeter "Entstehung einer Gesellschaft (Fehde und Bündnis bei den Wikingern)" Die Diplomarbeit von Sandra Polzer : Die Franken und der Norden. Über die Schwierigkeiten der Interpretation von frühmittelalterlichen Quellen zur Geschichte Dänemarks" Bei Bedarf gern mehr....
 
Hergils, du nimmst mir die Antwort vorweg. Man muß streng unterscheiden zwischen den "Wikingern" (provokant: den Terroristen) und den Dänen und anderen nordländischen Bewohnern und Händlern. Ja auch die führten Kriege aber eher nur im Grenzbereich. Ich glaube kaum das der Ruf der Händler und Handwerker in Haithabu oder anderern nordischen Handelsplätzen durch die Räuber gelitten hat Und es gab durchaus schon einige Christen unter den Nordmännern in dieser Zeit. Dazu aber empfehle ich diverse Literatur von meiner Bekannten Anne Stalsberg, Proffesorin an der NTNU Literatur an der NTNU Grüße der Uhl
 
Achso, ich glaube am Landungssteg lies der Bischof ein Schild mit folgendem Text aufstellen. Aqua Fossae est consecrata. Submergere est baptizare! +Episcopus+ ;) Übersetzt ungefähr: Ich wünsche allen "Heiden" ein schönes Bad :D Gruoss der Uhl
 
Entschuldigt meine Unwissenheit.... aber... die Franken zählen zu den Wikingern?
 
Deswegen:
Wir sollten einmal vom Begriff Wikinger abkommen, denn wenn wir hier wirklich sachlich diskutieren wollen, dann müssen wir von Jüten (Dänen) Schweden, Norwegern, Sachsen, Franken, Slaven (Wagrier) und Friesen reden. Der überstrapazierte Begriff der Wikinger ist mir hier zu allgemein.
 

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