Die Inquisition als Grundlage der modernen Strafverfolgung.....???

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.
Ein paar Worte dazu vielleicht doch noch...: Es ist gewiß nichts dagegen einzuwenden, zu versuchen, daß ganze auf einer rein rationalen und sachlichen Basis zu betrachten, zu diskutieren und Schlußfolgerungen zu ziehen, nur sollte man m.M.n.keinesfalls damit anfangen, es zu verharmlosen und zu verniedlichen... M.M.n. geht der in dem Artikel verwendete Unterton einfach zuu verharmlosend mit den Tatsachen um, ebenso, wie hier innerhalb der Diskussion teilweise Begriffe verwendet wurden, die geeignet sind, einen entsprechenden, wie unten beschriebenen Eindruck zu erwecken und dem unbeteiligten zu suggerieren...: ...es war ja alles nicht soo schlimm... ... es ist ja letztendlich was gutes dabei herausgekommen... "...es gab ja auch milde Strafen und Freisprüche..." ...es wurden ja nicht alle bei lebendigem Leibe verbrannt ... * etc., etc. ... Wie gesagt, daß sind keine Zitate aus der Diskussion, sondern der aus meiner Sicht hierbei teilweise vermittelte Eindruck...! :) Aber der hier von Chrysologus verwendete Begriff "gruseln" ... :kopfwand Gruseln ? GRUSELN !!?? Also bitteschön, kleine Jungs und Mädchen "gruseln" sich, wenn ihnen im Ferienzeltlager am Feuer eine nette Geistergeschichte gut erzählt oder ihnen am abendlichen Kaminfeuer aus Grimm´s Märchen, C. Dickens oder A. E. Poe´s Werken vorgelesen wird... Ein präpubertärer Teenager "gruselt" sich, wenn er auf dem Heimweg von seinem Kumpel, bei dem er heimlich das erste Mal "Tanz der Teufel", "Blair Witch projekt" oder "Alien" geguckt hat, die Abkürzung über den unbeleuchteten Friedhof oder den dunklen Trampelpfad durch den Park nach Hause nimmt... Aber ich denke kaum, daß der hier verwendete und vor allem verniedlichende Begriff "gruseln" im Zusammenhang (...und Vergleich mit den o. g., Fiktionalen Schauergeschichten...) und den REALEN, an ECHTEN, LEBENDIGEN MENSCHEN vollzogenen Praktiken, Prozessen, Folgen und Nachwirkungen der Inquisition auch nur im allergeringsten angebracht oder zutreffend ist oder Verwendung finden sollte, schon alleine aus Gründen der Achtung und Pietät vor den Opfern und Ihren Nachkommen sowie jenen, die in der rel. nahen Neuzeit aufgrund ähnlicher Praktiken und Verfolgungen gequält und / oder umgekommen sind...!! Offen gezeigter Schwarzer Humor und Sarkasmus sind eine Sache... Aber den Eindruck, und sei dieser auch noch so subtil vorgetragen oder eingebracht, zu erwecken, daß es ja soo schlimm nicht gewesen sei, "weil sich ja etwas gutes daraus entwickelt hätte", ist eine ganz andere...! In diesem Sinne... LG Halfdan Horntrinker *...der erste, dem man dieses überaus grausame und zweifelhafte "Privileg" hat zuteil werden lassen und welcher übrigens bis heute noch nicht vollständig rehabilitiert wurde, war Giordani Bruno... http://de.wikipedia.org/wiki/Giordano_Bruno Quelle : Wikipedia ...u.a. aufgrund seiner Aussage...: "...daß das Universum Unendlich, die Sterne gleich unserer Sonne und sie alle von Planeten umgeben, gleich der Erde und bewohnet von intelligenten Geschöpfen ist..." (sinngemäß wiedergegeben) Selbiger ist übrigens ein Zeitgenosse und (Nach-) Namensvetter eines Familienzweiges meiner Vorfahren : Petrus Bruno d. ält.; 1495-1572, Reformationspastor in Satrup b. Sonderborg und sein Sohn, Petrus Bruno d. jüng.1539-1616,ebenf. dort Ref.Past. (...obwohl hier eine direkte Verwandtschaft oder Verbindung aufgrund des räumlichen Abstandes wohl eher unwahrscheinlich ist, trotz Giordani Bruno´s zeitweiligen Aufenthaltes in rel. Nähe in Helmstedt, Niedersachsen... ;) )
 
Über das Wort "gruseln" kann man nun lange streiten - es sollte keine Verharmlosung darstellen. Aber was wäre das besser Wort dafür? Das, was man damals als probates Mittel der Wahrheitsfindung betrachtete, war und ist grauenhaft, unstreitig. Jeder Fortschritt in der Geschichte des Strafrechts ist mit dem Makel behaftet, nicht so weit zu gehen, wie wir uns das im Rückblick wünschen würden. Dass man den Beschuldigten befragt, das war ein Fortschritt, auch wenn die Art der Befragung in der Sache untauglich und in der Methode unmenschlich war. Das Ersetzen der Körperstrafen durch Freiheitsstrafen war ein Fortschritt - ob spätere Generationen uns dafür loben oder verdammen, das wissen wir nicht. Ich möchte auf eines zumindest hinweisen: Die mittelalterliche Rechtsprechung neigte zu der Auffassung, dass man einen Angeklagten nur dann verurteilen konnte und durfte, wenn er die Tat gestanden hatte oder zumindest entfernt einräumte. Ein Indizienbeweis war nicht vorgesehen. Damit droht natürlich der ungeständige Mörder, Räuber oder Vergewaltiger ungestraft davon zu kommen, wenn er nur hartnäckig genug leugnet und er nicht auf frischer Tat erwischt wurde. Der guten Absicht ("der Täter muss doch gestehen, wenn er sicher überführt ist") steht die Unfähigkeit gegenüber, ihn sicher zu überführen. In dieser Unfähigkeit gründet - so meine ich - die Bereitschaft zum foltern. Wenn wir Geschichte betrachten, dann müssen wir immer vieles ausblenden, das zu benennen wäre. Ich habe versucht, so etwas in einem Halbsatz anzudeuten - wenn dies als versuchte Verharmlosung verstanden wurde, dies war keineswegs meine Absicht und ich bedauere das außerordentlich.
 
Sieh es doch didaktisch Halfdan: "Niemals wieder" bedeutet nicht nur, dass man der Opfer gedenken muss, sondern auch, dass man versuchen muss die Täter zu verstehen. Denn der Ausruf beinhaltet die Verpflichtung nicht selbst aus Unachtsamkeit und Unkenntnis zum Täter zu werden. Jemanden zu vermitteln, dass beispielsweise die Hexenverfolgung (aber auch die klassische Inquisition) eine grausame und verwerfliche Angelegenheit war, ist kein Problem. Dass es böse ist Menschen zu foltern und zu verbrennen, ist – hoffentlich – nichts was heutzutage noch erklärt werden müsste. Im Gegenteil: "Die Hexe" beispielsweise ist als Figur in den Medien überwiegend positiv besetzt und eine Identifikationsfigur: Als weise Frau, als Bibi Blocksberg oder Hermine Granger, als esoterisch-neopagane Priesterin, als von der "bösen Kirche" und überholtem Aberglauben gehetzter Underdog. Allmächtig erscheinende rigoros urteilende Herrschaftsinstitutionen mag heutzutage kaum jemand. Leider verstellt diese grundsätzliche Ablehnung nur zu leicht den Blick auf die Entwicklungen, die diese Institutionen geformt und die Entscheidungen, die Menschen zu Tätern gemacht haben. Daher ist die wahre Herausforderung in der Geschichtsvermittlung mit Blick auf die Verfolgung und ihre Täter die "Banalität des Bösen" und seine Rationalität zumindest ansatzweise zu vermitteln. Nicht um die Taten zu relativieren und die Täter zu entschulden, sondern um sie zu entdämonisieren und die eigene Anfälligkeit zum Täter zu werden bewusst zu machen. Ich empfehle, nachdem Du entsprechende Vergleiche angebracht hast ganz herzlich den Film "Good" von 2008 (http://www.imdb.com/title/tt0436364/?ref_=fn_al_tt_1 Quelle International Movie Database).
 

Neueste Beiträge

Oben