Edelsteine im Laufe des Mittelalters

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skidbladnir

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Ich eröffne hier gleich mal meinen ersten Thread, da ich zu diesem Thema hier nichts passendes gefunden habe. Es geht darum dass ich mir einen Ring aus Speckstein gearbeitet habe und ihn mit einem Edelstein besetzen möchte. Weil ich den auch sehr gerne auf Märkten tragen würde ist nun meine Frage: Welche Edelsteine waren ab wann bekannt und für meinen Fall welche waren im 12. Jahrhundert bekannt und verwendet? Vielen Dank für alle Antworten. Mfg, Alex
 
Dem Thema bin auch mal nachgegangen. Ich habe mich an Kronen, Evangeliaren und Krönungsinsignien orientiert. Zunächst habe ich eine Liste der Dinge erstellt und Wikipedia zur Hilfe genommen - teilweise wegen der Fotos und Literaturhinweise. Anschließend habe ich in den aufgeführten Puplikationen nachgelesen, welche Steine verwandt wurden und ob die Dinge später repariert wurden und Steine ausgetauscht wurden. Sehr weit bin ich bisher nicht gekommen, wenn ich ehrlich bin. Der Reichsapfel wird z.B. auf das 12. Jahrhundert datiert. Er besitzt Perlen. Ansonsten interpretiere ich die Edelsteine als Saphir, Smaragd und Amethyst.
 
Was man auch nehmen könnte wären z. B. Granate. Die findet man schon in spätantiken Schmuckstücken. Eine Sonderform der Granate, die Almandine, wurde oft bei den Alamannischen bzw. frühmittelalterlichen Fibeln verwendet. Vielleicht hast Du so eine schon einmal gesehen, das sind die runden mit dem schönen roten Steineinlagen. Oder Du kannst mal nach der Ausstattung des Frankenkönigs Childerik googlen, da wurden auch jede Menge Almandine verwendet. Mit Granaten dürftest Du auch fürs 12. nichts verkehrt machen. Die roten Punkte auf dem Reichsapfel sehen nach einem schnellen Blick auch danach aus. Ich meine mal gelesen zu haben, dass sie im Mittelalter unter der Bezeichnung "Kafunkelstein" geläufig waren, lasse mich aber gerne eines bessern belehren ;-) Edelsteine ist so ein weitläufiges Thema.... Vllt. schaust mal in der Offenbahrung nach der Bescheibung des himmlischen Jerusalem? Da sind auch jede Menge Edelsteine genannt... die sind dann auf jeden Fall schon in der Antike bekannt gewesen. So hat es mein Bruder gemacht ;-)
 
Speckstein und Edelstein? Irgendwie ist das vom Material aber nicht zusammenpassend in meinen Augen. ?( Wüsst auch keinen Specksteinring mit Edelstein aus den Fundberichten (Wer was hat nur her damit!) ... Ist irgendwie so wie wenn ich einen Ast vergolde... also ein billiges Material mit dem teuersten überhaupt kreuze. Wo ist da der Repräsentationscharakter? Abgesehen davon das Speckstein ja eher ein sensibles Material ist, d.h. schnell mal springt oder unschön wird durch Kratzer. Ringe mit Edelsteine sind normalerweise aus Silber, Gold/feuervergoldet... und dann kannst Granat, Smaragd, Sapphir, Koralle, Bergkristall usw. nehmen! Gerne wurden auch immer wieder spätantike Gemmen als Ringdekoration hergenommen.
 
Normalerweise bin ich auch eher ein Fan von "Schau doch erst mal selbst, ob Du was findest", aber in diesem Fall war der Hinweis leider unnötig. Ich habe das Buch vor mir liegen und der Titel wird dem Inhalt nicht gerecht. Die meisten Fundstücke und Beschreibungen betreffen das 14./15. Jahrhundert. Zum 11. bzw. 12. Jhd. steht z.B. - dass das Schleifen von Edelsteinen erst ab ca. 1200 entwickelt wurde (S. 16). - dass im Liber Lapidum (Book of Stones, 1067-1081) ca. 60 Edelsteine beschrieben werden, u.a. Saphire als meist von Königen am Finger getragene Steine (S. 33), aber auch Türkis, Diamant und brauner Krötenstein (mehr sind hier nicht genannt). Ansonsten beschäftigt sich das Buch eher mit der generellen Art von Schmuckstücken denn mit präzisen Angaben. Wäre also für dieses Anliegen ein Fehlkauf. Vielleicht findest Du im Liber Lapidum genau das, was Du suchst.
 
Ich würde dazu auch die Symbolik von Steinen heran ziehen. Wie Laurentia schon sagt, da gibt es ein paar im Mittelalter populäre Quellen dazu. Unter anderem die Bibel und die Naturalis historia von Plinius. Auch zB Hildegard von Bingen schreibt zu Steinen. Man kann beobachten, dass sich gerade sehr berühmte Schmuckarbeiten (Kronen, Reichsäpfel, Zepter usw) nach diesen Gestaltungsprinzipien orientieren, dass den Gestaltern, den Goldschmieden usw also sehr wohl bewusst war, was sie für welchen Zweck einsetzen. Das übergreifende Thema dazu ist "Materialsemantik". Wenn man in die Richtung mal ein bisschen sucht, taucht sicher auch noch einiges auf.
 
Erstmal vielen Dank für all die Infos und vor allem auch Denk-, und Suchansätze. :danke
Speckstein und Edelstein? ... Ist irgendwie so wie wenn ich einen Ast vergolde...
Das hat mich ins Grübeln gebracht ob ich mein Vorhaben wirklich weiterführen soll. Mein Ergebnis ist: Nein. Ich werde meinen jetztigen Ring so belassen wie er ist und mir bei Gelegenheit einen anderen, authentischen Ring zulegen. Jedoch würde ich mich freuen wenn der Thread trotzdem weiterhin genutzt und ausgebaut werden würde. Ich werde selber auch weiterforschen und meine Ergebnisse hier posten. Somit übergebe ich den Thread an jeden der eine ernstgemeinte Frage zu dem Thema hat. Nochmal vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt mir weiterzuhelfen. Mfg, Alex :D
 
Im letzten Lapis (Monatsmagazin für Liebhaber und Sammler von Mineralien und Edelsteinen 11/2014 S. 7) findet sich ein Steckbrief zum Peridot. Plinus bezeichnet diesen Stein als "Chrysolith", Goldstein. Die Bezeichnung Goldstein findet sich auch im Deutschen. In der Antike und dem Mittelalter bezeichnete Goldstein allerdings neben Peridot auch Topas. Die Bezeichnungen von Steinen weichen im Mittelalter stark von den heutigen ab und bezeichnen mitunter mehrere Steine gleichzeitig die heute unterteilt werden. Will man sich in Deutschland diesen Namen nähern, so helfen einem englische Bücher nicht weiter. Die heutige Namensgebung regelt seit 2006 die International Mineralogical Association (IMA) über die Abteilung mit der Identifizierung und Klassifizierung neuer Mineralien. Sie überwacht die Namensvergebung um Doppeldeutigkeiten zu vermeiden. Peridot wurde neben Goldstein sehr lange, eigentlich auch heute noch, Olivin genannt. Das bezog sich auf die Farbe. Bekannt in Europa wurde der Stein durch rückkehrende Kreuzfahrer. Hauptfundort war die Insel Zebirget im Roten Meer die auch "Topazios" genannt wurde. Das wiederum belegt das Topas zu dieser Zeit bereits bekannt war und namentlich nicht vom Olivin getrennt wurde bzw. ein Topas sehr gut ein Olivin sein konnte. Erst im 18. Jh. trennten sich die Benennungen. Die IMA regelte dann erst im 21. Jh. das Olivin Peridot zu heißen hat. Jedenfalls wäre im 12. Jh. Topas wie auch Olivin (Peridot) durchaus richtig. Ob zu dieser Zeit bereits deutscher Topas verwendet wurde ist mir leider nicht bekannt, wäre aber möglich. Amethyst und Citrin sind für diese Zeit jedenfalls auch belegt wobei die Steine zumeist aus den Alpen stammten.
 
Fürs HoMi gibt es bei Theopilus Prebyter eine Beschreibung für die Kristallschleiferei. In Köln hat man die passenden Werkstattreste beim U-bahnbau gefunden. Leider wird der Fundkomplex in keiner Dauerausstellung gezeigt, sondern geht mal ab und an, zu Sonderausstellungen. Publiziert ist das in: http://www.amazon.de/Theophilus-Pre...rliche Goldschmiedekunst Theophilus Presbyter Quelle Amazon ich hoffe es ist das Richtige, hier lohnt sich die Fernleihe ! Hpft, wo der Fund beschrieben wird fällt mir gerade nicht ein. Gefunden wurden Werkzeuge, Rohmaterial und halbfertige oder misslungene Steine. Zusammen mit den Schriftquellen ergibt sich ein rundes Bild.
 
Der Karneol wurde über die Jahrhunderte immer wieder in Schmuck verwendet und ist auch ein in vielen Gegenden Mitteleuropas heimischer Stein. Für dich lohnt sich an sich absolut eine Recherche nach diesem Stein, denn viele Funde (die frühesten vorgeschichtlich datiert) deuten darauf hin, dass der Karneol ein sehr beliebter Schmuckstein war. Perlen aus Karneol tauchen z.B. im wikingerzeitl. Fundgut auf. Hildegard von Bingen erwähnt ihn auch als Heilstein und das würde genau zur Zeit passen.
 
Die wunderschönen Bergkristall und Karneol Ketten aus Haithabu und Birka :love:
 
Die wunderschönen Bergkristall und Karneol Ketten aus Haithabu und Birka :love:
Genau DIE meinte ich... herrliche Teilchen. :love: Allgemein lohnt sich ein Blick auf das wikingerzeitliche Schmuckfundgut, wenn du dich für Schmuckherstellung interessierst, z.B. abgefahrerene Granuliertechniken - aber das nur so am Rande und eigentlich schon offtopic, denn keine Ahnung, ob das zu deinen Darstellungsbereichen gehört.
 
in dem einen Buch steht leider Blödsinn... Steine schleifen gibts schon Jahrhunderte vorher Im 12. gab es auch so ziemlich alles an Steinen, nur eben nicht im Brilliantschliff, sondern Glattschliff, leichter Facettenschliff, Gemmen, Kameen etc.
 
in dem einen Buch steht leider Blödsinn... Steine schleifen gibts schon Jahrhunderte vorher Im 12. gab es auch so ziemlich alles an Steinen, nur eben nicht im Brilliantschliff, sondern Glattschliff, leichter Facettenschliff, Gemmen, Kameen etc.
Das man vorher keine Steine geschliffen hat behaupte ich nicht und vieles was Theophilus damals geschrieben hat, ist heute Quatsch. Da es aber eher Dein als mein Thema ist, hast Du sicherlich bessere Quellen und kannst weiter helfen.
 
ich meinte den Eintrag zu dem Buch von Jorunn... das Buch wird anscheinend nicht nur dem Titel nicht gerecht, es verbreitet auch Blödsinn. Und sie hat damit vollkommen Recht wenn sie es Fehlkauf betitelt. Ganz im Gegenteil zum Theophilus... Warum hab ich nur das Gefühl das du (Silvia) dich durch meinen Eintrag irgendwie direkt auf den Schlips getreten fühltest?
 
OT: Bei mehr als einem Buch, könnte man den Titel nennen, dann denkt man nicht der Kommentar bezieht sich auf den Letzt genannten. :wacko: Zurück zum Thema
 
*Thema abstaub* Für meine Darstellung habe ich mir auch etwas Schmuck angeschafft - ich vermute, als halbwegs situierte Handwerkerin wird das eine oder andere Stück vorhanden gewesen sein. Mein Kettenanhänger besteht aus (unechtem) Gold und unechten Smaragden, Citrinen und Rubinen. Die Frage ist, ob ich den Schliff falsch habe. Im recht frühen Mittelalter wurden meines Wissens nach die Steine rund oder oval genschnitten und dann in Fassungen ohne Rückwand eingesetzt, damit das Licht hindurchfällt. Das habe ich natürlich nicht gefunden. Ich habe einen klaren Smaragdschliff und leichte Fassettschliffe. Bin ich da für 1300 zu weit weg? Bücher habe ich zum Thema nicht gefunden - oder nur (verzeiht den Ausdruck) Schrott.
 
Ich würde für eine Handwerkerin in dieser Zeit allenfalls einen einfachen Ring verwenden, ansonsten schmucklos, zum Arbeiten sowieso. Ketten würd ich eigentlich komplett lassen unabhängig vom Schliff der Steine. Und schon überhaupt mal keine Rubine und Smaragde!! Geprotzt wird im 13. und 14. Jahrhundert (übrigens auch in höheren Ständen) vor allem über Fürspane, Haarnadeln, broschierte Goldlahnbrettchenborten-Gürtel, hin und wieder Diademe/Schapelle, Gürtelbeschläge, Paternoster, Pelze und vor allem über die Art und Färbung der verwendeten Kleiderstoffe, wo natürlich gilt, je teurer desto besser. Bevor du also Schmuck kaufst, grade erst mal die Klamotte ordentlich auf Seide und Pelz auf auf Ministerialen-Frau oder Adelige, dann kann man schon ein paar nette kleinere Sachen empfehlen. Ich würds aber trotzdem nicht übertreiben, Schlichtheit ist eigentlich angesagt. Darum ja der "Umweg" über die Dinge des alltäglichen Gebrauchs.
 

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