Ein Mythos entsteht

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Lord Michael

Guest
Ich setz das Thema mal hier rein denn meine Beispiele sind allesamt nicht mittelalterlich. Dennoch schaffen sie vielleicht einen Eindruck darüber wie solche Geschichten entstehen und wie banal ihr Beginn manchmal sein kann. In der Mittelalterszene und auch im Larp bekam man ja oft was auf die Finger wenn man sich seine Zigarette an einer Kerze entzündete. "Aaaaaargh, das kannst du nicht tun. Du hast grad einen Seemann getötet!" Es ist anzunehmen das dieser Aberglaube im 19. Jhr. entstand als Matrosen in ihrer Zeit an Land, z.b. während der Wintermonate eben diese Zündhölzer fertigten und verkauften. Zünde ich mein Feuer an einer Kerze an und eben nicht an einem Zündholz dann bedeutet dies schlicht, es wird weniger verkauft und der Seemann hat weniger oder sogar kein Einkommen. Nochmal was mit Zigarette, rauchen ist also echt gefährlich ;) Ich weiss nicht wie weit es in den Alpenländern verbreitet ist aber in Norditalien geht z.b. der Aberglaube um das man niemals drei Personen mit einer Flamme Feuer geben darf, einer aus der Runde würde sehr bald darauf sterben. Der Ursprung dieser Geschichte liegt in den Schützengräben des WK I. Drei Soldaten liegen in ihrer Stellung und zünden sich die Glimmstengel an. Die Flamme geht zum ersten, auf der anderen Seite hat ein Scharfschütze ein Ziel. Die Flamme geht zum zweiten, der Scharfschütze kann anvisieren. Die Flamme geht zum dritten... Einer in der Runde ist sehr bald darauf gestorben. Jetzt noch ein Beispiel bei dem ich den Mythos ein wenig weiter stricke ;) Kurz vor Waterloo starb bei Quatre Bras ein Kommandant der Gordon Highlanders. In der Schlacht von Waterloo kurz danach will ein älterer Piper gesehen haben wie eben dieser Cameron of Fassifern seine Truppen in die Schacht warf und sie anfeuerte. So steht es auch in der Regimentsgeschichte. Nun kann man das weiterspinnen und sich vorstellen wie in ein paar Hundert Jahren schottische Soldaten auf allen Planeten der Föderation an ihren Replikatorlagerfeuern sitzen und Geschichten erzählen von einer epischen Schlacht und "Old Fassifern" der aus der Hölle wiederkehrte um seine Soldaten zum Sieg zu führen. Ich denke das wir bei den meisten Mythen, Legenden und Aberglauben ähnlich simple Erklärungen finden würden wenn wir nur lang genug danach forschen. Mir stellt sich da immer nur die Frage ob ich das überhaupt möchte. Will ich wirklich bewiesen haben ob es Nessie gibt oder nicht? Von mir aus soll sie sie gern noch viele Tausend Jahre durch den Loch Ness schwimmen und zu schaurig schönen Geschichten verleiten. Aber dann bitte mit den Worten: "Es könnte..." niemals mit "Es ist..." Mit letzterem schaffe ich eine Tatsache, die ich dann auch zu beweisen habe.
 
Genialer Beitrag ! Also ich möchte auch nicht die Erklärung / Lösung aller Mythen haben, wo wär auch dann der Reiz diese Geschichten und auch Märchen weiterzugeben. Mythen sind auch immer ein Stück Kultur.............und Nessy mag ich besondern :)
 
So ein Mythos ist aber sehr schnell zerstört, siehe Titanic. Solang dieses Schiff unerreichbar gewesen ist war sie das Paradestück für Mythen und Legenden Entstehung und wer weiss was draus geworden wäre. Natürlich bin ich damals auch in die Ausstellung mit den gehobenen Stücken gegangen und es war super aber danach war das ganze Geheimnisvolle einfach weg und die Titanic war für mich nur noch eines von vielen gesunkenen Schiffen. Und warum? Banal gesagt weil man ein paar Teller aus dem Schiff geholt hat.
 
Wenn man einem Volk seine Mythen nimmt klaut man ihm die Geschichte...
 
Dankeschön :) Ich hoffe es ist jetzt auch etwas besser verständlich was mir im Drachen Thread gestern etwas sauer aufstiess und warum.
 
...In der Mittelalterszene und auch im Larp bekam man ja oft was auf die Finger wenn man sich seine Zigarette an einer Kerze entzündete. "Aaaaaargh, das kannst du nicht tun. Du hast grad einen Seemann getötet!" Es ist anzunehmen das dieser Aberglaube im 19. Jhr. entstand als Matrosen in ihrer Zeit an Land, z.b. während der Wintermonate eben diese Zündhölzer fertigten und verkauften. Zünde ich mein Feuer an einer Kerze an und eben nicht an einem Zündholz dann bedeutet dies schlicht, es wird weniger verkauft und der Seemann hat weniger oder sogar kein Einkommen.
Wie ernst mit diesem Mythos umgegangen wird...naja, ich muss schon sagen wurde, das erzählte ist 16 Jahre her...Habe ich in Flensburg erfahren dürfen. Meiner alten Heimat... Ein zugezogener Kumpel, der meinte, das sei doch mist, hat seine kippe an der Kerze angemacht. Kurz darauf kam der Rausschmeißer an den Tisch, beugt sich zu ihm rüber und meint nur noch, "Du möchtest jetzt zahlen!..." Daraufhin mussten wir mit, weil wir ihn ja nicht alleine lassen konnten...wer weiß, wieviele Seemänner der noch killt... Achja, das Lokal hieß "Störtebecker" ...
Jetzt noch ein Beispiel bei dem ich den Mythos ein wenig weiter stricke ;) Kurz vor Waterloo starb bei Quatre Bras ein Kommandant der Gordon Highlanders. In der Schlacht von Waterloo kurz danach will ein älterer Piper gesehen haben wie eben dieser Cameron of Fassifern seine Truppen in die Schacht warf und sie anfeuerte. So steht es auch in der Regimentsgeschichte. Nun kann man das weiterspinnen und sich vorstellen wie in ein paar Hundert Jahren schottische Soldaten auf allen Planeten der Föderation an ihren Replikatorlagerfeuern sitzen und Geschichten erzählen von einer epischen Schlacht und "Old Fassifern" der aus der Hölle wiederkehrte um seine Soldaten zum Sieg zu führen. Ich denke das wir bei den meisten Mythen, Legenden und Aberglauben ähnlich simple Erklärungen finden würden wenn wir nur lang genug danach forschen. Mir stellt sich da immer nur die Frage ob ich das überhaupt möchte. Will ich wirklich bewiesen haben ob es Nessie gibt oder nicht? Von mir aus soll sie sie gern noch viele Tausend Jahre durch den Loch Ness schwimmen und zu schaurig schönen Geschichten verleiten. Aber dann bitte mit den Worten: "Es könnte..." niemals mit "Es ist..." Mit letzterem schaffe ich eine Tatsache, die ich dann auch zu beweisen habe.
Das errinnert doch sehr an die Geschichte von El Cid...Und eine andere Erklärung gäbe es, denken wir mal an das ende des 2. Weltkriegs, Die Alliierten hatten Fotos eines Toten A.H. der nicht verprant ist...Aber entschuldigt, ich will das Thema nicht in diese richtung bringen und auch den Namen nicht ausgeschrieben, damit diesbez. ruhe herscht, nicht aus falscher Angst davor...Nur ich tüftel immer gerne an solchen rätzeln und zerplfücke sie zu gerne...*grins* Gruß Valeriano
 
Ja so kann das gehen. Mit der Geschichte um drei mal Feuer geben hatte ich selbst vor Jahren Kontakt. Ich hatte damals während der BW Zeit in unserer Kaserne eine italienische Militärkapelle zu betreuen während der Musikschau der Nationen in Bremen. Ich stand mit zwei der Jungs in der Runde und gab Feuer, als ich mir dann anzünden wollte gab es einen Schlag auf die Hand und das Feuerzeug flog im hohen Bogen weg. Erst war ich natürlich sauer aber dann sah ich in das Gesicht desjenigen und die Angst war echt. Ich hab mir dann angewöhnt in so einer Konstellation einmal die Flamme zu löschen. Dies tu ich nicht weil ich dran glaube aber ich akzeptiere die reale Angst einiger Menschen davor und respektiere dies.
 
ich kenne diese feuer und rauch-Mythen auch. Interessant zu erfahren woher sie kommen. Danke, Fuzzy! :D
 
Danke für die Beitrag, edler Lord! Ja Mythen und Aberglaube sind ein interessantes Thema. Gibt es jemanden, der 100% nicht abergläubisch ist? Ich möchte es bezweifeln, zusehr sind solche Dinge immer noch in unserem Kulturkreis verwurzelt und anderswo noch viel mehr.
 
Wir bedienen uns doch täglich an Riten, die auf Aberglauben basieren und heute Teil des normalen Lebens und unserer Kultur sind. Warum wird auf einem Poterabend Porzellan zerschlagen und warum auf keinen Fall Glas? Das Porzellan zerschlagen soll dem Paar Glück bringen, verwendet man Glas dann wandelt sich dieses in Unglück um. Ich weiss jetzt nichtmal worauf das basiert aber ich hab einmal die geschockten Gesichter gesehen als jemand sein Altglas mit in das Porzellan knallte. Davon aber mal ganz abgesehen war es schlicht eine Sauerei denn jeder weiss wohl wie gemein Glas zersplittert im Gegensatz zu Keramik. Wieviele haben einen Christopherus am Innenspiegel hängen ohne sich wirklich Gedanken darüber zu machen? Wieviele Schweissausbrüche schafft eine einzige schwarze Katze an einem Freitag dem 13. auch heute noch? Wir können das sicher noch ewig fortsetzen denke ich. Es ist Teil unseres Alltags und man muss gar nicht soweit entfernt suchen um damit in Kontakt zu kommen.
 
[font='Comic Sans MS, sans-serif']Hallo,[/font] auch ich sage danke für die Aufklärung woher diese Mythen kommen. Und Freitag der 13., Mylord an diesem Tag habe ich meinem Lieblingswiki Anno 1988 das Jawort gegeben. Wahrlich kein Unglückstag! LG Fylgja
 
@ Lort Micha: Ich habe mal gehört, dass Porzelan billiger als Glas war, und wer glas zerschmiss, vernichtete waren Reichtum. Ich habe auch mal ein paar Kurzgeschichten gelesen, eine davon von Paul Ernst. Da ging es um ein Geschirr aus Porzelan, was beim Hochadel allgemein nicht so angesehen zu sein schien, es sei denn, es sei bemahlt...Dann galt das Service als wertvoll, ansonsten gerade gut genug für die bediensteten... Würde passen, da Glasgeschirr aufwendiger zu machen war... 13., Freitag, Pechtag...Da wären jetzt mal die Templer-Profis gefragt, das soll der tag sein, an dem die Templer alle verhaftet wurden... So hieß es mal (Laut einem Artikel und einem TV-Beitrag) das es noch lange hieß, Freitag der 13. ist ein schlechter Tag ein Templer zu sein...eine andere besagt, die zahl 13 wäre eine schlechte zahl, aber dann wäre jeder 13. schlecht... Die Katzen...ok, ich zerpflücke wieder...sorry... Gruß Valeriano
 
Zuletzt bearbeitet:
@Valeriano: In dem Moment ist es natürlich ein Unglück wenn teures Glas zerschlagen wird und so macht die Geschichte dann ja auch Sinn. Ich wollte aber auch gar nicht so auf die Erklärung hinaus sondern nur mal zeigen wie sehr wir mit solchen Mythen täglich in Berührung kommen. Frage nebenbei: Wird in der Geschichte ausdrücklich von Porzellan geredet? Ich kann mir das nicht so ganz vorstellen denn echtes Porzellan galt schon immer als weisses Gold seit Marco Polo die ersten Stücke nach Europa brachte
 
Also Lord Michael, das buch heißt "Deutsche Geschichten" und ist eine Sammlung von Kurzgeschichten. Da ich es damals einer "vertrauenswürdigen" Person geliehen habe, zählt es leider nichtmehr zu meinem Besitz. Ich habe mir das Buch jetzt aber bei Ebay (3,90€) bestellt. Werde die Geschichte in ein paar Tagen nachschlagen können und den genauen wortlaut wiedergeben. Aber ich bin mir sicher, die geschichte ging um ein Service aus Porzelan, auf das ein Wildrosenbusch gezeichnet war. Ich glaube, das die Geschichte entweder der Wildrosenbusch hieß, oder Das Porzelanservice. Das Porzelan selber war als preiswert oder so deklariert...Es war ein Armer mensch, der den Wildrosenbusch zeichnete...wollte sich damit reich machen...und die Geschichte endet mit seinem Tot...ich könnte sogar niederschreiben wie der den Rosenbusch im Wald fand und zeichnete, sich in diesen "verliebte", er das geschirr an einen Arroganten, reichen Menschen verkaufte, es wieder zurückkaufen wollte und, weil es bei der Party letzte nacht zerstört wurde, sich umbringt. Den beschriebenen selbstmord oder unfall, da legt er sich nicht fest, er schreibt "Vieleicht bog er falsch ab, vieleicht verlief er sich, vieleicht beugte er sich zu weit über die Brüstung...(nur 1x mitte der 90er gelesen). Daher bin ich mir fast so sicher, wie der Mensch und der Affe sich die DNA teilen (97%)...*grins* Die 3% beruhen darauf, dass ich nicht mehr 100% sicher bin, dass es aus genau diesem Buch ist. Ich lese seit meinem 5 Lebensjahr, seit meinem 16. ungefär 1,3 Bücher im Monat...Ich errinnere mich an die meisten Bücher die ich seit meinem 10. Lebensjahr gelesen habe, da kann man mal eines verwechseln...Meine Erfahrung ist aber, dass ich ein Bucheinband sehe und dann eine zusammenfassung geben kann. Warte ein paar Tage, dann sage ich dir genau wie die Geschichte war und ob es wirklich dieses Buch war. Gruß Valeriano
 
Ja das wäre ausser der Reihe wirklich mal interessant. Ich kenne Porzellan nämlich nur als teure Importware aus Asien und ab 1708 als Luxusprodukt aus Meissen.
 
Freitag den 13. um 13 Uhr hatte ich meinen Führerschein gemacht und direkt bekommen. War ein Glückstag für mich. Für die anderen 5 auch, es war keiner den Tag durchgefallen. Übrigens galt die Zahl 13 als Glückzahl und sollte Glück bringen. Das die 13 bzw. Freitag der 13. als Unglückstag gilt ist eigentlich eher ab den 19 jh von England kommen. So habe ich es mal in Erinnerung, kann es leider nicht bestätigen.
 

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