Einhandschwert Fechten

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Thorhammer

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Da ich mich mit dem Einhandschwert nie wirklich als Waffe zum Fechten beschäftigt habe möchte ich hier einmal Fragen dazu loswerden. Ich habe dieses Jahr begonnen mich mit dem Schwert und dem Buckler zu beschäftigen. Auch mit dem Dussack habe ich ein paar Übungen nach Meyer gemacht. Da wir bei den Winkelfechtern schon recht viel machen, habe ich nicht gar so viel Zeit für intensives Training mit diesen Waffen. Nun habe ich auf Märkten, auch dieses Jahr wieder, recht merkwürdige und unbeholfen aussehende Kämpfe mit dem Einhandschwert gesehen. Meine Frage also: Kann man die Techniken aus dem langen Messer, dem Dussack und oder aus dem Schwert/Bucklerfechten für das Einhandschwert übernehmen? Wäre das auch historisch korrekt? Gibt es Quellen hierzu, wie z. B. zum Langschwert? Für Infos und Tipps wäre ich dankbar. Vielleicht kann ich dann auch mit dem Schwert für eine Hand (ohne Buckler) auch einmal etwas passendes üben. Grüße aus Bremen Kel
 
Das ist eine echt schwierig zu beantwortende Frage. Meyer sagt ja, dass das Lange Schwert Grundlage für andere Waffen sei - demnach wäre es anzunehmen dass zumindest gegen Ende des 16. Jahrhunderts Techniken übernommen wurden. Lichtenauer sieht das Fundament im Ringkampf - da wird es schon komplizierter, Techniken abzuwandeln. Leider kenne ich auch keine Quelle, die sich explizit mit dem Einhänder ohne Buckler beschäftigt. Meine persönliche Meinung dazu ist, dass ich wohl nur Techniken vom langen Schwert nutzen würde, da Messer und Dusägen doch andere Griffe und Klingen haben und ich meine Hände zu sehr mag um ohne Nagel in der Quart zu versetzen.
 
Vielleicht noch ergänzend: Ich würde mich mit den Techniken des Dussacks und des Langen Messers langsam herantasten und mit entsprechender Vorsicht (und Schutzausrüstung vor allem für die Hand) ausprobieren, was funktioniert und was man besser lässt.
 
Erst einmal danke für die Antworten. Das ist genau das Problem. Es gibt hierzu wohl keine historischen Quellen. Mein Bemühen geht aber schon dahin, wenn ich etwas mache, dies auch korrekt, respektive historisch möglichst korrekt auszuführen. Da ich mit dem langen Schwert umzugehen verstehe, und mich auch in das Fechten mit Schwert & Buckler inzwischen einzuarbeiten begonnen habe, als auch mit dem langen Messer langsam zurecht komme, werde ich in der Tat wohl einfach im Training Versuche machen, vorsichtige Versuche mit entsprechender Schutzausrüstung, um eine brauchbare Vorstellung eines Gefechtes mit dem einhändigen Schwert zeigen zu können. An "Schaukämpfen" in denen einfach "draufgehauen" wird habe ich kein Interesse. Sieht in den meisten Fällen auch nicht wirklich gut aus. Und ist, wie ich schon oft erlebt habe, auch nicht ungefährlich. Ein Freund von mir war erst kürzlich eine länger Zeit, mit schweren Verletzungen, im Krankenhaus. Von daher bleibt nur, wie immer, Recherche, Ausprobieren, und fleißiges Üben, sprich Training.
 
Grad wenn es historisch korrekt sein soll, kämen Messertechniken eh erst für SpäMi in Frage und der ganze Dusakkram sogar erst Renicance... Nur mal so in den Raum geworfen. Vielleicht solltest Du mal Kontakt zu Roland Warzecha aufnehmen - zumindest sehen die Rekonstruktionen von ihm für die Zeiten vor 1300 ganz ordentlich aus und sind mit dem theoretischen Hintergrund sehr plausibel...
 
:eek:ff2 Zum "Schaukampf": Jedem Tierchen sein Plaisierchen. Ich halte es auch ausschließlich mit dem historischen Fechten. :back Könnt ihr dem zustimmen, dass die Quellenlage den Einsatz von Einhandschwertern grundsätzlich mit Schild oder Buckler zeigt bzw. beschreibt? Dennoch wird es Situationen gegeben haben, in den man vielleicht überrascht wurde und einem die Zeit gefehlt hat, den Schild aufzunehmen oder man hat den Schild verloren (oder den Schildarm ;) ). Da wird der geübte Fechter auf jeden Fall sein Leben verteidigt (wenn er noch konnte) und die Techniken angewandt haben, die ein einzelnes Einhandschwert hergibt. Danke für den Hinweis auf die jeweilige Zeit, wenn es historisch korrekt sein soll. Das führt mich zu dem Gedanken, warum man etwas mit fehlender Quellenlage vorführen will, wo doch die Bandbreite der Fechtbücher so viel Interessantes hergibt und sich die Leute auch dafür interessieren. Das soll jetzt keine Kritik an der Eingangsfrage sein, ich will das nur zur Diskussion stellen. Vielleicht bin ich da auch auf dem Holzweg. Spannend wäre doch, wie lange ein Ritter, Söldner, ... mit Schwert gegen ein, zwei Bauern mit Langem Messer Stand hält oder so etwas. Ich versuche, vom Publikum aus zu denken, was die interessant fänden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es eher die Grundlagen sind. Die Feinheiten sind dann doch etwas für die Fechtszene (Diskussion um Rekonstruktionsansätze, Ideenaustausch, Weiterentwicklung der bestehenden Ansätze aufgrund neuer Erkenntnisse).
 
Naja grundsätzlich beschäftige ich mich hauptsächlich mit dem langen Schwert, dem langen Messer, dem Dolch, der Sichel ( sehr interessant und macht Spaß) und dem Luzerner Hammer/der Mordaxt, als auch mit Schwert und Buckler (noch im Anfangsstadium). Hierzu ist die Quellenlage sehr gut bis ausreichend. Gestern beim Training haben wir uns erstmals mit dem langen Stab und der Hellebarde beschäftigt. Mir ging es eigentlich nur darum, das ich schon oft auf Mittelaltermärkten Schwertkämpfe gesehen habe, eben mit dem Einhandschwert, meist im Harnisch, die mir, gelinde gesagt unglaubwürdig und seltsam vorkamen. Da habe ich mich gefragt, kann man das besser machen? Ich habe Freunde die mit einer "Schaukampftruppe" umherziehen und die mich auch schon öfter zu ihrem "Training" eingeladen haben. Diese Jungs arbeiten mit ausschließlich mit dem Einhandschwert (meist ohne Schild). Ich kann mit deren "Techniken" nichts anfangen. Und langes Schwert wollen sie nicht lernen. Habe mich da dann herausgehalten. Aber die Frage blieb mir. Daher auch die Fragestellung hier.
 
Was mir noch eingefallen ist - bei Fiore deiLiberi gibt es Stücke für das Langschwert in einer Hand. War mir nur nicht so präsent, da ich mich eigentlich nur mit den deutschen Schulen beschäftige. Den bekommst Du übrigens auch als App - such mal im playstore nach "poket armizare". ;)
 
Meiner Meinung nach ist das mittelalterliche Einhandschwert nicht als "stand-alone" Waffe gedacht. Ein Buckler oder größerer Schild sollte immer dabei sein, damit es als Waffen- und Fechtsystem Sinn ergibt. Anders dagegen das Lange Messer oder das Lange Schwert, letzteres muss (soll) allein genutzt werden, ersteres kann sowohl allein als auch mit Zweitwaffe/Schutzwehr Verwendung finden. Natürlich wird man, wenn kein Buckler o.ä. zur Hand ist, ein Einhandschwert auch alleine benutzt haben. Ich habe das im Training auch schon getan und es dann weitgehend wie ein Langes Messer geführt. Der fehlende Nagel macht natürlich das Versetzen mit der Fläche und das Winden gefährlicher. Gut alleine verwendbar sind die später aufkommenden Seitschwerter und frühen Rapiere, aber die haben konsequenter Weise auch deutlich mehr Handschutz.
 
Historisch gesehen, wurden Schwerter in Europa faktisch bis zum Aufkommen des Langen Schwertes und des Langen Messer immer mit Schild genutzt. Mir fällt zumindest auf Anhieb kein Beispiel für die isolierte Verwendung eines einhändig geführten Schwertes ohne Schild ein. Eventuell noch der leichte Säbel bei Reitervölkern, aber ansonsten... Und das hat seinen Grund.
 
Sichel würde ich auch gerne mal ausprobieren. Mordaxt-Simulatoren sind in Arbeit. Ich hoffe, dass wir da die Rekonstruktion aufnehmen.
Mir ging es eigentlich nur darum, das ich schon oft auf Mittelaltermärkten Schwertkämpfe gesehen habe, eben mit dem Einhandschwert, meist im Harnisch, die mir, gelinde gesagt unglaubwürdig und seltsam vorkamen. Da habe ich mich gefragt, kann man das besser machen? Ich habe Freunde die mit einer "Schaukampftruppe" umherziehen und die mich auch schon öfter zu ihrem "Training" eingeladen haben. Diese Jungs arbeiten mit ausschließlich mit dem Einhandschwert (meist ohne Schild). Ich kann mit deren "Techniken" nichts anfangen. Und langes Schwert wollen sie nicht lernen. Habe mich da dann herausgehalten. Aber die Frage blieb mir. Daher auch die Fragestellung hier.
Das Beste, was man machen kann. Verbesserung durchaus möglich: Langes Schwert schnappen und Harnischkampf machen. Ist nicht meins, aber es sind durchaus interessante Techniken.
 
Wenn die Truppe unbedingt die Einhänder behalten möchte, wären da ein paar Halbschwerttehniken möglich - nur fehlt es dann am Hebel, sobald es ins Ringen am Schwert übergeht. - etwas, das man auf Märkten übrigens auch viel zu selten sieht... Aber man muss da glaub ich auch differenzieren, ob man da was für fachlich informierte Zuschauer aufziehen möchte oder für Gäste, die erwarten, dass es scheppert und kracht...
 
Alles Fechten kommt aus dem Ringen. Deshalb gehört das Ringen am Schwert als auch das Kriegsringen, bei den Winkelfechtern zum Trainingsprogramm. Wir zeigen solche Techniken auch bei Auftritten, wie z. B. diese Jahr, auf dem Stadtfest in Achim und auch beim Stadtfest in Verden. Auf dem Weihnachtsmarkt in Ritterhude, mit dem Mittelalterverein Domus Draconis, die uns eingeladen haben, werden wir dies noch einmal zum Abschluß des Jahres zeigen. Auf Mittelaltermärkten bin ich auch, dieses Jahr leider nur in Rotenburg/Wümme. Dort haben wir allerdings aus Platzmangel nur wenig zeigen können. Zum Einhandschwert noch einmal zum Abschluß, ich werde bei Schwert und Buckler bleiben. Das ist historisch korrekt, und macht Sinn. Hier stehe ich aber noch am Anfang. Wird sicher 2018 werden, bis die ersten Techniken herzeigbar funktionieren. Vielen Dank an alle die mir hier sehr gute und hilfreiche Hinweise gegeben haben. Dies Forum ist eine Bereicherung.
 
Wenn Du viel Langeweile hast, kannst Du bei hroarr.com mal schauen - dort findet man auch eine Menge alter Quellen und neuer Fechtbücher verlinkt - möglicherweise ist da etwas zu finden, was hier keiner auf dem Schirm hat. Bin selbst noch nicht dazu kekommen, alles was halbwegs interessant aussieht mal anzuschauen...
 
Falls noch aktuell - in Wittenwillers Fechtbuch gibt es ein Kapitel zum Basler/Schweizer Degen. Damit hättest du zumindest für die Einhändiger Verwendung eines Kurzschwertes eine Quelle. Eventuell lässt sich da ja was übertragen.
 

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