Erste Darstellung - Eine Magd im späten Hochmittelalter, oder?

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Rabenfeder

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67069 Ludwigshafen am Rhein
Nach dem endlich der stressigste Teil meiner Abiturphase herum ist finde ich nun endlich Zeit, mich dem (für mich) neuen Hobby zu widmen! Kurz gefasst bin ich derzeit was Ausstattung anbelangt ein ziemlicher GroMi - zwei einfache Kleider aus Baumwolle und ein hübsches "Burgfrolleinkleidchen" sind mir zwar eigen, die zwar hübsch sind und gemütlich, allerdings eher nur noch für diverse LARP-Abende oder Themengeburtstage bei Freunden herausgeholt werden - oder mal für's MPS. Doof gekauft, aber nunja! :ups Nach dem ersten "Middelaldermarkt" wollte ich dann doch mehr drüber wissen, bin hier ins Forum gerutscht und - oh, Schreck! Es geht auch anders - Und das klingt schon ziemlich spannend. Also am liebsten gleich mitmischen und am Besten noch nochmal von vorne anfangen: Mein erster Gedanke - Wikinger! Leider überhaupt nichts für meine Region und in den Norden komm' ich für Veranstaltungen auch nicht mal so eben. Also verworfen oder vielleicht auch erstmal weit nach hinten geschoben. Drum habe ich erstmal aussortiert, nach Materialkosten, was zu mir passen könnte, regionalen Dingen. Ein richtiges "Burgfrollein" wird's bei mir schon mal nicht, das kann sich mein Schülergeldbeutel einfach nicht leisten. Also, nach viel trara: ~~~~~~~~~ Eine Magd soll's werden, um das Jahr 1300. Regional soll's auch bleiben, meinen Stadtteil gab's wohl schon im Frühmittelalter als Dörfchen, wenn man dem Internet Glauben schenken mag, also wohl beim Bauern angestellt. :saint: Aber was trug eine solche denn? Unterkleid und Cotte waren ziemlich schnell die Antwort, ersteres aus Leinen, zweiteres wohl aus Wolle. Kein Problem!, dacht' ich mir zumindest. Bei Naturtuche hab' ich mir vor ein paar Wochen Stoffproben zukommen lassen, schön betatscht und nun das erste "Uff" - Rein vom Fühlen her würd' ich ja eher von einem Wollköper ausgehen für das obere Kleid - ein walnussbrauner Wollstoff soll's später mal für die erste Gewandung werden. Aber wofür war bzw. ist leinwandbindige Wolle denn gut? Wurde das überhaupt zum Tragen verwendet? Welches Garn wurde denn zum Nähen verwendet? Anders als in meiner Vorstellung werde ich wohl doch auf Nähmaschine verzichten sondern gleich ganz von Hand arbeiten. Welche Art von Nadeln könnte ich denn verwenden? Ich hatte seit bestimmt 6 Jahren nämlich keine mehr in der Hand und müsste mir auch neue besorgen. :pinch: Zur Kleiderfrage auch gleich die Schuh-und Schleierfrage: Welche Schuhe trug denn Frau zu dieser Zeit? Wendegenäht sollen sie wohl sein, aber welcher "Schnitt" wäre denn da aktuell und aus welchem Material? Hätte nun auf Rindsleder getippt, hab aber keinen Plan von Lederarbeiten. :X Und zum Schleier - Durfte eine Magd denn einen hübschen, eher längeren Schleier tragen oder würde ein im Nacken gebundenes Kopftuch besser passen? Musste eine unverheiratete Frau denn einen tragen? Tatsächlich sind das bisher die "einzigen" Dinge, die mir Grübeleien bereiten, wenn ich so weiter darüber nachdenke, aber schon Fragen über Fragen. :whistling: Über Antworten freue ich mich sehr und bedanke mich für's Durchquälen im Voraus! Wer einen Literaturtipp herumliegen hat, da würde ich mich auch sehr freuen! Liebe Grüße, Rabenfeder :) PS: Die ersten Nähversuche kann ich hoffentlich bald mit Baumwolle machen, um schon mal einen groben Plan zu haben und nicht den teureren Stoff zu zermürben. Für den ersten Markt in meiner Nähe wird die Gewandung wohl nicht mehr fertig, aber vielleicht ja im Sommer. ^^
 
Hallo Rabenfeder, das hört sich schon sehr durchdacht an und Du hast dir viel vorgenommen! Ich drücke die Daumen und wünsche dir durchhaltewillen. :thumbsup:
 
Ui, da hast du schon viel Arbeit und Energie investiert. Ich denke, du hast bestimmt schon im Internet zum Thema 'um 1300' geschaut. Wenn du da auf die Seite von Tempora Nostra gestoßen bist, dann hast du schon eine gute Grundlage für Schnitte und wie und was... auch zum Thema Kopfbedeckung werden einige Optionen vorgestellt, die Lösung an sich gibt es nicht. Jeder muss für sich entscheiden, was am wahrscheinlichsten ist. Als Buch zum Thema 'Nähen im Mittelalter' gibt es in Katrin Kanias Buch Kleidung im Mittelalter: Materialien - Konstruktion - Nähtechnik. Ein Handbuch Schuhe Foarcheim - die Seite überhaupt.... Und damit bist du schon mal gut beschäftigt.
 
Hallo, das klingt schon nach einem sehr guten gedanklichen Anfang - wenn Du auf dem Weg weitergehst hast Du schon die ganz richtige Richtung, denke ich. Zu Deinen Detailfragen:
  • leinwandbindige Wolle kannst Du genau wie köperbindige für Oberbekleidung verwenden. Das ist mehr oder weniger eine Geschmacksfrage. Was sich wofür eignet ist dabei auch eine Frage des Stoffgewichts und der Ausrüstung. Oft ist leinwandbindige Wolle noch leicht angewalkt, was sie winddichter und wasserabweisender macht.
  • für die Wahl des Garns gibt es keine allgemeingültige Regel, normalerweise nimmt man dasselbe Material wie den zu nähenden Stoff, es gibt aber auch Funde von Wolltextilien die mit Leinengarn genäht sind (zB das sog. Bußkleid der hl. Elisabeth). Bei Wollstoffen zupfen manche Näherinnen Kettfäden als Nähfaden aus dem Stoff selbst, es gibt aber auch Wollgarn in alle Farbschattierungen zu kaufen. Mein Lieblingswollnähgarn kommt von Zeitensprung Handwebereien.
  • Nähnadeln: für zu Hause kannst Du moderne Stahlnadeln nehmen, solltest Du mal auf einer Veranstaltung "schaunähen" wollen empfehlen sich handgefertigte Nadeln aus Bronze oder aus Knochen. Ich nutze meine Bronzenadeln auch zu Hause, aber das ist mehr eine persönliche Vorliebe.
  • Schuhe: wendegenähte Lederschuhe sind auf jeden Fall richtig, da gibt es verschiedene Handwerker die Dir weiterhelfen können, auch hier im Forum.
  • Kopfbedeckung: für alltags wird Deine Magd sicher eher ein Kopftuch, eine einfache Haube ("Birgittahaube") oder einen Wimpel tragen um die Haare beim Arbeiten zu schützen und aus dem Weg zu halten. Ob sie für Sonntags einen hübschen Schleier ihr Eigen nennt kommt ein bisschen darauf an wo sie im Dienst steht und wie wohlhabend ihre Herrschaft ist. Ein Tip: Mägde gab es auch im städtischen Bürgerhaushalt... ;)
So, damit wären Deine Fragen erstmal grob beantwortet, oder? Keine Angst, da werden mit Sicherheit bald die nächsten paar Dutzend Fragen auftauchen. :D So, und zum Schluss noch zwei Blog-Tips zum Lesen für Deine angestrebte Zeit/Darstellung: schau mal auf die Seiten von www.sororeshistoriae.de und diehandmaid.wordpress.com (Gerda ist auch hier im Forum angemeldet). Viel Spass beim Lesen, Werkeln und Fragenstellen!
 
servus, gleich mal ein kleiner Tipp. Wenn du deine Stoffproben begrabbelst, kannst du ja mal in versch. Richtjngen dran ziehen. Wollköper ist zb. In eine Richtung zum Faserverlauf querelastisch, da ist es teils sehr wichtig, wie man die Stoffbahn am Ende legt und wo sie verwendet wird.
 
Hallo Da hast du wirklich schon viel heraus gefunden und einen guten Plan gemacht. Bei der Kopfbedeckung würde ich für den Anfang einfach mal ein schlichtes Kopftuch machen. Wenn du lange Haare hast kannst du einen Zopf flechten, Kopftuch drüber und dann ist das eigentlich schon fertig. Das hat sich bei meiner Tochter bewährt. Mit zwei Zöpfen hält das Kopftuch allerdings besser und rutscht weniger herum. ;-) Für den Sonntag könntest du ein schöneres Kopftuch mit einer bestickten Stirnkante tragen. Das sieht sehr schön aus. Walnussbraun ist eine sehr schöne Farbe und passt perfekt zu deiner Darstellung. Mein Sohn (städtische Handwerker-Familie) trägt ebenfalls einen walnussbraunen Kittel weil er auch jetzt noch manchmal etwas ausleert oder so. Da sieht man allfällige Flecken nicht so gut.
Ein Tip: Mägde gab es auch im städtischen Bürgerhaushalt...
Behalt das doch mal im Hinterkopf. Mägde von reicheren Leuten haben manchmal auch mal abgetragene Kleidung ihrer Herrinnen bekommen. Das wäre dann ein schönes Kleid für den Sonntag geworden... Um das Jahr 1300 hat es schon viele kleinere Städte gegeben und damit ist die Chanche gross, dass es bei dir in der Nähe auch ein kleines Städtchen hat wo du als Magd einer Bürgerfamilie gearbeitet haben könntest.
 
herzlich willkommen im Forum :bye01 und schön, dass du per Hand nähen willst! Das ist gar nicht schwer, auch wenn es etwas Übung und Geduld braucht. Mein Rat: Fang mit dem leinenen Leibhemd an. Das ist eine gute Übung, zudem sind kleine Fehler nicht zu sehen, weil d'rüber noch die Cotte ist. ;) Viel Freude beim Herstellen von Kleidung u. Ausrüstung!
 
Kann dir nur empfehlen vorher alles gut festzustecken mit einem Haufen Nadeln und dabei am besten eine zweite Person zur Hilfe zur nehmen. Oder du nähst mit der Maschine in ganz losem Stich und feiner Nadel einmal vor und schaust wie es passt, dann auftrennen und entlang der Stiche mit der Hand vernähen. Es ist zu ärgerlich, gerade am Anfang, wenn man das sauber von Hand näht und am Ende passt was nicht.
 
Hallöchen! Ich hab alles schon ein bisschen früher gesehen, kam aber jetzt erst zum Antworten: Vielen vielen lieben Dank erstmal für die ganzen Antworten (und auch die PM!)! Die Links sind erstmal in meinen Lesezeichen eingespeichert und werden bei Zeiten durchgestöbert. Vielleicht hol' ich mir doch mal ein Notizbüchlein. Auch danke @Aisling für den Buchtipp, das Buch von Frau Kania hatte ich tatsächlich mal im Augenwinkel beim Stöbern gesehen, auf die Euronen dafür wird wohl erstmal ein bisschen gespart - uff! Wenn es sich allerdings lohnt, dann soll dem so. :saint: Das mit der städtischen Magd werde ich auf jeden Fall im Hinterkopf behalten, darüber hatte ich gar nicht nachgedacht! Da findet sich bestimmt ein hübscher, "bunterer" Stoff für ein Sonntagskleid... :love: Das ich aber erstmal weit nach hinten schiebe. Auf jeden Fall auch ein Dank für den winkenden Zaunpfahl. ^^ @Schnazel - Eine Maschine hab' ich tatsächlich gar nicht. Tatsächlich wollte ich mir eine mal besorgen, allerdings erübrigt es sich wohl für's Erste. Stecknadeln kommen aber ganz sicher auf die Einkaufsliste, in meiner alten Handarbeit-AG vor viiielen Jahren ging auch nichts ohne, also muss ja was dran sein. :D Wenn ich weitere Fragen habe, werfe ich sie nochmal hier rein. Das nächste bisschen wird zwar etwas dauern, aber ich werde euch auf dem Laufenden halten. :bye01 Liebe Grüße, Rabenfeder
 
Hallo Rabefeder. Die Kania lohnt sich auf jeden Fall. Auch wenn der Preis ist sicherlich erst einmal Abschreckend ist. Zur Not per Fernleihe erst mal ausleihen.
 
Die wichtigsten Tips hast Du schon bekommen. Was wirst Du sonst noch brauchen und wo bekommst Du was, wenn Du es nicht selber machen kannst...? Schaffst Du es Ende April nach Freienfels? Dort findest Du normalerweise Andy Vogel als Hersteller/Händler von Schmuck, Messern und Nadeln. DER Nadelhersteller meines Vertrauens! Seither Nähe ich nur noch mit Messingnadeln. (Super feine hat er!) Außerdem ist Andy Helfert als Schuhmacher da. Macht meist eher Frümi-Schuhe, macht aber auf Bestellung ich HoMi auf Maß. Ja, Kost ein paar Euro, aber weniger als Masswerk-Schuhe. Ebenfalls dort sein wird Ovicula, falls Du mal an Naturgefärbten Stoffen schnuppern willst. (Michi und Manuela beantworten gerne auch Fragen). Die findest Du aber auch zum Spectaculum in Worms. Da kannst Du auch gerne mal beim Vuozvolc vorbei schauen und Fragen stellen.
 
@Dragonlord1975 -Dann steht sie mal auf meiner Liste! @Lorenz vom Quellental - Bisschen spät, aber ich kam gestern nicht mehr zum Antworten, auch wenn ich's gesehen habe! - Von Freienfels hab ich noch nie gehört, hab's mal in die Suchmaschine eingefügt und für interessant befunden. Meinen "Fahrdienst" hätte ich theoretisch auch schon, mal schauen, ob das auch bis zu Anfang Mai so bleibt :D . Danke für die Tipps, sollte ich es hinschaffen, schau ich mal bei den Händlern vorbei! Und was dann Schuhe und co. anbelangt (also, alles, was ich vielleicht selbst anfertigen könnte, aber nicht die nötigen Fertigkeiten dafür (derzeit) habe)- Dann kann ich ja mal dort schau'n, werde wohl erstmal die Hände voll mit dem Nähen lernen haben. :whistling: Bei der Lagergruppe (?) schnei ich vielleicht auch mal vorbei - Nur steht mir da im Weg, dass ich ein extrem scheuer Mensch bin. Aber gucken werd' ich mal! Oder allenfalls die Begleitung vorschicken, die ist da schon eher abgebrüht. :saint: Liebe Grüße und ein angenehmes Wochenende, Rabenfeder
 
Trara! Da bin ich wieder. Leider nicht allzu weit, wie ich es mir vorgenommen hatte. Mein Abitur (nun endlich fertig) hat dann doch etwas mehr Zeit und Kraft in Anspruch gesteckt, als gedacht, so ab ich das Hobby weit weit nach hinten geschoben. Allerdings nicht vollständig vergessen! Nach Freienfels hab ich es dieses Jahr (dank Wetter) leider nicht geschafft, nächstes Jahr ist es allerdings fest geplant (und dann hoffentlich auch wenigstens mit etwas mehr Ausrüstung), dafür war ich in Lampertheim (wo ich sogar ein nettes Gespräch führen durfte!) und nun letztens in Worms (da war ich leider wieder zu scheu. Nächstes Mal.) . Da hab ich auch eine kleine Geschichte zu erzähl'n! (Vorsicht - dezente Selbstironie!) Wieder Mal beflügelt vom Gedanken "Hach, ich könnte ja mal anfangen mit Nähen, Zeit hab' ich ja gerade!", denn der Baumwollstoff vom blaugelben Schweden lag bestimmt mehrere Wochen nun in der dunkelsten Ecke des Kleiderschrankes - Nähnadeln, Maßband, Schere und Stecknadeln waren auch da- , und dann hatte ich mich tatsächlich dran versucht. Ich merke an, dass die Handarbeits-AG bereits schon sieben Jahre her ist. ;) Körpermaße wurden genommen und notiert, Schnittmuster nach Anleitung der Tempora Nostra erstellt und auf meine Maße angepasst. Nur hatte ich keine Schneiderkreide. Juhu. Also hab ich Zeitung genommen, zum Teil zusammengeklebt (ich bin recht groß für ein Weibsbild), und schließlich auf den Stoff gelegt. Wohl leider nur nicht *zu* gut festgesteckt, denn die erste Stoffbahn hätte als Turm in Pisa stehen können und die zweite war weniger schief, wäre aber sicherlich als Objekt umgekippt. Knick in der Optik sagt "Hallo". Frustriert ließ ich den Stoff für mehrere Tage liegen, meine Katzen hatten sich bereits ein Nest draus gebaut, da war ich nun doch auf dem nächsten Markt, war furchtbar neidisch auf die ganzen wollernen, schönen Roben und feinen Schleier und hab mir in den Allerwertesten gebissen. Die zerschnittenen Stoffreste hab ich zum Teil als kleines Kopftuch verwertet (Achtung! Vollkommen unauthentisch!) - das wurde nämlich zu einem Schlauch zusammengenäht, so dass man es von hinten simpel über Haar und Rübe ziehen kann. Zumindest den Steppstich konnte ich daran üben. Als nächstes werde ich wohl diverse einfachen Sachen ausprobieren, die entweder nicht ganz "A" sind oder nicht gaaanz so zu meiner Darstellung passen (Skjoldehamn-Gugel lässt grüßen!). Auch ein Schleier ist in Arbeit, und ein Täschchen - Aber erstmal noch aus baumwollernem Probierstoff! Aber das Kleid wird noch dauern. Den Spaß am Nähen hab ich aber wieder gefunden, und werde mich langsam bis zum ersten Kleid durchbeißen. Wenn ich etwas Hübscheres zum Vorzeigen habe, werde ich es euch wissen lassen. ^^ Und bis dahin wohl entweder ganz "zivil" oder in schrecklich (gemütlichen doch hierzulande furchtbar heißen) Baumwolltrachten durch die Gegend robben. Man möge es mir verzeihen! Es grüßt und wünscht eine schöne Saison, eure Rabenfeder!
 
Wenn's Dich tröstet - Probleme beim Zuschnitt kennt vermutlich jeder hier ^^ Und damit es Dich noch mehr tröstet, eine aktuelle Geschichte zum Fluchen ;-) Neue Tunika sollte es werden. Vorder- und Rückenteil sind bei mir glatt 60 cm breit, sitzt dann bequem, und nicht zu schlabberig. Aufgezeichnet auf dem Stoff, alles zugeschnitten, und dann festgestellt, dass ich bei sämtlichen Teilen die Nahtzugabe vergessen hatte. Na ja, wird's halt nen bissl enger, muss ich eben den Bauch einziehen. Oberteile vernäht, Ärmel dran (zwei Abende Arbeit weil nur Handnähte), anprobiert. Geile Meile, sieht aus wie Elli Pirelli, die tanzende Fleischwurst. Dass so ein 'bisschen' Nahtzugabe echt wichtig sein kann, hab ich dann auch feststellen dürfen. Also den Rücken mittig aufgeschnitten, und nen 5cm breiten Streifen längs rein genäht. Sitzt besser, aber immer noch doof. Ärmel genau das gleiche. Ohne Nahtzugabe viel zu eng. Wieder aufgetrennt, Streifen rein, neu genäht. Dass die Ärmel auch noch 5 cm zu kurz geraten waren, und jetzt vorne noch nen Querstreifen zur Verlängerung dran ist, ist nur eine drollige Nebenanekdote. Unten Schurz und Keile dran, alles versäubert und gesäumt. Nochmal angezogen. Richtig toll, die Keile sitzen auf der Hüfte, nicht auf der Taille. Sieht aus wie ein Tutu beim Ballett. Hatte mich beim Messen am Bund meiner Jeans orientiert. Und der ist leider auf der Hüfte, nicht an der Taille. Hätte ich mit kurzem Nachdenken eigentlich wissen müssen. Und auch, dass man vielleicht nicht nachts um 12 mit den Vermessungen für ein Kleidungsstück beginnt. Also alles unten noch mal ab, und 10 cm weiter oben wieder dran getackert. Dadurch ist leider auch der vordere Schlitz hoch gewandert. Sitzt jetzt dekorativ auf Bauchnabelhöhe. Also oben etwas zugenäht. Unnötig zu erwähnen, dass die beiden vorderen Teile jetzt nicht mehr schön fallen... Fazit - Gut 50 Arbeitsstunden und 3qm tollen Wollstoff verballert. Und auch wenn ich das blöde Ding jetzt schon hasse wie die Pest - ich werde es rein aus Prinzip und Protest schon tragen. Ich hoffe, ich konnte Dich wieder etwas heiterer stimmen :) Nicht verzagen, weiter machen...
 
Ach ihr Lieben... Nichts geht über try and error ;) Daher kommt meist der Rat, es zuerst mit billigem Stoff "zur Probe" versuchen. Sehr schön, daß ihr es sportlich nehmt. Macht weiter.
 
Rabenfeder, das hört sich für mich an als wärest Du hauptsächlich an untauglichem Material gescheitert...versuchs einfach beim nächsten Mal mit einem Schnittmuster aus großen Packpapierbögen. Die Zeit die man in ein gutes Schnittmuster investiert ist nie vergeudet, das kann man nämlich immer wieder verwenden! Und einen Bogen Papier wegzudonnern wenn man sich verkonstruiert hat tut weniger weh als wenn das schon auf Stoff passiert. Also nichts wie mit frischem Mut ran an den Stoff! Ach ja, und es schadet auch nicht erstmal mit einem Unterkleid anzufangen, da sieht man kleine Schnitzerchen beim Nähen hinterher nicht mehr so. :) Hendrik, die Zeile mit der Fleischwurst hat mir echt den Abend gerettet.... :groehl Sieh es positiv, das sind schon mal ganz viele Fehler die Du garantiert kein 2. Mal machen wirst... Und denkt immer dran, es geht nicht über das stolze Gefühl wenn man zum 1. Mal ein selbstgenähtes Stück "spazieren führt"!
 
@Katharina de Lo - Das schlimme ist ja, dass ich genau diese Fehler bei zwei anderen Stücken vorher ganz bewusst vermieden habe. Also theoretisch hätte ich es wissen müssen, dass es schief geht. Aber jetzt weiß ich definitiv, daß 'nur' 1cm Nahtzugabe sich im Gesamtumfang auf 4cm zu wenig summiert, und dass das insgesamt zu viel ist ;-) Und so ist das Teil wenigstens individuell und vielleicht auch etwas authentischer. 'Die damals' haben sich bestimmt auch mal vermessen. Und dann sicherlich nicht alles in die Tonne getreten, sondern versucht zu retten, was zu retten geht.
 

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