Fränkischer Meier zu Helmighausen bei Löningen

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yeoman

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Moin, kurze Story: im Zuge meiner Ahnenforschung fand ich heraus, daß ein Zweig meiner Vorfahren aus Löningen stammt ( das schon 1997 in Hamburg ), 2002 erfüllte sich mein Schicksal ( Tanken in Dinklage ) ;) , seit dem lebe ich in dieser Gegend. Habe, da hier keiner mit einem Job auf mich wartete, viele Stunden im Archiv der kath. Kirche in Vechta verbracht. Dabei fand ich heraus, daß ich als Zugezogener in Helmighausener auch ein Nachkomme der von Karl dem Großen eingesetzten Meier bin. Was ist spannender ? Meier als Franke, dann vielleicht niederer Adel, verdienter Krieger ?? Oder als Sachse, der sich unterwarf ?? Gruß René
 
oder vielleicht Meier als Sachse, der nix gegen KdG hatte? Es waren ja nicht alle "Sachsen" gegen den "Schutzherrn der Christenheit", etliche waren auch "neutral", hielten sich an das Taufgelöbnis , waren überzeugte Christen, hatten keinen Bock mehr auf Krieg u.u.u. Sich allerdings als freier Mann in Dienst zu begeben, nun, wirtschaftlich sinnvoll, nicht der Hit damals bei "Sachsens". Modisch dürfte der Unterschied aber nicht sooo groß sein, das man das heute erkennen würde. Als "Meier" hast du ja nichts "eigenes"
 
Das Amt von Karl dem Hammer kann man wohl kaum verallgemeinern... bis ins SpäMi waren die M. eigentlich nur Verwalter fremden Besitzes, oder?! Zwar regional durchaus mit großem Einfluss und Stand, aber ohne eigenen Besitz.
 
Wieso tauchen dann in manchen Schenkungen die Namen der Hausmeier auf und nicht der Könige oder Kaiser? Warum hatten manche Hausmeier mehr Macht als der König/ Kaiser? z.B. Pippin III. war auch Hausmeier und wurde König, daß alles ohne Besitzungen. Wie konnte Karl Martell sein Reich unter seine Söhne aufteilen, wenn er keine Besitzungen hatte.
 
Pippin III. ließ sich aus dem Amt des Hausmeiers zum König wählen - und schaffte sogleich das Amt des Hausmeiers ab. Als König hatte er dann natürlich "was eigenes" - nämlich jene Ländereien, die er zuvor verwaltet hatte und den Rest auch noch (schließlich hatte jedes Teilreich einen eigenen Hausmeier). Karl Martell hingegen war nie König. Das Reich konnte er trotzdem aufteilen, da der eigentliche König völlig ohne Macht war.
 
Moin, meine Vorfahren, die Besitzer des Meierhofes in Helmighausen konnten sich um 1600 von der Familie "von Langen" freikaufen. Dies ging ja nur von den Überschüssen. Hallo Hermann, seh grad Deine Beitrag ;) . Mein Meier waren doch nur ganz kleine Lichtlein. :) Nicht so feine Herren wie die Karolinger. Als Verwalter unter einem schwachen Herren ( Merowinger ) kann man sich gut entfalten und zu Macht und Reichtum kommen. Unddadurch kommt man natürlich auch zu Besitz. Nur kein Stress, bis in Minden René
 
Sinn war eigentlich die Überlegung zu einer Darstellung so um 800. Stamme von diesem Hof ab ( existiert heute noch, ca. 400m Luftlinie von mir weg ). Natürlich auch von ca. 36 Generationen andern Erbgutes seit 800( 2hoch 36 sprengt total die Einwohnerschaft von deutschland zu dieser Zeit).
 
Hermann, weil der Großknecht Karl Martell Prokura hatte , ein Hausmeier.also ein Major Domus war ein Verwalter, der die Güter der Familie für eben diese verwaltete, wie in manchen Gegenden der Neuzeit auf sehr großen Höfen eben der Großknecht oder auf den Gütern im Osten der "Herr"Verwalter... Die Pippiniden waren sozusagen die Geschäftsführer/Vorstandsvorsitzendendes merowingischen Königreichs.... Karl der Große war nach sächsischer Auffassung der Sohn eines Mannes, der seinen Herrn verraten hat, da hilft auch die hochadlige Mutter nichts. Die haben sich einfach den Besitz unter den Nagel gerissen. Zu dem "kleinen" Meier, naja, dem steht ja auch eine gewisse "Alimentation" aus den Überschüssen zu, das kann man sparen und sich dann freikaufen.
 
Karl Martell war nicht irgendein Meier, er war der Hausmeier des Königs. Das kann man schlecht vergleichen. Er verwaltete nicht irgendein Landgut, er verwaltete das gesamte Königreich. Und nachdem der König sich in nichts einmischte konnte Karl mehr oder weniger tun und lassen was er wollte. Das ist ähnlich wie heute in diversen Monarchien. Die Queen ist zwar nominell der Boss, hat aber nichts zu sagen. Die wahre Macht hat der Premierminister, obwohl er ein Untertan der Queen ist. Yeoman gedenkt, einen Meier darzustellen, nicht den königlichen Hausmeier, was auch recht unbescheiden wäre.
 
Panzerreiter, so ist es ... http://de.wikipedia.org/wiki/Hausmeier Quelle Wikipedia... Da wird das ganze eigentlich nett beschrieben ... Der Meier eines Gutes , wie er hier dargestellt werden soll, (Major) ist ja nicht viel weniger oder mehr als der "Gutsverwalter", praktischerweise übernahm der Sohn das Amt vom Vater. Mit dem Unterschied, das das Gut im Erbfall nicht, wie das bei einem Eigengut der Fall war, zur gesamten Hand der männlichen Erben vererbt wurde (geteilt) sondern im Besitz des Eigentümers /der Eigentümerfamilie verblieb. Allerdings ist schon allein durch die schiere Größe einer solchen Domäne , mit allen Unfreien und Pächtern, die da dran hängen, so ein Meier eine Person, an der niemand so leicht vorbeikommt. Er ist in der Region/auf dem Gut quasi "der König" . Sein Wort ist Gesetz, denn es ist das Wort des Königs. Entsprechend ist der natürlich auch ausgestattet, denn der König kann es sich nicht leisten, "seinen Mann" schlechter auszustatten als die lokalen Eigengutbesitzer etc. Je nach Ertragslage muß die ja auch nach außen gezeigt werden, sonst wäre der Meier ja der Lächerlichkeit preis gegeben. Da müßte man jetzt recherchieren, ob dieser Mensch waffenfähig war u.u.u. Einfache Darstellung im Sinne von "alle Quellen vorhanden" geht anders ;-)
 
Hallo, so wie meinen Geschichtsunterricht in Erinnerung habe ( ist seeeeehr lange her ) waren die fränkischen Bauern einst frei, mußten ihre Abgaben leisten und waren zum Kriegsdienst verpflichtet. Um speziell der Kriegspflicht und den damit verbundenen Ausfälle an Ernte usw. zu entgehen gegaben sich viele in die Unfreiheit bei einem Mächtigeren ( Kirche oder Adel ). Ob diese ursprüngliche Freiheit auch auf die besiegten Sachsen übertragen wurde weiß ich nicht. Die Meierhöfe hier wurden entlang einer alten Heerstraße angelegt. Hatten vielleicht auch eine strategische Bedeutung ? Gruß René
 
Ob diese ursprüngliche Freiheit auch auf die besiegten Sachsen übertragen wurde weiß ich nicht.
Dass eine Historikerin einen historischen Roman schreibt, ist eher selten. Sabine Neumann ist Historikerin und beschreibt in "Die Schlüsselträgerin" genau dieses Phänomen. Sie gibt im Anhang als Quellen u.a. Schenkungsurkunden des Klosters Corvey (Corbia Nova) an, in denen verzeichnet ist, welcher sächsische Adlige oder auch Freie sein Land (natürlich mit allen Leuten darauf), dem Kloster schenkte.
 
Die Meierhöfe dienten der Versorgung , wenn der König unterwegs war. Also schon "strategische Bedeutung" ;-) Diese ursprüngliche Freiheit wurde nicht auf die Sachsen übertragen, sondern sie wurde ihnen gelassen. Wie das bei Frankens war weiß ich nicht, bei Sachsens jedenfalls war die Gesellschaft sehr viel feiner gegliedert. Also nicht nur Adel, Freie , Unfreie sondern dazwischen und dadrin gabs auch noch Unterschiede. Es gab also mehr oder weniger Unfreie/Freie /Adlige. KdG hat ja da nichts dran geändert, nur die alte Verfassung durch die Grafschaftsverfassung ersetzt und den Kirchenzehnten eingeführt. Es waren ja auch nicht alle Sachsen in dem langen Krieg beteiligt und es waren auch nicht immer alle dabei
 
so wie meinen Geschichtsunterricht in Erinnerung habe ( ist seeeeehr lange her ) waren die fränkischen Bauern einst frei, mußten ihre Abgaben leisten und waren zum Kriegsdienst verpflichtet. Um speziell der Kriegspflicht und den damit verbundenen Ausfälle an Ernte usw. zu entgehen gegaben sich viele in die Unfreiheit bei einem Mächtigeren ( Kirche oder Adel ).
Im Prinzip ja, du hast richtig in Erinnerung. Es wäre kein Problem für die freien Bauern gewesen, wenn sich Kriege in Grenzen gehalten hätten, was sie aber, speziell, aber nicht nur unter KdG nicht taten. Der alte Kanbe war so oft und regelmäßig auf Kriegszug, dass die Annalen und Chroniken es schon als erwähnenswert verzeichneten, wenn er mal in einem Jahr ausnahmsweise nicht auf Kriegszug war. So aber wurde die häufige Abwesenheit gerade für Kleinbauern, die die Arbeit nicht an Knechte oder Pächter delegieren konnten, zur Belastung. Allerdings wird diese Entwicklung so richtig erst nach KdGs Zeit auffällig, auch wenn ihr Beginn in dieser Zeit liegen mag. Gesellschaftliche Veränderungen brauchen immer etwas und machen sich erst mit einer gewissen Verzögerung bemerkbar. Von der Staatsreligion und der "Zentralregierung" abgesehen waren nun die gesellschaftlichen Strukturen bei den Franken und den Sachsen im Grunde ziemlich ähnlich. Hier wie dort gab es Freie, mit dem Recht (und der Pflicht!), Waffen zu tragen, Unfreie und Adlige.
Die Meierhöfe hier wurden entlang einer alten Heerstraße angelegt. Hatten vielleicht auch eine strategische Bedeutung ?
Auch hier wieder: Kommt auf die Meierhöfe an. Höfe auf Privatgütern, von denen aus der jeweilige Meier verwaltete, wurden angelegt, wo der Eigentümer Bock drauf hatte. Dem war die Versorgung irgendwelcher königlicher Heere piepegal. Eher im Gegenteil. Königshöfe, auf denen königliche Meier saßen, wurden dagegen sicherlich auch unter strategischen Gesichtspunkten angelegt. In erobertem Sachsengebiet dürften fränkische Privatgüter nebst dazugehörigen Meiern erst mal die Ausnahme gewesen sein. Hier überwogen wahrscheinlich die königlichen oder zumindest die Meierhöfe im Besitz königlicher Gefolgsleute, also "quasiköniglich". Die wurden, nachdem die Sachsen ja bekanntermaßen etwas renitent gegen die fränkischen Eroberungsbemühungen reagierten, naheliegenderweise sowohl aus offensiven wie auch aus defensiven Gründen nahe an den Heerstraßen angelegt. Das gilt aber jetzt speziell für die Sachsengebiete, im fränkischen Land fandest Du höchstwahrscheinlich viele Meierhöfe, die nicht unbedingt direkt an Heerstraßen lagen - eben die in Privatbesitz. Wobei, das aber nur nebenbei, zu dieser Zeit wohl jede halbwegs als solche erkennbare und gepflegte Straße als "Heerstraße" zählen dürfte. Somit liegt jeder Hof, der an einer Straße liegt, aus heutiger Sicht irgendwie an einer Heerstraße, samt daraus folgender Schlüsse. Das kann aber möglicherweise in der heutigen Wahrnehmung Ursache und Wirkung vertauschen: Ein reicher Franke legt am Rande der Wildnis einen Meierhof an und lässt zur besseren Versorgung auch eine Straße dorthin anlegen. Die Archäologen kennen die Lage der Straße, interpretieren sie als Heerstraße und schlussfolgern, dass der Hof angelegt wurde, weil da so eine schöne Straße war...
 
Kommt drauf an. Es gibt Straßen, die schon in sehr langer Zeit entstanden, weil sie sich quasi von selbst ergaben und seit der Jungsteinzeit Menschen darauf von A nach B gingen. Meist an Wasserläufen oder zwischen Hügeln hindurch. Da wurden dann auch die Gehöfte angelegt. Bei uns im Dorf kann man das an der Entwicklung sehr schön sehen: Hoppstätten war schon in der Jungsteinzeit beliebter Rastplatz. Später hatten die Kelten hier eine Altburg und zwei Begräbnisplätze und die Römer errichteten dort ebenfalls ein Heiligtum. im FrüMi war es dann ein Kapellenort und ab dem SpäMi ist Hoppstätten ununterbrochen Dorf gewesen. Vorher gab es aber auch immer schon wenigstens ein Gehöft, was bewirtschaftet und bewohnt war. Die Straße, um die es geht, gibt es heute noch - sie ist Teil der alten Handelsroute zwischen Metz und Mainz, immer zwischen den Hügeln hindurch führend und heißt heute auf einerTeilstrecke B 41...
 
So ist das. Und wenn jetzt auf dieser Straße, die irgendwie schon immer da war, mal ein Heer unterwegs war - ist die Straße dann eine Heerstraße? Zurück zu den Meiern: Es gibt da stellenweise eine unterschwellige Assoziation Meier = Unfreier. Was man z.B. an der Frage erkennen kann, ob ein Meier eigentlich eigenes Eigentum haben kann oder immer nur den Besitz anderer verwaltet, aber selbst keinen hat. Nun sehe ich den Grund für dieses Missverständnis in einem Zuordnungsproblem: Irgendwo steht geschrieben, dass ein Meier unfrei sein kann. Das heißt aber in der Ableitung noch lange nicht, dass ein Meier immer unfrei sein muss. Er kann, er muss nicht. Wen ich mit der Verwaltung meines Gutes beauftrage, das bleibt mir überlassen. Wenn ich einen zuverlässigen, talentierten Unfreien habe, dem ich das anvertraue, warum nicht? Andererseits sind wir uns doch ziemlich einig, dass etwa Karl Martell nicht unfrei gewesen sein dürfte. Unter den Meiern wird es also wohl Leute aus so ziemlich allen gesellschaftlichen Schichten gegeben haben. Und wo wir schon dabei sind: Ebenfalls vermeine ich oft eine unterschwellige Gleichsetzung der Begriffe "unfrei" und "Sklave" zu erkennen. Das ist so nicht korrekt, auch wenn es nach den Moralvorstellungen heutzutage vielleicht modisch ist. Zwischen Unfreier und Sklave ist ein himmelweiter Unterschied. Nirgends steht geschrieben, dass ein Unfreier keinen Privatbesitz haben darf. Das durften ja, je nach Kulturkreis und Herr, sogar Sklaven in einem gewissen Maße. Was auch zwingend logisch ist, denn wie hätten sie sich sonst, falls das im jeweiligen Kulturkreis möglich war, freikaufen sollen?
 
Naja, da gehen denn , in Bezug auf die Hausmeier, die Meinungen der Franken und Sachsen wohl auseinander .... Wer bei anderen "in Dienst" ist, ist unfrei, egal, ob er noch irgendwo Eigenland hat. Es zählt der Landbesitz ... Da sind dann die fränkischen Hausmeier, da theoretisch weisungsgebunden, Unfreie, während die Franken sie z.T.zum Hochadel zählten. Heißt aber jetzt nicht, das der kein bewegliches Gut hatte, also Geld , Vieh, Menschen . Als Meier ist ja auch ein Gefolgsmann denkbar, nach fränkischer Sicht ein Adeliger, nach sächsischer eventuell für die "Dienstzeit" ein Unfreier. Um diese ganze Sch... gings ja in den Sachsenkriegen wohl hauptsächlich, sowohl gegen KdG als auch ~300 Jahre später gegen Heinrich, auch der Stellinga Aufstand gehört mit hierher. Jedenfalls war die Familie wohl später unfrei, sonst hätte sie sich nicht freikaufen müssen, bzw. das Gut lastenfrei kaufen ... Eine spannende Darstellung. Vielleicht bringt die Recherche hierzu einiges zum Thema Frei/unfrei zu Tage, was sooo noch nicht bekannt ist
 

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