Zum Thema Gürtel, Gürteltaschen und Schmuck vielleicht mal ein kleiner Exkurs: Almosenbeutel oder Gürteltaschen kenne ich persönlich aus der Zeit des 12. Jahrhunderts keine Nachweise, lasse mich aber gern eines besseren belehren. Damen trugen zum Bliaut meist einen langen Gürtel, der vorn geknotet war. Meist aus Stoff oder gewebter Borte. Zumindest die mir bekannten Abbildungen aus dieser Zeit geben das her. Gute Vergleichsskulpturen finden sich am Westportal in Chartres. Gürtel mit Schnallen, Riemenzunge und Bortenstrecker erst ab dem 13. Jahrhundert, dann auch gern mal mit einem Almosenbeutelchen. Frau trug nicht wie heute Handys, Autoschlüssel und Schminkzeug mit sich rum, maximal ein paar Münzen für die Armen. In Gürtel und Fibeln erschöpft sich häufig auch schon der Schmuck, mal vom Schapel abgesehen. Ketten - eventuell mehrreihige, wie sie gern auf Veranstaltungen verkauft werden, sind eher ein Mythos, da die Kleider recht hoch geschlossen waren. Ringe an den Fingern, vielleicht ein Amulett an einer Kette um den Hals oder ein Kreuz - mehr kann ich aus den zeitgenössischen Darstellungen nicht ersehen. Und selbst letztere muss man auf Bildern schon suchen, die sind auch eher als Fundstücke überliefert. Also, die Dame, die im Tütenärmelkleid mit Vorderschnürungen, barhäuptig, mit Ledergürtel und großer Gürteltasche sowie mehrreihiger viktorianischer Bling-Bling-Kette letztens an der Kasse vor mir stand und behauptete, sie sei ja gewandet und so komme sie in ganz Deutschland auf Mittelaltermärkten immer umsonst rein, hätte ich eigentlich mal fragen sollen, welchen Zeitraum sie denn darstellt.