Gewandung der Alemannen um 600AD

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Ulrike

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Hallo Zusammen! Ich und mein Mann sind auf der Suche nach Schnittvorlagen für alemannische Kleidung um 600AD. Ich kann zwar nähen, aber ich bin nicht im Stande nach Statuen bzw. Malerein nach zu schneidern. Ich möchte alles von Hand nähen. Also wäre es auch super hilfreich, wenn die Stichart auch angegeben wäre. Wir wollen Händler/Handwerker bzw. einfache Leute darstellen. Noch da zu möchte ich auch ev. auf einem Mittelaltermarkt meine Glasperlen verkaufen können - und da diese Märkte auch mehrere Tage dauern, möchte ich nicht gleich bei einem Lager als "Neuling" und "unwissend" abgestempelt werden. Zudem hab ich mich einfach auch schon zu viel in das Thema rein gelesen. Wir haben vor uns für den Anfang auch ein Zelt zu kaufen - aber das poste ich wo anders :D Vielen Dank für eure Hilfe! Ganz liebe Grüße Ulrike
 
Schnitte gibts keine :) aber die sind eigentlich auch nicht nötig, da die Kleidung nur aus Rechtecken und Dreiecken besteht. Mein Kleid könnte man von der Zeitrechnung etwa ein dreivierteljahrhundert früher ansiedeln (guckmal in meine Galerie) das heißt also eure Tunika für die Dame wäre etwas länger wie bei mir, also etwas zwischen "unterm Knie" und Wadenbein. Der Schnitt ist einfach: Unterkleid: ein Rechteck für den Torso, in den ein runder Halsausschnitt gepfrimelt wird, dazu lange, eng anliegende Ärmel (ein Trapez, wobei die längere Seite so breit wie der Achselausschnitt ist, die kürzere Seite so breit wie das Handgelenk), so lang wie oben beschrieben, ab der Hüfte rechts und links 2 Dreiecke einsetzen zwecks Gehfreiheit. Tunika: vermutlich ähnlicher Schnitt. Ob diese nun vorne geschlossen war oder vorn offen und mit Fibeln und Schlaufen befestigt wurde, daran scheiden sich erstens die Geister und 2. hängt das davon ab ob ihr Fibeln verwenden wollt. Ich hab mein Kleid vorn offen gemacht und verschließe es mit kleinen Lederbändchen, bis ich die passenden Fibeln habe (wie viele das sind und wo die genau sitzen musst du dann für eure Zeit nachlesen) Die Ärmel der Tunika sgehen ca. bis zum Ellenbogen und sind gerade geschnitten (bequem zum reinschlüpfen aber keine Tütenärmel) Der Halsausschnitt, sowie Ärmelränder und Saum können bestickt werden oder mit einem andersfarbigen Stoff besetzt sein. Tunika aus wollstoff Dazu noch genähte oder genadelte Strümpfe. Meine sind mit einer Wadengarnitur befestigt, bei euch dürfte die Tunika noch so kurz sein, dass es da garantiert auch Funde von Wadengarnituren gibt. Das sind 2 Lederriemen am Knöchel und unterm Knie, die den Strumpf halten und an der Seite durch einen weiteren Riemen zusammengehalten werden. Die Garnituren sind meist mit metallenen Beschlägen geschmückt. Zum Mann weiß ich nicht wirklich viel ;) falls das jetzt in der späten Stunde zu umständlich formuliert war könnte ich dir den Schnitt im Laufe der Feiertage auch aufmalen und zukommen lassen
 
Hallo DaniC! Vielen Dank! Also ich war mir ja absolut nicht sicher ob ein "einfacher" Tunika-Schnitt auch funktioniert! Für das Überkleid bzw. eigentliche Kleid hab ich noch eine Frage: vorne jeweils 2 Geren und beim hinteren Teil 2 Geren oder links eine und rechts eine? Und die Ärmel des eigentlichen Kleides: sie gehen nicht bis zum Handgelenk sonder nur bis zum Ellbogen? Das konnte ich nämlich auch nicht wirklich zu ordnen - somit ähnelt die Gewandung ja auch der Slawischen Tracht - oder irre ich mich da? Beim besticken werde ich mich dann melden, wenn es so weit ist - was sicher noch eine Zeit dauern wird, da ich es echt von Hand nähen möchte! Ach ja - noch was - beim Unterkleid beim Halsauschnitt: kann ich da ein Bändchen einziehen zum zubinden oder oder passt das schon wenn ich meinen Kopfumfang für den Halsauschnitt berechne (+ Nachtzugabe natürlich...) und das wird nicht zu weit? und wird der Halsauschnitt mit einem Schrägband eingefasst oder einfach nur umgenäht? Super - noch was: fürs Unterkleid kann ich Leinen nehmen - feines oder eher grobes? Ich hab beides :D Vielen, vielen Dank für deine Hilfe!!! Liebe Grüße Ulrike
 
Wenn du feines gebleichtes Leinen fürs Unterkleid nimmst, ist die Lady, die du darstellst, wohlhabender ;). Dann sollte halt auch der Rest der Kleidung ein bißchen teurer sein. (Feines Leinen ist auf Dauer wahrscheinlich auch angenehmer zu tragen als rauhes, grobes. Da war ich auch inkonsequent :p.) Ähnliches gilt für die Geren: Stoff ist grandios wertvoll. Je mehr Stoff an einem Gewand, desto reicher die Dame/der Herr. Zur slawischen Tracht habe ich mal im FMA-Portal das Bild einer Rekonstruktion gesehen: Klick mich! - allerdings runde hundertfünfzig Jahre später und etwas weiter nördlich (Polen). Vielleicht hilft das auch ein bißchen?
 
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Hallo Ulrike! Ich würde beim Überkleid je rechts und links eine Gere machen, da das Kleid nicht ganz bodenlang ist reicht das für die Schrittlänge sehr gut aus und ist nicht so eine pfrimelei. den Halsausschnitt beim Unterkleid kannst du entweder so machen, dass du bequem reinschlüpfen kannst, das ist nicht zu weit, oder du machst einen Schlüssellochausschnitt (ein zusätzlicher Schlitz am Ausschnitt), den du mit einer kleinen Fibel verschließt (aber meistens bleibt er sogar von selbst so wie er sitzen soll, ich hab da auch keine Fibel) ich hab ihn einfach 2mal umgeschlagen und ohne Schrägband vernäht, man muss halt aufpassen dass es keine Falten gibt. hm, die Ärmel..gute Frage...wie du sicher gelesen hast gibt es fast keine Kleidung als Fundstücke, aber in meinem klugen Buch stand, dass man dank einiger Hinweise, (Bilder, die beliebte Arnegunde etc) davon ausgeht, dass die Ärmel halblang waren (in einem anderen Buch stand wiederrum, dass man das nicht sagen kann^^) --> du siehst, da gibt es einige Freiräume, vielleicht findest du ein Bild für deine Zeit auf dem man das erkennen kann? du brauchst kein extra grobes Leinen zu nehmen, die konnten damals auch schon sehr fein weben (übertrieben wäre ein Kartoffelsack) schau einfach, was du angenehmer zu tragen findest. Ach und fürs sticken- da frägst dann lieber wen anders, das kann ich nich :D:D
 
Hallo ihr beiden! Vielen Dank für eure Hilfe! Also ich würd mein eigentliches Kleid gern geschlossen machen und vielleicht so lange wie das auf dem Bild im FMA zu sehen ist. (dort schau ich auch des öfteren rein :rolleyes:) Wegen der Armlänge: ich könnte mir ja ein Kleid für den Sommer mit Halblangen Ärmeln und eins für Kühler mit Langen ärmeln machen - oder ist das nicht gut/zu zeitaufwendig? Muss ich ich im Sommer das Unterkleid und Kleid immer tragen? oder kann ich zur Not auch nur das Unterkleid tragen? also ein ganz feines Leinen werd ich vielleicht nicht nehmen, da es lt. meiner Mutter sehr teuer ist - und sie den Stoff nicht rausrückt (für Sowas....) :D :D :D aber ich hab so ein Mittelding - finde ich immer noch fein - und das werde ich jetzt nehmen. Das Leinen ist natur farben. Für den Wollstoff für das eigentliche Kleid - welche Farbe nehme ich am besten? und wo bekomme ich einen guten feinen (für den Sommer) und einen guten für kühlere Tage her? Ich hab jetzt von meiner Schwägerin einen dkl. grauen Woll-Loden geschenkt bekommen - ein Webe-Loden! Kann ich mir daraus einen Mantel machen? Ach ja - die Wadengarnitur - ich möcht mir so ein Schnallen-Halter-Ding nicht machen - gibts da eine einfachere Lösung? Einfach eine Fingerloop-Band oben unterm Knie? Und gibts da einen Schnitt? hab da schon viele verschiedene Variationen gefunden, nur weiß ich nicht welche passend wären... Vielen Dank erstmal für die vielen Antworten! Liebe Grüße Ulrike
 
also einen sehr tollen Stoff habe ich vom Färbehof ( http://www.wolle-stoffe-seide-pflanzengefaerbt.de/shop/shop.html) da sind die Stoffe auch gleich pflanzengefärbt, eben etwas teurer. Der wollköper dort ist ganz dünn, hauchzart und für den Sommer bestens geeignet (durch mein Gelb würde man sogar durchsehen so dünn is der) hm Farben musst du entscheiden wie schmuckvoll deine Kleidung werden soll ;) Ich hab keinen roten gewählt, da rot relativ aufwendig zum färben ist und ich momentan ja ein ganz einfaches Kleid ohne Fibeln habe, aber das musst du selbst wissen. Webe-Loden --> bin ich überfragt??? hm statt einer Wasengarnitur könntest du deinen Strumpf auch einfach bloß überm Knie festmachen, was bei deiner Kleidlänge dann auch Sinn machen würde da man die sonst nich sieht. Einfach das Lederding nur für oben oder eben eine kleine Schnur. Du kannst das Band zum Zumachen auch gleich an den Strumpf nähen.
 
Hallo! Also ein Webe-Loden ist gewebte Wolle nur noch gekocht und gewalkt (wie gefilzt)- also sie ist super Wasser u. Wetter fest... Hm - bin grad erschrocken über den Preis für Wollstoff... Ich möchte ja auch nur ein einfaches Kleid - ich hatte mir da grau gedacht oder blaugrau - aber das ist ja schon wieder teuer... und was ist mit Krapp-Farben? gehen die oder sind die auch zu teuer? Ansonsten werde ich ein einfaches Walnuss-Braun nehmen.... hmmmmmm Ach ja - gibts für die "Strümpfe" auch Schnitte? Vielen Dank!!!! Ulrike
 
Ich möcht da mal Was zum Leinen sagen. Alle Welt redet immer vom grobem und feinem Leine. Tatsache ist aber das das Leinen zur damaligen Zeit gerade von den weniger wohlhabenden Menschen selbst gewebt wurde, und Wer den ganzen Winter durch Leinen schlägt, kämmt, spinnt und verwebt von frühester Kindheit an, der sollte doch in der Lage sein feinen Stoff hezustellen.
 
@Schpangenschmied Woher nimmst du diese Weisheiten... ??? Hast du dafür irgendwelche Belege oder ist es eine eigene Theorie? Zum Thema Loden möchte ich noch folgendes loswerden, der Loden der hier in dt. meistens verkauft wird ist "gestrickt". Das entspricht also nicht dem original, denn der ist gewebt. Das sind nur sooooooo ganz kleine nebenschlichkeiten, die aber außerhalb der Marktszene ziemlich wichtig sind. ;)
 
Hallo Zusammen! Also zum Leinen: ich kann mir nicht vorstellen, dass feines Leinen die Zeit überlebt hat - also somit wird es auch keine Funde geben.... Zum Loden: ich habe "meinen" Loden aus folgender Lodnerei: http://www.loden-steiner.at/v_steiner_1/x/catnr/1/catid/9/navart/2/language/de/Herstellung.htm die ist mehr oder weniger im Nachbarort.... und 100%ig gewebt und sicher nicht gestrickt 8) (ich hatte vor langer, langer Zeit mal mit der Schule eine Führung dort und konnte es auch selber sehen :D ) Aber da er sehr kost spielig war/ist drau ich mich noch immer nicht drüber, ihn zu verarbeiten.... wenn es passen würde, und es auch wirklich Funde gäbe würde ich mir gern einen Klapprock daraus machen - aber für uns Frauen kommt das wohl nicht in Frage.... Liebe Grüße Ulrike
 
Hm. Mal wieder Beispiel Altenerding (ist leider der einzige Grabungskatalog, den ich hab ^^ ): - Die feinsten nachweisbaren Leinenstoffe waren gewebt mit einem Garn von 0,15-0,2 mm Stärke und haben eine Fadendichte von bis zu 30 zu 30 Fäden auf 1 cm. - Die gröbsten Leinenstoffe sind hergestellt aus einem Garn mit 0,7-0,8 mm; in drei Fällen sogar 1,0 mm. Die Webdichte reicht von 7-10 Fäden auf 10 Fäden je 1 cm bis zu 4 Fäden auf 4 Fäden je 1 cm. Da kann sich jetzt jeder selber ein Bild machen, ob er das für "fein" hält oder nicht. Soweit ich das beurteilen kann (kann ich eigentlich nicht :p ), dürften die Grabbeigaben in Altenerding als Ganzes eher für durchschnittlichen Reichtum des Ortes sprechen. @ Ulrike: Der Stoff als solcher hätte wohl auch nicht überlebt - aber wenn er in Kontakt mit (rostendem) Metall war, z.B. Fibeln, Beschlägen, Gürtelschnallen etc., dann haben sich Reste davon, komplett mit Rost durchsetzt, am Metall erhalten. Diese Fetzchen lassen sich analysieren, sind allerdings winzig klein - für Altenerding läßt sich bei den Wollstoffen in Köperbindung in den meisten Fällen noch nicht mal mehr die Art des Köpers einwandfrei feststellen, weil man einfach zu wenig vom Muster erkennen kann.
 
Das ist ne eigene Tehorie von mir, bei Der ich mir die Freiheit genommen habe logisch zu denken ;)
 
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@ Schpangenschmied es geht nicht ums können, sondern ums wollen ... meine Großmutter hat noch selbst Flachs angebaut, gebrochen, versponnen und verwebt... da gab es Unterschiede .. ich habe sie hier bei mir liegen .. und zwar wofür das Leinen benutzt werden sollte .. Ich habe Handtücher, die sind besser als jede Massagebürste und Tischtücher bzw. Betttücher die sind „smooth as silk“ Hergils, schon ein bisschen älter
 
Also bei den Germanen egal ob 1 Jhdt oder 6 Jhdt war Leinen ein Teurer Stoff. Und wenn es teuer war ist es nicht grob gewebt worden.Hierzu gibt es sogar einige Stoffunde zb. der Burgunder oder Franken und auch historische erwähnungen. zb. Eine erwähnung aus dem 6 Jhdt der Rugier über die Langobarden im ehemaligen Pannonien sagt das sie wie Stuten gekleidet sind.Mit weißen beinlingen/beinwickel (das fanden die Rugier lustig,die Langobarden nicht und es gab Krieg) und feinster Kleidung aus Leinen.Das sie Leinen über dem Wollenen Gewand tragen und ihre Kleidung sehr geschmückt war.
 
danke für diesen Hinweis. Aber ich denken trotzdem, wenn eine Familie Flachs angebaut hat und selber gesponnen und das Leinen gewebt hat - war es auch möglich für sich selber fein(st)en Stoff zu weben. So wie ich es bei meinen Glasperlen mache - ich habe einen Haufen - würde ich sie mir kaufen müssen, hätte ich nicht so viele... Es ist ja auch Heute noch so, das fein gewebtes Leinen teuer ist - ich weiß das von meiner Mutter, die ganz scharf drauf ist fürs Handarbeiten/sticken. Und mir nicht soo viel abgibt für ein Kopftuch, obwohl sie es hatt.... :cursing: LG Ulrike
 
Hallo! Hier mal was von den Harzer Alamannen?! Also soweit ich heraus gefunden habe, haben die Frauen ein Kleid getragen, was einfach wie eine Röhre genäht wurde. Dieses Wurde dann mit Fiebeln über den Schultern verschlossen. Dabei gab es drei Tragweisen. 1. Das Kleid bei richtiger Länge nähen, und mit einem Gürtel an der Hüfte verengen. 2. Das kleid länger schneiden, und dann etwas über den Gürtel ziehen 3. Das Kleid in richtiger Länge plus die Cm die du zum Umschlagen des Kleides Oben haben möchtest. Schau doch mal bei http://www.raetovarier.de/ Da findest du auf den Bildern solche Kleidung.
 
Gab es zu dem Kleid auch einen Fund? Ich mein ich hätt Des mal irgendwo gelesen, weis aber nicht mehr wo ?(. Weis jemand wo des gefunden wurde, und auf welche Zeit das Kleid datiert wird? Danke schon mal im voraus, der Schpangenschmied
 
Das ist schlicht und einfach ein Peblos. Man nimmt die Tragweise bei Alamannen bis ca. ans Ende des 5. jahrhunderts an, dann wurde langsam auf Tunikakleider umgestellt.
 

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