Grundausstattung/Material eines Krämers um 1200?

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Pit der Schreiber

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Hallo, ich habe mir so meine Gedanken gemacht und rudere,was meine Darstellung betrifft,ein wenig zurück vom Fernhändler - recht intensiv (u.U. auch preis-),was die Darstellung betrifft - zum Krämer,der sich aber vor Ort (in meinem Fall Münster zwischen 1170 und 1200/1210) schon auf einen Bereich,z.B. Gewürz- oder Tuchhandel spezialisiert hatte. Nun habe ich einige Fragen: 1. Ist ein Rechentuch denoch angebracht? Ohne Quellen vorlegen zu können denke ich,dass es angebracht ist,weil er auch einkaufen muss und hin und wieder z.B. Getreidemengen,Stoffmasse usw. be- oder umrechnen muss. 2. Gibt es Quellen (bildlich) für einfache,leicht transportable,Münzwaagen aus meiner Zeit -- oder welche,die passen würden? Bisher habe ich zumindest online nichts gefunden. 3. Sollte ich mir zwecks Vervollständigung der Darstellung einen Prüfstein (z.B. aus Schiefer) anlegen? Meiner Meinung ist das nicht unsinnig,weil er ja auch dazu dienen konnte und diente,eventuelles Falschgeld zu entdecken. LG Peter
 
Moin Pit Ich glaube wir haben leicht unterschiedliche Auffassungen, was ein Kraemer ist. Ich verstehe unter Kraemer inene Krims-Krams-Haendler, aka Tante-Emma-Laden. (Wiki uebrigens auch). Also eher arm bis Mittelstaendisch, lokal und einfacher. Was Dir vorschwebt ist ein Tuch- und Gewuerzhaendler. also Reich und mit Beziehungen. Dementsprechend ist auch das Sortiment und die Ausstattung und Kleidung verschieden.
 
Was die Waage betrifft, meine ich in "Saladin und die Kreuzfahrer" was gesehen zu haben. Schleppe das Buch nicht mit mir rum, schlage heute oder morgen Abend mal nach, wenn ich dran denke :keule1 .
 
Ich verstehe unter Kraemer inene Krims-Krams-Haendler, aka Tante-Emma-Laden. (Wiki uebrigens auch). Also eher arm bis Mittelstaendisch, lokal und einfacher.
Wobei es,wenn meine bisherigen Recherchen stimmen,es einmal die Krämer gab,die Du meinst und dann diejenigen,die man heute als Einzelhändler bezeichnen würde. Das waren dann die Händler,die lokal agierten - oder auf den Märkten der näheren Umgebung. Sie verkauften aber eben keineswegs nur "Krimskram",denn offenbar hatte im Mittelalter der Begriff Kram noch eine andere Bedeutung. Es gab z.B. Kramer (oder Krämer),die auch Tuche,Gewürze und anderes Luxusgut verkauften,aber auch welche,die auf den grösseren Märkten Waren einkauften und lokal an die städtische Bevölkerung weiterverkauften. Nach einer (Online-)Quelle,die ich vorliegen habe,unterschied man - speziell in den Städten - ab dem 12Jahrhundert zwischen den "armen" oder "kleinen" Krämern,die Waren des täglichen Bedarfs verkauften,oft auf dem örtlichen Markt oder im kleinen Laden und die "reichen Krämer",die lokal ihre Ware anboten,aber nicht wie im "Tante-Emma-Laden" mit verschiedensten Artikeln sondern bereits spezialisiert auf Fleisch,Fisch,Waid,Leinen,Obst,Eisenwaren usw. Diese "reichen" Krämer waren also eben keine Fernhändler und auch nicht so wohlhabend - sprich:reich - aber auch nicht arm wie viele "Höker",die versuchten am Strassenrand,vieleicht an einem einfachen Stand,die Sachen an den Mann zu bringen. Die "reichen" Krämer stellten mehr die Verbindung zwischen den Fernhändlern und den Verbrauchern dar.
 
Danke für die Klarstellung, was Dir vorschwebt. Dann ist eine kleine Waage für Münzen und Spezereien und Rechentuch sicher mit drin. Außerdem diverse Dosen und Kistchen für Spezereien. Ich würde noch einen Maß-Stock zum Stoff abmessen mitnehmen.
 
Dann ist eine kleine Waage für Münzen und Spezereien und Rechentuch sicher mit drin.
Das denke ich auch,wobei ich erstmal tatsächlich ein "reisender" Krämer wäre weil ich(noch?!) keiner Gruppe angehöre,auf den VA`s also als Tagesbesucher unterwegs bin und leider nicht motorisiert bin,also auf ÖPNV oder Mitfahrmöglichkeiten angewiesen bin. Folglich achte ich drauf,dass meine Ausstattung (zumindest ) transportabel bleibt. Beim Rechentuch dachte ich an leichten Leinen- oder Wollstoff,der auf jeden Fall fest genug sein sollte,dass ich ihn draussen auch auslegen kann. Wolle favorisiere ich,weil ich sie zusammenfalten kann ohne dass das Tuch anschliessend knittert,wenn ich es auslege. Eine kleine Münzwaage wäre das nächste Ziel,...vieleicht sehe ich auf einem meiner ersten Märkte dieses Jahre sogar ein passendes Exemplar. Ein kleines "Notizbuch" (ledergebunden,Fadenheftung) und ein Wachstafelbuch (Triptychon,A-5-Format) sind bereits in meinem Besitz.
 
Habe die Abbildungen der Waage gefunden, die ich meinte. Ausstellungskatalog Reich der Salier 1992. Seite 45. Klappwaage mit Waagebalken, Kettengehänge und Waagschalen. Dazu eine Verwahrkapsel und Gewichte. Gefertigt aus Bronze, 11. - 12. Jahrhundert . Fundort Rügen. Damals Leihgabe Museum Vor- und Frühgeschichte Charlottenburg. Mal sehen ob ich einen Link finde, wirst den Katalog nicht haben, @Pit der Schreiber, oder ?
 
Bin auch bezüglich einiger Abbildungen von Waagen fündig geworden ; ein guter Link ist zu Sühnekreuz.de http://www.suehnekreuz.de/ikono/kger13.html ( Quelle Internet suehnekreuz / Seite Balkenwaage als Kaufmannsattribut Mehrere Abbildungen u.a. Bäckerstein Eisenach, Manesse, Sachsenspiegel u.a.
 
Das wichtige dürften doch eher die Gewichte sein oder? Eine Waage kann ja auch eine ganz simple und improvisierte Konstruktion sein. Aber wirklich geeichte Gewichte muss man eben schon vorher haben. Falsche Gewichte standen ja auch unter Strafe. Zu dem Tuch- und Gewürzändler stehe ich etwas skeptisch. Wenn du alles mit dem Zug transportieren willst, bist du auf ein echt kleines Wahrenangebot begrenzt. Ein einzelner Tuchballen und ein paar kleine Gewürzsäckchen würden für mich eher nach Symbolen aus der Requisite wirken, aber nicht wie ich mir einen reichen Tuchhändler vorstelle. Der handelt wohl eher mit ganzen Wagenladungen und hat einen großen Stand, wo er die Stoffe auch gut präsentieren und auf Tischen ausmessen kann. Ein Gewürzhändler hat bestimmt auch 30 verschiedene Kübel mit mehr drin als nur einer Kostprobe. Einen einfachen Krämer finde ich da einfacher umzusetzen und auch interessanter in der Präsentation. Du hast einfach eine Kiepe voller Kleinkram dabei, der in Münster hergestellt wurde und an die Bauern des Umlandes verkauft wird, weil sie es selbst nicht herstellen können. Da hast du viel mehr Sachen, die du herumzeigen und den Leuten auch mal in die Hand geben kannst. Stoff und Gewürze kennt doch jeder schon.
 
Wegen der Begriffsfrage: in Erfurt, einer der großen Deutschen Städte im Mittelalter, gibt es ja die "Krämerbrücke" auf der Via Regia, wo die örtlichen Händler schon in deiner gewählten Zeit mindestens Verkaufsbuden hatten um ein möglichst gutes Bindeglied zwischen Fern- und Ortshandel zu sein. Im Spätmittelalter wurden sogar richtige mehrstöckige Häuser darauf errichtet. Vielleicht ist das noch mal ein Ansatz, wie bedeutend Krämer in dieser Zeit waren? Für mich jedenfalls hat das Wort nichts ärmliches.
 
Vielleicht ist das noch mal ein Ansatz, wie bedeutend Krämer in dieser Zeit waren? Für mich jedenfalls hat das Wort nichts ärmliches.
Genau aus dem Grund sehe ich es auch so. Die "Krämerbrücke" ging mir noch heute Morgen durch den Kopf. Übrigens hat sich hier in Münster eine Krämerzunft sogar im 16.Jahrhundert ein stattliches mehrgeschossiges Haus an damals schon exponierter Lage gebaut,das sogenannte Krameramtshaus. Ärmlich waren die hochmittelalterlichen Krämer - auch die in "meiner" Zeit sicher nicht. Sie kann man eher mit den Einzelhändlern späterer Zeiten vergleichen,die ein durchaus selbstbewusstes und wichtiges (!) Bindeglied zwischen den Fernhändlern,also den "Grosshändlern" und dem Endverbraucher waren ... und es auch wussten. Mir stellt sich eher die Frage ob ich als Tagesbesucher - und der bin ich mangels Fahrerfahrung und eigenem PKW - auf den verschiedenen Märkten und VA`s der Region per se einen wie auch immer gestalteten Verkaufs(!)stand oder dergleichen haben muss. Immerhin musste auch ein Krämer zeitweilig Ware einkaufen (!) um sein Sortiment wieder aufzufüllen oder mit Neuheiten zu ergänzen.
 
Außerdem diverse Dosen und Kistchen für Spezereien. Ich würde noch einen Maß-Stock zum Stoff abmessen mitnehmen.
Das sehe ich längerfristig auch so,sei es,dass ich die Waren "verkaufen" möchte oder gerade "eingekauft" habe. eine andere Frage: Wie transportiere ich die Sachen? Rechentuch,-geld,Prüfstein,Geldwaage usw. kann ich "am Mann" tragen,also in der "Pilgertasche",in einigen Beuteln oder direkt "am Mann",also am Gürtel befestigt. aber grössere Sachen wie Dosen usw.? Kiepen wurden meist von "Hökerern" benutzt,wodurch oft die Zunftordnung Krämern die Nutzung von Kiepen untersagte,damit sie nicht für Hausierer gehalten wurden.
 
Es stellt sich auch die Frage, ob direkt abgenommen wurde oder Verträge geschlossen bzw Lieferung vereinbart wurde. Der Krämer hat ggf auch nicht selbst getragen sondern andere schleppen lassen und vielleicht schlichtweg vieles an Markt "bestellt".
 
Der Krämer hat ggf auch nicht selbst getragen sondern andere schleppen lassen und vielleicht schlichtweg vieles an Markt "bestellt".
Das nehme ich sogar an,zumindestens wenn er zu den sogenannten "reichen Krämern" gehörte und einen solchen möchte ich darstellen. Persönlich kann ich mir auch gut vorstellen,dass er - wenn er z.B. mit Stoffen handelte - sich mit einem Kunden traf,das Verkaufsgespräch führte,den Handel klarmachte aber nicht zwingend die Waren im Ganzen dabei hatte (schon aus Sicherheitsgründen). Und wenn der Krämer z.B. aus Münster kam,in Warendorf auf dem Jahrmarkt ein Geschäft mit einem Fernhändler abschloss und ihm eine bestimmte Menge Tuch (oder andere Ware) abkaufte,dann kann ich mir vorstellen,dass der Fernhändler ihm anschliessend durch einen "Mitarbeiter" die Ware nach Münster bringen liess oder der Krämer selber jemanden "im Schlepptau" hatte,der ihm die Ware nach Münster brachte.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
wo die örtlichen Händler schon in deiner gewählten Zeit mindestens Verkaufsbuden hatten um ein möglichst gutes Bindeglied zwischen Fern- und Ortshandel zu sein.
Ich habe gerade auf einer HP über die Krämerbrücke nachgeschaut. Dort schreiben sie,dass es u.A. 1177 einen Brand "zwischen den beyden Kirchen und den Gassen" gab. Das heisst aber,dass 1177 bereits Krämer ihre Verkaufsbuden auf der Brücke hatten. Und die Brücke lag damals auf der Via Regia,Reisende kamen also "zwangsläufig" dort her. Das zeigt deutlich wie selbstbewusst die Erfurter Krämer im ausgehenden 12. (!) Jahrhundert schon waren.
 
Ich hab mir übrigens Erfurt , die Brücke und viele andere historischen Stellen 2016 angesehen und war von der Stadt sehr begeistert !
 
Dann waren wir im selben Jahr in Erfurt. Interessant finde ich auch,dass Erfurt dank der Lage an der Via Regia im Hochmittelalter so bedeutend als Handelsplatz war,dass die Krämer sich nicht zufällig sondern aus gutem Grund auf der Brücke niedergelassen haben. Denn Reisende die die einfachste Landverbindung nutzen wollten,mussten die Gera bei Erfurt überqueren und kamen automatisch über die Brücke.
 
Danke für die Klarstellung, was Dir vorschwebt. Dann ist eine kleine Waage für Münzen und Spezereien und Rechentuch sicher mit drin.
Interessant finde ich die Infos,die hier gerade über das hochmittelalterliche Erfurt ausgetauscht werden. Da wird deutlich dass Krämer keineswegs nur kleine Händler waren,die "Kleinkram" veräusserten,sondern durchaus Kleinhändler,die aber dank Spezialisierung und geschicktem Vorgehen zu Wohlstand und Einfluss gelangen konnten.
 

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