Estar
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Angeregt durch eine Diskussion über Templer und Armutsgelübde mal ein Thema wo die Meinungen aufeinanderkrachen werden - historisch und authentisch - was geht, was geht nicht? Bei der Templerdiskussion ging es darum, dass Vergoldungen und Verzierungen bei Templern nicht drin sind da laut eines Regelwerkes aus 1129 - also knapp 30 Jahre nach der Gründung der Templer - solcher Zierrat verboten sei (Armutsgelübde) Nun bin ich der Meinung, dass Regeln sowieso häufig übertreten wurden (gerade das Keuschheitsgelübde wurde sehr oft übertreten bis die Kirche offiziell nachgab und Geistlichen den Besuch von Bordellen erlaubte mit der Bitte sie mögen wenigstens nicht die ganze Nacht verweilen - abgesehen von zahlreichen Bastarden etc. Ging ja egtl. nur ums Erbrecht und nicht um Enthaltsamkeit an und für sich) und wohl kaum ein Regelwerk 2 Regeln für Bekleidung nennen würde, wenn sie nicht schon übertreten worden wären. Kurzum wenn den Templern verboten wurde Zierde zu tragen gehe ich davon aus, dass in den 30 Jahren mehr als nur ein Templer eitel war und lieber "schöne" Rüstungen / Kleidungen trut oder richtigen Prunk. Warum also nicht einen prunkvollen Templer darstellen? War sicher nicht die Regeln aber Ausnahmen gabs sicher. Auch generell - nur weil die deutliche Mehrheit einer Gruppe so oder so gewandet war, heisst das doch nicht, dass alle so gewandet waren und nicht einzelne deutlich über die Stränge schlugen. Gerade Wikinger sind ja für prunkvolle Erscheinungen bekannt - was verziert werden konnte wurde verziert und je prunkvoller desto höher der Status. Zweckdienlich, aber prunkvoll zweckdienlich. Weiters wissen wir ja nur was wir finden - Aufzeichnungen, Fundstücke, Darstellungen. Wie es wirklich war weiss im Endeffekt keiner - wir waren nicht dabei. Und auch heute tanzen einzelne Individuen gern aus der Reihe. Warum nicht auch früher schon? Zumal ich denke Regeln wurden oft übertreten. Auch heute gibt es GENUG Leute welche die Regeln übertreten - nicht nur Bürger sondern auch Geistliche, Beamte, Soldaten, Polizei...die Anwälte stürben aus, wären wir so regelfest. Und das in einer Zeit der Überwachung. Im Mittelalter wurde ein Übertritt doch sowieso kaum bekannt zumal die Nichtadligen sich vermutlich kaum getraut haben einen Adligen zu verpfeiffen. Anderes Beispiel - in Rüstung rumlaufen. Kein normaler, geistig gesunder Mensch würde den ganzen Tag ohne Notwendigkeit in Kettenhemd herumlaufen (habe das Testweise ne Woche lang gemacht und die Schultern....) Andererseits - waren denn im Mittelalter, einer Zeit in der Inzucht mehr Regel aus Ausnahme war, nicht auch ein paar Irre, Schwachköpfe und schrullige Typen unterwegs? Ja ich mag Prunk und ich lauf lieber in Rüstung über den Mittelaltermarkt als in Zivilkleidung - gabs solche Spinner nicht auch früher? Muss es weniger authentisch sein weil man sich nicht an gängige Regeln hält? Ist ja nicht so dass ich zu Kette und Topfhelm ein Adidas Shirt und eine Digitaluhr tragen würde. Und zumindest Wikinger dürften öfter mal in Rüstung durch Märkte marschiert sein - ob nachher noch Ware da war und sie bezahlt haben ist ein anderes Thema ^^ Was denkt ihr dazu?