Historische Bezeichnungen der Gewänder

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Tordis

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Ich brauche mal die Hilfe von jemanden, der einen Durchblick hat oder eine entsprechende Literatur dazu kennt. :love: Mein Problem: Ich bin gerade dabei eine Obertunika für meine Haithabudarstellung zu nähen. Beim Nachlesen in den Textilfunden (Hägg: Hafenfunde, S. 174-179) stieß ich dann erneut auf die historischen Bezeichnungen aus den Sagas und sonstigen Quellen für die Gewandteile. Dabei fiel mir auf, dass es sozusagen mehr Gewandbezeichnungen gibt als Gewänder 8| oder zumindest mir dann nicht immer klar ist, was für ein Gewand gemeint ist. :wacko: Einige erklärt Hägg ganz schlüssig, bei anderen bleibt es sehr vage und auch das schnell zurate gezogene Internet hilft da nicht so wirklich weiter... Bei folgenden Begriffen würden mich mal interessieren, als welches Gewandstück ihr die "auslegt" (Beleg bitte dazu wenn möglich :) ) Weil die gängigen Bezeichnungen von Obertunika, Untertunika äh äh äh :whistling: reichen dann nicht mehr aus. Wenn jemad allerdings gleich eine gute, fundierte Literatur dazu kennt, dann BITTE HER DAMIT! :) kyrtill - Gewänder yfirkyrtill undirkyrtill váskyrtill vásklaeđi skrudkyrtill serkr skyrta silkiskyrta / silkiserkr ullskyrta / ullserkr
 
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Danke für den ausgezeichneten Tipp! War dort gleich mal suchen und finden :thumbsup: Aber alle Bezeichnungen kann es leider nicht klären :( kyrtill - Gewänder = hemdartiges Kleid, Rock (Tunika ?) yfirkyrtill - folglich die Ober(tunika) undirkyrtill - folglich die Unter(tunika) skrudkyrtill – Ornat ? serkr - Hemd ohne Ärmeln skyrta – Hemd mit langen Ärmeln silkiskyrta / silkiserkr - Seidenhemd mit/ohne Ärmel Und diese drei gibt das Wörterbuch leider auch nicht her. Wobei ich vermute, dass es dabei an den Vorsilben vá und ull scheitert. ullskyrta / ullserkr váskyrtill vásklaeđi
 
ullskyrta / ullserkr ..... ull bedeutet Wolle váskyrtill vásklaeđi ..... vá ist altnordisch für vos und 'vos´ bedeutet Nässe, schlechtes Wetter, Unbilden. Das Wort vosklæði benutzen wir heute noch im Isländischen. Es bedeutet Regenschutzkleidung, ich glaube insbes. für Seeleute und vielleicht Reiter. Ansonsten bin ich sicher, dass du bei Hjalmar Falk "Altwestnordische Kleiderkunde" fündig wirst. Es steht hier in der UB. Wenn du es nicht selbst besorgen kannst,sag Bescheid,ich sehe die Wörter dann für dich nach. skrúðkyrtil .....skrúð bedeutet Ornament, Verzierung, Dekoration Gruss Iðunn
 
@ Torben: Fozzy Bär... einfach zu gut! :D Ist das nun ein vaskyrtill ? @ Iðunn Ich schau mal, ob es in Stuttgart in der LandesBib steht und ich da demnächst hinkomme, ansonsten melde ich mich nochmal bei dir. :) Vielleicht hilft ja auch schon unten angehängter Link in dieser Sache weiter. So und dann noch ein schöner Link den mir Frayasdottir hat zukommen lassen zu den vaskyrtill-Kleidern: http://www.elvegrimarne.se/assets/docs/VikingatidaRegnklader.pdf Ist zwar schwedisch? aber man versteht es ganz gut und ansonsten hilft ja ein Übersetzungsprogramm weiter...
 
das ist eine (ohne isl. Zeichen) Lodolpa... ich habe die Kapuze mittlerweile etwas anschmiegsamer gemacht... aber irgendwie erkennt mich jeder mit diesem Gewand, verstehe ich gar nicht... Als Wollstoff-Jörg dieses Material hatte, konnte ich nicht anders. Der Praxistest zeigt aber: MANN muss eine Hose drunter ziehen, sonst pfeift es rein. Vielleicht ein kultisches Gewand, als Mönch... aber für die Praxis trotz Filzung fehlt dem ganzen etwas. Aber für den "lacher" liebe ich diese (meine) Hägg-Interpretation :kopfstreichel wenn ich jetzt mein Büchlein da hätte, würde ich ja auch die Seite dazu nennen, aber heute: nein... : :ritter07
 
Brauchst du nicht... die Loðkapa und die Loðólpa stehen in den Hafentextilfunden, S. 184. Aber sie gehören zur Kategorie der Vasklaedi/Vaskyrtill. Loð = Lodenstoff mit eingewebten Wollbüscheln (nach H. Falk) oder gerauhte, plüschartige Wollstoffe (nach Fund). Wahrscheinlich sind dann die Begriffe Vasklaedi und Vaskyrtill nur Oberbegriffe für eine - wie auch immer geartete - Schlechtwetterbekleidung. Tut deine Lodolpa bei schlechtem Wetter das Wasser abhalten? :?: Und natürlich mal wieder nur belegt für Männerkleidung... :S Anderseits, wenn MANN schon eine Hose drunterziehen muss...was macht dann Frau? :D Gut, dass man heutzutage so schwer an Bären- oder Wolfspelz herankommt, wer weiß wie viele sonst eine solche ólpa aus diesem Fell hätten (ist ja belegt)... :D
 
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Weiss nicht ob es dir aufgefallen ist, aber ich seh da Parallelen zu modernen Deutschen und Englischen Woertern. kyrtill - Kittel klaeđi - Kleid skyta - skirt/shirt? Hinweise auf die genaue Form gibt das aber wohl auch nicht. Hmm. Die Vorsilben sind ja alle geklaert, oder?
 
Ich dachte ja, dass es mir etwas helfen würde, wenn ich die Begrifflichkeiten einmal für mich geklärt habe, aber irgendwie ist dem nicht so. In meiner Gewandtruhe und meinem Hirn ist immer noch Durcheinander angesagt. ?( Vielleicht habe ich auch zu lange darüber nachgedacht und nun ein Knoten im Hirn ... 8| Und zwar geht es um diese Textstellen:
"Die bisherige Untersuchung hat ergeben, dass eine Identifikation der beiden in Haithabu nachweisbaren Hemdtypen mit den altnordischen serkr und skyrta ziemlich gut begründet erscheint. Wie der Vergleich mit den Trachten von Herjolfsnes gezeigt hat, lässt dich das Haithabu-Hemd jedoch vor allem den kyrtill anschließen, also einem Ärmelrock, der von Männern und Frauen gleichermaßen getragen wurde. Dem entspricht, dass in der altnordischen Literatur skyrta und kyrtill synonyme Grundbedeutungen zugeschrieben werden...." (Hägg, S.175)
Schön, schön, kyrtill und skyrta sind in Haithabu dasselbe: Eine hemdartige Tunika, charakterisiert durch: weite, abgerundete Halsausschnitte, scharf geschwungene Armausschnitte, es gibt eingesetzte Keilstücke, Vorder- und Rückseite sind über der Schulter zusammengenäht, bei Männern eine separate Stoffbahn für den unteren Teil, körpereng getragen und alles in Tuchbindung. Hägg führt weiter aus:
"Unter den mit Haithabu etwa zeitgleichen Textilfunden von Hemdresten bieten sich also für eine trachtengeschichtliche Einordnung nur wenige Anhaltspunkte. Die besten Hinweise dürfte das Material aus Birka liefern. Dabei knüpfen die Hemden von Haithabu vor allem an die Tuniken von Birka an, während sie von den Hemden von Birka in allen kontrollierbaren Punkten, ausgenommen die Bindungsart, abweichen... (Hägg, S.174)
Birka-Hemden definieren sich duch: Kleine Halsöffnungen mit Schlitz, die mit einer Spange geschlossen wurden, Leinwand und fein gefältet, Tuchbindung, treten um 900 zum ersten Mal auf. Also stimmt schon, keine großen Übereinstimmungen zum Haithabu-Hemd. Was macht die Birka-Tunika eigentlich aus? Wenn man sich jetzt die Materialien anschaut, aus denen die Haithabu-Hemd-Fragmente gemacht sind, fängt zumindest bei mir das große Grübeln an: Wolle - mit einseitigen oder zweiseitigem Faserflor, alles künstlich (zwei mit Walnuss) eingefärbt. Für mich ergibt das dann folgende Reihenfolge beim Anziehen (Ich habe jetzt gleichen Kleidungsstücke auch die gleiche Bezeichnung gegeben, soweit ich die zwei Zitate oben richtig verstanden habe): Birka: Hemd (Leinen) - Tunika - und was auch immer sonst noch darüber getragen wurde... Haithabu: Tunika (Wolle) - Obertunika - und was sonst noch darüber getragen wurde... Also doch wollene Unterkleidung? Aber was ist dann mit der fast immer anzutreffenden untersten Schicht Leinen aus den Gräbern? 8| Bitte löse mal irgendjemanden den Knoten für mich, ich habe mich hoffnungslos verrannt! ;(
 

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