@Gortheryn: Danke für die Tipps, aber ich beschäftige mich schon ne ganze Weile mit der Materie. Bin auch aktiv im Forum "fachwerk.de". Im Internet kann man auch mal auf der Seite von Konrad Fischer nachschauen, da steht eigentlich alles gut und übersichtlich beschrieben. Nebenbei habe ich mich mit Stukkateuren und Restauratoren unterhalten und selbst einige Tests durchgeführt. Gips und Zement haben einfach zu viele Nachteile im Vergleich zu Kalk und Lehm. Gips hat leider den gigantischen Nachteil, unheimlich gern viel Wasser zu speichern und dieses so gut wie nicht mehr abzugeben. Die absolute Grundlage für das Wachstum von Keimen und Pilzen. Darüber hinaus hat er die unangenehme Eigenschaft, über Kalkputz aufgetragen, selbigen zu schädigen. Nebenbei bemerkt ist Gips heutzutage ein Abfallprodukt der Industrie, da es bei vielen chemischen Prozessen nebenbei entsteht. Da unser Haus am Rande der Stadt steht und unmittelbar an ein Naturzschutzgebiet (Biotop) grenzt, haben wir generell eine hohe Luftfeuchtigkeit. Außerdem ist das Grundmauerwerk nicht isoliert und somit im Sockelbereich immer "etwas" feucht. Alle Trockenlegungsversuche durch die Industrie sind wie ein Kampf gegen Windmühlen und verschlingen darüber hinaus eine Menge Geld. Mit dem richtigen Putz kann man damit aber ganz gut leben. Zementputz ist leider genauso wenig geeignet, da er zwar nicht so schön verschimmelt wie Gips, leider aber sehr salzhaltig ist und das Wasser geradezu anzieht. Schädigungen am Ziegelmauerwerk sind darüber hinaus die Regel. Nebenbei bemerkt, in den üblichen Fertigzementmischungen werden gerne Abfälle aus der Industrie verarbeitet, oft mit abstrusen Versprechungen, einfach um den Müll loszuwerden. Die einzigen Vorteile für Gips und Zement sind erstens der Preis und zweitens bei Gips die Verarbeitungsgeschwindigkeit. Meine erst Wahl sind daher Lehm- und Kalkputz. Lehm verwende ich im Deckenbereich an holzberührenden Teilen und zwischen den Balken. Er hat wunderbare holzschützende Eigenschaften, gibt Wasser genauso gern wieder ab wie er es aufnimmt, filtert nebenbei noch Giftstoffe aus der Raumluft, und wenn man mal eine defekte Stelle hat, kann man ihn einfach wieder nass machen und neu verspachteln. Für die Wände ist Luftkalkputz (rein und ohne jegliche Zementanteile, ganz wichtig) besser geeignet. Ihn stört die Feuchtigkeit relativ wenig, er ist absolut ungeeignet für Schimmelpilze und kann sogar als Opferputz dienen und schädigende Salze aufnehmen. Außerdem ist er extrem spannungsarm, Haarrisse im Putz wachsen (karbonisieren) einfach wieder zu. Er ist extrem atmungsaktiv und steigert das Wohlbefinden. Verarbeitungstechnisch sind beide (sowohl Lehm als auch Kalk) ein Traum. Jeder Baumarktputz sieht dagegen ganz schön alt aus. Zwar ist die Verarbeitung von Kalk etwas aufwändiger (Schichtherstellung mit Aufkämmen, Vorwerfen, feucht halten, usw.), aber es lohnt sich allemal. Wer einmal Kalk und Lehm in den Händen hatte, möchte nie mehr zu Gips oder Zement zurück (ich könnte an dieser Stelle noch ein Referat über die Vor- und Nachteile halten). Richtig ist jedoch Deine Aussage, dass beide Stoffe schon länger Verwendung finden, nur damals eben ohne industrielle Abfälle. Außerdem rächten sich die Nachteile beider Baustoffe auch schon zur damaligen Zeit. Die Römer hatten Glück, dass Zement bzw. Beton in relativ trockenen Gegenden verwand wurde, gerade jedoch Gips rächte sich ziemlich schnell. In vielen Gegenden Deutschlands, wo die Gipsgewinnung schon traditionell in früher Zeit vorherrschte, sind die meisten freskalen Gebäudegestaltungen eben auch aus Gips. Viel ist dort nicht mehr übrigen von den alten Kunstwerken. Ganz im Gegenteil zu den Gegenden, wo Kalkputz verwendet wurde. Alles in allem ein sehr interessantes Thema. Da wird die Sanierung schnell zu Passion...