Panzerreiter
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Bei der Rekonstruktion eines karolingischen Schuppenpanzers stößt man auf nicht unerhebliche Probleme: Zwar ist die Existenz an sich durch Schrift und Bildquellen qohl ausreichend belegt (über die Häufigkeit im Vergleich zu anderen Rüstungen möchte ich keine Aussagen treffen), aber die Fundlage ist desolat. Mir ist derzeit eine einzige Schuppe (sic!) bekannt. Die Schriftquellen sind seeehr vage gehalten ("Eiserne Schuppen auf ein leinenes Gewand aufgenäht") und die Bildquellen sehr krude. Beide lassen keine eindeutige Reko zu. Im Gegenteil: Die Panzer, die etwa im Stuttgarter Psalter, im Goldenen Psalter von Sankt Gallen oder selbst auf der antiken römischen Tranjansäule abgebildet sind, funktionieren so, wie sie abgebildet sind, schlicht nicht. Das hat mein erster Rekonstruktionsversuch vor vielen Jahren schon ergeben. (Ja, genau der Schuppenpanzer, der so gerne auf Wikipedia und in diversen Karfunkeln zu sehen ist. Genau der stimmt eigentlich so garantiert nicht. Zumindest im Detail.) Aufbauend auf den Erfahrungen der Version 1.0 daher jetzt (meine Winterarbeit) die Neuauflage. Es beginnt mit den Schuppen, die diesmal - zumindest beim Torso - auf einem konkreten Fund beruhen. Sie sind aus Bronze / Tombak (Fundlage entgegen der o.g. Schriftquelle!) und leicht gewölbt. Die Maße entsprechen 1:1 dem Fund, bis auf die Dicke (Meine Bandscheiben forderten vehement eine Verringerung der Dicke)
(Quelle bei diesem und weiteren Fotos: Eigene Aufnahme) Da die genaue Legierung unbekannt ist, habe ich mir erlaubt, mit einer gewollten Zweifarbigkeit zu spielen. Der Panzer ist diesmal nur ein reiner Torso ohne Ärmel und außerdem links (Schldseite) zu öffnen. Das erleichtert den Einstieg ungemein. Die (schwarzen) Lederstreifen sind Pteryges, in Anlehnung an antike Vorbilder.
Die Schulterproblematik beschränkt sich somit lediglich auf einen geringen Bereich.
Der Oberarmschutz wird separat realisiert. Da hier die Rundung um den Arm herum stark ist, bieten sich kleinere Schuppen an. Ich gehe davon aus, dass auch die Originale aus unterschiedlich großen Schuppen gebaut waren, diverse Abb. im Stuttgarter Psalter stützen diese Annahme.