Karolingischer Schuppenpanzer die Zweite

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Nachdem ja an der Rundung des Armausschnitts die Schuppen eine Art Treppe ergeben, möchte ich diese Kanten kaschieren. Einzelne Schuppen entsprechend zurechtzuschneiden, mit passenden Löchern für die Nieten zu versehen und einzupassen ist nicht das Problem sondern der Lederrand, der danach nötig ist, um diese doch recht harte/scharfe Kante zu umsäumen. Hat jemand so was schon mal gemacht und kann mir, mehr mit Rat als mit Tat, im wahrsten Sinne des Wortes unter die Arme greifen?
 
Es wächst und gedeiht. Das zügige Fläche-machen ist jetzt vorbei, jetzt geht das Detailgefrickel los.
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Den Halsausschnitt und die Schulter hinzubekommen ist etwas diffizil wegen mehreren, interferierenden Rundungsradien. Auch den Armausschnitt zu versäubern wird noch ein gewisser Aufwand werden. Dass die goldene Schuppe links oben über die kupferfarbene gerutscht ist, ist normal, das kommt vom ständigen flachen Hin- und Herdrehen und Wenden des Panzers zum besseren Arbeiten. Die kann man einfach wieder richtig legen.
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Die Schulter wird später, wenn der Panzer fertig ist, über einer Kugel als Ganzes angepasst und gewölbt werden. Die oberste Nietenreihe wird auch später sichtbar freiliegen. Um sie zu verdecken ist der Halsausschnitt zu knapp umsäumt, da wäre noch ein Zentimeterchen Leder nötig gewesen. Merke: Erst hinterher umsäumen.
 
Alter Falter, ist das ein Gefrickel! Die deutsche Sprache allein hat nicht genug Flüche und Schimpfwörter, als dass ich mich dabei abreagieren könnte. Gott sei Dank gibt es noch andere Sprachen auf der Welt, derer man halbwegs mächtig ist. Wenn jemand besonders schöne Schimpfwörter in fremden Sprachen kennt, immer her damit, ich hab gerade mächtig Bedarf. Das Zurechtschneiden der Schuppen mit der Blechschere ist noch nicht das große Problem, das Schleifen und Glätten der scharfen Schnittkanten hat was Meditatives, eilig sollte man es nicht haben. Schön muss es nicht werden, nur die scharfen Kanten sollten abgerundet sein, damit sie das Leder auf Dauer nicht beschädigen. Ungenauigkeiten verschwinden, sofern sie nicht allzu groß sind, später unter dem Ledersaum. Damit die Stiche des Saums gleichmäßig werden hat sich dieses Konstrukt bewährt:
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Die alte Gabel ist noch aus Bundeswehrzeiten. Geschliffen und zur Stanze umgebaut sorgt sie für regelmäßige Abstände, wie man es mit einer klassichen Ahle nicht hinbekommen würde. (Ehre, wem Ehre gebührt: Danke für den Tipp, René) Umsäumt wird mit Hirschlederstreifen (Reste von der Rüstung selbst) im Schusterstich mit zwei Nadeln. Man kann aber genausogut nur eine Nadel nehmen und erst den Hin-, dann den Rückweg machen. Man achte auf stumpfe(!) Nadeln, wie bei Lederarbeiten üblich. Mit spitzen Nadeln reichen alle Flüche der Welt nicht aus, weil das spitze Ding nie dem vorgestanzten Loch folgt, sondern sich ständig eigene Wege sucht.
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So ungefähr sollte das dann aussehen, wenn es fertig umsäumt ist. Der Fachmann schüttelt wahrscheinlich mitleidig den Kopf, aber für mein laienhaftes Erstlingswerk bin ich soo unzufrieden nicht:
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Was mich nervt ist die Tendenz der besonders schmalen Randschuppen - hier zum Beispiel die ganz rechts außen unter der obersten, nicht zugeschnittenen Schuppe - unter dem Saum hervorrutschen zu wollen. Daran habe ich die solcherart renitenten Schuppen gehindert, indem ich einen Niet nebst Blechscheibe als Stopper gesetzt habe, der sie nach außen zum Rand hin drückt. Sieht krude und provisorisch aus - was es ja auch ist - aber unter den Schuppen sieht man es nicht. :whistling:
 
Da hast du ja noch einiges vor dir ... aus der Hauptschule kenne ich von Mitschülern noch so einige kräftige Flüche auf türkisch; es sind eher Beleidigung verschärfter Art. Da ich aber nicht die Schreibweise kenne und um erneute Zwischenstaatlichen Verwicklungen vermeiden möchte, verzichte ich auf Zitate. Weiterhin hohen Wirkungsgrad und ... :wiki1
 
LOL, auf türkisch kenn ich auch noch das ein oder andere. Immerhin war ich, als ich noch bei Vater Staat schuf, auch an der Hauptschule, allerdings auf der anderen Seite des Pults. Den ersten Schmiss hat dasTeil schon, beim ständigen Wenden zum Arbeiten ist mir einer von den Pteryges abgerissen - war auch sch... Leder (narbenbrüchig), halt ein alter Rest, den ich bei der Gelegenheit aufgebraucht habe.
 
søren = verflixt dra til helvete scher dich... T ...L faen (i helvete) verflucht, scheiße vielleicht hilft das ein bisschen weiter. Ist norwegisch ^^
 
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Endspurt, nur noch 7 Schuppen. Um die Rundung einerseits und die vollständige Abdeckung andererseits zu gewährleisten und um die unterschiedlichen Radien zu kompensieren, habe ich die oberste Schuppenreihe seitlich überlappen lassen. Dadurch wird der Kragen sehr steif, was die Arbeit etwas doof macht, weil sich der Panzer so nicht mehr flach hinlegen lässt. (wäre er beidseitig geschlitzt ginge das, aber dann wäre die rechte, nicht durch einen Schild geschützte Seite schwächer) Am Mann macht das nichts. Nur die Schultern stehen noch etwas ab, wie bei einem Schuppentier, das sich zur Kugel rollt. Da das bronzene Material zu einer gewissen Federhärte tendiert muss ich die quasi überbiegen, damit sie hinterher die gewünschte Wölbung haben. Das hatte ich vorher nicht bedacht und muss nun über irgendeiner Kugel mit der Hand (und unter Einsatz meines Kampfgewichtes von gut 90kg) nachwölben, ohne das Leder an den Nietlöchern allzu sehr zu strapazieren.
 
...wäre schlimm, wenn es anders wäre! Das nennt sich dann Verstopfung, oder!? :ups
 
Bin kein Proktologe , da verklemm ich mir mal meine Gedanken dazu (auch) :ups O.A. geleistete Arbeit finde ich super- :thumbup: Hat schon jemand Karfunkel informiert :whistling:
 
LOL, die zeigen immer noch begeistert den alten, den sie sich mal von Wikipedia geklemmt haben. Da gibt's definitiv bessere Bilder von dem.
 
Soderle, nachdem ich mein Kreuz halbwegs auskuriert habe nun die versprochenen Bilder am Mann:
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Von Vorne schaut's schon ganz gut aus, die Lederstreifen, die eigentlich um den Armausschnitt herum die Schuppenränder abdecken sollten, wollen dies leider nicht zufriedenstellend tun. Sie stehen ab. Ich habe schon versucht, sie nass mit Wäscheklammern in Form zu bringen, hat aber nichts geholfen. Vorschläge?
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Von rechts sieht man die Probleme mit den abstehenden Schuppen auf der Schulter noch besser. Hinten ist es besonders krass, die oberste Reihe steht fast waagrecht ab und hakt natürlich wie die Sau mit dem Kettengeflecht am Helm. Da muss ich noch gewaltig nachbiegen. Der Gambeson drunter ist Scheiße, das ist derzeit bloß ein Provisorium. Das ist so ein Ding von der Stange aus dem Internethandel. Völlig undurchdacht, besonders an den Ärmeln. Das hätte das Michelinmänchen nicht besser gekonnt. Da soll eigentlich ein Filzwams als Subarmalis drunter, der ist aber nioch nicht fertig.
 
Okay, man soll ja auch mal bestätigen ;) Also, das mit dem Gambi sieht man total, und das die Plättchen auf der rechten Seite stärker abstehen auch. Trotzdem, finde dein SchuPa mit Zubehör hat was und deshalb :thumbup: Zum Lederformen hier mal ein Wikipedia Link https://en.m.wikipedia.org/wiki/Boiled_leather Habe es als vollwert Theoretiker selbst noch nicht ausprobiert sondern nur im Bezug auf Lederkappen als mögliches Herstellungsverfahren für den Kopfschutz / Helmsurrogat in diversen Büchern gelesen. Vielleicht hilft dir das ja weiter.
 
Ist cool geworden, aber, (renn jetzt nicht beleidigt weg!) ich finde das sieht aus wie eine LARP- Rüstung :whistling: Aber ne tolle Rüstung, und passt dir sehr gut! Mit den Schulterschuppen kann ich dir leider auch nicht helfen. VG, Edgar
 
Zum Lederformen hier mal ein Wikipedia Link
Auf genau die Art sind die Lederplättchen auf dem Rock gemacht. In Wachs gekocht. Ob das auch für den Ledersaum geeignet ist, weiß ich nicht so recht. Immerhin muss der ja auch noch aufgenäht werden und so lange bleibt das gekochte Leder dann doch nicht geschmeidig. Aber die ganzen Leute mit ihren Lamellenpanzern schaffen das ja auch, ohne das Zeug zu kochen. Bei den Schuppen oben am Kragen ist nur die oberste Reihe wirklich ein Problem, alle darunter kann man ausreichend nachbiegen. Bei der obersten Reihe ist es der Umstand, dass die einerseits hinten am Nacken, wo der Kragen mehr oder weniger am Nacken aufliegt anstatt wie vorne am Halsausschnitt vertikal zu hängen, eben schon waagrecht starten. Das wird noch dadurch verstärkt, dass sie als einzige Reihe am gesamten Panzer seitlich überlappend genietet sind, was die ganze Reihe in sich sehr steif macht. Ich müsste es irgendwie schaffen, sie gleich am Ansatz, also direkt unterhalb der Nietung, deutlich abbiegen zu lassen. Ohne mit allzu heftigem Kraftansatz die Nieten durch das Leder zu ziehen. Der Versuch, mithilfe der dritten und vierten Hand eines Freundes sowohl die Nietungen mit Zangen zu halten als auch die Schuppen mit der Hand ausreichend zu biegen scheiterte an der Federhärte der Schuppen. Die springen fast vollständig zurück, man muss sie also deutlich überbiegen.
das sieht aus wie eine LARP- Rüstung
Ja, das fiel mir schon öfter auf: Gerade wenn man sich recht nah an Quellen orientiert, ist das Ergebnis oft dergestalt, dass es nicht der "Mittelalter"-Erwartung entspricht. Oft sehen historisierende oder pseudomittelalterliche Ansätze überzeugender und authentischer aus. So auch hier: Die Schuppen des alten Panzers, der auf meinem Avatar, sind nach keiner zeitgenösssichen Quelle gefertigt. Sie haben keinen Fund als Vorbild und für die Psalterbilder sind sie viel zu klein. Die goldenen Schuppen der "LARP"-Rüstung dagegen sind 1 : 1 nach einem Fund gefertigt. Welcher sieht mehr nach Original aus? :whistling: Ähnlich schaut es mit den Pteryges aus. Ob Römer, Byzantiner oder Vivian-Bibel, die Dinger sind gang und gäbe. Trotzdem schauen sie etwas nach Fantasy aus. Tatsächliche Fantasyrüstungen, wie etwa die Rohirrim-Rüstungen aus Herr der Ringe, kommen überzeugender daher. Irgendwie ein drolliger Effekt. Woher das kommt, weiß ich nicht. Vielleicht sind wir inzwischen zu sehr intuitiv auf ein Bild des Mittelalters geeicht, dass seinen Ursprung in Filmen, Mittelaltermärkten, Comics und halbseidenen Dokus hat. Ich denke, ich werde mir Warägerarmschienen umschnallen und einen zerrissenen, schmutzigbraunen Mantel umhängen, dazu an den Füßen ein Paar Standard-Middellader-Bundschuhe. Dann sieht das gleich authentischer aus :D
 
>> Ich denke, ich werde mir Warägerarmschienen umschnallen und einen zerrissenen, schmutzigbraunen Mantel umhängen, >> dazu an den Füßen ein Paar Standard-Middellader-Bundschuhe. Dann sieht das gleich authentischer aus :D Sieht klasse aus, wenn wir dich in dem Outfit mit Tomaten bewerfen :)
 
Bitte, Tomaten sind nicht A. Wenn, dann mit welken Kohlköpfen, faulen Rüben und alten Äpfeln. Oder mit überschüssigen Zwiebeln. Wie damals beim Schildwall in Regensburg. Aber nicht wieder mit der Stabschleuder!
 

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