Hildegard
Well-known member
Das erste Mal einen Mittelaltermarkt von der anderen Seite der Absperrung. Ein geplantes Magdcasting, das zu einem Lagercasting wurde. Wie bekannt man doch sein kann, obwohl 99 % einen nicht kennen. Nach einer langen und schlaflosen Nacht (ich war ja so aufgereeeeeeecht) gings um 09.00 Uhr los. Abschiedsfrage meines Vaters ‚Was machdern da eingdlich des ganze Wochenend?’ (machdern = macht ihr denn) Meine Antwort: ‚Wenn ich des wüsst.’ Gut, die Frage hat sich erübrigt, weil ich festgestellt habe, dass die Zeit eigentlich viel zu kurz war. Nie hätte ich geglaubt, dass ein Weinstädtchen in der Pfalz, das meinem Erachten nach nur aus vier Straßen besteht, so groß sein kann. So ca. 50 km von meinen 350 km hab ich wohl in diesem Städtchen verfahren, weil ich den Lagerplatz ewig nicht gefunden habe. Aber dann, als ich das Lager betrat und bei meiner Herrschaft „Die Reisenden“ eingefallen bin, war jeder Stress mit Stau, Einbahnstraßen, die in Hofeinfahrten enden und den damit verbundenen schweißtreibenden Wenden vergessen. Iris vom Foehrenhof und Adela al-Raffadali haben mich sooo herzlich aufgenommen, wie sie und ihre Herren, mich auch das ganze Wochenende über –bis auf wenige Ausnahmen ^^ - behandelt haben. Gemeinsam mit den Damen und dem Adelhund „Luna“ bin ich am Freitag gleich über den Markt geschlendert, stilecht in Magdgewandung, Korb und selbstverständlich ein paar Schritte hinter dem Hund und den Damen. Von den Ständen waren die wenigsten schon offen, aber auch als alle geöffnet waren, wurde nicht mehr geboten. Gut waren der Stoffhändler und der Gewürzhändler. Adela wollte dann für einen ihrer Söhne Wollstoff für einen Umhang kaufen, der zum Schluss bei mir gelandet ist und jetzt einen Umhang für mich darstellt. Mein erstes selbst genähtes Kleidungsstück! (O.k. die Adela hat die Rundungen gemacht, weil ich des net konnt.) Hab sogar im Dunkeln genäht, weil ich’s net erwarten konnte den Umhang anzulegen. Allerdings ist zwischen dem Nähen im Dunkeln und am Tag kein Unterschied zu sehen. Was hab ich als Magd denn gemacht? Ich hab mich mit Rebenholz abgemüht, um da irgendwie ein Feuer rauszubekommen, was ich auch ab und an geschafft habe; habe beim Kochen zugesehen und geholfen und auch manchmal die Herrschaft bedient. Und dann hab ich gestickt, dass erste Mal seit knapp 30 Jahren! Und es sieht sogar nach was aus. Dank meiner Herrin, Adela! Wie ist nun das Leben hinter der Absperrung? Super genial. Ich habe mich wirklich gefühlt, wie in einer anderen Zeit. Den Markt oder das Lager zu durchqueren und das nicht als Touri hat was. Man fühlt sich so dabei und allen anderen gegenüber –selbst als Magd- so was von erhaben, man kann es schon fast als dekadent bezeichnen. Wie ist jetzt das mit den angegafft werden? Net schlimm, weils mir nicht aufiel, hab bei all den Aufträgen gar keine Zeit gehabt, um mich um Touris zu kümmern. Übrigens, es kam wieder die Frage nach der Behaglichkeit in Holzschuhen zu laufen und das nicht nur einmal. Holzschuhe scheinen die Menschheit zu faszinieren. Das geplante Magdcasting fand in dem Sinne nicht statt, weil ich eh die Beste bin. Allerdings hat Petrus es sich nicht nehmen lassen, um wenigstens seine Präsenz zu zeigen. Bilder kommen von Iris oder Adela. Es ist nicht so, wie immer erzählt wird, dass die Magd des Nächstens in verfängliche Situationen gebracht wird. In der ersten Nacht war ich alleine in einem „Schloßzelt“ –nix mit Baldachin, meine Herrschaft hat sich ja so was wie ins Zeug gelegt-, in der zweiten kam dann Horst, der schlief schon bis ich mich niederlegen wollte, und unser Petrus, naja, sag ich ma lieber nix-. Nun zum Lagercasting und den 99 % die mich kennen ohne mich zu kennen. Um mich wurde geworben!!!! Im wahrsten Sinne wurden Geschütze aufgefahren –die Konkurrenz der Reisenden waren eine Gruppe, die die Zeit um 1525 darstellt und eine Kanone dabei hat. Eins kann ich Euch sagen, da wurde mir gar Semmelknödel mit Fleisch, Brot mit Knacker gebracht, ich wurde immer lauthals begrüßt. Hab mir die Entscheidung für oder wider den Reisenden nicht leicht gemacht… Da Iris und Adela auch immer wieder lauthals zum Ausdruck brachten, dass sie jetzt eine Magd haben, hat dies das ganze Lager mitbekommen und ich wurde oft mit „ach die Magd“ begrüßt. Sicher haben viele sich gegrämt, dass sie nicht ein solches Prachtexemplar wie mich haben. Auch war ich bei Leuten „bekannt“, die noch nicht einmal die Reisenden gekannt haben. Bierbrauer aus Lippstadt –der schönste Stand des ganzen Marktes- haben nach Kirrweiler gegoogelt, um zu sehen, wo sie dahin kommen. Und jetzt ratet mal, was sie als erstes ausgeworfen bekommen haben, den „Magd für Kirrweiler gesucht“-Thread. Die kamen dann zu Adela, ‚Ach, Ihr seit das mit der Magd…’ Fazit: Mein erstes Lager war ein voller Erfolg! Ich habe es voll genossen und bin traurig, dass es rum ist. Neben dem Toilettenwagen, der hervorragend in Schuss gehalten wurde, den netten Leuten, die ich kennengelernt habe –aus dem Forum Petrus, Hagen von Tronje und August vom hohen Ufer- und dem Wetter, was einfach nur ein Traum war, hat zu diesem Erfolg in allererster Linie meine Herrschaft „Die Reisenden“ beigetragen. Danke Iris, Gunther, Adela, Ibn, Luca und Marco und natürlich Luna! Ich habe mich so richtig wohl gefühlt bei Euch!