Kleine Hilfestellung in Sachen Sprache

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Lordlaslo

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Da wir ja auf einen Mittelalterweihnachtsmarkt gehen wollen, wäre es schon schön wenigsten ein paar "richtige" Wörter zu kennen. Ich habe hier jetzt noch nichts gefunden( vlt. hab ich auch nicht richtig gesucht ?( ). Gibt es ein Thread , wie ein Wörterbuch, oder könnt Ihr mir weiter helfen? LG Andrea
 
Sprich einfach ganz normal. Ich denke mal, das Mittelhochdeutsch, dass damals in deutsche Landen verwendet wurde, würde heute sowieso kaum noch einer verstehen (schau mal bei Walther von der Vogelweide nach), und die hochtrabenden Worte, die man aus "mittelalterlichen" Filmen kennt - der sog. "Marktsprech" ("Holde Jungfer, seyd Ihr wohlgefallen, Euch meinen Arm antragen zu lassen....." :schock1 ) - ist eine Kunstsprache, die speziell von Marktmittelalterleuten erfunden wurde und mit dem normalen Mittelalter nichts - aber auch gar nichts - zu tun hat. Wird in der Szene eher belächelt, wenn Ihr so ankommt. Also redet, wie Euch der schnabel gewachsen ist und brecht Euch keinen ab beim Verschnörkeln einer doch recht schönen Sprache. Dialekte sind selbstverständlich auch auf den Märkten normal und erlaubt.
 
Meinst Du den Marktsprech? Wenn Du es unbedingt möchtest, dann hast Du hier eine Art Wörterbuch: http://www.taurachsoft.at/bogensport/downloads/marktsprech.pdf. Aber das ist so eine Schiene, die die Kommerziellen gerne fahren, um mehr Werbung zu machen und ein "Ambiente" des Mittelalterlichen zu suggerieren. Mehr dazu auch hier: Sprache im Mittelalter Am Anfang ist das noch was Neues, Faszinierendes. Je länger man sich mit der Materie beschäftigt, umso mehr schaudert es einen dann bei dieser Verhunhakelung unserer Sprache. Mittelhochdeutsch, das wäre was... :D
 
Gryphius (Barock Dichter) hat um 1650 schon/noch Frühneuhochdeutsch geschrieben, das ist noch habwegs verständlich, aber eben erst seit rund 1350 die "Hauptsprache" im deutschsprachigen Raum. - also noch verständlich, aber eher zu modern... Alternative ist wie bereits gesagt Walther von der Vogelweide mit Mittelhochdeutsch, das ist aber für fast keinen mehr verständlich.
 
Die Marktsprache ist in der Tat so eine Sache... kann sehr erheitern, wenn man sie gut (!) beherrscht und es auf den üblichen Märkten um Publikumsbespaßung geht. Habe so angefangen, aber so oft Peinliches, Stereotypes und Dilletantisches gehört, dass ich mich hier stark zurückhalte. Ich texte das Volk eher deftig mit heutiger Sprache zu und nutze zur Erheiterung die Hervorhebung der Unterschiede Damals-Heute (mal ganz platt: Hosen bei Frauen). Auf allen VA´s mit Anspruch, also bei Museen oder im Rahmen besonderer Darstellung auf Burgen etc. pp. halte ich alles Künstlich-Mittelalterliches für grundverkehrt und würde ganz normal und ohne Effekthascherei sprechen. Da stehen die Interpretationen der Realien im Lager und am Körper im Vordergrund. :bye01
 
@Friethjoph So ganz richtig ist das nicht, was du da schreibst. Sowohl 1350 als auch 1650 gelten als Trennjahre in der Sprachforschung. Bis 1350 wurde Mittelhochdeutsch genutzt, wohl auch ein paar Jährchen drüber, und ab 1650 kam Neuhochdeutsche auf, welches bis in die Gegenwart gesprochen wird. Und hier sei bitte zu beachten, daß es auch das Mittelniederdeutsche gibt und diese deutsche Sprache wurde in der Hansezeit vom Anfang 14 Jhd. bis Anfang 17. Jahrhundert, als Schriftsprache genutzt. Sprachgebiet war der niederdeutsche und der skandinavisch/hanseatische Raum. Erstes Sprachdenkmal ist der Sachsenpsiegel 1234/35. Und das Neuhochdeutsch ansich, wurde erst ab dem 1750 Jahren im Oberdeutschenraum genutzt, während es um 1650 im mitteldeutschen und niederdeutschen Raum genutzt wurde. Haarmann, Harald: Weltgeschichte der Srachen- Von der Frühzeit bis zur Gegenwart; C.H. Beck; München; 2006. Schmidt, Wilhelm: Geschichte der deutschen Sprache - Ein Lehrbuch für das germanistische Studium; S. Hirzel Verlag; Stuttgart; 10. Aufl.; 2007. Ernst, Peter: Deutsche Sprachgeschichte; WUV; Wien; 2005.
 
@Jorunn: schon mal danke, das bringt mich etwas weiter. Jetzt meine Fragen: begrüßt Ihr Euch in normalem Deutsch oder sag man sowas wie: seid gegrüßt?, wie sagt man danke, wie verabschiedet man sich? Denn solche Sachen hören wir auf den Märkten immer. Wie verhält man sich, wenn sich jemand vor einem verbeugt und sagt: My Lady ( ist uns im Sommer passiert und wir wussten nicht, was wir antworten sollten. Oder ist es das was Ihr geschrieben habt, dass Ihr normal redet?? LG Andrea
 
Also das was du so an "mittelalter sprache" ist eben diese künstlich erzeugte marktsprache, die den besucher unterhalten soll und das ambiente steigern. Die meisten von uns reden auf märkten ganz normal (schrifft deutsch oder der einheimische dialekt). Wobei ich sagen muss ich nehme mich dieser marktsprache vorallem bei vorführungen oder schaukämpfen auch gerne mal an, denn das ist es was das publikum hören will. (kurzes ot wir hatten einen schaukampf bei dem wir auf diese sprache verzichteten ende vom lied die leute gingen und sagten uns wir sollen das mal richtig lernen, da half auch die beste erkärung nichts) das seyd gegrüsst, oder gott zum grusse sind so die standart floskeln zum begrüssen gehabt euch wohl die übliche verabschiedung als danke immer gern genommen, habt dank und dann ist eben viel phantasie gefragt :) und übung denn es gibbt noch waqs schrecklichers wie diese markt sprache und das ist Stockende marktsprache bei der ,der redner, nach jedem 2 wort pause macht und krampfhaft überlegt wie er den satz möglichst geschwollen weiter spinnen kann. was hilft ist Romeo und julia (mit leonardo de Caprio) schauen :)
 
lordlaslo, ich für meinen Teil eyere nicht rum, sondern spreche entweder ostfälisch oder Schriftdeutsch mit dem angeborenen Akzent/der angeborenen Dialektfärbung (kann ich nicht vermeiden) Was das Mittelniederdeutsche angeht, irrt die Quelle oben, aber gänzlich. Es ist zwar richtig, das das Hanseniederdeutsch eigentlich heute noch die Schriftsprache des "Niederdeutschen der nordeutschen Tiefebene/Küste" ist. Das was die Niederländer/speziell Holländer als "Naarsassisch" bezeichnen. In den alten Handschriften des Sachsenspiegels wird die jeweils regionale Sprache genutzt. Das Original von ~1235 ist verschwunden, es soll wohl in elbostfälisch gewesen sein. Eine Zäsur wie im Hochdeutschen wie z.B. brennen bernen , Bronnen Born ist nicht erkennbar. Hanseniederdeutsch und Schriftdeutsch sind Schriftsprachen ... so, und nun zum Thema, dieses grausame Marktsprech, das sich an die Kanzeley sprache des 17/18 Jahrhunderts anlehnt, wird zwar auch heute noch, so entstanden ist es um ~1990, gelegentlich auf MA-Märkten verwendet, aber untereinander sprechen die allermeisten Schriftdeutsch mit einander, oder eben ihren lokalen Dialekt des Hochdeutschen oder des Missingsch
 
was hilft ist Romeo und julia (mit leonardo de Caprio) schauen :)
am allertrefflichsten deucht mir fürwahr geeignet: http://www.myspass.de/myspass/shows/tvshows/spongebob-schwammkopf/Der-edle-Ritter--/2650/... hier werden alle (!) alle Gruseligkeiten verwurstet Auch immer wieder mit hörenswertem Marktsprech: Die Filme mit Jean Reno.... "Die Besucher", "Die Zeitritter", "Just Visiting"... aber wie schon geschrieben, es ist NICHT authentisch und wenn mans nicht kann eher peinlich
 
Stoppt Marktsprech Aktionen !... hier ist fast alles zum Thema gesagt.... vielleicht noch nicht von jedem, aber erschöpfend. Eine schöne Verarsche: http://www.huscarl.at/rytterlych.php 8o Und, wenn Du wirklich nicht davon lassen kannst, hier ein kleiner Leidfaden... Quelle: Homepage des Delbrücker Tross e.V. http://www.mittelalter-tross.de/mittelalter-sprache.html ... gänzlich grimmt dem Edlen der Wanst, so dies im Hier und Jetzt, wenn auch ohn Harm im Sinne, trefflich vorgebracht. :zunge
 
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Naja - zu Beginn unserer Mittelalteraktivität fand ich Marktsprech ganz lustig. Seinerzeit ist auch das oben verlinkte "Lexikon" entstanden. Mittlerweile geht es mir gehörig auf den Senkel - besonders dann, wenn jemand auf Teufel kommt raus irgendwas zusammenstammelt. Richtig sauer werde ich, wenn man dieses Kauderwelsch Besuchen auch noch als Sprache des Mittelalters verkauft :cursing: :kopfwand
 
Ich schließe mich allen Vorrednern an... und ergänze: Es gibt aus Regensburg ein Dokument, welches entstanden ist, als Otto I sein Königreich abklapperte und eben dabei auch durch Regensburg kam. Der Schreiber dieses Dokumentes beklagt/amüsiert? sich darüber, dass Otto aufgrund seines sächsischen Dialekts (Memleben/Magdeburg) so schwer zu verstehen sei. Jeder Sachse/Bayer der schon mal in Sachsen/Bayern war, wird das wohl nachvollziehen können :groehl Fazit: Dialekte gabs schon damals :D Also spricht ja nichts dagegen, nicht heutige Dialekte nicht auch zu verwenden.
 
Wenn die vielen "eyen" schon einem Zeitungsreporter auffallen und dies in einer Glosse über den Esslinger Weihnachtsmarkt (2011) verwurstet wird, dann kann und sollte man sich schon ein paar Gedanken machen. Online habe ich die Glosse leider nicht gefunden, sonst hätte ich den Link gerne eingestellt. Das Marktsprech scheint mir eine Mischung aus der Schriftsprache verschiedener vergangener Zeiten zu sein, vor allem aus dem 18. und 19. Jhdt, aber auch ein wenig aus der Zeit Luthers scheint drinne zu sein. Ansonsten kann ich mich nur dem Fusselhirnchen anschließen und - unter anderem - sagen: als Besucher - sprich wie dir der Schnabel gewachsen ist, als Darsteller: versuche, neuhochdeutsche Begriffe wie "cool", "chillen" usw. etc. zu vermeiden. Ist allerdings nicht einfach, ich ertappe mich auch dauernd dabei, dass ich "okay" sage.
 

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