Klosterstadt soll allein mit frühmittelalterlichen Mitteln entstehen

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Guedelon klappt ja auch irgendwie. Ich seh das Problem weniger darin, dass das an sich was werden soll, sondern eher darin, dass das in Deutschland was werden soll. Es gibt in diesem unserem Lande garantiert ein paar Paragraphen, die den Leuten ihr Projekt in der hier vorgestellten Form (nur mit mittelalterlichen Methoden) unmöglich machen. Was es bringen soll? Was brachte es, dass Herr Junkelmann als Römer verkleidet über die Alpen marschierte? Oder dass Her Heyerdahl mit einem Schilfboot über den Pazifik fuhr? Nix, was man mit Händen greifen kann. Vielleicht erhoffen sich die Leute hier Erkenntnisse über frühmittelalterliche Baumethoden? Wäre doch naheliegend. Und was hat der Umstand, dass ich mit meinem Hobby kein Geld verdienen will, mit anderen Leuten aus der Archäo-Ecke zu tun? Mein Freund repariert mir auf Wunsch umsonst das Auto. Dürfen deshalb jetzt alle Werkstätten kein Geld mehr verdienen? Was die Finanzierungsphantasien betrifft: Eine laufende Selbstfinanzierung während der kompletten Bauarbeiten ist sicherlich selbst ansatzweise unmöglich. Das ist klar. Wenn - oder besser: falls - das Dörfchen aber eines Tages mal fertig sein sollte, kann man es sicherlich halbwegs einträglich vermarkten, so dass das vorher reingesteckte Geld langsam wieder reinkommt. Ab einem bestimmten Zeitpunkt kommt man unterm Strich ins Plus. Auch das sehe ich grundsätzlich durchaus positiv. Problematisch ist dabei der lange Bauzeitraum, wenn es wirklich nur mit frühmittelalterlichen Mitteln geschehen soll. So, wie das beschrieben ist, dauert das Jahrzehnte. Daran könnte es letztendlich scheitern: An der Unbescheidenheit. Für den reinen, oben erwähnten Erkenntnisgewinn müssen es keine 20 Häuser nebst Kirche sein. Die zwangsläufige lange Dauer wird ebenso zwangsläufig Probleme mit sich bringen: Leute werden die Geduld verlieren und abspringen, andere werden sich verzoffen. Geldgeber werden nach anfänglicher Begeisterung ausbleiben. Das Projekt wird womöglich einen sanften Tod sterben und einschlafen. Von Privat ausgehend halte ich ein solches Projekt daher nicht für möglich. Bleibt nur die Option, tatsächlich Staat und EU ins Boot zu holen und das ist ja offensichtlich auch so geplant. Wenn das was wird, dann nur mit diesen Trägern. DIe EU gibt, genau wie der Staat, dermaßen viel Geld für absoluten Blödsinn aus, dass ich überhaupt kein Problem damit hätte, wenn mein Steuergeld teilweise in so was flösse. Dieses Argument jetzt mit konkreten Beispielen zu untermauern, spare ich mir, sonst rege ich mich nur auf und schweife ab... Falls es aber schließlich was wird, dann ist es ein schönes Museumsdorf aus der Karolingerzeit. Und das wäre innigst zu wünschen.
 
Hej Panzerreiter,
Was brachte es, dass Herr Junkelmann als Römer verkleidet über die Alpen marschierte? Oder dass Her Heyerdahl mit einem Schilfboot über den Pazifik fuhr?
Das sind die falschen Beispiele. Hast Du nichts besseres? Und wie Du selber auch gesagt hast, hängt das mit karolingischen Mitteln zu bauende Städtchen schon am Anfang fest im Netz der wunderbaren Welt der behördlichen Bauvorschriften. Der Vogel wurde aber doch wohl abgeschossen mit der Aussage hier ein Weltkulturerbe zu schaffen. Der Saxnoth
 
Und wie Du selber auch gesagt hast, hängt das mit karolingischen Mitteln zu bauende Städtchen schon am Anfang fest im Netz der wunderbaren Welt der behördlichen Bauvorschriften.
Dies ist bei Gudelon aber nicht anders. Auch dort muss man sich angegebene Bauvorschriften halten. Nicht nur in Deutschland geht es behördlich zu.
 
Hej Panzerreiter,
Was brachte es, dass Herr Junkelmann als Römer verkleidet über die Alpen marschierte? Oder dass Her Heyerdahl mit einem Schilfboot über den Pazifik fuhr?
Das sind die falschen Beispiele. [...]
Warum? Präzise Argumente bitte, dann seh' ich's gerne ein und habe vielleicht tatsächlich noch was Besseres. Das mit dem Weltkulturerbe hat einen gewissen Unterhaltungwert, das stimmt. Dass man auf diese Weise kein Weltkulturerbe schaffen kann, dürfte jedem klar sein. Da ist wohl der ein oder andere Gaul mit jemandem durchgegangen, aber auf dieses Detail bin ich absichtlich gar nicht eingegangen. Ich hab geschmunzelt, wollte aber nicht drauf rumreiten. Allein wegen dieser zugegebenermaßen großkalibirigen Aussage die Sache schlechtzuheißen finde ich nicht angemessen. Trotzdem: Die Grundidee finde ich gut. Allein ihr steht die reale, behördliche und finanzielle Welt im Wege. In dieser Skepsis scheinen wir uns ja auch einig zu sein. Da stellt sich offenbar jemand einige amtlich-organisatorische Dinge etwas zu blauäugig vor und das herbe Erwachen wird sicherlich noch kommen. Aber die Intention dahinter möchte ich nicht von Vornherein ins Lächerliche ziehen. Eine schöne Idee, der ihre Verwirklichung zu wünschen wäre. Man hat sicherlich die ein oder andere Erkenntnis zu frühmittelalterlichen Bau- und Handwerkstechniken, kann einige Theorien ausprobieren. Der wissenschaftliche Wert ist, wenn vernünftig umgesetzt, auf jeden Fall größer als Null. Und man hat als Ergebnis ein schönes Museumsdorf, für das mir eine Menge didaktisch und pädagogisch sinnvolle Nutzungen einfallen.
 
Ich hätte noch ein Beispiel, Carnuntum,hier werden die Antiken Römischen Häuser wieder aufgebaut,Stück für Stück auf den original Fundamenten mit antiken techniken.So ca.alle Zwei jahre kommt ein neues dazu.Gefördert wird das alles vom Land,Bund und der EU.Und über Besucher kann sich Carnuntum auch nicht beklagen,die haben ständig Besucherrekorde. Allerdings muss um Besucher anzulocken auch mal etwas stehen.Die Antiken Fundamente waren eigentlich nur Langweilig. Das Klosterprojekt finde ich gut.Ich hoffe das es wirklich erfolgreich verläuft und zuende gebracht wird.
 
... aber Junkelmann und Heyerdahl haben Projekte mit geplanter zeitlicher Begrenzung und anschließender Analyse/Vermarktung durchgeführt, die vorher bereits fest finanziert und gesponsert waren. Hier soll "ins Blaue hinein" Geld investiert werden, und DAS macht mich skeptisch. Das Problem sind auch nicht die deutschen Bauvorschriften, denn wenn dort ein guter Architekt mit einsteigt und die statischen Berechnungen stimmen, dann ist von dieser Seite auch kein Einspruch zu erwarten, da hier ja auch Experimentalarchäologie unter Museumsaufsicht durchgeführt werden soll. Es ist die Berechnung und Kalkulation mit den Besucherzahlen und den Arbeitsplätzen, die es angeblich werden sollen. Das ist reinste Schönfärberei! So wurde im Saarland der Gondwanapark und in Rheinland-Pfalz der Nürburgring schöngerechnet.
 
Vielleicht haben wir (Geschichtsinteressierte) mal Glück und "Vater Staat" investiert mal was in unsere Geschichte. In der nähe ein Schullandheim (wie im Castrum Turglowe) und schon kann man Geschichtsunterricht auch mal etwas anders machen. Is ja nur nen Vorschlag ;) Gibt bestimmt noch andere Möglichkeiten um die Finanzierung auf sichere Beine zu stellen Jerome :)
 
Für alle, die es interessiert: Ich hab in meinen Lesezeichen den link zum Klosterplan gefunden. Klick . Der Plan an sich ist schon sehenswert. Wenn man sich klarmacht, welche Dimensionen das erreicht, halte ich es nicht für durchführbar. Wenn es doch kommt, ist Guedelon dagegen nur ein größeres Pförtnerhäuschen.
 
Vorallem wird das doch mehr als 50 Jahre dauern!
Das kommt darauf an, wieviel Leute daran arbeiten... :D Ich hab mir mal den Spaß gemacht und die Kirche mit meinem CAD-Programm grob ausgemessen. Nach den Angaben auf der Seite vom Klosterplan soll jeder Säulengang 20 Fuß und das Innere der Kirche 40 Fuß breit sein. Ganz grob ergibt sich dann aus dem Plan eine Länge von etwa 330 Fuß. Wenn man das jetzt pauschal umrechnet (angenommen: 1 Fuß = 0,3 Meter) wird die Kirche etwa 24 Meter breit (innen) und insgesamt 99 Meter lang (außen). Wenn ich die Maße weiter zugrunde lege, sind die Säulen etwa 1,8 x 1,8 Meter. Grundsätzlich halte ich das für realistisch. (Von den Maßen). Aber welcher Statiker will so ein Gebäude berechnen? Am meisten beeindruckt mich immer wieder, dass vor tausend Jahren ohne Statiker gebaut wurde und die Gebäude teilweise bis heute stehen. Das schafft manch ach so toller moderner Bau nicht.
 

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