Kopfbedeckung beim Gebet oder in der Kirche

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.

user6088

Well-known member
Registriert
31. März 2013
Beiträge
1.694
Reaktionspunkte
1.699
Schon länger beschäftigt mich dieses Thema, und ich habe es auch gerade wieder bei den Bildern des Templertreffen gesehen. Ich bin ja katholisch erzogen worden, und mir wurde in der Kirche immer gesagt "Mütze ab Bub" :whistling: Nun soweit ich weiß geht geht das auf einen Text in der Bibel zurück. Im 1. Korintherbrief kritisiert Paulus Männer, die mit einer Kopfbedeckung in das Gotteshaus gehen. Denn die Kopfbedeckung eines Mannes war wohl damals ein Zeichen für Ehre und Herrschaft. Und da in einer Kirche allein Gott die Ehre gebührt, zeigt ein Mann also Demut und Ehrerbietung Gott gegenüber, wenn er Hut oder Mütze absetzt. Bei Frauen ist das wiederum ja anders herum. Nun haben wir dieses Jahr im Ramen diverser Veranstaltungen auch Stundengebete ect. durchgeführt. Es hat niemand seine Mütze dabei abgesetzt, ich in diesr Situation auch nicht, da es die Anderen auch nicht gemacht haben. Prinzipiell, auch wenn es nur eine Darstellung für mich war, bekomme ich bei sowas ein schlechtes Gewissen. Gibt es den Quellen dafür das Ordensritter beim Gebet oder in der Kirche ihre Kopfbedeckung getragen haben ? Wie ist es den in den heutigen Orden, tragen hier Mönche eine Kappe in der Kirche ? Wenn ich mir Bildquellen anschaue, wurde z.b. die Tonsur beim Gebet eigentlich immer offen getragen Ich sehe das ganze eigentlich eher kritisch ?( Ich hab irgendwie so die Vermutung, das ist so ne Sache nach dem Motto... es macht einer, allso machen es alle.
 
Nun soweit ich weiß geht geht das auf einen Text in der Bibel zurück. Im 1. Korintherbrief kritisiert Paulus Männer, die mit einer Kopfbedeckung in das Gotteshaus gehen. Denn die Kopfbedeckung eines Mannes war wohl damals ein Zeichen für Ehre und Herrschaft. Und da in einer Kirche allein Gott die Ehre gebührt, zeigt ein Mann also Demut und Ehrerbietung Gott gegenüber, wenn er Hut oder Mütze absetzt.
Umgekehrt im Judentum,wo zumindestens die orthodoxen Männer eine Kopfbedeckung tragen um zu verdeutlichen dass es immer noch - trotz aller Nähe - eine Distanz zwischen Mensch und Gott gibt,Gott der immer noch Grössere ist. Wie es in den Orden gehandhabt wurde (und wird) weiss ich leider nicht (obwohl ich Katholik bin) aber ein Bekannter von mir ist Kapuziner,ich könnte ihn mal fragen.
 
Interessantes Thema. Wenn ich dran denke, würde ich es gerne mit in den "Workshop für klerikale Darstellung" im Februar mitnehmen und mit den Anwesenden mal darüber diskutieren.
 
Hab bei Körnber in den regeln was gefunden:
281. ....Jeder Bruder soll, wenn er zur Frühmette kommt, bekleidet sein mit Beinkleid, Hemd, einem kleinen Gürtel und seine Kapuze aufhaben; an den Füßen aber soll er Hosen und Schuhe haben, auch soll er sein Ordenskleid anhaben, wie oben gesagt ist. Beim Anhören aller andern Horen sollen die Brüder vollständig bekleidet und beschuht sein, je nachdem die Umstände und die Jahreszeit es erfordern.
o.k. Jungs, Käppchen und Bundhaube weg, Kapuze auf. :zunge
 
Das klingt holprig, Hemd und Kapuze. Ordenskleid wie oben gesagt, ... ich lese nur Hemd, nicht Cappa oder Mantel. Wo hängt die Kapuze dran ? Tendiere noch zur Kappe. Zu den anderen Horen vollständig gekleidet, da könnte ich über eine Kapuze verfügen. Ich sehe das Problem noch nicht gelöst.
 
Beinkleid, Hemd, Gürtel und Kapuze. Dazu Schuhe und das Ordenskleid. So wird der Morgen beschrieben. Zu den anderen Horen dann vollständig bekleidet. Was fehlt den in der obigen Aufzählung ?
 
Interessant wäre auch der Originaltext der Regeln, oft wirds ja gerade durch die Übersetzung missverständlich oder falsch interpretiert. Und: "Ordenskleid, wie oben gesagt ist" steht da oben noch näheres zum Ordenskleid? Ist das Hausgewand gemeint? Hatte das evtl. eine Kapuze? Sorry für die vielen Fragen, ich kenne mich mit Ordensregeln nicht so gut aus, finde das Thema aber auch sehr interessant.
 
Moinsen, ich versuche die Fragen mehr oder weniger zu beantworten. Der Tempelbruder hatte die Hose, das Leibhemd, die Bruche und den weißen Gürtel auch des nachts an. Somit konnte man zur Matutin (gegen 4.00 Uhr) nur in die Schuhe schlüpfen und den Mantel überwerfen und war fertig. Diese Zeit galt der Versorgung der Pferde. Zum späteren Zeitpunkt zog man eben noch im hause die Tunika an, an der die Kapuze angebracht war. Die Frühmette ist ja gegen sechs Uhr und um diese Zeit war der Bruder komplett bekleidet. Von der Komplet (20.00 Uhr Einbruch der Dunkelheit) bis zur Prim (sechs Uhr) war schweigen angesagt. Während der Kapitel (man vermutet auch, das die Horen gemeint sind) heißt es, das die Kopfbedeckung abgenommen werden soll, es sei denn, der Bruder war Kahlköpfig (also war ich richtig angezogen ^^). Auch wird in Regel 15 bestimmt, das die Brüder während der Hore sitzen sollen und nicht stehen. Quellen: https://beni.hallinger.org/history/bibliothek/Templer_Fakten_Faltblatt.pdf https://beni.hallinger.org/history/bibliothek/Templerregel-frz.pdf
 
Für den Hospitaliterorden im 13. Jhd. gibt es dazu folgendes als Übersetzung aus Kopfbedeckung der Brüder aus den Esgarts (Richtsprüche) und Usancs (Altagsgewohnheiten) §136, festgelegt um 1239: "Die Brüder welche keine Mönchskappe tragen über der Bundhaube während des Gebets. Ebenfalls ist es verboten in unserem Haus dass der Bruder seine Mönchskappe in der Hand hält, weder für das Evangelium oder das Corpus Christi oder um einem Höherstehden Referenz zu erweisen. Sie soll seinen Kopf erwärmen, ausser wenn es angemessen ist, dann darf er seine Kappe in der Hand halten, oder wo er will, [...]" Quelle: Comthurey Alpinum
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Sorry @Thomas W. fehlt hier was im ersten kursiven Satz ? Er ergibt m.E. nicht wirklich Sinn.
Tja, so ist das mit den Übersetzungen. :D Nein, es fehlt nichts, hab alles 1 zu 1 übernommen. Der Satz sagt (so wie ich es verstehe) aus, dass die Brüder (wenn sie eine Bundhaube tragen) während des Gebetes keine Mönchskappe tragen.
 
Aus dem Cartulaire II S.560 (Usancs #136; Datierung: ca. 1280): 'De frere qui oste son chapell de bonet et demure en coife sens ocheison. Item il est use en nostre maison que nul frere ne doit oster son chapell de bonet por tenir le en sa main, si non est por l'evangeli ou por le corpus Domini, ou por faire reverence a son soveirain, ou por achayson rasonable. Et se il, por chaut que il ait en sa teste ou por autre achaison qui ne soit rasonable, il oste son chapel de bonet, e le tien en la main ou la ou li plaira, et le bailli s'en plaint, soit en VII.' Übersetzung: Vom Bruder der seine Chapell de Bonet abnimmt und ohne Grund ohne Kopfbedeckung bleibt. Punkt, es ist Gewohnheit in unserem Haus, dass kein Bruder seine Chapell de Bonet nicht abnehmen soll um sie in seiner Hand zu halten, ausser für das Evangelium oder für den Leib des Herren, oder um seinen Gebieter Ehrfurcht zu zeigen, oder für einen angemessenen Grund. Und wenn er, weil sein Kopf zu heiß ist sich behilft oder wegen eines anderen Grunds, der nicht angemessen ist, seine Chapel de Bonet abnimmt, und er hält sie in der Hand oder zum Vergnügen, und der Balley beklagt sich dearüber, soll (er) in VII. VII: siebentägige Strafe Also es gibt schon Gründe, vor allem während einer Messe, seine Kopfbedeckung abzunehmen. Bei einer Andacht wird aber in der Regel kein Evangelium gelesen. Auch gibt es bei Andachten keine Wandlung (ich hoffe 'nichtkatholische' wissen was ich meine). Somit gibt es eigentlich keinen Grund bei einer Andacht die Kopfbedeckung abzunehmen, ausser eine Andacht zählt zu einem angemessenen Grund... das weis ich aber nicht???? Was ist eigentlich eine 'Chapel de Bonet'? Nehme an eine einfache Kopfbedeckung?
 
Ich habe gerade in den Ecclesiastica Officina (Gebräuchebuch der Zisterzienser aus dem 12. Jh.) was gefunden, bei dem ich an den Thread hier denken musste: Kap 71, 3+4: Sie können zum Gebet in die Kirche gehen und zwar nicht nur zu dieser Zeit, sondern immer zur Zeit der Lesung und in allen Pausen. Dort setzen sie sich nicht, noch setzen sie die Kapuzen auf die Köpfe, noch lesen sie oder nehmen ein Buch. Ebenso setzen sie die Kapuzen nicht auf die Köpfe, wenn in der Kirche Gottesdienst gefeiert wird, auch lesen sie (dann) nicht, außer denen, die den Psalmter nicht (auswendig) können, und jenen, die etwas zum Lesen oder Singen für diesen Gottesdienst vorbereiten müssen. Also zumindest die Zisterzienser lassen die Kapuzen definitiv unten, wenn sie in der Kirche sind. Anders übrigens als auf dem Apport. Laut den Officina ist dort Komplettverhüllung angesagt. :)
 
Ich finde das Thema auch sehr interessant... Als Kind habe ich es auch nie verstanden warum bei den Männern in der Kirche keine Kopfbedeckung erlaubt war, aber bei den Frauen schon. Und ich glaube einmal gehört zu haben, und damit will ich mich nicht auf ein Jahrhundert oder so festlegen...."Früher...." war bei einem Gebet, insbesondere bei einem stillen Gebet, eine Kopfbedeckung erlaubt. Da es jedem zu jedem Zeitpunkt möglich sein sollte Gebete zu sprechen. Bei der Messe hingegen sollten die Männer keine Kopfbedeckung tragen, erstens aus Demut und Respekt dem Herrn gegenüber und zweitens dass das Wort Gottes und der Wille des heiligen Geistes besser in die Köpfe "eindringen" kann. Ich weis nicht wie ich es anders Formulieren soll. Jedoch bleibt immer noch die Frage, warum war es den Frauen gestattet ? Selbst heute tragen Nonnen ein Gewand dass es nicht ermöglicht bei einer Messe die Kopfbedeckung abzunehmen. Liegt es daran dass die Frauen auch heut noch in der katholischen nicht viel zu sagen haben ? Dass sie auch ohne Kopfbedeckung nie die Worte des heiligen Geistes empfangen können oder sollen. Oder sah man es einfach als "Nacktheit" an wenn eine verheiratete Frau ohne Kopfbedeckung zur Kirche ging ? Wahrscheinlich verfehle ich das angesprochene Thema total.... also verzeiht mir schonmal.....
 
Die Regel dass Frauen im Gottestdienst eine Kopfbedeckung tragen sollen leitet die Kirche aus dem 1. Korintherbrief ab, wo Paulus schreibt: "Jeder Mann, der betet oder weissagt und etwas auf dem Haupt hat, schändet sein Haupt. Jede Frau aber, die mit unbedecktem Haupt betet oder weissagt, schändet ihr Haupt; es ist ein und dasselbe, wie wenn sie geschoren wäre!" Das begründet Paulus so dass der Mann nach Gottes Ebenbild, die Frau aber "um des Mannes Willen" geschaffen worden sei. Was auch immer man davon halten mag, das war die Begründung für die Kopfbedeckungsvorschrift für Frauen. Dass ein paar Zeilen weiter steht: "Doch ist im Herrn weder der Mann ohne die Frau, noch die Frau ohne den Mann. Denn gleichwie die Frau vom Mann [kommt], so auch der Mann durch die Frau;" fällt in diesem Fall irgendwie meistens hinten runter....
 
Ich habe es jetzt 3mal lesen müssen... :D Warum muss die Kirche immer alles so kompliziert ausdrücken ? ?( Ich danke dir für diese Info.
 

Neueste Beiträge

Oben