Kupferkessel - muß mal eine Lanze brechen

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Destillatio

Guest
Hallo zusammen, ich hab gerade den bereits geschlossenen Beitrag weiter untern mit Ellas Frage nach dem richtigen Kessel gelesen. Da konnte ich aber nicht mehr antworten, deshalb fang ich hier noch mal neu an ... Ganz eindeutlig hat man früher in Kupferkesseln gekocht. Eisen war wesentlich schwerer herzustellen, deshalb sehr teuer - und bis ins 18. Jahrhundert nur in besser gestellten Haushalten zu finden. Zum anderen ist Kupfer genial zum kochen, nicht nur wegen der beseren Wärmeleitfähigkeit! Wenn man ein paar Kleinigkeiten beachtet ist es auch ungefährlich! Man sollte halt nichts Saures (kein Essig und keine Zitrusfrüchte) darinnen kochen, das ist alles. Das was beim Kupfer gefährlich werden kann sind grüne Ausfärbungen, die (im Gegensatz zur normalen grünen Kupferpatina) auftreten wenn man Kupfer lange Zeit offen in Verbindung mit Säure stehen lässt. Diese auch spanisches Grün genannten Ausflockungen kann gut sehen und ohne Probleme wegputzen. Immerhin sind die meisten Trinkwasserleitungen auch aus Kupfer. Säure greift Kupfer an und löst es auf. Trotzdem sind Kupferüberdosierungen praktisch unmöglich. Im Gegensatz zu anderen Metallen sammelt sich Kupfer nicht im Körper an sondern wird wieder ausgeschieden. Kupfer sogar ein wichtiges Spurenelement das der Körper braucht ... Wegen der übermächtigen Eisen- und Edelstahlindustie und deren Lobby hat man schon richtig Angst vor den ursprünglichen und einfachen Dingen. Während in anderen Ländern Kupfer auch aus der modernen Küche kaum wegzudenken ist, werden Köche in Deutschland dazu gezwungen mit Edelstahl beschichtete Töpfe zu verwenden. Ein aufwändiges und teures Verfahren das noch dazu einen Teil der Kupfervorteile zunichte macht. Naja, ihr merkt es schon. Ich bin ein Profi, was Kupfer angeht. Ich bin dabei das fast schon ausgestorbene Kupferschmiedehandwerk wieder aufleben lassen. Spätestens im nächsten Jahr möchte ich meine handgeschmiedeten Kupferkessel und Destillieranlagen auch auf deutschen und französischen Mittelaltermärkten anbieten - und da wäre es doch blöd wenn alle Welt denkt das Kupfer wäre giftig. Ich freu mch auf Eure Meinungen Alles Gute Destillatio
 
Na toll einen Profi hierzuhaben. Da weiß einer wenigstens von was er spricht und erzählt keine Schei..... Also nur mal zur Begriffserklärung: Grünspan ist Kupferacetat (dh. Salz der Essigsäure) und ist nicht die Patina die sich auf zB. Kupferregenrinnen bildet. Das sind Gemische aus Chloriden, Sulfaten usw.
 
Hola, Senor "Destillatio" ! Die zitierte Aussage beruhigt mich sehr! Hab ich doch die Feststellung gemacht, daß unser Trinkwasser, welches durch ebensolche Kupferrohre läuft, z.Zt.extrem chemikalienbelastet ist (beim nassfilzen laufen Farben aus der Wolle aus, was eigentlich nicht sein dürfte, und in Süddeutschland, wo die Wolle her kommt, auch nicht passiert). Das bedeutet: sollten durch die Chemikalien im Wasser Kupferbestandteile freigesetzt werden, ist das nicht so schlimm.
Immerhin sind die meisten Trinkwasserleitungen auch aus Kupfer. Säure greift Kupfer an und löst es auf. Trotzdem sind Kupferüberdosierungen praktisch unmöglich. Im Gegensatz zu anderen Metallen sammelt sich Kupfer nicht im Körper an sondern wird wieder ausgeschieden. Kupfer sogar ein wichtiges Spurenelement das der Körper braucht ...
Danke für die Infos Kundryn läßt grüßen
 
Original von Destillatio Spätestens im nächsten Jahr möchte ich meine handgeschmiedeten Kupferkessel und Destillieranlagen auch auf deutschen und französischen Mittelaltermärkten anbieten
Kessel in welchen Formen für welche Zeiten? Ich wäre wohl an einem Kupferkessel interessiert, habe aber bisher hier nichts in belegter Form gefunden. Weiss nur von einem Schmied in Kananda, der Repliken vom Mastermyr-Kessel etc. macht.
 
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Guten morgen zusammen, in welchem Zeitraum genau solche Kessel verwendet wurden kann ich leider nicht sagen. Wir haben die Aufhängungen & Verstärkungen in Schmiedeisen gehalten, was es so vermutlich erst im späteren Mittelalter gab. Sieht aber toll aus und ist stabil. Theoretisch könnten wir die Verstärkungen auch aus Kupferband nieten, aber die meisten Kunden bevorzugen Schmiedeisen und wir haben uns darauf eingestellt.
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alles Gute Destillatio Destillatio - unsere Kupferkessel
 
Nein, wir haben uns auf das Kupferschmieden (und da hauptsächlich auf die Herstellung von Destillieranlagen) spezialisiert. Aber ich habe bei Venatus sudafrikanische aus Gußeisen gesehen. Ich glaube aber mich daran erinnern zu können in Nordspanien welche aus Bronze gesehen zu haben - vielleicht war die aber auch nur gefärbt. Wenn es nicht eilt, kann ich mal recherchieren und bei entsprechendem Bedarf, könnte ich die auch nächstes Jahr nach Deutschland mitnehmen. Alles Gute Destillatio
 
Infos sind immer gene gesehen, danke. Wenn du Infos hast über GRapen mit mehr als 2 Liter Inhalt wäre das toll. Gußeisen ist mir nicht "historisch" genug, danke dir aber trotzdem. Bedarf zu Grapen aus Messing oder Bronze gibt es bei "normalen" Preisen genug, da kannst du mit einem Kleinlaster kommen. :D :D :D
 
Original von Destillatio in welchem Zeitraum genau solche Kessel verwendet wurden kann ich leider nicht sagen. Wir haben die Aufhängungen & Verstärkungen in Schmiedeisen gehalten, was es so vermutlich erst im späteren Mittelalter gab. Sieht aber toll aus und ist stabil. Theoretisch könnten wir die Verstärkungen auch aus Kupferband nieten, aber die meisten Kunden bevorzugen Schmiedeisen und wir haben uns darauf eingestellt.
Ich bevorzuge exakt nach Fund, "vermutlich" und "hätte gern, weil es besser gefällt" kommt nicht in die Tüte. Das wäre reine Geldverschwendung, weil ich es sobald als möglich gegen eine Replik austauschen würde. Also kaufe ich sowas gar nicht erst. Aber auf Mittelaltermärkten findest du sicher genug Kunden. ;)
 
Hallo Beate, das macht es vermutlich so schwierig bei Euch ;-) Wir machen die Kessel genau so, wie das schon "immer" gemacht wurde! Dazu mußten wir nicht erst irgendwelche historischen Dokumente finden, sondern eine Kupferschmiede die noch nach überlieferter Handwerkskunst arbeitet. Mit vererbtem Fachwissen, vom Papa auf den Sohn und so weiter. Seit Generationen! Alles handgeschmiedet ohne irgendwas jemals zu ändern. Es gibt gar keinen Grund warum sich da was geändert haben sollte, die Arbeitsprozesse bei der Entstehung eines Kessels sind klar und eindeutig. Das wurde sicher schon immer so gemacht. Unsere Schmiede sind echte Handwerker und können keine historischen Belege für ihr Tun vorlegen.
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Alles Gute Destillatio
 
Die Töpfe aus dem Frühmittelter sahen in Nordeuropa halt anders aus. Und dafür habe ich auch Funde als Beleg. Bilder könnte ich nach dem WE posten, jetzt fahre erst mal zu einem Forumtreffen. ^^
 
Wir machen die Kessel genau so, wie das schon "immer" gemacht wurde! Dazu mußten wir nicht erst irgendwelche historischen Dokumente finden, sondern eine Kupferschmiede die noch nach überlieferter Handwerkskunst arbeitet. Mit vererbtem Fachwissen, vom Papa auf den Sohn und so weiter. Seit Generationen! Alles handgeschmiedet ohne irgendwas jemals zu ändern. Es gibt gar keinen Grund warum sich da was geändert haben sollte, die Arbeitsprozesse bei der Entstehung eines Kessels sind klar und eindeutig. Das wurde sicher schon immer so gemacht. Unsere Schmiede sind echte Handwerker und können keine historischen Belege für ihr Tun vorlegen.
Die Aussage ist wohl etwas Problematisch. Ich halte es für wage zu sagen, dass sich an der Handwerkstechnik nichts verändert haben sollte. Was sich aber definitiv geändert hat, sind die Formen der Kessel und zwar nicht unerheblich. @Olli: Ich hatte Messinggrapen bisher immer erst im 15. Jahrhundert vermutet, gibt es fürs Hochmittelalter auch schon Belege? Würde mich sehr interessieren!
 
Da bin ich wirklich an den Formen interessiert und freu mich wenn Beate bei Gelegenheit mal Bilder einstellen kann. Trotzdem vermute ich eine runde Form, denn da verteilt sich die Hitze besser und es brennt nicht so leicht an beim Kochen. Alles Gute Destillatio
 

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