Tordis
Well-known member
Nachdem bisher niemand dort gewesen zu scheint, bin ich heute mal zu deren Werkstatttage gefahren... Die Langobardenwerkstatt ist ein nachgebautes Museumsdorf am Ortrand von Zethlingen. Das Museum liegt sozusagen direkt neben den Ausgrabungsstätten auf dem einzigen Hügel weit und breit. Noch immer werden regelmäßig frühzeitliche Urnengräber gefunden, denn durch die Bodenerorsion hangabwärts liegen die tiefsten Urnen gerade einmal 60 cm unter der Erdoberfläche. Das nachgebaute Dorf ist durch einen Holzpalisadenzaun eingegrenzt, im inneren sind vier schöne, nach Fund gebaute Häuser zu finden (Langhaus, 2 Grubenhäuser. ein Hochspeicherhaus). Alle Häuser sind frei zugänglich und im Inneren ist nichts abgesperrt, höchstens beschildert. Außerdem gibt es allerhand angepflanzte alte Wildobstbäume und einen schönen Garten mit Färbepflanzen zu sehen. In einem der Häuser sind ein paar der gefundenen Urnen, Grabbeigaben und Repliken zu sehen, sowie ein interessanter Infofilm über die Langobarden und ihr Leben als eine Gruppe der "Elbgermanen". Der Eintritt von 3 Euro ist sehr moderat und beinhaltet alle angebotenen Aktionen in den Werkstätten und eine Schale Suppe - wohlgemerkt aus handgetöpferter Keramik. Soviel zum Positiven.... Leider ist auch dieses Freilichtmuseum ein typisch deutsches Kind... statt bei Gebäuden ein einheitliches Bild zu erzielen, wurde dann wieder eher auf billig und Funktionalität gesetzt. So "verschandeln" ein paar störende Blockhütten das Bild, vorallem, weil sie mitten in die ansonsten stimmigen Grubenhäuser gesetzt sind. Gegenüber vom Langhaus steht sogar ein modernes Kontainerhaus und ein überaus auffälliges Toilettenhaus. ;( Mit "Museumsbelebung" und "Living History" haben die Mitarbeiter und Vereinsmitglieder wohl eher wenig am Hut. Das Museum war zwar belebt (voll), alle Werkstätten in Betrieb und die Leute sehr freundlich, aber Sonnebrillen, Pullover unter der Palla, moderne Socken in den Lederschuhen, überviele Brettchenborten überall an den Pallas, Gürteln... machten alles zunichte, sodass am Ende nur noch der Gute Wille blieb. Dazu kam, das einige der Leute nicht mal wussten, was sie da überhaupt machen. Das Museum wird von der Uni Magdeburg mitgestaltet und diese macht mit ihren Studenten regelmäßig für archäologische Experimente Exkursionen dorthin. So haben die mal einen Keramikbrennofen gebaut (einen sehr guten, nach römischen Vorbild, gefunden in der Siedlung) aber der den ich dazu fragte, konnte wirklich nichts sagen, außer, dass die Keramik häufig kaputt geht und die Temperatur bei 800 Grad ist :kopfhau (800 Grad erreicht man ja schon bei einem Grubenbrand und eigentlich sollten Öfen 1000 Grad erreichen - weshalb die Ware der Kulturen, die die Ofenbrenntechnik verwendeten, ja so gefragt waren...) Ansonsten war es noch so, dass überall in den Häusern unstimmiges Zeug verstaut war und es auch egal war, dass es zu sehen ist. Im Langhaus lag eine Sackkarre auf dem Zwischenboden, beim Eisenverhüttungsofen (der perfekt rekonstruiert war!) standen ein Plastikeimer und ein Sack Kohle herum... beim Salzsiedefeuer standen neben den historischen Keramiksiedegefäßen noch Emailetöpfen herum... Kugeltöpfe zum Kochen habe ich nirgendwo gesehen und auch sonst wenig authentische Keramik oder Holzgefäße. Das mit den herumstehenden Dingen ist besonders ärgerlich, weil es dafür anscheinend sogar inen abgesperrten Bereich gibt. Fazit: Wenn man mal zufällig vorbei kommt und für 3 Euro kann man schon mal hineingucken, über die schönen Hausrekonstruktionen freut man sich ^^ und der Rest ist enttäuschend. :S Von den schönen Häusern habe ich einige Fotos gemacht, wenn ich wieder schnelles Internet habe, lad ich die mal hoch und verlinke sie.