langobardisches Gisulfo-Kreuz - Hilfe bei Datierung gesucht

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SR71

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Hallo, ich habe bei einem kleinen Händler ein frühmittelalterliches Kreuz erstanden. Es soll in der Form und Gestaltung am langobardischen Kreuz des "Herzogs Gisulfo" (Cividale - Nordostitalien) angelehnt sein und wurde vom Händler in seiner Beschreibung auf ca. Mitte 7. Jhdt. datiert - auch andere Quelle im Internet datieren 7. Jhdt. Mein Problem ist nun: Laut: http://de.wikipedia.org/wiki/Gisulf_I._(Friaul) lebte der Mann, dem das Kreuz zugeordnet wird, im 6. Jahrhundert: "Gisulf I. war von 568 bis ca. 581 der erste langobardische dux (Herzog) des Herzogtums Friaul." Kennt jemand eine verlässliche Quelle? Gruß aus Franken
 
[Bild vom Händler] [/img] ">
 
Wir haben bei dem Originalkreuz (Ich rede im Folgenden ausschließlich vom Original) folgende Probleme: 1. Es gab mehrere Gisulfs. Unter dem Pontifikat Johannes VI. plünderten die Langobarden unter ihrem Dux Gisulf I von Benevent Kampanien. Er zog sich zurück, nachdem Gesandte des Papstes ihm Lösegeld (in den zeitgenössischen Quellen diskret "Geschenke" genannt) zahlten. Das war zwischen Oktober 701 (Amtsantritt Johannes) und Februar 705 (Tod Johannes) Der Gisulf von dem du sprichst, war Dux von Friaul. Welchem Gisulf das Kreuz zugeordnet werden soll, ist vollkommen unklar. Falls es dem Beneventer gehörte, ist 7. Jahrundert schon durchaus passend. 2. Einem Gisulf zugeordnet wird das Kreuz wegen einer Inschrift auf dem Sarkophagdeckel, in dem es gefunden wurde. Die Inschrift lautet CISVL und wird als "Gisulf" interpretiert. Welcher Gisulf nun genau, ist eben dadurch noch lange nicht klar. Wenn überhaupt: Die Inschrift ist - so nimmt die aktuelle Forschung an -möglicherweise eine Fälschung aus dem 19. (!) Jahrhundert, mit der, aus welchen Gründen auch immer, dieses Grab mit Gisulf in Verbindung gebracht werden sollte. Selbst wenn der Fälscher damit Gisulf von Friaul meinte und damit, setzt man die Datierung des Kreuzes auf Mitte 7. Jhdt als korrekt voraus, 100 Jahre daneben gelegen haben könnte - nun, es wäre nicht die erste dilletantische Fälschung der Geschichte... Zum Kreuz selber kann ich keine Datierung versuchen, da Langobarden nicht mein Gebiet sind, was mir aber auffällt, ist, dass auf dem Kreuz langhaarige Männerköpfe abgebildet sind, während die langobardische Ornamentik um 600 herum von Tierstil I und Flechtbandornamentik weitgehend auf Tierstil II wechselt. Damit ist das Kreuz für langobardische Ornamentik eher ungewöhnlich. Eine aus dieser spontanen Irritation hervorgegangene kurze Internetrecherche diesbezüglich ergab: Speziell bei den (langobardischen) Goldkreuzen überwiegen schwach verzierte Exemplare, während die reich verzierten nahezu ausschließlich mit Flechtbandornamentik oder Tierstil verziert waren. Das genannte "Gisulf-Kreuz" fällt aus dieser Norm vollkommen heraus und bildet sozusagen seine eigene Klasse der langobardischen Goldkreuze. Ob damit, in Anbetracht fehlender Vergleichsgruppen, eine derart eindeutige Datierung auf Mitte 7. Jarhundert überhaupt zuverlässig möglich und seriös ist, sei dahingestellt. Man müsste über den Fundzusammenhang des entsprechende Grabes gehen und der ist mir nicht bekannt. Selbst wenn er mir bekannt wäre, wäre ich als absoluter Laie diesbezüglich nicht die richtige Person, um mir da eine seriöse Datierung anzumaßen. Das Bild ist gemeinfrei unter Wikicommons freigegeben und darf ohne weitere Einschränkungen veröffentlicht und benutzt werden.
 
...habe ich noch gefunden. Ja, das mit der Fälschung habe ich auch gelesen. Aber eben, weil es durch die Ornamentik so auffällig war, habe ich zugeschlagen, ohne vorher genauer zu schauen. Wie gesagt, ich war vom Kammersteiner Markt positiv überrascht. Nun stehe ich als christianisierter Franke da...
 
Keine Langobarden Spezialisten im Forum?
 
Was den Tierstil und die langhaarigen Männer angeht, gibt es Funde mit Köpfen. Allerdings hier nicht Kreuze sondern bronzene Schwertgurtbeschläge die neben den Tierstil auch Köpfe zeigen. Fund langobardisches Reitergrab Modena- Marzaglia um 600. Ähnliches auf den Goldblattkreuz von Mailand. Aus dem Tiergeflecht wächst eine männliche Maske hervor. Quelle : In "Die Langobarden" Theiss Verlag von Menghin reingeblättert. Erst mal einkaufen fahren damit die Familie nicht verhungert über Pfingsten dann blättere ich die nächsten Tagen nochmal weiter oder woanders ... prost1
 
Hier mal 2 Links ( Quelle Internet / commons.Wikipedia ) zu den von mir oben genannten Funden. Hier das Kreuz : http://commons.wikimedia.org/wiki/File:GNM_-_Goldblattkreuz_5.jpg und dann die Schwertgurtbeschläge ( auf die schnelle kein gutes Bild gefunden, außer im Buch )... müßten auf academia.eu zu finden sein ; vermutlich hier http://www.academia.edu/1188327/Hüb...artin._Archäologie_und_Museum_48_Liestal_2004_ und hier wird auch auf die fränkisch - alemannische gleichlautende Fundlage hingewiesen : Google books ( Internet / Seite 82 ) : Tiermanen und Wappenwesen / Georg Scheibelreiter https://books.google.de/books?id=Ef...wAQ#v=onepage&q=modena-marzaglia grab&f=false
 
Seite 72 der Festschrift ( mittlerer Link ) Artikel Schwarz, Spathagurte der jüngeren Merowingerzeit zeigt den Beschlag von Modena in Vergleich zu anderen Funden aus den alemannischen Raum ; finde ich sehr interessant. Vielleicht auch von Interesse zum Thema Kreuz allg. der Artikel in gleicher Festschrift Mit dem Zeichen des Kreuzes Zur Deutung beschlagloser Schnallen des 6. Jahrhunderts mit christlicher Symbolik von Werner Leitz.
 
Mensch, super! Was alles zum Vorschein kommt!
 

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