Susanna
Well-known member
Das mit dem Heu könnte ich mir als Notlösung schon mal vorstellen, aber Stroh ist wesentlich besser, weil es sich nicht so flachliegt. Das selbe gilt für Heu als Zudecke. Sepp Holzer, der "Agrarrebell" aus Österreich schreibt in seinem Buch, in seiner Kinderzeit waren die Zudecken mit den Abfällen aus der Leinenherstellung gestopft, das wäre schwer, aber schön warm gewesen. Das ist aber nun Neuzeit und zudem regional. Der Kreativität der Menschen, zumal in Notsituationen, waren und sind nie Grenzen gesetzt. Ich könnte mir zum Beispiel auch vorstellen, dass man auf den nicht verholzten Lavendeltrieben ganz gut schläft - aber ob das jemand gemacht hat? Nur weil es sein könnte? Das ist die Frage, die einen in der Darstellung immer wieder verfolgt. Mit dem Lavendel oder anderen duftenden Blüten ist es genau so. In der Belletristik lese ich immer wieder, in den mittelalterlichen Kleidertruhen wäre Lavendel gegen die Motten gewesen. Ich bin gespannt, ob ich das mal in einem zeitgenössischen Text finde. Langstroh bekommt man kaum mehr, allenfalls noch bei Biobauern. Ich bin immer noch am Herumschauen, so rund um meinen Arbeitsplatz (Bad Boll/Aichelberg) gibt es viele Bio- und sogar Demeterbauern. Nur hab ich da noch nie Getreidefelder gesehen. Vielleicht nächstes Jahr? Aber mit etwas Geschick bekommt man den Strohsack auch mit kurzhalmigem Ballenstroh ganz kommod gestopft. Wir haben eher Probleme wegen irgendwelcher Kuhlen und Hubbel als mit pieksenden Halmen. Und man schläft wirklich super auf einem Strohsack! Problematisch ist's nur dann, wenn man eine Stauballergie hat, dann sind Strohmatratzen ziemlich ungünstig. Und ein gutes Stroh riecht von sich aus so gut, da brauchts gar keine Kräuter, finde ich. Ach ja, fällt mir gerade ein: in neuerer Zeit wurde dem Bettstroh Farn beigemischt, manchmal ersetzte der Farn das Stroh auch komplett. Der Farn soll gut gegen Ungeziefer sein (Flöhe, Bettwanzen), auch soll er gegen diverse Zipperlein wie Rheuma helfen. Wie weit dieser Gebrauch zurückreicht, weiß ich allerdings nicht. Das Langstroh ist übrigens wirklich lang. In einem Saatgutkatalog las ich von Weizen- und Dinkelsorten mit 1,50m und sogar bis zu 1,80m langen Halmen, die "nicht liegen", also nicht bei jedem Windhauch gleich umfallen. Auf alten Fotos sieht man das noch gut, da sind die Getreidegarben so lang wie die Leute, die sie binden.