Leinen schwarz färben

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Mara

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Im Buch "Ordensleben und Lebensstandard" bin ich über folgende Aussage gestolpert: Petrus Abelardus gestattete den Nonnen leinene Schleier. Etwas später findet sich der Hinweis, dass diese schwarz gefärbt sein dürfen. Leinen und färben ist sowieso schon ein heikles Thema und schwarz noch dazu. Irgend jemand vielleicht Ideen? Rezepte? Galläpfel, Tannin, Eichenrinde- das sind die Dinge, die ich schon mal recherchieren konnte. HILFE!!!!!
 
Anscheinend gibt es wohl mehrere Möglichkeiten. Gefunden habe ich auch noch: Erlenrinde (mit Alaun/ Eisensulfat); Kreuzdornrinde u. -Beeren (mit Alaun/Eisensulfat), Wolfstrapp (mit Alaun/Eisensulfat), Holunderrinde (mit Alaun/Eisensulfat), Iriswurzel (mit Alaun/ Eisensulfat) und Blauholz (Quelle: http://de.mittelalter.wikia.com/wiki/Färben_von_Stoffen) Wobei da wohl eher ein dunkles Grau herauskommt. Verfaulte Wallnussschalen wird in der Innsbrucker Handschrift (ca. 1330) angegeben und im Nürnberger Kunstbuch (15. Jahrhundert) ebenfalls die Schwarzerle + Eisen (Quelle: http://www.anno-1250.de/bib/pflanzenfärben HP.pdf) Vielleicht funktioniert das wie bei der Tintenherstellung. Getrocknete Pflanzenteile im Mörser zerkleinern, dann mit Wasser aufkochen und etwas einkochen lassen (bei Tinte ca. 50 %). Abkühlen lassen und dann das Eisensulfat hinein geben.
 
So wie mit der Gallustinte hatte ich mir das auch schon überlegt, bin mir nur über das Beizen von Leinen noch etwas unschlüssig. habe irgendwo gelesen, dass man Leinen sauer beizen muss. In dem Zusammenhang bin ich über Eichenrinde und Tannin gestolpert.
 
Ich ahtte letztens ein Buch hier in dem stand das man mit Mädesüß schwarz färben kann. Ist jetzt nur schlecht dran zu kommen. Alaun als vorbeize und doppelte Menge Färbedroge als Färbegut. Hab es selber noch nicht ausprobiert. Nächstes Jahr.... ;)
 
Mara, was mußt Du tun, um Leinen /Baumwolltücher vor Flecken zu schützen? Essig ins letzte Spülwasser, da gehen dann später die Tintenflecken, Rotweinflecken und Eigelbflecken leichter raus. Was darfst Du nicht tun , wenn Du solche Flecken hast ? Auskochen in Lauge. Pflanzenfasern lassen sich nur mit Tinten (kolloidal gelöste Farbepartikel) färben. Dazu muß die Faser aufgeschlossen sein , durch basisches Waschen (heiß) und bleiche. Anschließend kann sich die Tinte an die Fasern anlagern/einlagern, mit der Essigspülung werden die Fasern wieder angelegt/die "Kammern" verschlossen und die Farbe bleibt drin. Selber ausprobiert ...
 
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Ich dachte mir, dass Du dazu eine Idee hast, Wilfried. Die Frage nach dem Beizen hattest Du schon mal beantwortet. :D
 
Das Beizproblem löse ich gerade langsam. Erst mit Alaun, dann mit Tannin, dann nochmal mit Alaun. So hat zumindest die Beize einer Freundin bei Leinen ausgesehen und die Farben sind der Kracher geworden. Für die Färbung selbst schwebt mir Galläpfel, Walnuss und Eisensulfat vor. Ggf. könnte ich noch etwas Eichenrinde untermengen. Zum Schluss würde ich das ganze mit Essig spülen. So der Plan. Die Zutaten kommen aber erst in den nächsten Tagen und das Färbe-WE ist für den 20./21.12. geplant. dann Fotos hier. Wer noch Ideen zu den Mischungsverhältnissen hat - immer her damit! ;)
 
In den Stadtrechnungen von Konstanz ist des öfteren über Schwarz gefärbtes Leinen zu lesen. Dabei wurde das Leinen zuerst Blau gefärbt und dann mit Galläpfeln schwarz übergefärbt. Diese Färbetechnik ist wenigstens ab dem 14ten Jahrhundert in größerem Umfang angewendet worden. Dabei mussten die Stoffe jedesmal erneut in die Tuchschau, bevor sie den nächsten Färbeschritt durchlaufen durften.
 
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Also mit rus hab ich zumindest Holz schwarz gefärbt
Wie hast du das gemacht? War es abriebfest und nicht abwaschbar? Rusflecken aus den Kinder(baumwoll)hosen und meinen Wollpulllovern habe ich bislang in der Waschmaschine rauswaschen können, aber da war der Rus auch noch oberflächig "aufgetragen".
 
Ich hatte gerade gesehen, dass ich mich in meinem Beitrag oben verschrieben hatte, es ging natürlich um das Schwarzfärben von Leinen. Ich habe es berichtigt, hier nochmal der Beitrag: In den Stadtrechnungen von Konstanz ist des öfteren über Schwarz gefärbtes Leinen zu lesen. Dabei wurde das Leinen zuerst Blau gefärbt und dann mit Galläpfeln schwarz übergefärbt. Diese Färbetechnik ist wenigstens ab dem 14ten Jahrhundert in größerem Umfang angewendet worden. Dabei mussten die Stoffe jedesmal erneut in die Tuchschau, bevor sie den nächsten Färbeschritt durchlaufen durften.
 
Aber ist es nicht nur der obere Schleier, der schwarz ist? Der hat keinen Kontakt mit dem Kopf, könnte also auch aus dünner Wolle sein, oder?
Ja sicher, Du könntest recht haben. Ich bezog mich hierbei aber auf den Schriftwechsel zwischen Petrus Abelardus und der Nonnen Heloise. In einem Brief Abelardus heißt es:
"Das Haupt bekleide eine weiße Haube ("vitta candida" - wobei "vitta" auch mit Kopfbinde übersetzt werden kann) und darüber ein schwarzer Schleier ("velum desuper nigrum")......Die Schleier sollen nicht von Seide sein, sondern von gefärbtem Leinen (de tincto aliquo lineo panno)"
. Kloster Fontevrault setzt in seinen Constitutiones noch einen drauf:
"... sie sollen nur leinene Schleier haben..."
Quelle: G. Zimmermann, "Ordensleben und Lebensstandard", Die Cura corporis in den Ordensvorschriften des abendländischen Hochmittelalters, S. 373 Nun könnte man einwenden, dass Abelard und Heloise nicht unbedingt Zisterzienser waren, meinem Wissen nach war zumindest Heloise in ein Benediktinerinnenkloster eingetreten, dennoch findet man auch in der Vita lutgardis Bilder von Zisterzienserinnen mit weißer Haube/ Kopfbinde und schwarzem Schleier: http://www.cns.bu.edu/~satra/kaatvds/images/lutgard3.jpg Quelle: http://www.cns.bu.edu/~satra/kaatvds/lutgard.htm Eines der wenigen Zisterzienserinnenbilder, das für das 13. Jahrhundert zu finden ist. @ Martina: auf die Blaufärbung vorher wollte ich bewusst verzichten, da ja das Billigkeitsgebot vorherrschte und blau nur recht teuer herzustellen war.
 
Blau und teuer ist relativ, ich glaube das ist so eine hartnäckige Geschichte, die nicht unbedingt stimmen muss. Der Farbstoff wächst hier und auch ohne großen Aufwand, die benötigten Chemikalien sind einfach zu besorgen, nur das wissen ums wie, war gut gehütet. Außerdem ist Waidblau eine der wenigen Färbungen die auf tierischen UND pflanzlichen Fasern gut hält.
 
Habe gestern mit dem Beizen angefangen. Gestern habe ich einen vorgenähten Leinenschleier (Halbkreis mit ca. 60 cm Radius) und einen vorgenähten Wollschleier (genau so groß) gebeizt. Das Leinen erst mit knapp 15% Tannin, dann mit 8% Eisen, dann nochmal mit 15% Tannin. Die Wolle hatte ich zuerst nur im Eisenbad bei 8 %, dann kamen einige Spritzer Tannin drauf, und sie kriegte schwarze Flecken. Da habe ich das ganze Stück auch nochmal in die restliche Tanninlösung für ca. eine 3/4 Stunde gepackt und leicht köcheln lassen. Hier sind die Ergebnisse (ich habe immer zum Vergleich ein Stück des Originalstoffes daneben gelegt): Das Leinen: http://img5.fotos-hochladen.net/uploads/leinenschwarz0rcmv7l2ea.jpg Die Wolle: http://img5.fotos-hochladen.net/uploads/wolleschwarzzsqg7bu6tm.jpg Prinzipiell könnte ich sie fast so lassen.... Würde aber gerne wg. der Farbechtheit am Mittwoch oder Donnerstag nochmal mit Bärentraubenblättern drüber gehen. Der Wollschleier ist auch etwas heller, als das Leinen. Ich habe sie nun erst einmal ausgedrückt und feucht in Tüten verpackt, wie man das so beim Beizen macht. Wer weiß, wie hell das Ganze wieder werden würde, wenn ich es jetzt durch die Waschmaschine jage und dann trocknen lasse? Nein, nur Geduld, Mittwoch nochmal mit Bärentraube, dann Waschmaschine und am WE, wenn es trocken ist, können wir sehen, ob der Versuch geglückt ist. Ergebnisse dann nächste Woche hier.
 
Ich finde die Ergebnisse schon jetzt beeindruckend. Da wir im Moment noch einen "Like-Button" haben nutze ich den jetzt mal. :D
 

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