Rotschopf
Well-known member
Kein Problem, ich treib mich ja hier schon eine Weile rum und weiß noch dumpf, wo was war
Wie schon geschrieben, das interessiert mich jetzt. Über so frühe echte Ölfarbe bin ich bisher nie gestolpert (obwohl ich als Restaurator schon einige hundert Originale in der Hand hatte). Fände ich sehr spannend. Ich bin aber immer skeptisch, wenn in der Nachschau gesagt wird, das hätte so sein können, weil alles da war. Hast du z. B. Quellen dafür, daß Schiffsplanken in Skandinavien in der Regel ohnehin geölt wurden? Das wäre ein Hinweis auf vielleicht auch angefärbtes Öl. In der Literatur zu Stabkirchen kommt gesicherte Ölfarbe z.B. nicht vor, sondern nur die üblichen mittelalterlichen Farben. Ölfarbe müßte also ein Sonderfall für Schiffe gewesen sein. Nur damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich will nicht stänkern, sondern bin nur ehrlich überrascht über so einen frühen Nachweis echter deckender ducchtrocknender Ölfarben. Wie gesagt, damit hatte man sogar in der Renaissance noch echte Probleme, ganz so einfach ist das nicht. Wie auch mit dem Pigment-in Öl-schütten-durchrühren-fertig. Eine gut deckende Ölfarbe gibt das nie und das Pigment wird völlig ungleichmäßig gebunden und wahrscheinlich zu dick um mit dem Pigment ins Holz einziehen zu können. Darauf kommts ja gerade an: Daß das Pigment mit ins Holz einzieht, und dafür muß es wirklich Teil des Öls geworden sein. Ansonsten zieht das Öl ein und das Pigment schilfert außen liegend sehr bald wieder ab. Ich verweise da mal ganz gegen meine Gewohnheit auf den Wikipedia-Artikel "Leinölfarbe". Der gibt den heutigen Kenntnisstand aber ganz gut wieder und auch dort wird für Leinölfarben erst das 15. Jh. angegeben. Das stimmt auch mit meiner Literatur überein. http://de.wikipedia.org/wiki/Leinölfarbe#Historische_Anwendung Hier ist besonders dieses Zitat witzig: „Die neu erfundenen Leinöl-Farben kann man überall anwenden, sie bestehen trotz aller Unbill von Luft und Himmel ewig.“ (Leon Battista Alberti: De re aedificatoria. Rom [1452], architekturtheoretischer Traktat, erste Veröffentlichung [1485]; deutsch: Zehn Bücher über die Baukunst. Wiss. Buchges., Darmstadt 1991, S. 324. (Unveränd. reprographischer Nachdr. der 1. Auflage. Heller, Wien/ Leipzig 1912)) 1452 wird die Farbe als neu erfunden bezeichnet.Leinöl bindet durch Licht und Sauerstoff ab, ja das dauert. Moderne Siccative beschleunigen den Prozess erheblich. Das Abbinden wird bei reinen Ölen wie Standöl durch eine Voroxidation und Vernetzung durch Wärme und Sauerstoff deutlich beschleunigt. Das ist einfach durchführbar, schon damals. Und Zeit zum Aushärten war da. Die Schiffe lagen lange Zeiträume an Land. Leinöl war sicher teuer, aber dies war der Bau von Schiffen auch. Gerade bei den prestigeträchtigen Kriegsschiffen. Schon bei der Überlegung wieviel Material und Arbeit in einem Segel steckt. Ich bezweifle sehr, dass die Nachbauten in Roskilde a) ohne Basis einer archäologischen Quelle gestrichen wurden und das b) dazu moderne Ölfarben verwendet wurden. Ein Schiff ist kein Gemälde. Die Farbe muss nicht zwangsläufig feinst mit dem Glasläufer angerieben werden. Pigment ins Öl tut es auch.
Da die Thematik bei mir grad wieder aktuell ist, würd ich noch gern wissen, ob Du das auch aus dem genannten Buch hattest, oder ob Du vielleicht noch weißt, wo ich etwas darüber (Leinölfarbe im Frümi) lesen könnte?Das dänische Nationalmuseum hat Untersuchungen an bemalten Frümi Archäologiefunden gemacht. Bindemittel: Leinöl!
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