@Fifill - Gerissene Nähte kenne ich in erster Linie von Hosen. Je nach Bewegung sind die sehr hohen Belastungen ausgesetzt. Gerissene Nähte am Ärmel (gerade bei dem nicht-hautengen Schnitt der klassischen FrüMi-Tunika) und dann bereits beim Überziehen der Obertunika - das ist mir relativ neu. Deine Muster-Nähte, die Du letztens gezeigt hattest, sahen (per Ferndiagnose) genau richtig aus. Nicht zu stramm, nicht zu locker, schön gleichmäßig, und ordentliche Abstände. Wenn dabei jetzt (mehrfach) was reisst, ist entweder die Belastung viel zu groß, oder das Nähgarn zu dünn bzw. zu schwach. Würde ich bei dem Nähgarn, was Du gepostet hattest, aber fast schon ausschließen wollen. Nur nochmal um sicher zu gehen: der Heftstich wird nur handfest angezogen, ohne dass Spannung auf Faden oder Nähten liegt. Dadurch ergibt sich automatisch eine gewisse Flexibilität. Zieht man die Naht zu stramm, gibt's einerseits unschöne Falten im Gewebe, und andererseits besteht die Gefahr, dass Naht oder Stoff bei Belastung reißen. Sofern Du die Tunika nicht vollkommen anders und deutlich schlechter genäht hast als Deine gezeigten Muster, verstehe ich das Ganze nicht. Sei bitte so lieb und zeig' mal die betroffenen/gerissenen Nähte. Dann können wir die Ursache vielleicht etwas einkreisen. Der Rückstich macht das Ganze leider kein bisschen flexibler, eher im Gegenteil. Beim Heftstich kann sich das Gewebe auf dem Faden ein kleines Stück vor- und zurück schieben. Zusätzlich hat die Stoffseite, wo der Faden gerade nicht drüber läuft, die Chance, sich ein wenig von der Naht weg zu dehnen. Das sieht man beides sehr schön in dieser Musternaht von Dir:
http://drekariddarar.bplaced.net/middleages/img/Mittelalter-Forum/Heftnaht_von_rechts.jpg Gerade im unteren Bereich erkennt man in der Nahtlinie eine schöne S-Form. Genau die ist es, die die Naht flexibel werden lässt. Daran erkennst Du auch, ob die Spannung des Fadens richtig ist. Ohne bzw. bei nur geringer Belastung liegen beide Stoffteile gut und gerade aufeinander, bei Zug zu beiden Seiten muss sich diese S-Linie bilden, und wieder komplett verschwinden, wenn der Zug nachlässt. Die richtige Spannung hat man mit ein wenig Übung schnell raus. Beim Rückstich 'schnürst' Du das Gewebe durch die Schlaufen von beiden Seiten fest ein. Da kann sich dann nicht mehr viel Bewegen, und mit der Flexibilität hat es sich erledigt. Also genau das Gegenteil von dem, was Du erreichen willst. Erspar' Dir die Zeit für einen Versuch
Belege für den Rückstich im FrüMi wüsste ich jetzt keinen... Der mit Abstand größte Teil aller Verbindungsnähte wurde zu der Zeit wirklich nur mit Heftstich und Überwendlichstich (bzw. den Varianten der beiden) ausgeführt. Also zu einer Zeit, wo die Klamotten lange halten sollten, man sie tagtäglich getragen und darin auch noch gearbeitet hat. Ich wage die Behauptung, dass dies einen sehr praktischen Grund hatte - die waren ja nicht doof damals
Langer Rede kurzer Sinn: Rückstich sein lassen, Reißfestigkeit Deines Garns überprüfen, korrekte Fadenspannung üben. Und bitte ein Bild Deiner kaputten Nähte zeigen, das hilft uns bei der Fehlersuche.