Fangen wir doch einfach mal damit an... Im MA galt als selbstverständl., daß die Frauen synchron mit einer der Mondphasen menstruierten. Entsprechend bezeichneten 'mensis'/'menses' 'Mond(e)' und 'menstruum'/'menstrua' 'Monatsfluß' die angebl. vom Mond(-Monat) regierte M. Populär waren die Wendungen 'Blüte' oder 'Blume' für die Regel der Frau; wie der Baum keine Früchte ohne Blüte hervorbringt, so vermag die Frau ohne vorangegangene M. kein Kind zu gebären (»Das Speyrer Frauenbüchlein« Kap. 111; um 1460). Die ma. Vorstellung von der M., basierend insbes. auf den Erklärungsversuchen der hippokrat. Medizin, gelangte überwiegend zur Ansicht, daß Frauen eine feucht-kühle, weniger aktive Disposition als Männer haben. Daher stauen sich im weibl. Organismus kontinuierl. überflüssige Blutmengen und Stoffwechselschlacken, die im Einklang mit dem Mondstand period. ausgestoßen werden. Das während der Gravidität nichtevakuierte Blut trägt zur Ernährung der Leibesfrucht bei. In der Zeit des Stillens steht überzähliges Blut im Dienst der Laktogenese. Gregor I. d. Gr. († 604) bzw. das frühma. »Responsum beati Gregorii ad Augustinum episcopum« (Beda, Hist. Eccl. I, 27), Hildegard v. Bingen († 1179; Causae et curae II), der Kanonist Huguccio († 1210), Albertus Magnus († 1280; In II. Sent. d. 20, a. 5 sol.) und andere sahen in der M. eine Folge des Sündenfalls. Diese Anschauung stützte in der Tradition der mosaischen Reinheitsvorschriften (Lev 15, 19-30) die Einschätzung der Menstruierenden als (kult.) unrein und festigte daneben die in Spätantike und FrühMA weitverbreitete Vorstellung vom Monatsblut als Gift (Plin. Nat. hist. VII, 13, 63-66; XXVIII, 23, 77-82; Isid. Etym. XI, I, 141f.). Altir. Pönitentialien untersagten die Kohabitation mit der Menstruierenden. Spätere Bußbücher übernahmen diese Vorschrift. Hieronymus († 420; In Ezech. l. 6. c. 18), später arab. Autoritäten wie Avicenna (gest. 1037) und al-Gazzali (gest. 1111) meinten, in der Periode würden die krüppelhaften Kinder der 'leprosi et elephantiaci' gezeugt. Außer schädl. Einflüssen versprachen Monatsblut bzw. M. auch Heilkraft. Z. B. empfahl Hildegard Menstrualblutbäder bei Aussatz (Physica I, c. 114); der normale M.zyklus bewahrte nach ihrer Ansicht entsprechend den Körperkonstitutionen vor Melancholie, Kopfleiden, Gicht, Wassersucht, Geschwüren u. a. m. (Causae et curae, II). Albertus Magnus argumentierte, Frauen lebten aufgrund der physiolog. reinigenden Wirkung der M. per accidens länger als Männer (Quaest. de animal. XV, q. 9). Frauenheilkunde, Sexualität. Quelle: Lexikon des Mitteallters