Merowingerzeitliche Pyramidenknöpfe

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Lassen wir es mal einfach so wirken. Die Pyramiden wirken sehr einfach, doch wer weiss wofür sie gedacht sind kennt die Problemstellung. Sie entstanden als einteiliger Guss in einer Sandform. Nein, die Lösung für das spezielle Problem werde hier (noch) nicht schreiben. Dafür knobelte ich zu lange daran herum. Erst wenn mich das Ergebnis vollauf zufrieden stellt schreibe ich ein kleines "How to". IMG_20220223_151654.jpg
 

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Nein, die Lösung für das spezielle Problem werde hier (noch) nicht schreiben. Dafür knobelte ich zu lange daran herum.
Wozu knobeln. Evtl könnte hier im Forum geholfen werden. Leute mit Metallguss- und Formbauerfahrung gibt es hier sicherlich.
 
Die Aufgabenstellung war und ist folgende: Hohle Pyramidenknöpfe mit einheitlicher Wandstärke von 1,5 bis 2mm durchgängig mit einem ebenfalls ca. 2- 3mm breiten genau mittig verlaufenden Steg durch den später Riemen oder Flechtbänder gezogen werden. (Die von den Zeichnungen her durchaus auf getriebene und verlötete Pressblechstücke schließen lassen) Wie das Ganze in einem Stück gießen und als zweites wie immer wieder identische Stücke anfertigen wenn die Form nach jedem Guss zerstört wird? Leider sind die Fundbeschreibungen zu ungenau um auf die Herstellungsart schließen zu können. Mein Denkansatz war "wie könnten es die Vorfahren gemacht haben?". Letztlich war es der Reiz genau das heraus zu finden und nicht zu fragen. ;) Nach gefühlt 397 Versuchen mit Wachs, Knete, Ton, Holz, Gips und Zinn (ok, in real waren es ungefähr 35- 40) fand ich jetzt drei Herstellungsvarianten die ich für wahrscheinlich halte. In Ermangelung von Realstücken kann ich die leider nicht überprüfen. Das oben gezeigte funktioniert als Variante Form bauen, Pyramide gießen, Steg nachträglich einlöten funktioniert und ist recht simpel. Eine weitere ist einen Steiger/Luftkanal so anzulegen, dass er später umgeschlagen als Steg im Hohlraum verschwindet und die Dritte sieht man oben. Das war fast ein Jahr Tüftelei und dabei ist es so simpel, dass ich mich insgeheim etwas ärgere nicht schon früher darauf gekommen zu sein. Mit dieser Lösung ist das Problem der Wiederholbarkeit ebenfalls keines mehr. Der erste Versuch sieht von unten noch etwas krude aus, für ein besseres Ergebnis muss ich die Form verbessern. Samstag gibt es den nächsten Versuch, dann auch mit Bildern.
 
Ich weiß wozu sie da sind und kenne daher das "spezielle Problem". Daher: Massive big up, Bro! :thumbup: Wenn du sie jetzt noch tauschierst, bist du mein Held :allah
 
Nun nachden ihr mich neugierig gemacht habt, habe ich mal wieder gesucht und einen Beitrag mit der passenden Bezeichnung "Gedanken zur spätmerowingerzeitlichen Spathaaufhängung" gefunden, in welcher auch passenderweise bildliche Erklärungen vorhanden sind. Ich meine da aber einen Doppelsteg zu vernehmen. Gab es also mehrere Varianten :!: :?: Wie auch immer, bin schon auf das "Gesamtbild im getragenen Zustand" gespannt.
 
Ich meine da aber einen Doppelsteg zu vernehmen.
Nein, das sind eindeutig Einzelstege. Verwechselst du vielleicht in den Zeichnungen die sich ergebenden Schlitze mit den Stegen? Wären es Doppelstege, würde die ganze Sache bei der geringen Größe der Knöpfe dermaßen filigran werden, dass man selbst ein sehr dünnes Leder da nie mehr (doppelt) durchgezogen bekäme. Man flucht ja schon bei dem Bemühen, einen einzelnen Durchzug hinzupfriemeln. (Reinschieben geht leicht, aber wie bekomme ich die Lederlasche wieder raus aus dem Pyramidenknopf...) Ein Problem, dass in dem Beitrag von Lars Lüppes nicht angesprochen wird, ist, dass bei einer wie auch immer gearteten Beweglichkeit der wegen den doch sehr filigranen Ausmaßen der Knöpfe notwendigerweise auch sehr filigranen Konstruktion der entsprechenden, durchgezogenen Lederriemen, diese sich relativ schnell durchscheuern würden, wenn der ganze Aufbau bei jedem Schritt wippt. (Auch ich habe mich schon mit der Rekonstruktion der merowingerzeitlichen Spathtrageweise beschäftigt ;) ) Alle von Neuffer, Christlein, Dirlewang, Menghin und Marti vorgeschlagenen Konstruktionen sind in der Praxis, wie Lüppes ja schon bemerkt hat, so nicht überzeugend. Daher bin ich auch gespannt auf die ersten Erfahrungen von Thoralf.
 
Hallo Thoralf, die Merowingischen Pyramidenknöpfe sind wirklich gut gelungen. Davon werde ich mal meinen Merowingerfrenden in Dinslaken und Duisburg berichten, die sind nicht im Forum vertreten. Das dürfe jedoch auch deren Interesse wecken. Gruß Olegsson :wiki4
 
In "Warlords oder Amtsträger- Herrausragende Bestattungen aus der späten Merowingerzeit" ist eine erhaltene Konstruktion einer Spathascheide mit einer Lederscheibe aus dem Fund Greding- Großhöbing abgebildet. W. Menghin hatte mit seiner frühen, damals hypothetischen Vermutung* recht, daß es eine Konstruktion (Lederscheibe) gibt, die sich in vielen Fällen nicht erhalten hat. Damit entfallen die eigenartigen "Verknotungen" des Hauptriemens wie bei Lüppes Abb. 5. Mich wundert nur, daß Lüppes die o.g. Scheibe in seiner Fundtabelle aufnimmt, aber die Idee von Menghin als hypothetisch stehen lässt, obwohl sie doch damit einen Beleg gefunden hat? Wie geschrieben bin ich an der Sache seit einem Jahr dran und das erstreckt sich nicht nur auf den Guss der Knöpfe. Mittlerweile dürfte ich so ziemlich alle bekannten Fundberichte gesichtet haben in denen Pyramidenknöpfe gefunden wurden. Der größte Teil der metallenen Stücke hatte Abmessungen zwischen 18 und 22mm. Ebenfalls gefunden wurden solche aus Holz und Knochen. Diese hatten kleinere Abmessungen. Was mir irgendwie nicht in den Kopf will ist der angenommene Aufwand bei der Konstruktion Schwertscheide/ Wehrgehänge. In der germanischen Eisenzeit, der RKZ, der beginnden VWZ wird die Spatha mit Balteus "am langen Riemen über der Schulter" getragen um dann in der anschließenden MWZ auf eine komplizierte filigrane Konstruktion mit Riemchen, Schnüren, Knoten, Schlaufen zu wechseln? Die dann wieder durch eine vergleichsweise einfache Konstuktion mit Haltegurt und Schleppriemen ersetzt wird? Teilweise findet sich sogar der Balteus wieder. Sorry bei der Annahme der ab und zu gesichteten extrem aufwändigen Rekonstruktionen gehe ich allein aus der Logik heraus nicht mit. Für Prunk- oder Zeremonialwaffen, sogar als rein als Grabbeigabe angefertigte Stücke möglichweise. Als etwas das halten muss wenn mehr als 1,5 kg Schwert dran hängen auf keinen Fall. Dafür sind die Riemchenkonstruktionen zu filigran, zu wenig belastbar und viel zu aufwändig in der Herstellung. Die Knöpfe finden sich sehr oft im Komplex zusammen mit Scheidenrandbeschlägen. Ich halte die Knöpfe mittlerweile für reine Zierelemente, die keine tragende bzw. haltende Funktion hatten. ------- * "Das Schwert im frühen Mittelalter. Chronologisch-typologische Untersuchungen zu Langschwertern aus germanischen Gräbern des 5. bis 7. Jahrhunderts n. Chr."
 
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Und aus diesem Grund
Was mir irgendwie nicht in den Kopf will ist der angenommene Aufwand bei der Konstruktion Schwertscheide/ Wehrgehänge.
Ich halte die Knöpfe mittlerweile für reine Zierelemente, die keine tragende bzw. haltende Funktion hatten.
bin ich auch zu diesem Schluss gekommen.
 
Ich meine da aber einen Doppelsteg zu vernehmen.
Nein, das sind eindeutig Einzelstege. Verwechselst du vielleicht in den Zeichnungen die sich ergebenden Schlitze mit den Stegen?
So wird es wohl sein. Selbst hatte ich noch nie das Vergnügen im Marktbetrieb auf irgendeiner VA oder sonstwo dieser Frage im Gespräch, bzw. visuell nachzugehen, und vertraut bin i dann dahingehend auch mal kein bisschen nicht :rolleyes: Aber stelle fest, ein Fachmann unter vielen Fachenthusiasten. Immer wieder schön mitzulesen, mit was für einer Motivation, auch vermeintliche Kleinigkeiten, im Detail ange- und nachgegangen wird.
 
Ein weiterer Guss mit abgesägten Kanälen mit einem fertig bearbeiteten Exemplar von heute. Ich hatte noch etwas Zeit. ^^ Innen habe ich nur entgratet, sieht man anschließend nicht. IMG_20220224_154231.jpg IMG_20220224_154458.jpg
 

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