Ich glaube Du meinst diese Stelle bei Prutz:
'Welche Bedeutung der Orden bereits für den kampf gegen die Ungläubigen hatte, zeigt das im Oktober 1131 während der Belagerung von Bahonne aufgesetzte Testament des Königs, das ihn, die Templer und das Heilige Grab zu Erben von je einem Drittel seines Reiches einsetzte. Das hätte doch aber keinen Sinn gehabt, wäre der Orden nicht schon in einer Weise militärisch organisiert gewesen, die eine Bürgschaft dafür gab, er werde das ihm zugefallene Land auch gegen die Ungläubigen zu behaupten vermögen.' Quelle: Die geistlichen Ritterorden; Ihre Stellung zur kirchlichen, politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung des Mittelalters Hans Prutz; 1908; Berlin; S.299 Wenn man der Meinung von H. Prutz glaubt, dann würde das bedeuten, dass die Kanoniker vom Heiligen Grab ebenfalls militarisiert waren, da diese eben auch ein Drittel des Königreichs geerbt hätten... Im dem besagten Testament des Königs steht folgendes:
'...Itaque post obitum meum heredem et successorem relinquo michi Sepulcrum Domini quod est Jherosolimis et eos qui observant et custodiunt illud et ibidem serviunt Deo, et Ospitale pauperum quod Jhierosolimis est, et Templum Domini cum militibus qui ad defendendum christianitatis nomen ibi vigilant. His tribus totum regnum meum concedo. Dominicatum quoque, quem habeo in tota terra regni mei, principatum quoque et jus quod habeo in omnibus hominibus terre mee, tam in clericis quam in laicis, episcopis, abbatibus, canonicis, monachis, obtimatibus, militibus, burgensibus, rusticis et mercatoribus, viris et mulieribus, pusillis et magnis, divitibus ac pauperibus, Judeis etiam ac Sarracenis, cum tali lege et consuetudine quali pater meus et frater meus et ego actenus habuimus et habere debemus. Addo etiam militie Templi equum meum cum omnibus armis meis; et, si Deus dederit michi Tortosam, tota sit Ospitalis Ihierosolimitani.....' Quelle: Cartulaire I; S.85; Nr.95 Übersetzung: '...Deshalb überlasse ich nach meinen Tod mein Erbe und meine Nachfolge dem Grab des Herrn, welches in Jerusalem ist, und jenen die es dort verehren und bewahren und daselbst Gott dienen, und dem Hospital der Armen welches in Jerusalem ist, und dem Tempel des Herrn mit den Rittern die im Namen des Christentums dort schützend wachen. Diesen Dreien überlasse ich mein ganzes Königreich. Auch die Grundherrschaft, die ich im ganzen Land des Königreichs habe, auch die Herrscherwürde und das Recht aller Menschen, die ich in meinen Land habe, an Klerikern sowie an Laien, Bischöfen, Äbten, Kanonikern, Mönchen, Optimaten, Rittern, Freien (Bürger), Bauern und Händlern, Männer und Frauen, Schwachen und Starken, Reichen wie Armen, Juden und auch Sarazenen, sollen sie mit solchen Recht und Gewonheit besitzen, wie sie mein Vater und mein Bruder und ich bisher innehatten. Auch gewähre ich den Templern meine Pferde und alle meine Waffen; und, wenn Gott mir Tortosa gegeben haben wird, gehöre es ganz dem Jerusalemer Hospital....' Von einer bereits erfolgten Militarisierung kann nicht die Rede sein. Er beschreibt genau die Aufgaben der drei Gemeinschaften: - Heiliges Garb => geistliche Aufgaben - Hospital => Armenfürsorge - Templer => Schutz und Kampf Nur die Templer bekommen Pferde und Waffen (Rüstungen). Auch war die Präsenz der Templer und Hospitaliter um 1130 im Spanien verschwindend gering (siehe: Die Ritterorden und der Orden vom Heiligen Grab auf der Iberischen Halbinsel; Nikolas Jaspert; 1998; S.391). Richtig gut finde ich die Aufzählung der Kleriker und Weltlichen nach Wertigkeit. Das war im Mittelalter stets Gewohnheit oder Pflicht, die Höhergestellten zuerst zu nennen. Man sieht aus diesem Testament die verschiedenen Schichten an Leuten, die sich im Königreich aufhielten. Interessant ist, dass zu dieser Zeit (1131) das Wort 'obtimatibus' und noch nicht 'nobilibus' (die Adligen) für den höchsten weltlichen Rang nach dem König genutzt wurde. Auch die 'burgensibus' sind in dieser Zeit wohl eher die 'Freien' als die 'Bürger', wie man es heute nennen würde. Was mir fehlt sind allerdings die Handwerker (z.B. Schmied, Zimmerer usw.). Waren diese Freie?
Ja - Spanien der Sonderfall.
Ja, Spanien war ein Sonderfall im Vergleich zu Frankreich oder England, da sie im Gegensatz zu diesen Ländern eine umkämpfte Grenze hatten. Aber im Vergleich zum Heiligen Land war es eher kein Sonderfall sondern ähnlich. Ich bin davon überzeugt, dass die Ritterbrüder eher im Umfeld des Meisters, und wahrscheinlich auch mit Zustimmung des Papstes, auftraten. Spanien würde ich ausschliessen, denn dort gab es genügend andere Orden, die den Kampf aufnahmen. Ich befürchte, dass man im Moment dabei bleiben muss, dass die ersten Ritterbrüder nach dem Fall von Jerusalem (1187) und vor den Statuten von Margt (ca. 1205) auftraten. Eine Militarisierung, also das anwerben von Rittern oder Kampffähigen, fand schon deutlich vorher statt (1168: Angriff auf Ägypten bzw. ca. 1178: Schreiben vom Papst).
Viele der Bekannten Quellen halten einer genaueren Untersuchung nicht stand: - Statuten von Roger des Moulins mit der Erwähnung der 'Waffenbrüder'. - Schlacht von Cresson (1187) mit dem heroischen Tod von Roger des Moulins (nach arabischen Quellen wurde der Meister des Hospitals gefangen genommen) - Schlacht bei Hattin (1187) mit der anschließender Hinrichtung von Templern und Hospitalitern
Was vor 1188 noch bleibt: - Zum Einen die Annales Cameracenses (G. H. Pertz, MGH SS, 16, 1859; S. 547) von Lambert Wattrelos. Er schreibt, über den Meister Gilbert von Assalit (1168) und bezeichnet ihn als starken Krieger und dass er die Stadt Bilbais eingenommen hätte. Aber er bezeichnet Gilbert als 'Herr des Hospitals' und als 'princeps'. Ganz davon abgesehen, dass Gilbert höchstwahrscheinlich gar nicht bei dem Ägyptenfeldzug dabei war, sondern das Hospital nur Ritter und Turkopolen bereitstellte, die unter König Almarich gestellt wurden (siehe Brief von König Almarich an Meister Gilbert). Stellt sich die Frage warum Lambert nicht den Titel 'Meister' nutzte? Hatte der Mönch überhaupt das Wissen darüber oder bekam er seine Informationen eher von Dritten? Zumindest hielt er sich, wahrscheinlich die meiste Zeit seines Lebens (-1170), in Nordfrankreich auf. - Zum Zweiten, die mehrmalige Erwähnung von Raimund (von Tiberias) als Marschall (oder auch nicht) unter dem Meister Gilbert von Assalit (Meister von 1163 - 1169). Doch diese Erwähnungen sind sehr schwammig und meiner Meinung nach nicht wiklich aussagekräftig (ich werd da bei Gelegenheit noch was dazu schreiben). Aber diese zwei Punkte lassen sich bisher nicht Eindeutig wegdiskutieren aber auch nicht Eindeutig bestätigen...