Mit dem Garn fängt es schon an

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Liam

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Hallo, bin seit heute mit im Forum dabei und will, wie in meiner Vorstellung schon erwähnt, Wikinger darstellen. Ich könnte diesen Beitrag warscheinlich auch unter Wikinger posten, aber da ich noch neu bin dachte ich mir hier ist auch gut. Um mir meine Kleidung zu nähen brauche ich das richtige Garn, aber welches ist das und vor allem für diese Zeit? Es gibt ja verschiedene Stärken: 12/2, 10/2, 14/2 ... immer in Nm angegeben. Sollte ich für die Herstellung von Kleidung überhaupt Garn benutzen, bei dem 2 Fäden verzwirrnt sind? oder ist das nicht nachgewiesen? Habe mir mal das Buch von Inga Hägg bestellt ''Ausgrabungen in Haithabu'' Bericht 29. Ich hoffe dort evtl. Antworten zu finden, aber wollte hier auch mal nachfragen.
 
Hallo Liam, es kommt ganz auf das Material an, welches Du verarbeiten willst. Für Leinen kannst du etweder Leinengarn kaufen, oder es ganz authentisch auch selber herstellen, indem du aus dem Stoff Fäden ziehst. Hat den Vorteil, das es immer die passsende Farbe hat. Die Nähte sind dadurch aber fast unsichtbar. Habe ich auch schon ausprobiert, hat meine Geduld etwas auf die Probe gestellt. Zu den Garnstärken: je feiner das Material, desto feiner der Faden. Bei Wolle kannst du mit Wollgarn ganz gut nähen, mußt nur schauen, daß die Farbe nicht zu unterschiedlich ist.
 
Oder auch aus der Wolle Fäden ziehen, hab ich bei meiner Cotta gemacht.
 
Ich hab mal eben kurz in den Bericht geschaut. Die Nähgarne bestanden in den meisten Fällen aus z-gedrehten Fäden in S-Zwirn und zwar in beiden Fundkomplexen. Häufig ist der Kettfaden einfach auch als Nähgarn verwendet worden. Da hab ich auch schon so gemacht, aus den Reststücken der Wolle die Fäden zum nähen gezogen.
 
Klingt jetzt banal, aber den Hinweis mit dem Kettfaden finde ich interessant. Ich hab das auch schon mit den Schußfäden versucht, die sind sehr oft gerissen. Wenn also die Schußfäden nicht so stabil sind, einfach einen Kettfaden nehmen.
 
Habe mir mal das Buch von Inga Hägg bestellt ''Ausgrabungen in Haithabu'' Bericht 29. Ich hoffe dort evtl. Antworten zu finden, aber wollte hier auch mal nachfragen.
Ich befürchte, in dem Buch wirst Du keine direkten Angaben finden, da die Nm-Klassifikation damals ja noch nicht so benannt war und sich nach hunderten von Jahren einzelne Fäden in diese Klassen auch sicherlich nur schwer einsortieren lassen. Zu den Grundbegriffen des NM-Systems hier einige Ausführungen: http://www.kloeppelstube.com/frset-tipp-garnstaerken.html Vereinfacht am Beispiel: Nm 30/3 bedeutet: 30 m von dem Garn wiegen 1 Gramm und insgesamt wurden 3 Fäden verzwirnt. Bei 100/2 sind es halt 100m/ 1g und 2 verzwirnte Fäden. Generell ist jedoch der Tipp, dass man den Kettfaden aus dem Stoff zieht, immer noch der Beste.
 
Das stimmt Mara. Es stehen keine Garnstärken in Häggs Buch, nur eben, wie schon erwähnt die Drehungen der Fäden. S-gedrehte Fäden (mit dem Uhrzeigersinn) sind etwas fester, als Z-gedrehte Fäden (gegen den Uhrzeigersinn). Deshalb wurden auch meist verzwirnte S-gedrehte Fäden als Kettfäden verwendet.
 
Oh Mann, danke für den Kettfaden-Tipp!! Klingt ja soooo logisch, aber ich habe bisher immer versucht, Schußfäden rauszuziehen (weil die ja nunmal offen daliegen und keine Webkante haben) und war enttäuscht, weil die oft so instabil sind... Blöd, hätte man auch selbst drauf kommen können!!... :kopfhau
 
S-gedrehte Fäden (mit dem Uhrzeigersinn) sind etwas fester, als Z-gedrehte Fäden (gegen den Uhrzeigersinn). Deshalb wurden auch meist verzwirnte S-gedrehte Fäden als Kettfäden verwendet.
Warum ist das so? Ich dachte immer, es ist nur eine Frage der persönlichen Vorliebe, ob ich erst links und dann rechts rum spinne und dann entgegengesetzt verzwirne? Die Fasern selbst haben doch keine Richtung, wie kann es dann da einen Unterschied geben? Mehr Kraft bei Links- oder Rechtshändern oder was auch immer?
 
Mehr Kraft bei Links- oder Rechtshändern oder was auch immer?
Ich vermute es auch, dass der Drall beim Spinnen bei Rechtshändern einfach größer ist und somit der Faden bei S-Drehung eben fester wird. Eine wirkliche Erklärung, schwarz auf weiß, habe ich bisher auch nicht gefunden.
 
Ich habe gerade die Textilfunde aus dem Hafen von Haithabu von Inga Hägg quergelesen. Kettfäden offenbar alle z-Garn, Schussgarn s und z Garn. Die Festigkeit eines Webgarns hängt von vielen Faktoren ab, nicht aber unbedingt von der Spinnrichtung. LG Therese
 
@Therese Von welchen Faktoren hängt sie denn ab. Das würde mich wirklich interessieren.
 
?( hab ich mich beim lesen so verguckt? ich schau zu Hause nochmal nach
Sehr gern, ich habe mir nämlich nur ausschnittsweise Kopien gemacht. Möglicherweise habe ich was übersehen. LG Therese
 
nein Therese, ich hab deinen Beitrag falsch gelesen. Ich hatte es ja gestern auch so aus dem Buch rausgesucht. Es gibt nur einen einzigen Fund, wo die Kettfäden S-gedrehtem Z-gezwirntem Garn bestand, alles anderen Z-gedreht und S- gezwirnt. Alles ok so Also ist das Zwirnen vielleicht ausschlaggebend
 
Von welchen Faktoren hängt sie denn ab. Das würde mich wirklich interessieren.
Ich kenne mich besser mit Wolle aus als mit Flachs, deshalb Wolle. (Und jetzt ohne nachzuschlagen. z.B. bei H.J.Hundt, Elisenhof) Das beginnt schon mit dem Ausgangsmaterial, weil das Kettgarn der höheren mechanischen Belastung unterliegt, wurde z.B. bei den Elisenhof-Funden oft und für besonders gute Stoffqualitäten Deckhaar verwendet. Das Kettgarn muss, nach meiner Erfahrung und was ich so gelesen habe, gut gekämmt sein, nicht kadiert, die einzelnen Fasern müssen maximal parallel ausgerichtet sein, weil das sonst zu einem Materiealfehler führt. Ich habe aber auch nur normale Wolle ausprobiert, allerdings Kammzug oder schon mal etwas selber gekämmt (das mag ich aber gar nicht selber machen). Dann das Spinnen - gleichbleibende gute Garnqualtiät, bei Schwankungen reist der Faden immer an der Stelle, wo man nicht aufgepasst hat. Und relativ scharf gedreht, also viele Drehungen auf einen cm. Wenn man das Garn verzwirnen würde, dann kann man die Fehler vom Spinnen etwas ausgleichen, bei einem Einfachgarn reist der Faden. Schussgarn - im Prinzip reicht auch eine leichte Drehung, muss nur durch das Webfach geschoben werden und das geschah beim Gewichtswebstuhl ohne große Belastung auf den Faden, nicht so wie bei heutigen mechanischen Webstühlen. Ich probiere diese Einfachgarne zu spinnen und zu weben aber erst seit ca. 7 Monaten, daher fände ich es klasse, wenn jemand mit mehr Erfahrung noch was sagen könnte. LG Therese
 
@Therese ich danke dir, das ist doch schonmal ein Strauß an Faktoren :thumbsup:
 
bei einem Einfachgarn reist der Faden
ich zitiere mich hier mal selber, weil ich noch was zum Reißen sagen wollte. Wenn die Belastung zu hoch ist reißt jeder Faden - das kann aber zum einen die Ursache haben, dass man weniger Wollfasern zusammen gesponnen hat als sonst in dem Garn oder die Drehung ist nicht ausreichend so dass es zum Auseinandergleiten der einzelnen Wollfasern kommt. Und dann gibt es sicher noch andere Fehlerquellen. LG Therese
 
Wow, das sind echt viele Tipps. ^^ Danke dafür! Das mit dem Schussfaden haben ich auch schon oft gehört, habe mich aber immer gewundert wie das gehn soll, weil der echt recht schnell reißt. Ich werde das mit dem Kettfaden jetzt mal probieren.
 

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