Ulf schreibt es schon richtig. Bei gutem Wetter kann ein Veranstaltungsort sehr schnell über seine Belastungsgrenzen hinaus von Besuchern geradezu überrannt werden. Bei schlechtem Wetter verirren sich nur wenige Besucher auf dem Gelände. Wobei hier explizit gesagt werden muss: gutes Wetter ist nicht unbedingt nur Regen und/oder Kälte. Hängt auch von der Jahreszeit ab. Um die Weihnachtszeit herum gehört eine angenehme Kälte zum Flair eines Marktes dazu. Bei einem Markt zwischen April/Mai bis in den Oktober hinein erwarten Besucher quasi Witterungsbedingungen wie in einem klimatisierten Wohnzimmer. Klingt komisch, ist aber so. Sind die Temperaturen zu niedrig, ist es ihnen zu kalt, den ganzen Tag im Freien rumzurennen (besonders, wen es Frühjahr/Sommer ist und die Frauen meinen, sie müssten trotz Temperaturen um 15°C in Top und Minirock irgendwo rumlaufen, das wär mir dann ehrlich gesagt auch zu kalt.) Ist zu warm, also Temperaturen in Richtung 30°C oder gar darüber, dann wird auch mit tendentiell eher weniger Besucher zu rechnen sein. Gerade die Urlaubszeiten sind hier auch wichtig: Viele werden da auch Urlaub machen oder einfach nur im Freibad rumgämmeln. Und Regen ist für eine Veranstaltung sowieso tödlich: Besucher bestehen aus Zucker und werden der Veranstaltung fernbleiben oder sie eher schnell verlassen, wenn es nach anhaltendem Regen aussieht. Oder sie völlig durchnässt werden, weil es ein Starkregen gab und/oder es nicht oder nur wenig Unterstellmöglichkeiten gibt. Parallel laufende Großveranstaltungen oder Großereignisse von allgemeinem Interesse können einem Mittelaltermarkt, einem neuen und damit noch nicht etablierten um so stärker, besuchertechnisch das Genick brechen. Beispiel: 2010 war ja Fußball-WM und als Deutschland gegen England spielte, brauchte sich der Veranstalter nicht wundern, dass nur noch Hardcore-Interessierte auf eine relativ hochpreisige Veranstaltungen gehen, die selbst dem Namen nach nur entfernt etwas mit Mittelalter zu tun hat. Auch Heimspiele des örtlichen Fußballvereins oder andere interessante Großveranstaltungen, wie zum Beispiel Highland Games, können nicht unerhebliche Besuchermengen abziehen. Und bei Veranstaltungen, die entfernter wohnenende Besucher mit Familie gerne mal über 100 Euro kosten (nur für Anfahrt und Eintritt und dann noch nicht mal etwas Gastro oder Klimbim eingekauft) schrecken in Zeiten klammer finanzieller Haushalte dann doch eher ab. Firiel hat es auch schon gesagt: 10 bis 20 Tausend Euro müsst ihr im Zweifelsfall in der Kriegs- äh... Veranstaltungskasse haben. Das ist das Risikokapital, mit dem ihr die Veranstaltung vorfinanzieren müsst. Und hoffentlich eure im Voraus getätigten Auslagen wieder mit den Eintrittsgeldern und Standgebühren (für Händler und Gastro-Stände (also Futtern und Saufen)) reinholen könnt. Wenn ihr im ersten Jahr auf diese Weise mit plusminus Null rausgeht und das Grundkapital fürs nächste Veranstaltungsjahr beisammen habt, dann könnt ihr euch schon glücklich schätzen. Wenn ihr auch noch von den Einnahmen der Veranstaltung ein Jahr lang leben müsstet, dann kannst Du Dir vielleicht vorstellen, wieviel ihr mit einer einzigen Veranstaltung an Plus machen müsstet, um davon ein Jahr lang leben können müsstet. Oder wieviele Veranstaltungen ihr mit weniger Plus machen müsstet, dann aber für jede Veranstaltung 10 bis 20 Tausend Euro "übrig" haben für die Anschubfinanzierung... Wobei: Je nach Veranstaltungsgelände verlangt der Eigentümer eine mehr oder weniger große Kaution für die Mitbenutzung seiner Grünflächen. Kaution hört sich nett an, weil man Kautionen am Ende wieder bekommt. Normalerweise. Bei Veranstaltungen mit Besucherverkehr, Standaufbau, Heerlageraufbau etc. kannst Du die Kaution gleich abschreiben und unter "Nutzungsgebühren" verbuchen. Die Kaution für die Grünflächen wird nämlich dazu verwendet, um etwaige Flurschäden am Rasen etc. nach der Veranstaltung zu beheben. Und ich habe bislang noch keine Veranstaltung gesehen, die ohne Flurschäden daherkam, wenn sie zumindest teilweise, wenn nicht sogar zum großen Teil, auf Wiesen stattfand. Der örtliche Gewerbeverein scheint es sich vielleicht auch einfach zu machen: Ideen kann man natürlich immer haben und anderer Leute Ideen auch immer toll finden. Aber wenn es um die (Vor-)Finanzierung und das wirtschaftliche Risiko geht, dann wendet man gerne die Drei-Affen-Taktik an, sowie es nicht das eigene Geschäftsfeld berührt. Und, so wie es mir hier den Anschein hat, es nur zu gerne auf eine, sorry dafür, unbedarfte Mutter und ihre junge Tochter abwälzt. Meine Empfehlung, ähnlich wie Ulf und Amici vor mir schon: Finger weg. Lieber selber mal einfach nur als Besucher auf Mittelaltermärkte gehen und einfach Spaß haben. Oder schauen, ob es nicht vielleicht doch besser ist, etwas in Richtung 17., 18. oder 19. Jahrhundert zu machen. Das hat dann nichts mehr mit Mittelalter zu tun, aber ist mindestens genauso spannend.