Ihr sucht euch das ärmere Verhältnis aus, anstatt wie z.B Adel oder in der Burg lebende.
Naja, aussuchen ist so eine Sache
. Eher sucht das Thema
mich aus. Die Frage ist ja auch immer, was man sich leisten kann. Ich hab mal irgendwo gemusterte Seidenbrokatstoffe gesehen, wie sie für die Gewandung eines/einer Adeligen im späteren Mittelalter nötig wären. Schlappe 220 Euro der Meter. Gemusterte Seidenborten, wie sie für "meine" Zeit nötig wären, kenne ich fertig zu kaufen gar nicht, und bei allen Metallbestandteilen läuft es sowieso auf Einzelanfertigung hinaus. Ich arbeite im Einzelhandel - weißt du, was man da verdient? Tatsache ist, wenn du im wirklichen Leben nicht sehr vermögend bist, hast du eigentlich auch kaum eine Chance, eine entsprechend vermögende Person des Mittelalters glaubhaft darzustellen.
Aber es gab Landsherren ohne adligen Titel, die innerhalb der Burg gefeiert und getanzt haben, mit viel guter Laune, wo der Eine vom Teller des Nachbarn gegessen hat, was ja früher, laut einem Geschichtsbuch, nichts Unübliches war.
Was genau meinst du denn damit? Ich weiß jetzt nicht, auf welche historische Epoche du anspielst, aber selbst wenn man einen solchen "nicht-adligen Landesherrn" darstellt, ist man damit doch auf jeden Fall wieder in genau den einfachen bäuerlichen Kreisen, die du ja gerade nicht darstellen wolltest? - Abgesehen davon scheint es mit dem "vom Teller des Anderen essen" auch im Hochadel geklappt zu haben, wenn nur der Alkoholpegel hoch genug war (Richard Löwenherz und Philipp von Frankreich).
Aber da fehlt, für mich persönlich, auch mal der Spaß, wie die Leute früher Spaß hatten.
Und was genau fehlt dir dabei? Die Möglichkeiten des Entertainments waren im Mittelalter doch recht eng begrenzt ^^. Der durchschnittliche Bauer dürfte selten bis nie aus seinem unmittelbaren dörflichen Umkreis herausgekommen sein. Einmal etwas Neues zu hören oder gar selbst zu sehen, wäre da auf jeden Fall schon eine Form von Spaß. Die Ritterschaft durfte in ähnlicher Weise als Staffage (Gefolge) bei den prunkvollen Empfängen der Hochadligen dabei sein. Wenn du auf die gängigen Mittelaltermärkte anspielst, dann kommt auf denen der Spaß (nach mittelalterlichem Verständnis) nicht zu kurz. Ganz im Gegenteil. Jede Menge Alkohol, jede Menge Essen und sogar Spielleute. Das wäre wohl nach mittelalterlichem Verständnis schon ein rauschendes Fest gewesen. - Daß man als moderner Besucher spätestens nach dem dritten Markt eher gelangweilt drüber schlendert, steht auf einem anderen Blatt.
Ich erwarte, und da will ich ehrlich sein, viel mehr als dass, was man aus der Geschichte kennt.
Verstehe ich nicht ganz. Du erwartest also eher nicht-historische Dinge? Dinge, die es historisch nicht gab? Warum suchst du denn dann in der Geschichte danach?
Leider bin ich in dem Punkt eine Frau, denn ich glaube als Ritter würde mir das Ganze so viel mehr Spaß machen.
Also, historischen Schwertkampf betreiben kannst du natürlich auch als Frau. Das ist mehr oder weniger ein Sport wie jeder andere auch. Macht eine Kollegin von mir auch, zum Beispiel, so richtig im Kurs. Eine Darstellung im historischen Rahmen würde dann allerdings wohl auf eine männliche Darstellung hinauslaufen. Gibt es aber auch (also, Frauen, die Männer spielen - da ja eh jeder etwas spielt, was er nicht ist, sollte das Detail jetzt auch nicht mehr wichtig sein).
Wobei ich nicht einmal Schnittmuster lesen kann.
Na, dann trifft sich's ja hervorragend, daß es die fürs Mittelalter gar nicht gibt ^^. Und Nähmaschine ist natürlich schon wieder unhistorisch. Nur mal so als Anmerkung. Das echte Mittelalterfeeling käme auf bei Handnaht mit der Knochennadel (nein, kenne ich nicht aus persönlicher Erfahrung, ich bin auf moderne Nadeln ausgewichen *g*). Und ansonsten kann ich mich nur unserem weisen Viator anschließen: Schau dir den Anfänger-Leitfaden in aller Ruhe durch.