Pater Noster in Mittelhochdeutsch

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Meister Reinmar

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Komisch eigentlich, aber wenn man danach online sucht, findet man tatsächlich nur zwei verschiedene Fassungen: 1. Sehr ausführliche Übertragung von Heinrich von Zweter: Got vater unser, dâ du bist in dem himelrîche gewaltic alles des dir ist, geheiliget sô werde dîn nam, zuo müeze uns komen das rîche dîn. Dîn wille werde dem gelîch hie ûf der erde als in den himeln, das gewer unsich, nu gip uns unser tegelîch brôt und swes wir dar nâch dürftic sîn. Vergip uns allen sament unser schulde, alsô du wilt, daz wir durch dîne hulde vergeben, der wir ie genâmen dekeinen schaden, swie grôz er sî: vor sünden kor sô mache uns vrî und loese uns ouch von allem übele. âmen 2. Angeblich um 1300 entstandener Text ohne jegliche Quellenangabe: vater unser der da bist in den himeln. geheiliget wert din name. zuo kom din rich. dinwille gewerde in der erden als in dem himele. unser tegelich brot gip uns hiute. untvergip uns unser schulde, als wir vergeben unseren schuldigern. unt enleite uns nit inbekorunge, sunder verloese uns von übele. Und das war's dann auch schon. Kann das wirklich sein? Der Text ist so zentral für die Christenheit, dass er bereits im Gotischen (der ältesten detailiert belegbaren germanischen Sprache) belegt ist, und im Althochdeutschen sind massig Textzeugen bekannt, die auch gerne reichlich in der Literatur wie auch online zitiert werden - meist für linguistische Vergleiche der Dialekte oder dergleichen. Allerdings wurden Dialektformen in mittelhochdeutscher Zeit nicht mehr so deutlich festgehalten, so dass das MHD hier für die Forschung vielleicht nicht so interessant ist wie das AHD? Oder fehlen uns am Ende vielleicht schlichtweg wirklich die Quellen, weil die Herren des höfischen Hochmittelalters ihre Religiosität in ihrer Muttersprache anders auslebten (in Sangsprüchen und derlei mehr)? Lediglich vom Marner und von Boppe weiß ich, dass sie Übersetzungen angefertigt haben sollen, aber online finde ich nicht mehr als die ersten paar (gereimten) Zeilen des Marner. Und jetzt kommt ihr ins Spiel :) Kennt ihr noch mehr Quellen? Online, aus Büchern abgeschrieben, wie auch immer - Hauptsache mehr Belege, am besten mit Quellenangaben, im Idealfall natürlich sogar in möglichst originaler und nicht-normalisierter Schreibung. Wäre euch da sehr dankbar :)
 
Auf der Website von Familia Mercatores steht diese Version: Fáter unser du in himele bist. Dîn nâmo uuérde gehéiligôt. Dîn rîche chome. Dîn uuillo gescéhe in erdo álsô in hímele. Unser tágelicha brôt kíb uns híuto. Unde únsere scúlde belâz uns, álsô óuh uuir belâzen unserên scúldîgên. Unde in chórunga ne léitêst dû únsih. Núbe lôse unsih fóne úbele. Amen
 
Hallo, ich könnte mir vorstellen, dass Jörg Peukert (Museumsleiter auf der Freyburger Neuenburg) ggf. Tipps zu Deiner Anfrage geben kann. Sehr symphatischer Mann und in altdeutscher Sprache quasi zuhause.... hat beim Festival MONTALBANE eine Sprecherolle (u.a. bei Auftritten IOCULATORES) inne gehabt und dabei diverse Texte aus dem 12. bis 15.Jhdt vorgetragen.
 
@Lisabeth: Danke, aber das ist leider Alt-Hochdeutsch ;) @das Lorb: Danke für den Tipp - wo finde ich denn den Herrn? ^^
 
Na-ja, eine der besten Quellen dürfte der "Heliand" sein, der stammt aus der Zeit Ludwig des Frommen, also Mitte 9. Jahrhundert. Ist aber in altsächsisch gehalten, da er zur Christianisierung der gerade besiegten Sachsen dienen sollte, die Evangelien übertragen auf die hiesigen Verhältnisse: Christus als Heerführer, die Jünger als Recken von edlem Geblüt; das Haus auf Sand gebaut steht an der Nordseeküste und nicht in den Wüsten Palestinas, und der Einzug auf dem Esel nach Jerusalem wird schamhaft verschwiegen, das konnte man einem Sachsenkrieger nicht erklären... Genial zu lesen in der Übersetzung von Felix Genzmer ist die Bergpredigt: Erst saß er und schwieg, sah sie lange an, War ihnen hold im Herzen, der heilige Herr, Mild im Gemüte. Den Mund nun erschloß er Und wies mit seinen Worten, des Waltenden Sohn, Des Hochherrlichen viel. Den Helden sagt' er In spähen Sprüchen, die zu der Sprache Christ, der Allwaltende, gekoren hatte, Welche von allen Erdenbewohnern Gott die wertesten wären der Menschen...
 
Vielleicht kann das hier aus dem Weissenburger Katechismus helfen: Fater unser thu in himilom bist. giuuihit si namo thin Quaeme richi thin. Uuerdhe uuilleo thin, sama so in himile endi in erthu. Broot unseraz emezzigaz gib uns hiutu. Endi farlaz uns sculdhi unsero, sama so uuir farlazzem scolom unserem. Endi ni gileidi unsih in costunga. Auh arlosi unsih fona ubile. Es folgt die Wiederholung des Textes mit althochdeutscher Erläuterung: . Fater unser., thu in himilom bist, giuuihit si namo thin. Gotes namo ist simbles giuuihit (Fortsetzung auf der rechten Seite (150r):) auh thanne uuir thiz quedhem, thanne bittem uuir, thaz sin namo in uns mannom uuerdhe giuuihit thuruh guodiu uuerc. Quaeme richi thin ...
 
derzeit bei JOKERS.de vielleicht eine schöne Ergänzung zum Eröffnungsthread: Stimmen aus mittelalterlichen Frauenklöstern Hörbuch mit geistlichen Texten auf Altsächsisch ( ^^ ), Mittelhochdeutsch und Mittelniederdeutsch... bedeutende mittelalterliche Texte in Originalsprache vorgetragen... mit Übersetzungen im 88-Seiten-Booklet... nur 4,99 €
 
verdammt, im Papierkatalog Januar 2011 stand 4,99€... bei meiner online-Bestellung fordern sie 9,99€... also aufgepasst
 
ist im Forum wahrscheinlich wie Eulen nach Athen tragen... und vor allem althochdeutsch statt mittelhochdeutsch: Wessobrunner Gebet Gerade ein Buch gelesen, dass dieses Gebet erwähnt. Ich kannte es noch nicht und schlug bei Tante Wiki nach... literaturgeschichtlich ebenso spannend wie die Merseburger Zaubersprüche... sorry, ich plaudere :eek:ff2 zurück zum "paternoster"
 
OF Topic kann mick mal een minske verklickern wat "altsächsich" un "mittelniederdeutsch" for spraken sin schallen? Hett gifft nur "sassisch (sächsisch als Sprache, nicht der Dialekt) und niederdeutsch. Erst sächsich, dann die deutsche Lautverschiebung, dann niederdeutsch. Im Gegensatz zum Althochdeutsch, ersteLV, mittelhochdeutsch, 2. LV, Hochdeutsch in seinen Dialekten. Daneben Schriftdeutsch. OT aus.
 
nee, kann ich nicht, Wilfried... ich bin Techniker. Ich gebe nur weiter, was in der Ankündigung des Hörbuchs bzw. zum Wessobrunner Gebet steht. Das Hörbuch habe ich selbst heute bestellt und gebe gern per mail scans vom Booklet weiter. Melde Dich ab Mittwoch, da wird Jokers geliefert haben.
 
So, hebs mi nu für knapp 10 Euronen bei Tante Amazon geordert dat Hörbuch und werd mir den Stoff düsse dage mal rinziehn. ;) Fragt sich nur wer überhaupt dat pater noster mal z.B. als Tischgebet betet. Bei uns im Lager bin ik der Einzige,und mitte Frouwe mal mittelalterlich essen gaun kucken de annern Lüt ok alle so, als op ik de deibel ausse Suppen beschwörn will.
 
Zuletzt bearbeitet:
mensch Leid schreibed doch mol in ´ner Schbroch, die mr verschtande due dät
 
@ Hummelchen Es ist aber auch mal wieder nett, die Sprache der Darstellung zu schreiben :), und es übt
 
Nur so als "Südländer" versteht man irgendwie nur Baaaaaaaaaaahnhof :-(
 
naja, das kann ich mir vorstellen Vielleicht wäre eine englische Schreibweise der Vokabeln dann leichter zu verstehen "That can i me denken" oder so, sieht natürlich komplett bescheuert aus
 

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