Pfusch an der Surcote

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Johanna der Drache

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Hallo, ich habe nun mit Entschlossenheit und einem Mix aus Maschinen- und Handnaht mein erstes Gewand zusammengeschustert - eine rote Surcote über weißem Untergewand. Beides ist (nach meinen Quellen) in Ordnung für meine Zeit (1300) und ist gar nicht mal so schlecht geworden. Nun ist aber Mist passiert: Beide Stücke (aus Leinen) sind beim ersten Waschen eingelaufen und das nicht zu knapp. Beim Unterkleid habe ich einfach neue Ärmel drangesetzt - dass der Rock nur bis in die Mitte der Unterschenkel reicht sieht so keiner. Aber die Surcote reicht nur noch bis gerade an den Knöchel und zeigt mein zur Zeit noch nicht historisches Schuhwerk sowie meine uneleganten Knöchel. Jetzt überlege ich, wie ich das Gewand verlängern kann. Ich vermute mal, dass auch im Mittelalter schon mal Sachen passend gemacht wurden. Folgende Ideen: 1. Ich mache einen Saum aus dem Stoff des Untergewands und nähe den von innen ein, so dass es aussieht, dass das Untergewand unter der Surcote rausguckt. 2. Ich nähe ein Stück aus dem Stoff der Surcote unten dran und setze eine nette Borte auf die Naht. 3. Ich nähe mir aus einem der beiden Stoffe einen Rock, der viel länger ist und trage den drunter. Welche Methode wäre die "mittelalterlichste"? Oder hätte man ein so misslungenes Kleidungsstück weggeworfen? Für jede Idee bin ich dankbar.
 
oje.... passiert, draus gelernt ;) ich würde anstückeln oder das gute Teil verkaufen und mir ein neues nähen. Wenn du stückelst, wasche das Stück was du anstückeln willst vorher ;) Rock?`lieber nicht ;)
 
Verehrte Damen, danke für den Rat. Verkaufen ist leider nicht, weil mein Breitformat sicher selten gebraucht wird (vor allem so kurz). Also Stückeln. Mit dem Stoff vom Obergewand oder so Pfuschen, dass es aussieht, als ob das Untergewand unten rausguckt?
 
Ne, nicht pfuschen. Das sieht man sicher mehr als wenn Du einfach ein Stück unten ansetzt. Wie Du schon sagtest, kann man sich wohl vorstellen, dass das auch damals gemacht wurde. Wobei das Untergewand nicht auch knöchellang sein sollte? (Frage an die Damenwelt) Betrachte es einfach als Übungsstück. Es ist wie mit dem Hausbau. Nach einem alten Sprichwort (keine Ahnung wo das her ist oder wie alt), baut man das erste Haus für seinen Feind, das zweite für seinen Freund und das dritte für sich. So verhält es sich auch mit dem Nähen. Und bei dem nächsten Obergewand empfehle ich Dir (gewaschenen) Wollstoff. ;)
 
Danke. Aber ich glaube, ich muss meine Definition von "Pfuschen" erklären. Das heißt nicht, dass ich etwas schlampig ausarbeite, sondern dass ich etwas so aussehen lasse, als wäre es etwas anderes. So zum Unterkleid: Ja, es sollte knöchellang sein. Ist es nach dem Waschen nicht mehr. Hier kann man aber pfuschen, denn das sieht unter der Surcote kein Mensch. Einfach neue lange Ärmel dran und alles passt. Den "Pfusch" am Überkleid stelle ich mir so vor, dass ich einen breiten Streifen des Stoffs des Unterkleides am Oberkleid festnähe, aber nicht unten am Saum sondern von Innen ca. 10 Zentimeter über dem Saum. Dann guckt der Stoffstreifen unten raus und es sieht aus wie das Unterkleid, das unten rausguckt. Vielleicht mit einem netten Saumband unten oder so.
 
Soweit ich weiß, ist es aber doch eher unschicklich, die Unterwäsche rausgucken zu lassen? Ach nee, dein weißes Teil ist ja quasi deine Cotte und das bunte nur der Surcot. Dann ist das Unterkleid ja eigentlich das Überkleid... Kompliziert. :S Dann kannst du das auch rausgucken lassen, das wird dann egal sein.
 
Eigentlich ist eine Surcote doch das Überkleid ... Also das Kleid über dem Kleid. Bei dir würde dann eines der Kleider fehlen ... Unterkleid (aus dem Leinen - das kann ja ruhig bis kurz unters Knie gehen, ist ja die Unterwäsche sozusagen) - dann kommt die Kotte, also das eigentliche Kleid ... Das müsste dann aber bodenlang oder zumindest knöchellang sein und lange Ärmel haben. und dann kommt erst der (die? das?) Surcot. Das aber auch bodenlang sein sollte, wenn nicht sogar überlang. In deinem Fall ist er eher so, dass das Kleid, welches du als Surcot bezeichnest, eigentlich die Kotte ist, somit mindestens knöchellang sein muss. Also am besten nähst du unten einfach noch einen Teil dran, bis die gewünschte Läng erreicht ist.
 
Hat nur den Fehler, dass ich die Nähte sicher nicht passend bekomme. Sieht etwas bräsig aus, wenn die Nähte der Gehren nicht weitergehen. Aber vielleicht sollte ich das angesetzte eh aus mehreren Stücken basteln - weniger Verschnitt.
 
Aber so wie ich es verstanden hab, ist der Surcot ärmellos und somit ein Surcot. Demnach ist das Unterkleid die Cotte und das eigentliche Unterkleid nicht vorhanden... Hach, ich sag doch, kompliziert! ^^ Aber so haben wir doch fast alle angefangen! Verlängere das weiße Teil zum vollständigen Unterkleid, dann kannst du das farbige Leinendings auf einem Standardmarkt schön drüber tragen. Solltest du tiefer in die Materie einsteigen wollen, kannst du das lange weiße als Unterkleid benutzen und eine farbige Wollkotte (langes Kleid mit langen Ärmeln) für drüber anschaffen. Das gefärbte Leinenteil kommt dann weg (Leinen war im Mittelalter - im Gegensatz zu Wolle - wenn überhaupt nur blau zu färben). Aber, wie gesagt, für erste Marktbesuche bist du so schon mal gewandet. Und vergiss die Kopfbedeckung nicht, falls du über jungfräuliches Alter hinaus bist! Und da bitte kein Häubchen, lieber ein einfaches Leinenkopftuch für den Anfang!
 
So ähnlich sehe ich das auch, Katharina. Ich weiß, dass Wolle richtiger gewesen wäre, aber zum ersten Versuch wollte ich keine teure Wolle misshandeln. Wenn die nämlich so verhunst wäre, würde ich mich an den nächsten Baum hängen. Zur Zeit bin ich dabei, eine nicht zu historisch inkorrekte Grundausstattung für den laufenden Sommer zusammenzuschustern und dabei Erfahrungen zu sammeln, ehe ich mich an die Wolle wage. Hinsichtlich des Kopftuches kämpfe ich noch. Das Sch****-Teil bleibt nicht auf meinem Kopf und meine glatten noch sehr kurzen Haare sind zum festmachen nicht geeignet. Zur Zeit behelfe ich mir mit einem weißen Leinenschal um Kopf und Hals und einem - wie kann man das nennen - Filzhut wie die Herren ihn gerne auf den Leinen-Ohrenklappe-Mützen tragen: So ein Filzdeckel mit Rand drum, wie ein Gebende mit Deckel. Habe ich in einer Doku über Theophanu gesehen und gefiel mir, auch wenn es bedeutend zu früh ist. Aber Männer aus meiner Zeit tragen sowas und dann passt das auch zu meinen wendegenähten Herrenschuhen.
 
Ich würds jetz für Märkte einfach so lassen und nichts mehr dran machen. Auf dem Markt ist das absolut schnuppe. Und dann machst du dir ein neues Set und wäscht den Stoff vor dem Nähen bitte. Und Kopfbedeckung ist für authentische Kleidung ein Muss. Bitte keine Filzhüte. Wenn gar nix hält, besorg dir eine Birgittahaube, zur Not auch als Unterbau für den Schleier
 
Naja, es waren ja nicht immer 30 Grad im Schatten. Und man hat ja nicht immer eine Surcote getragen ... das war nur ein "repräsentatives" Kleidungsstück der wohlhabenden Dame.
 
Obwohl es etwas :eek:ff1 ist, noch mal zwei kurze Anmerkungen: ad 1.) Kopftücher halten besser wenn man einen breiten Leinenstreifen "drunter" trägt - um die Stirn und im Nacken unter den Haaren gebunden, daran kann man dann das Kopftuch festnadeln. Oder man legt sich einen Wimpel zu wie hier beschrieben: http://www.tempora-nostra.de/Detail_wimpel2,sid8,kontext48.shtml Hält gewickelt ohne jede Nadel erfahrungsgemäß gut, auch beim Bewegen/Arbeiten. ad 2.) Zum Tragekomfort von 3 Schichten Kleidung übereinander: wie Lisabeth schon schrieb, ist der Surcot als 3. Schicht ja eher ein Add-On für die gut betuchte (sic!) Dame, wenn sie das Haus verliess. Ansonsten und grundsätzlich für alle Bevölkerungsschichten gilt: Leinenunterkleid und Wollcotte drüber. Diese Stoffkombination kühlt und wärmt je nach Aussentemperatur ideal und klimatisiert (meiner Erfahrung nach) besser als moderne Funktionskleidung. Jaaa, auch bei 30 Grad im Sommer. Alles schon ausprobiert. Auch das wurde ja schon mehrfach hier und andernorts erwähnt. Übrigens sind Cotte und Surcot durchaus nicht immer aus Wolle, sondern in ihrer repräsentativen Form oft auch aus Seide bzw. Seidenbrokat. Und zu repräsentativen Anlässen gehört dann ja auch noch der Tasselmantel drüber. Alles kein großes Problem, wenn man nicht grade mit allen Schichten an auf eine enge moderne Toilette möchte... :schock1 So, nun aber :back : um den nun zu kurzen Surcot zu verlängern würde ich auch zum Anstückeln raten (also Variante 2) - oder jemanden suchen, der kleiner ist als du und dem das gute Stück nun passt und dann gleich nen neuen aus vorgewaschenem Wollstoff nähen. Noch ist ja Winter (sprich: noch ein bißchen Zeit bis zum ersten Event :D ), und wies grundsätzlich geht weisst Du ja nun... ;)
 
Ich habe erst mal entschieden, ein ärmelloses "langes Unterhemd" zu fabrizieren, das lang genug ist, dass es über die Füße reicht. Dabei kann ich gleich die ersten Versuche zum Thema Kappnaht starten. Das wird eine Weile halten, bis ich ein neues Surcote habe. @Katharina: Ich habe das mit dem Leinenstreifen alles schon getestet und nichts klappt. Damit der Streifen nicht rutscht, müsste ich den praktisch über die Augenbrauen knoten. Alles darüber verkrümelt sich umgehend. Ich starte gerade Versuche, das Kopftuch an zwei alte weiße Plastikkämme (diese Dinger, mit denen man die Haare feststeckt) zu nähen. Ich wünschte, ich könnte einen Schleier tragen. Aber damit sehe ich dank rundem Gesicht dann aus wie Arnold "Footballschädel".
 
Vielleicht kannst du auch so einen Baumwollstretchschlauch für drunter benutzen, den Muslimas unter die Kopftücher ziehen? Darauf müsste das KT doch halten. Wenn sowas auch nichts nützt - versuch doch mal dein Haar griffiger zu machen. Entweder "A", indem du es länger nicht wäschst... oder eben mit modernen Stylingprodukten (Schaum, Spray, wasauchimmer). Wäre vielleicht noch eine Möglichkeit, Flechtfrisuren flutschen bei frisch gewaschenem Haar ja auch gleich wieder aus glatten Haaren raus.
 
Das mit dem Stretch-Schlauch könnte klappen. Ich habe 2 von der Sorte und die gehen - nur sind die halt nicht weiß. Ohne Waschen ist nicht. Ich bin Reiter, d. h. jeden Abend riecht meine Frisur nach Pferdemist. Ohne Waschen werde ich bekloppt. Spray und Schaum werde ich testen. Nur eines klappt nicht: Leichtes Haarspray. Ich werde mir jetzt Sprühbeton (Haarlack) kaufen. Vielleicht komme ich damit weiter.
 

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