Regionale Dialekte aber trotzdem Deutsch

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.

Timon

Well-known member
Registriert
13. Feb. 2011
Beiträge
414
Reaktionspunkte
2
Ort
49565 Bramsche
Ich muss euch mal posten was ich hier gefunden habe. Ich hab mich sehr amüsiert besonders als betroffener. Bin halt gebürtiger Osnabrücker und wohne immer noch im Osnabrücker Landkreis. :rolleyes: Habt ihr auch so schöne regionale Besonderheiten :?: Alles über Osnabrücker Regiolekt (kein Dialekt auf Grund von richtiger Grammatik) - Hochdeutsch für bessere - Was der Osnabrücker „nich gut am Kopp ham kann“ sind Dialekte von Nicht-Osnabrückern. Dat klingt doch ganz fürchterbar, wat andere so labern.“ Gemeint sind Bayern, Schwaben, Rheinländer oder am „schlimmerhaftigsten“ die Sachsen. Die eigene Mundart, das klassische „Osnabrückerisch“ ist da wesentlich angenehmer. Aber nicht gerade weltmännisch. „Mit alle Mann dabei!“ „Alle Mann herhören!“ „Alle Mann druff“, heißt es, wenn Osnabrücker Ganzheitliches beschreiben wollen. Klingt für Auswärtige ziemlich gewöhnungsbedürftig. Auswärtige sind für Osnabrücker übrigens „Ausländer“. Das gilt so etwa ab Wallenhorst, Lotte oder Lüstringen. Für Osnabrücker gibt‘s auch das „einzigste“. Was schon das einzige wirklich falsche Wort sein dürfte. Und darüber „tut“ sich der Osnabrücker „beömmeln“ - also auf gut hochdeutsch amüsieren. Man sagt dem Osnabrücker ja auch eine grobschlächtige, eher harte Art zu - da meint der Osnabrücker jedoch „butt‘. Und „darum“ sagt er nicht nur, wenn er wenig auskunftsbereit ist, als Antwort auf die Frage „Warum?“ Eben „Darum!“ Und wenn der sympathische Städter vom Haseufer meint, dass etwas nicht erfolgreich sein wird, behauptet er: „Da kommt nix bei rum!“ Und begibt der Osnabrücker sich selbst in die „City“, dann geht er „inne Stadt“. Noch mehr Osnabrücker Dialekt: „Brink“ ist im hiesigen Sprachgebrauch ein Hügel, was sich noch oft in Straßennamen wiederfinden läßt. (Brinkstraße/Ziegenbrink). „Angefangen“ mit irgendetwas statt „etwas angefangen haben“ könnte auch korrektes Deutsch sein. ,,Bönhasen“ nannte man Handwerker, die in keiner Gilde organisiert waren. „Drum zu“ sagt der Hasestädter, wenn er um etwas herumgehen will. ,,Da muß man um das Haus drum zu gehen“. Und was sagt unsere Schwester Ruth immer, wenn sie meint ihre Kinder wären unzufrieden? „Gnatzig“ sind die „Blagen“. Und Ruth ist Osnabrückerin. Natürlich glaubt der Osnabrücker felsenfest, dass sein Dialekt, sein Osnabrückerisch bestes Hochdeutsch sei. Es gibt halt nur ein paar regionale Besonderheiten „i“ ist zum Beispiel eher „ü“! Wir gehen „Schwümmen“ und lutschen „Pfeffermünz“. Ansonsten werden mal ein paar Silben verschluckt und das „R“ hört man innerhalb eines Wortes nicht immer so deutlich. Allgemein kommt aber auch jeder Ausländer, der deutsch gelernt hat, mit unserem Osnabrücker Dialekt („Hochdeutsch für Bessere“) gut zurecht. Wir wollen uns mit diesem Bericht nicht lustig machen. Wir sind Osnabrücker. Und wir nehmen es mit den Pronomen nicht so genau. Und das ist durchaus sympathisch: „Komma nach Herrchen hin“ ist schon ein Klassiker. ,,Ich geh mal kurz nachem Garten hin“ finden wir noch besser. Der Höhepunkt ist aber das Kreidetafelschild im damaligen Heimattiergarten, dem heutigen Osnabrücker Zoo am Bärengehege - wo der Tierpfleger trocken warnte: „Nich am Bär packen!“ Und wir sind es jetzt wieder „inne Schuld“, wollen uns deshalb nicht „kabbeln“. Oder gar mit „Schmöttke“ bewerfen. Davon kann es nämlich „Kopppiene“ (Kopfschmerzen) geben. Und den „Lauten machen“ wollen wir auch nicht - das machen höchstens Betrunkene, die „breit‘ sind. Und „grölen“. Wir essen jetzt lieber mal unsere Mahlzeit. Die heißt bei uns jedoch „Moultied“ und erinnert an das Plattdeutsche. Sowie „Olle Use“. Und danach zündet man sich die „Zichte“ an mit den „Sticken“, während die Zigarre von unserem Opa „Stinkebolzen“ hieß. Hier jetzt die ultimativen Übersetzungen im Schnelldurchlauf aus unserem Familienleben aus der Osnabrücker Neustadt, wo folgende Begriffe bei meinen Geschwistern und mir zum Tagesgespräch gehörten: Der „Buhmann“ war der Popel, bei Regen „spütterte“ es, die Kaulquappen im Teich hießen „Pielepocken“ und die Marienkäfer „Sonneküken“. „Piesackeri“ bedeutet belästigen und der Nachtisch wurde „Kompott“ genannt, was heute noch auf ländlichen Speisekarten steht. Was aus der Nase lief nannten wir „Schnotten“ und Puddinggebäck gab dem Kaffehaus am Pottgraben den Namen „Schnotten-Meyer“. Was wir so „Schmodder“ nannten erkärt sich von selbst und beim Verstecken spielen gab es das „abducksen“ und damit war man „am dransten“. Die Butterstulle hieß „Kniffte“ und das runde Ende vom Brot „Knust“. Haue bekommen war eine „Tracht“ und die guten Sonntagsschuhe zum Kirchgang wurden „gewichst“. „Gewichst“ bekam man auch eine von der Mutter, wenn man frech wurde. Abends zog man den Schlafanzug an - das war der „Pölter“. Und „Höh-höh“ machen war schaukeln. Mehr möchte ich von unserem Osnabrücker Familienslang nicht preisgeben, es ist schon peinlich genug. Normalerweise ist im Deutschen eine Verlaufsform nicht gegeben. Der Osnabrücker verwendet sie jedoch hebend gerne, wenn der gerade „was am Machen“ ist, z.B. „Ich bin gerade am Lesen“ „Am tun“. Wieso nicht? Und Sie - lieber Osnabrücker - und auch alle „auswärtigen“ Leser - Sie sind jetzt „fertich“ mit diesem Artikel. Wir „Piesacken“, also belästigen Sie nicht länger. Aber einen haben wir noch: Den „Pesel“. Eigentlich die Ochsenpeitsche. Steht aber auch für Klugscheißer. Und das paßt doch wieder. Quelle: www.dereulenspiegel.de Also da bin ich doch erschrocken gewesen was bei mir zuhause alles nicht Hochdeutsch ist :D Lieben Gruß Timo(n)
 
herrlich... und eigentlich schade, dass wir Sachsen keinen Dialekt haben 8)
 
Jetzt hatte ich doch gehofft, auf meiner Lieblings-HP über die Schwaben, nämlich Schwabissimo , etwas vergleichbares zu finden. Aber nein, der Herr Mangold als echter Schwob hat seine Homepage peinlichst sortiert und aufgeräumt. Ersatzweise nun also:
Wie erkennt man eigentlich echtes Schwäbisch? Beispiel: Debbich - Teppich?Als ich vor Jahren auf Urlaubsreisen in einem norddeutschen Hotel wohnte, war das Zimmer sehr kalt und ich rief an der Rezeption an und fragte, "ob ich noch einen Deppich bekommen könne?." Betretenes Schweigen am anderen Ende der Leitung, dann "Ich glaube, ich komme besser bei Ihnen vorbei und schaue, was Sie möchten." - Gleich drauf klopfte es an der Türe und eine misstrauische Wirtin beäugte den Teppichboden und überlegte ganz offensichtlich, was ich damit angestellt hätte. Dabei ist für einen Schwaben ein Teppich (an Debbich) halt die Bezeichnung für eine Decke. An Deppich legt mr also höchstens bei einem Picknick auf die Erde, also "aufan Boda" - und "a Degge" gibts nur in Form der Zimmerdecke ... Bei einer Veranstaltung erfuhr ich noch so eine Geschichte: Schwaben mit Kindern bei Freunden in Norddeutschland - damit die Eltern auch mal einen Tag in Ruhe etwas für sich unternehmen können, waren die Freunde gerne bereit auf die Kinder aufzupassen, für alle Fälle wurden noch die Handynummern ausgetauscht. Schon nach kurzer Zeit kam der Notruf: "Du, Dein Kind möchte etwas machen, aber wir verstehen nicht genau was! Es will zum Spielplatz oder in eine Turnhalle oder so was..." "Ja was sagte denn mein Kind?" -"Es will eine Rolle machen." - Lautes Gelächter! Denn "ein Rolle machen" sagen kleine Schwabenkinder - wenn sie mal Pipi müssen .... Egal, ob Sie das Schwäbische für den Dialekt eines etwas beschränkten Volksstammes im deutschen Südwesten halten oder für die Sprache der wichtigsten Investoren unser Zeit, es lohnt sich, diese Mundart näher unter die Lupe zu nehmen! Ich habe im folgenden die schwäbischen Besonderheiten an Worten und Grammatik aufgelistet, ganz sicher noch nicht vollständig, aber ich hoffe, wenigstens in einer populärwissenschaftlichen (also verständlichen) Form. Zum einstimmen einfach mal ein paar schwäbische Zeilen: I han amôl oin kennd khedd, der hôdd oine kennd. Dui hôdd a Kend khedd, dees hôdd se abbr edd vo sällam khedd. Där hot nemmlich nemme kennd khedd, se hôdd abbr nô an andara kennd khedd. Där hôdd nô kennd khedd. Ond wenns se deen nedd khennd hedd, nô hedd se koi Kend khedd. Übersetzung: Ich kannte einmal einen, der kannte eine. Die hatte ein Kind, das hatte sie aber nicht von jenem. Der konnte nämlich nicht mehr. Sie kannte aber noch einen Anderen, der konnte noch! Und wenn Sie den nicht gekannt hätte, dann hätte Sie auch kein Kind bekommen. Wie der unbedarfte Nichtschwabe sofort erkennt, hat das Schwäbische so seine Tücken. Ungewohnte Nasallaute, falsche Betonungen, merkwürdige Verwendung von Konsonanten, Verkürzungen, unverständliche Worte. Aber keine Sorge, im Folgenden möchte ich einige Regeln aufzeigen und Ihnen einen kleinen Leitfaden des schwäbischen Dialekts an die Hand geben. Aber woran erkennt man eigentlich echtes Schwäbisch? Sie alle kennen das Lied von der schwäbischen Eisenbahn, mit der Zeile: Auf de schwäbische Eisebahna wollt amol a Bäuerle fahra. Das ist nicht Schwäbisch ! Es gibt kein Imperfekt hierzulande, richtig wäre: Auf de schwäbische Eisebahna hodd amol a Bäuerle fahra wella. Und weil es gar so falsch war, gleich ein zweites, wohlbekanntes Beispiel deutschen Liedgutes: Muss i denn zum Städtele hinaus. Auch das ist nicht Schwäbisch ! Denn erstens sagt der Schwabe muass und zweitens ist das Städtele ein Städtle, ond sonschd nex ! Wir erkennen, wo Schwäbisch draufsteht, muss nicht Schwäbisch drin sein. Schwäbisch entsteht auch nicht, indem man einfach an jedes hochdeutsche Wort ein -le anhängt. Fritz Rahn gibt dazu in seinem Buch 'Der schwäbische Mensch und seine Mundart' folgendes Beispiel: "Der Schurke setzte sich nah zu mir hin und sog ab und zu bescheiden an seiner Pfeife, dann stieß er mich heimlich an und sagte mir etwas in Ohr." Diesen Satz würde ein Schwabe so sagen: "Dear Siach isch bhäb zua mr naghoggd ond hot iebott ganz degamäßig an seim Kloba zoga; noa hot'r me hehlenga gstupft ond mr ebbes ens Aohr gsait." Wir erkennen, Schwäbisch scheint eine eigene Sprache zu sein ! Wenn Sie auf der Strasse jemanden sagen hören, dr Lährer gehd, dann ist er mit großer Wahrscheinlichkeit evangelisch, sagt er stattdessen dr Lehrer gähd, dann ist er ziemlich sicher katholisch. Sagt er dr Vaddr oder Seele dann ist er katholisch, sagt er 'dr Vaadr' oder Sähle ist wohl evangelisch. Wir erkennen, Schwäbisch scheint gar kein einheitlicher Dialekt und sogar konfessionsabhängig zu sein ! Schwäbischexperten können die Herkunft einer Person von der schwäbischen Alb dank ihres Dialekts überraschend zuverlässig genau einem Ort (schwäbisch Flegga) zuordnen. Dabei spielt u.a. die Aussprache von "nicht" als "nedd", "nedda", "edd", "edda", "nitt", "idd", "idda", "itt" oder "itta" eine Rolle. Leider verschwinden diese Feinheiten der Sprachkultur in den jüngeren Generationen immer mehr, das gilt auch für meine Familie. Wir erkennen, Schwäbisch scheint sogar von einer regionalen Zugehörigkeit abhängig zu sein ! Also müssen wir wohl tiefer in die schwäbische Sprache einsteigen: Ein schwäbischer Geschäftsmann, der in einer norddeutschen Großstadt zu tun hatte, wurde darauf angesprochen, ob er ein Schwabe sei. Nicht wenig überrascht, entgegnet er: 'Ha freile, do hend Se’s guad troffa! Aber saget Se bloß, an was hend Se jeddz dees gmergd?' Hinweis in eigene Sache: Die Schreibweise aller schwäbischen Begriffe erfolgt rein gefühlsmäßig in der mir eigenen Mischung aus rauer Ostalb (da in Schwäbisch Gmünd aufgewachsen) und Honoratiorenschwäbisch (da in Stuttgart lebend). Weil Schwäbisch aber in vielen Varianten gesprochen wird, bitte ich alle um Nachsicht, die das eine oder andere Wort anders aussprechen oder anders verwenden oder anders kennen.
 
Der Höhepunkt ist aber das Kreidetafelschild im damaligen Heimattiergarten, dem heutigen Osnabrücker Zoo am Bärengehege - wo der Tierpfleger trocken warnte: „Nich am Bär packen!“
Ja, der ist besonders schön. Aber insgesamt finde ich es lustig, wie ähnlich sich Dialekte sind. Also Osnabrück und Rheinland verstehn sich! :thumbsup:
herrlich... und eigentlich schade, dass wir Sachsen keinen Dialekt haben 8)
Es soll da sogar Meinungen geben, dass die Sachsen ja nicht mal eine Spraceh haben, sondern nur so ein unverständliches guturales Gebrabbel. :zunge (Duck und weg)!
 
Manche Dialekte sind ja auch keine, sondern Sprachen. Platt z.B. oder Alemannisch. Wie das bei Sächsisch ist, weiß ich leider nicht. :zunge
 
@ Susanna das ist super. Ein echt toller Einblick ins Schwäbische. Ich kenn da noch den "Spreißel" ? und die "Herrgottsbescheißerle"
Zitat von »das Lorb« herrlich... und eigentlich schade, dass wir Sachsen keinen Dialekt haben 8) Es soll da sogar Meinungen geben, dass die Sachsen ja nicht mal eine Spraceh haben, sondern nur so ein unverständliches guturales Gebrabbel. :zunge (Duck und weg)!
:groehl :allah :allah :allah :allah :allah :allah :allah :allah :allah
 
Mir san mir, mir san mir, mir san stärka wia die Stier, mir san stärka wia die Baam, wallma Obapfälza san! Übersetzung: Wir sind wir, wir sind wir, wir sind stärker als der Stier, wir sind stärker als ein Baum, weil wir Oberpfälzer sind! Mit Schönen Grüßen aus der nördlichen Oberpfalz
 
ich könnt mich beömmeln , Timon, das ist nun wirklich reinstes Hochdeutsch und würklich kein Dialekt nicht. Ich mußte vor der Antwort hier erstmal meine Blättchen suchen, die hatte ich nämlich verbaselt, und ohne Zigaretten werde ich ganz busig. Denn glücklicherweise hat mir ja mein Hausarzt nicht verboten, nicht zu rauchen ;-).
 
Vor kurzem habe ich bei Spiegel.de in der Zwiebelfisch-Kolumne was über Norddeutsch gefunden. Ich meine damit nicht Platt, auch wenn einiges mit Sicherheit daraus übernommen wurde.
Nu man bloß nich in' Tüdel geraten! Von Bastian Sick Schönes, flaches Norddeutschland, von Rügen bis Sylt, zwischen Förde und Harz, wo die Trecker knattern und das Bier herb schmeckt, da wird gefeudelt und gepütschert, geklönt und klamüstert, dass einem ganz blümerant wird! Ich bin ein Norddeutscher. Da kann ich nix für, wie man hier oben sagt, ich wurde eben im Norden geboren. Der Süden begann für uns schon südlich der Elbe, spätestens ab Hannover. Und das Deutsch, das wir in der Schule lernten, unterschied sich in nichts von dem, das wir zuhause sprachen. Und das war wiederum das gleiche Deutsch, das im Fernsehen gesprochen wurde, von Ernie und Bert und von Pippi Langstrumpf. Und die Pippi musste es ja wissen, die war schließlich Schwedin. Solange ich Kind war, gab es für mich nur dieses eine Deutsch. Ja, bei der Augsburger Puppenkiste sprachen die manchmal etwas merkwürdig, das fiel mir schon auf, aber als Kind wundert man sich nicht, sondern nimmt gewisse Dinge einfach zur Kenntnis. Als ich größer wurde, wurde mir klar, dass die Mehrheit der Deutschsprechenden mit einem Dialekt aufgewachsen ist und Hochdeutsch erst später in der Schule wie eine zweite Sprache hinzugelernt hat. Bei uns in der Familie wurde kein Platt gesprochen - obwohl wir auf dem Lande lebten und mein Elternhaus direkt an eine Kuhweide grenzte. Platt wurde nur noch in den Bauernfamilien gesprochen. Heute bedaure ich es, dass ich kein Platt gelernt habe, denn dann hätte ich zum Beispiel mit Ina Müller schön rustikal einen ausschnacken können, als ich zu Gast in ihrer Sendung war. Und ich hätte als Kind nicht immer gleich in Panik zu geraten brauchen, wenn einer der Bauern aus unserem Dorf mich auf Platt anredete. Meine Muttersprache war also Hochdeutsch. Oder das, was wir Holsteiner dafür hielten. So ganz lupenrein ist das Hochdeutsch der Nordlichter nämlich nicht. Wie jede Regionalsprache hat auch das Norddeutsche seine Besonderheiten. Meistens rühren diese noch vom Platt her, in einigen wenigen Fällen auch vom Friesischen. In Flensburg und an der deutschen Westküste begrüßt man einander zum Teil noch heute mit einem kräftigen "Moin!", das heißt aber nicht, wie viele vermuten, "Morgen!", sondern einfach nur "Guten!", denn "moi" ist friesisch und heißt "gut" und "schön". Daher kann man in Flensburg auch am Abend noch "Moin!" hören, was Ortsfremden immer recht seltsam erscheint. Es gibt einige Wörter, die den Norddeutschen außerhalb seiner Heimat sofort als Norddeutschen verraten. Eigenschaftswörter wie plietsch oder krüsch zum Beispiel. Krüsch ist doch ein ganz wunderbares Wort! Ich wüsste gar nicht, was ich stattdessen auf Hochdeutsch sagen sollte. "Wählerisch" vermutlich. Aber das klingt nicht annähernd so verzickt wie "krüsch". Die Franken würden wohl "gnäschig" dazu sagen. Völlig geplättet! Oder nehmen wir nur mal den Feudel - für unsereinen die selbstverständlichste Sache der Welt. Aber südlich von Bremen und Hannover hört das mit der Selbstverständlichkeit ganz schnell auf! Da erntet man als Hausmann reichlich irritierte Blicke, wenn man voller Stolz berichtet, man habe gründlich gefeudelt und danach noch eine Stunde geplättet. Immerhin aber steht Feudel im Duden, mit dem Vermerk: norddeutsch für Wischlappen. Auch Plättbrett und Plätteisen sind eingetragen. Und dann wäre da noch ein Ding, das in keinem Haushalt fehlen darf: der Pümpel. Denn ein Pümpel (oder Pömpel) ist ein segensreiches Hilfsmittel bei Verstopfung. Wohlgemerkt: nur bei Rohrverstopfung. Nicht bei Darmverstopfung. In der Fachsprache nennt man den Pümpel daher auch Abflussreinigungssauggerät oder - kürzer - Haushaltssaugglocke. Nicht zu verwechseln mit der medizinischen Saugglocke, die gelegentlich bei der Geburt zum Einsatz kommt. Manche Menschen vermitteln zwar durchaus den Eindruck, als seien sie eher mit dem Pümpel auf die Welt geholt worden, aber das steht auf einem anderen Blatt. Mit einem Pümpel kann man außerdem viel Spaß haben, denn er ist ungemein vielseitig einsetzbar. So eignet er sich zum Beispiel hervorragend als Holzbein für Faschingspiraten - oder als Gasmaske für Pinocchio. Auch als Wurfgeschoss erfreut sich der Pümpel zunehmender Beliebtheit. Kurzzeitig verzeichnete die Sportart "Pümpel-Dart" einen regelrechten Boom, nachdem es einem Mann im Oktober 2007 bei "Wetten, dass …?" gelungen war, innerhalb von neunzig Sekunden zwanzig Pümpel auf zehn Männerrücken so zu werfen, dass sie haften blieben. Norddeutsch ist schön! Ohne Ausdrücke wie tüdelig, klöterig, rammdösig und dun wäre unsere Sprache doch viel zu nüchtern. Und pütschern! Wie herrlich ist das! Pütschern kann ich ja stundenlang: im Haus rumpütschern, im Garten rumpütschern. Laut Wörterbuch bedeutet "pütschern" so viel wie "umständlich arbeiten". Da hört sich "pütschern" allerdings deutlich besser an! Norddeutsch hat viel mit gutem Klang zu tun. Wenn man hier und da ein plattdeutsches Idiom einfließen lässt, hört sich manches gleich viel weniger schlimm an, als es ist. Auf Platt darf man fast ungestraft beleidigen: Ausdrücke wie Bangbüx, Drönbüdel oder Dösbaddel klingen geradezu sympathisch. Kein Vergleich zu "Feigling", "Nervensäge" oder "Dummkopf". Bei uns zuhause galt immer: "Scheiße" sagt man nicht! Aber Schiet, das darf man sagen! In Hundeschiet zu treten ist nicht halb so unangenehm wie in Hundeschei… zu treten. Und wenn's draußen auch noch so regnet und stürmt - das Wort "Schietwedder" hört sich für mich immer irgendwie gemütlich an. Zwischen Himmel und Teller Und wo wir gerade beim Wetter sind: An dieser Stelle bietet sich die Gelegenheit, mit einem weit verbreiteten Missverständnis aufzuräumen, das seinen Ursprung im Plattdeutschen hat. Der Glaube, dass ein brav leer gegessener Teller Einfluss auf die meteorologische Entwicklung haben könnte ("Wenn du alles aufisst, dann gibt es morgen gutes Wetter") beruht auf einem Übersetzungsfehler. Auf Platt pflegte man nämlich zu sagen: "Un wenn du allens opeeten dost, dann gifft et morgen wat goods wedder" Übersetzt heißt das: "Wenn du alles aufisst, dann gibt es morgen wieder was Gutes!" Denn wo nichts übrigbleibt, da gibt es auch nichts aufzuwärmen, folglich wird am folgenden Tag eine neue Mahlzeit zubereitet, und Frisches schmeckt bekanntlich besser als Aufgewärmtes, daher darf man sich auf etwas Gutes freuen. Wenn dann auch noch die Sonne scheint, hat man doppelten Grund zur Freude, auch wenn das eine mit dem anderen nichts zu tun hat, denn zwischen Himmel und Teller besteht kein Zusammenhang. Der Norddeutsche an sich steht zwar nicht gerade im Ruf, ein Ausbund an Heiterkeit zu sein. Aber so miesepetrig, wie ihm nachgesagt wird, ist er natürlich nicht. Im Gegenteil. Der Norddeutsche kennt viele verschiedene Gemütszustände: Das geht von gnaddelig über muffelig und knatschig bis hin zu mucksch. Der Norddeutsche legt sich nicht so gerne fest. Deshalb haben viele Wörter mehrere Bedeutungen. Kodderig zum Beispiel, das kann einerseits für "schlecht" oder "übel" stehen: "Ach, ich fühl mich so kodderig"; "Mensch, is mir heute kodderig" - andererseits für "unverschämt" und "frech": "Der redet aber kodderig", sagt man, wenn sich jemand im Ton vergreift. Daher auch das schöne, sich klanglich fast selbst erklärende Wort Kodderschnauze. Für den einen bedeutet "luschern" so viel wie heimlich gucken ("He, du luscherst ja, das ist unfair!"), für den anderen heißt es "schlafen": "Gute Nacht! Luscher schön!". Bei solchen Bedeutungsunterschieden ist ein Wunder, dass sich die Norddeutschen untereinander überhaupt verstehen. Auch das praktische Wort Macker hat mehr als eine Bedeutung. Zum einen steht es für "Freund" oder "echt cooler Typ" (Norddeutsche Ischen haben einen Macker), zum anderen ist ein Macker auch ein kastrierter Esel. Ja, wirklich. Das kommt aus der Landwirtschaftsfachsprache. Aber ob nun cooler Kerl oder kastrierter Esel - wenn man's genau betrachtet, ist das gar kein Widerspruch.
 
Wobei noch zu bemerken ist itsche bezeichnet eigentlich den braunen Grasfrosch :)) Also , wenn der Macker mit der Itsche auf der Wiese ist ........, Bitte Kopfkino an
 
Und wir nehmen es mit den Pronomen nicht so genau. Und das ist durchaus sympathisch: „Komma nach Herrchen hin“ ist schon ein Klassiker. ,,Ich geh mal kurz nachem Garten hin“ finden wir noch besser. Der Höhepunkt ist aber das Kreidetafelschild im damaligen Heimattiergarten, dem heutigen Osnabrücker Zoo am Bärengehege - wo der Tierpfleger trocken warnte: „Nich am Bär packen!“ Und wir sind es jetzt wieder „inne Schuld“, wollen uns deshalb nicht „kabbeln“.
Präpositionen!! Dees san Präpositionen, himmihergottsackra!! :cursing: Aber schöne Beschreibungen eurer "Muttersprachen" liefert ihr da! :D
 
also das mit dem "nach" kenn ich nur bei uns ausm Sauerland - bei uns geht man z.B. "nachm Ömmaken" oder alternativ noch "nach Omma" ;) schön zu sehen, dass ihr Osnabrücker auch deutsch könnt! Zum Dialekt meiner ursprünglichen Heimat habe ich keine Texte wie viele andere, aber bei Facebook kursiert schon seit 'ner Weile ein Poster mit typischen Wörtern - manche davon kennt man auch außerhalb, viele davon, wie das Wort "Unsere" allerdings in anderen Zusammenhängen: https://fbcdn-sphotos-a.akamaihd.ne...2739_241337852575838_1012843_1337796986_n.jpg Allerdings muss ich dazu sagen: Ich spreche im Alltag nicht so richtig Dialekt. Ich spreche auch kein richtiges Hochdeutsch. Ich hab mir quasi von überall meine Brocken zusammen gesucht und am Ende versteht man mich überall nicht. Erst recht nicht, seitdem ich in kurz-vor-Österreich bin, weil meine Alltagssprache eigentlich nur aus Dialekten der nördlichen Hälfte Deutschlands besteht ;) Aber nachdem ich im Hochsauerland aufgewachsen bin, die Ferien schon als Kind immer im tiefsten Hessen verbrachte, in Rostock zur Schule ging und eine Weile in Leipzig und Dresden arbeite... Zwischendurch mal 'ne Weile in Köln, Siegen und Hannover gewohnt und außerdem noch Familie in Friesland habe... Ganz schlimm wird es, wenn irgendwas nicht so will wie ich - Sätze wie "wähhh, hadda schonn widdan Knüpp, ich krich hier echt nochn Larry!" ("da ist schon wieder ein Knoten drin, ich krieg zuviel!") sind da an der Tagesordnung. Meine Schwester und ich haben jedoch festgestellt, dass man die Dialekte abseits ihrer "eigenen" Wortschöpfungen am offensichtlichsten daran erkennt, wie Zahlen ausgesprochen werden: Ich erinnere mich an Sätze wie "das heißt nicht siiieeeebzn, das heiß sibbzänn!". Und in Bayern erkennt man die genaue Herkunft eh an der Zahl "50" - fuchzg, fuffzich und alles dazwischen, jede Region hat ihre eigene Aussprache und wenn man fünf Minuten an der Supermarktkasse steht kriegt man jedes Mal mindestens fünf davon mit ;)
 
"Für"?? oder doch "zum"? Das werde ich glaube ich, nie lernen .... Wir fahren gleich auf´n Markt zum Kaffeeetrinken im Marktkaffee, aber eigentlich ja nach dem Markt hin, um Kaffee vor dem Marktkaffee zu trinken, danach gehts nach Haus, Korrekt hieße das ja denn Wir fahren zum Markt, um ....... und danach wieder ZU Haus?????? um im Haus xx zu machen ?? Ach egal Wir fahren nachem Markt, gehen beim Kartoffelhändler vorbei und trinken denn "beim Marktkaffee" nen Kaffee, so nu is raus
 
Die Residenzstadt Dresden hätte nicht sein müssen ... Leibzsch kennen reicht für
Nur, daß es nicht Dresden, sondern Dräsdn (mit langem ä) heißt. Sagt zumindest meine Frau. *g* Die geht aber auch einkoofn und schmückt den Weihnachtsboom. ;) Generell finde ich es übrigens fürchterlich mühsam, daß ich mich in meinem Alltag der Fremdsprache Hochdeutsch bedienen muß, weil sich offenbar nördlich des Weißwurstäquators das Verständnis für andere Dialekte sehr in Grenzen hält (und da meine ich nicht mal besonders exotische Vokabeln sondern einfach nur das Hörverständnis). :zunge
 
Oh jaaa! Da muss man auch nur ansatzweise einen Akzent haben, dann heißt es "Ach, ich kann Sie kaum verstehen." :cursing: So fängt Intoleranz gegenüber Fremden an, auch wenn sie nur aus einer anderen Gegend und nicht aus einem anderen Land stammen! Inzwischen bin ich frech genug, um daraufhin zu antworten: "Das ist aber dann nicht mein Problem." :zunge Dabei wird mein Fast-Hochdeutsch, was ich "in der Fremde" spreche, sogar von Deutsch sprechenden Ausländern verstanden. Nur nicht von den Fischköp Norddeutschen, wobei, den Spruch hab ich auch schon in Hagen gehört, das ist ja noch nicht Norddeutschland. Mein Mann hielt dort einen Vortrag über Fossilien der Schwäbischen Alb, und weil der Vortrag ziemlich lang ist und er gegen Ende etwas müde wurde, rutschte er ein wenig ins Schwäbische ab. Aber wirklich nur ein klein wenig! Und prompt wurde ich (!) beim anschließenden geselligen Beisammensein von zwei älteren Damen angesprochen: "Also ihren Mann haben wir kaum verstanden!" :keule1 Ich bin ja als Schwarzwälderin in einer Urlaubsregion aufgewachsen. Und ich habe wirklich heute noch den Eindruck, dass sich die Touristen dann benehmen wie im Ausland: sie verstehen die Sprache nicht (oder fast nicht), das Essen ist anders, die Landschaft sowieso usw. --- und so kann man erleben, wie sich Deutsche im Ausland aufführen, ohne dass man selbst in den Urlaub fährt. Von bayerischen und österreichen Bekannten wurde mir dieser Eindruck schon mehrfach bestätigt. Echt super sowas.
 
Inzwischen bin ich frech genug, um daraufhin zu antworten: "Das ist aber dann nicht mein Problem." :zunge Dabei wird mein Fast-Hochdeutsch, was ich "in der Fremde" spreche, sogar von Deutsch sprechenden Ausländern verstanden. Nur nicht von den Fischköp Norddeutschen
da muss ich dir 100% zustimmen. wobei das auch in beide Richtungen geht - alles was Richtung "norddeutsch" geht, diese ganzen plattdeutschen Einflüsse, weigere ich mich aus Prinzip zu verstehen :D
 
Witzig bei dem ganzen "ich kann/will die da nicht verstehen: "Dialekt" kommt vom griechischen "miteinander reden". :thumbup: Christian Morgenstern: "Beim Dialekt fängt die gesprochene Sprache erst an".
 

Neueste Beiträge

Oben