Schlafen in Zelten

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LadyLina

Guest
Hallo, ich wollte mich erkundigen, worauf Soldaten, die im 12./13. Jahrhundert eine längere Zeit unterwegs waren, eigentlich schliefen. Und, wie viel Männer hatten in einem Zelt Platz?
 
Interessante Frage, die ich leider nur negativ beantworten kann. Gösta Ditmar-Trauth hat in seinem Buch "Alltag und Sachkultur des Mittelalters" lediglich festgestellt, dass sämtliche vorhandenen Bildquellen von Zelten "ohne annähernden Maßstab" sind und daher keine Schlüsse auf ihre wirkliche Größe zulassen. Den Begriff "Mannschaftszelt" habe ich öfter gelesen, aber nie verbunden mit konkreten Zahlen. Bei Borst "Alltagsleben im Mittelalter" fand sich der Satz: "Es gab genug Ritter, die auf einer Schütte Stroh schliefen", daher vermute ich dass das auch für Heerlager galt. Idee: Das mittelalterliche Heerwesen folgte ja in vielem dem römischen (Vegetius war einer der meistgelesenen Autoren), vielleicht lässt sich der Umfang eines römischen Mannschaftszelt eher ermitteln? Ich bin gespannt, ob jemand etwas Genaueres weiß. Gruß, Una
 
Also so weit ich weiss schliefen bei den Römern immer 10 Mann in einem Zelt.Und römische Militärzelte waren aus Leder.Von daher denk ich das grösssere Zelte sehr unhandlich gewesen wären.
 
Unhandlich ist möglicherweise das Stichwort. Man wird die Größe von Zelten benutzt haben, die am einfachsten zu Transportieren war, also ein Mittelweg aus vielen kleinen handlichen (also sehr vielen) und wenigen großen, aber dann unhandlichen. Gruß Lorgarn
 
Hallo, ich frage mich, ob überhaupt jeder in einem Zelt schlief oder es sich die "einfachen Soldaten" eher unter dem Sternenhimmel "gemütlich" gemacht haben..... LG Franziska
 
Endgegen der weitläufigen Meinung, hat es auch im Mittelalter nicht immer nur schönes Wetter gegeben. Natürlich ist es ein Aufwand für jeden Soldaten einen Platz im Zelt bereitzustellen, aber bei Wind und Wetter im Freien zu übernachten halte ich auf die Dauer für unpraktikabel. Eine Truppe, die gegen Lungenentzündung kämpfen muß, ist nicht mehr so die schlagkräftigste. Leute, die nicht vernüftig essen, schlafen und sich ausruhen können, sind auf Dauer ziemlich unmotiviert für Dich in die Schlacht zu ziehen. Insofern würde ich schon eher sagen, daß Zelte in irgendeiner Form schon gängiges Mittel waren. Gruß Lorgarn
 
Komisch, ich war mir sicher, im Mittelalter hätte nur die Sonne geschienen ;) Oder warum habe ich mir dieses Hobby ausgesucht???!!! Nein, ich dachte eher daran, daß so Trupps doch sicher auch oftmals recht schnell voran kommen mußten. Und natürlich hängt sowas von der Wetterlage ab. Wurden aber nicht auch die meißten Kriege im Sommer geführt? Nur so Überlegungen...ich behaupte ja nicht, daß ich es weiß 8| Liebe Grüße, Franziska
 
Für die Rus kann man sagen dass bei schnellen Truppen der Mantel das Zelt war.
 
Die Belegung der Zelte würde ich mal standesabhängig machen........These 1. These 2.............wäre mal ne Überlegung dass es vielleicht während des Krieges, der ja auch aus monatelanger Belagerung bestand, die Belegdichte des Zeltes für die einfachen Soldaten aus Motivationsgründen vielleicht nicht so hoch war wie wir vermuten, nichts genaues weiß ich nicht.
 
Original von Franziska Komisch, ich war mir sicher, im Mittelalter hätte nur die Sonne geschienen ;) Oder warum habe ich mir dieses Hobby ausgesucht???!!! Nein, ich dachte eher daran, daß so Trupps doch sicher auch oftmals recht schnell voran kommen mußten. Und natürlich hängt sowas von der Wetterlage ab. Wurden aber nicht auch die meißten Kriege im Sommer geführt? Nur so Überlegungen...ich behaupte ja nicht, daß ich es weiß 8| Liebe Grüße, Franziska
Weitere überlegung: Die Leute müssen auch essen. Oder brauche mal neue Schuhe etc. 50 oder 100 Leute im Feld brauche eine menge Zeug zum Leben. Ist es da so abwegig Zelte mitzunehmen? Ich bezeweifle nicht, daß es ausnahmen gab, aber ist es logisch daß man in der Regel Truppenteile 2 bis 4 Monate unter freiem Himmel kampieren zu lassen? In brennender Sonne und bei ströhmendem Regen? Spätestens zum Kochen wird man eh sowas wie ein Küchenzelt brauchen, irgendwo, wird man Vorräte lassen wollen und, und, und.... Gruß Lorgarn
 
Wurden Soldaten nicht auch oft einfach bei den Leuten einquartiert (nächstes Dorf etc.)? Ich glaube nicht an Zelte für den einfachen Soldaten, zumindest bei einem herr auf dem Marsch. Bei längeren Belagerungen mag das der Fall sein. Aber das Spekulieren und Vermuten aus heutiger Sicht bringt uns da nicht weiter. Kennt jemand eine konkrte Informationsquelle?
 
Wenn ich jetzt anfange von chasarischen "Wohnwagen" zu reden, glaubt mir wahrscheinlich keiner... aber: es gab sie. Fahrbare Zelte aus (vermutlich Weiden-) Geflecht (Radzivill-Chronik). Schätzungsweise konnte man damit auch Essen transportieren. Aber: für schnelle Fortbewegung ungeeignet. Von daher würde ich sagen: bei schnellen Truppen minimale Verpflegung und kein Zelt (Ballast).
 
Original von Beate Ich glaube nicht an Zelte für den einfachen Soldaten, zumindest bei einem herr auf dem Marsch. Bei längeren Belagerungen mag das der Fall sein.
Das ist aber keine Glaubensfrage. Armeen schleppen seit der Römerzeit einen erheblich großen Tross hinter sich her. Seit der Antike lagern Soldaten im Feld in Zelten (denn nicht überall, wo man abends anhält, haben irgendwelche Leute freundlicherweise ein Haus hingebaut), diese werde mit der Zeit sogar einfacher herzustellen. Die Vorstellung, daß ein Haar nur aus kämfpenden Mitgliedern bestanden hat ist leider etwas blauäugig. Heere haben sich vermutlich nicht schnell vorwärts bewegt, weil ihr Tross sie aufgehalten hat, denn die Leute brauchen über einen erheblichen Zeitraum etwas zu essen. Wenn man sich diese Bagage also eh an Bein binden muß, warum sollen dann Zelte derart abwegig sein? Ich spekuliere nicht aus heutiger Sicht, ich benutze gesunden Menschenverstand. Als Heerführer habe ich ein ziemliches Interesse, daß meine Soldaten nicht verhungern, erfrieren oder an Krankheiten eingehen, denn Typen denen sowas passiert, kämpfen nicht mehr für mich. Aber ein Beleg wäre in der Tat toll. Gruß Lorgarn
 
Für die Rus trifft das wenig zu Lorgarn, nicht jeder hat einen Tross dabei. Und mit gesundem Menschenverstand hat das auch nichts zu tun. Mal anders gedacht: Was braucht "mann" denn alles unterwegs? Sicher kein Kochtopfset, Hocker, Tische und Betten, oder?
 
Für die Europäer (um die es glaube ich ursprünglich) ging aber schon, ein Tross ist eine belegbare Tatsache. Und zum 100 Mann allein bei kräften zu halten, braucht man eine Menge. Die Unternehmen nämlich keinen Wochenenendausflug. Allein was die essen ist enorm. Schuhe werden sie eine ganze Menge verbrauchen. Verletzt werden sie ziwschendurch auch mal (nicht so abwegig bei Soldaten). Ich argumentiere aus mir bekannten Fakten und nachvollziehbarer Logik heraus. Solange hier niemand einen Belgeg für oder gegen Zelte beibringen kann, ist das für mich dann doch etwas dichter an der Relität als 'ich glaube nicht an Zelte'. Gruß Lorgarn
 
Ich weiss nicht ob es weiterhilft,aber in der Bibel wird der Beruf des Zeltmachers erwähnt.Und wer soll denn die Zelte benutzt haben,die paar Beduinen waren bestimmt selbstversorger und die Bürger der Städte brauchte wohl auch nur wenig Zelte,den Campingurlaub gabs wohl nicht :D
 
Die einzigen Quellen sind nun mal Bilder aus der Zeit und die zeigen Heerlager immer mit vielen Zelten. Und auch, dass immer ein Heertross dabei war, ist durch Bilder belegt. Es gab vierrädrige Kasten- oder Korbwaren, in denen z. B. Pferdefutter mitgeführt wurde. Jemand (ich glaube, es war Malte Prietzel in "Kriegsführung im Mittelalter) hat ausgerechnet, dass der Tross etwa 20 km am Tag zurücklegen konnte. Die Karren waren unablässig im Einsatz, um neue Vorräte heranzuschaffen. Ein sehr uneffektives System, weil die Zugpferde unterwegs die Hälfte der Ladung auffraßen, bevor die Wagen wieder im Lager waren... Übrigens, Franziska, zumindest in Brandenburg wurden Kriegszüge oft im Winter abgehalten, weil da die Sümpfe gefroren waren und man deshalb leichter vorankam - und die Sümpfe auch keinen Schutz mehr für diejenigen boten, die sie sich als natürliche Grenze zunutze machten. Um Tempo ging es damals auch nicht unbedingt, meistens wussten die Angegriffenen Wochen im Vorraus, dass ein Heer anrückte. Es war eine ganz andere Art von Kriegsführung als heute. Belagerungen waren viel häufiger als wirkliche Schlachten, es ging darum: "Welche Partei hält es länger aus". Von daher lohnte sich das umständliche Mitführen von Zeltplanen durchaus.
 
Laut Bumke "Höfische Kultur im hohen Mittelalter" fanden Zelte auch anlässlichlich großer Feierlichkeiten (z. B. kaiserlicher Hoftag) Verwendung. Die sollten dann allerdings wesentlich "schicker" als die Heerlagerzelte gewesen sein ... ;)
 
Oder lese mal die Beschreibung der Beute nach der Türkenbelagerung von Wien.
 

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