Schultergurt am Normannenschild

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Areus

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74206 Bad Wimpfen
Hat jemand von Euch ein Bild oder eine Beschreibung wo erklärt wird wie ein mandelförmiger Schild beim Kampf geführt wurde / wird? Mich würde vor allem die Schildberiemung und die daraus resultierende Position des Schildarms interessieren, sowie die trageweise des Schulterriemens.
 
Hallo Areaus, habe mal die Riemen von einem Schild abfotografiert; vieleicht hilft Dir das ja weiter. Muss das Bild heute Abend mal raussuchen und kann es Dir dann zusenden. Viele Grüße Mangold
 
Hallo Areus, der Teppich zeigt verschiedene Varianten der Schildberiemung. Ich versuche mal, ein paar anhand des folgenden Links zu beschreiben: http://www.uni-muenster.de/ZIV.BennoSueselbeck/bayeux/bayeux.html Unter "Der Feldzug in die Bretagne", "Et hic transierunt flumen Cosnosis. Hic Harold dux trahebat eos de arena" hast du gleich alles auf einen Blick. Ganz links, roter Schild, quer gehalten: Hier sieht man deutlich Riemen in einem Quadrat/ Rechteck im oberen Drittel des Schildes verspannt und vermutlich den Schultergurt, der jedoch nach hinten baumelt, evtl. durch die hintere Hand des Trägers gehalten. Direkt daneben und auch bei der Mehrzahl der Reiter: Zu erkennen ist nur ein Riemen, quer zum Schild verspannt, leicht S-Förmig. An diesem Querriemen wird der Schid mit der linken Hand gehalten. Person undter "Trahebat": Hier sieht man wieder das Rechteck, der Unterarm ist durch die erste Schlaufe geschoben, die Hand hält die zweite. Ist eine der wenigen, wenn nicht sogar die einzige Stelle, an der der Schild mit dem Unterarm seitlich im Riemen gehalten wird. Direkt anschließend der Reiter: Er hat den Unterarm in zwei quer verspannten Riemen und hält den Schild mit der Hand in einem diagonal verspannten Kreuz. Anschließender Reiter mit grünem Schild: Zwei Querriemen für den Unterarm, ein Querriemen für die Hand. Die meisten Leute, die ich kenne haben die Art mit dem Rechteck, evtl. zusätzlich mit dazu diagonal im Kreuz verspannten Riemen. Trageweise ist in der Regel mit dem Unterarm von unten nach oben, so dass du den Schild mit eng angewinkeltem Arm und Faust nach oben hälst. In dieser Position, wenn der Ellenbogen gerade nach unten zeigt, sollte der obere Riemen so angebracht sein, dass du den Schild mit der nach oben zeigenden Faust so halten kannst, dass du ausreichend über den Schildrand sehen kannst, um zu agieren. In der Mehrzahl der Abbildungen auf dem Teppich ist deutlich zu erkennen, dass der Schild mit angewinkeltem Unterarm von unten nach oben getragen wird. Hoffe du verstehst, was ich zu erklären versuche, vielleicht helfen dir die Abbildungen weiter. Ach ja, den Schultergurt würde ich so lang lassen, dass du dir den Schild so umhängen kannst, als würdest du ihn in der Optimalposition halten. Das unterstützt die Haltearbeit enorm. Gruß Ollie
 
hey Mann ausführlicher geht ja kaum. Ich Depp hätte ja auch gleich drauf kommen können mir den Teppich genauer anzuschauen, zumal ich mich ja eh gerade sehr intensiv damit befasse. War ja zwischen Weihnachten und Neujahr sogar extra deswegen in Bayeux. Das mit dem einen Querriemen finde ich interessant. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass man mit diesem einen Riemen einen Schild wirklich sauber führen kann. Meinst Du das dieses Detail am Teppich stimmen kann? Danke Dir für Deine ausführliche Ausführung. Wir haben vor einiger Zeit solche Schilde gebaut, waren aber mit unserer Beriemung nie richtig zufrieden, obwohl wir vorher dachten, dass diese Art der Beriemung ideal wäre. http://www.urqharts-vasallen.de/normannenschild.htm Wie immer gilt da auch, erst schauen dann bauen :) Ich werd da aber eh noch mal umbauen. Will die Rückseite mit Leinen belegen, die Beriemung neu machen und vor allem eine zeitgemäßere Bemalung machen.l
 
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Hallo Aleus, hat leider ein wenig gedauert, aber hier das versprochene Bild. Zu beachten: Das ist der Schild eines Linkshänders, wurde also mit rechts geführt! Ich weiss nicht in wiefern diese Riemenführungen authentisch sind; ich weiss aber, dass sie wohl recht praktisch waren und der Schild sich gut führen liess.
schild.jpg
Viele Grüße Mangold
 
Hi zusammen, bei Mangolds Abbildung ist zu beachten, dass es sich hier bei der Schildform nicht um einen für 11. jh. passenden klassischen Kite-/Mandelschild handelt. Kiteschilde sind länger und haben eine fast halbkreisrunde Oberkante. Also rein physiologisch halte ich die Variante mit dem Unterarm senkrecht nach oben zeigend für die kraftspanrendste.
Das mit dem einen Querriemen finde ich interessant. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass man mit diesem einen Riemen einen Schild wirklich sauber führen kann. Meinst Du das dieses Detail am Teppich stimmen kann?
Ich denke auch, dass es nur mit einem Querriemen ohne weitere Fixierung des Armes nicht gut möglich ist, den Schild zu führen. Ich schätze einfach mal, dass die Körper den zweiten Riemen verdecken sollten oder dass dieses Detail nicht ganz so wichtig für die Darstellung genommen wurde. Klar, warum sieht man dann bei manchen die weiteren Riemen und bei vielen anderen nicht? Keine Ahnung.
 
Original von Ollibert Also rein physiologisch halte ich die Variante mit dem Unterarm senkrecht nach oben zeigend für die kraftspanrendste. Ich denke auch, dass es nur mit einem Querriemen ohne weitere Fixierung des Armes nicht gut möglich ist, den Schild zu führen. ... Klar, warum sieht man dann bei manchen die weiteren Riemen und bei vielen anderen nicht? Keine Ahnung.
Hallo Ollibert, hast natürlich recht, dass der Schild dem klassischen Kiteschild nicht ganz entspricht, dennoch würde ich es - schlichtweg aus Gründen der Praktikabilität - annehmen, dass der Kiteschild auf eine sehr ähnliche Weise getragen wurde. Den Schild mit dem Unterarm senkrecht zu tragen, mag am kraftsparendsten sein, ist aber im Sinne der Schildnutzung während des Kampfes sicherlich nicht ideal. Die schräge Anbringung, wie auf der Abbildung, kostet ein wenig mehr Kraft (was seinerzeit wohl kaum das Problem gewesen sein dürfte), dafür hat man aber ungleich mehr Möglichkeioten, den Schild zur Verteidigung, wie zum Angriff zu führen. Bei den Abweichungen in den Abbildungen darf man nicht vergessen, dass man es mit der Darstellung seinerzeit nicht ganz so eng gesehen hat; mehr oder weniger starke Vereinfachung war an der Tagesordnung. Die Darstellung einer einzelnen Querführung am Schild halte ich für die Maximierung der Vereinfachung. Es wird dargestellt, dass es eine Schildführung gab, die Darstellung als solche ist jedoch auf ein "künstlerisches" Minimum reduziert. Ich denke, wer einen Kiteschild schon mal in der Hand hatte, weiss dass alleine des Gewichtes wegen ein einzelner Querriemen unmöglich ausreichend sein kann. Die für die Schildführung erforderlichen Hebelwirkungen wären enorm. Schönen Gruss an die Gelenke :rolleyes: Ausgehend von den historischen Abbildungen und unter Berücksichtigung der Apsekte der Praktikabilität (die waren damals ja auch nicht blöd), kommt man eigentlich zwangsläufig zu einer Riemenführung, ähnlich der abgebildeten. Aber ich lasse mich da gerne noch belehren, wenn das jemand anders sieht :) Beste Grüße Mangold Kleiner Nachtrag: bei einem Schild, der nicht einen klaren, geometrischen Mittelpunkt und eine ausgewogene Gewichtsverteilung hat (wie beispielsweise ein Rundschild) halte ich persönlich es für höchst wahrscheinlich, dass der Schild an den Unterarm (mehr oder weniger) festgebunden wurde; das erleichtert die Führung enorm. Auch insofern sind die zeitgenössischen Abbildungen - der Vereinfachung wegen - sehr mit Vorsicht zu geniessen.
 
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habe an mein Kiteschild auch eine ähnliche Beriemung gemacht wie Du, bin davon aber mittlerweile nicht mehr so ganz überzeugt. Ich glaube nämlich mittlerweile, dass es gar nicht so unsinnig ist, wenn der Schild nicht so ganz starr am Arm hängt. Wir haben mittlerweile Versuche gemacht indem wir den Schild nur am eng gespannten Schulterriemen geführt haben. Das Ergebnis war verblüffend. Der Schild dreht sich beim Auftreffen des Schwerts zwangsläufig in Richtung der auftreffenden Klinge und wird an dieser nach unten abgeleitet. Dabei schlägt einem der Schild aber manchmal gegen die Beine ohne dass einen aber die Klinge trifft. Die Führung wird um ein vielfaches besser, wenn man den Schild im unteren Bereich mit dem Knie absützt. Beim Kampf Mann gegen Mann geht das sicher nicht immer, da man sich ja in Bewegung befindet, aber beim Linienkampf erscheint uns das beinahe ideal. Die Schläge die auf den Schild treffen sind weit weniger hart, als wenn der Schild fest mit dem Arm verbunden ist.
 
Hallo Areaus, finde Deine Ausführungen und Erfahrungen sehr interessant. Ich persönlich scheue eine Lockerung der Riemen am Unterarm, weil ich - zumindest Gedanklich - ein Problem mit einer möglicherweise unkontrollierten Schlingerbewegung des Schildes habe. Dass die gegnerischen schläge nicht so hart bei dem Menschen selbst ankommen ist ja klar; die Bewegung des Schildes absorbiert ja ausreichend Bewegungsenergie der auftreffenden Klinge. Aber wie sind eure Erfahrungen mit dem Schlingern des Schildes? Wie weit ist die Pendelbewegung des Schildes? Wie schwer der Schild und kommt man im Schildwall damit nicht dem Nebenmann ins Gehege? Grüße Mangold
 
Zum Verhalten im Schildwall kann ich nix sagen. Vom Gefühl her fand ich die Pendelbewegung unproblematisch. Das einzige was sicher ein Problem ist, ist den Schild gegen Entreissen zu sichern oder ein Volltreffer direkt von der Seite.
 
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