Schwertscheide/Gürtung Hochmittelalter

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user7579

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Hallo liebe Community, Da ich selbst bereits seit einiger Zeit im historischen Fechten aktiv bin, mich aber auch für den historisch korrekten Aspekt des ''Rittertums'' interessiere, vor allem weil ich ein vermehrtes Erscheinen auf historisch mittelalterlich angehauchten Festivitäten plane, wollte ich an dieser Stelle mal nachfragen welche Art der Schwertgürtung zu Zeiten des Hochmittelalters häufig anzutreffen war. Damit meine ich nicht ausschließlich die Art der Verbindung zwischen Gürtel und Scheide, sondern auch den farblichen und dekorativen Aspekt. waren zum beispiel Ziernieten am Gürtel eher selten oder meist auch bei armen Soldaten vorhanden? Ich freue mich über jede Information. Mit freundlichen Grüßen, R. Leksopf
 
Vielen Dank schonmal soweit, ist relativ informativ was die Gürtung angeht, wobei sich mir resultierend aus dem soeben gelesenen Schriftwerk die Frage stellt, woraus der Kern der Scheide bestand/besteht. Habe schonmal von Holzkernen gehört, bin mir aber des Nutzens eines solchen Kerns nicht sicher da ich mir nur schwerlich vorstellen kann dass das Holz alleine dem Schwert guten Schutz bietet. Ist es also ratsam bei der Wahl des Kernmaterials von Holz abzuweichen oder sollte man lieber noch eine Schutzschicht in Form von z.B. Vlies o.ä. an der Innenseite des Holzkernes anbringen?
 
Zur Befestigung Scheide an Gürtel siehe den Link von Matthias, da gibt es einige Varianten, Augen aufhalten kann da lohnen. Zum Schwertgurt selbst kann man sagen, dass verschiedene Textquellen Farbcodes für Kleidung vergeben. Ob das tatsächlich so gemacht wurde oder nur als Stilmittel für Theaterstücke zum leichteren erkennen gedient hat, weiß ich nicht. Jedenfalls sollen danach die Schwertgurte beim Ritterschlag aus weißem Leder sein. Da Originale und Abbildungen dem widersprechen, ist es wohl egal ob man hinterher einen bunten Schwertgurt verwendet. Der Schwertgurt an sich kann aus Leder, Webbändern, seidenumhülltem Leinen oder ähnlichem sein, also auch in allen Farben, auch die Scheiden können in Stoff statt Leder eingeschlagen sein. In deutschem Gebiet waren im Hochmittelalter die Gurte meist breit und geschnürt, in Frankreich waren Schnallen sehr beliebt. Verzierungen in Form von Beschlägen, Stickereien und sonstigem lassen sich auch nachweisen. Der arme Soldat wird vermutlich aber kein Schwert gehabt haben. In den meiste Regionen waren Schwerter wohl ausschließlich dem Adel gestattet, Soldaten hatten eher Spieße, Armbrüste, Bögen, Äxte oder gigantische Messer. Da diese Waffen keine Scheiden benötigen, erübrigt sich die Frage nach den Schwertgurtverzierungen. Was ich immer wichtig finde zu erwähnen: Schwertgurte sind keine Gürtel. Der Schwertgurt wird locker getragen, damit man sich nicht selbst beim Ziehen und Laufen behindert(historische Schwerter hatten längere Klingen als die heutigen standard Schaukampfschwerter). Außerdem benötigst du noch einen zusätzlichen Gürtel um dein sonstwie geartetes Gewand zu raffen und Dolch und eventuell Tasche daranzuhängen, das hat am Schwertgurt nichts zu suchen. Die Innenseite der Holzscheide ist normalerweise mit Fell gefüttert, das Fell nimmt Waffenöl auf und schützt so das Schwertvor Korrosion, außerden hält es durch Reibung das Schwert fest, es rutscht dir also nicht versehentlich heraus wenn du vom Pferd fliegst.
 
Meine persönliche Theorie ist, das die Scheide einen Holzkern hat, weil das den Zweck der Scheide, nämlich vor äußeren Einflüssen zu schützen, noch verstärkt. Ob das Schwert dann direkt an dem Holz anlag oder nochmal eine Lage Leinen o.Ä. dazwischen war, weiß ich beim besten Willen nicht. Obwohl eine Lage Leinen ein guter Speicher für Öl wäre, dann ist das Schwert immer leicht eingefettet und vor Rost geschützt. Nur als Alternative: bei uns im Verein gibt es ein paar Leute, deren Schwertscheide ist aus Fell gemacht, so, das die Haare innen sind. Das hält die Scheide Formstabil und das Schwert einigermaßen fest drinnen.
 
... nicht nur einigermaßen, wenn es " gscheit " gemacht ist. Maßgeblich ist der Haarverlauf / -Richtung. Bei Herausziehen sollten sich die Haare " stäubern ".
 
Ahhhhhh! Ich hab schon wieder Lust zu basteln! Wie macht ihr eigentlich den Schnitt vom Leder, bzw. Stoff, außen am Ort? Das sah bei mir sehr plump aus, da hab ich dann einfach eine Kappe drauf gesetzt...
 
Da ich selbst bereits seit einiger Zeit im historischen Fechten aktiv bin, mich aber auch für den historisch korrekten Aspekt des ''Rittertums'' interessiere...
...wundert es mich um so mehr, dass du dir nicht schon längst einmal die Mühe gemacht hast, Dir Literatur zum Thema zu beschaffen, oder du mal das Forum dazu durchgewühlt hast? ?( :rolleyes: Sorry Irontoe, du schreibst hier im Bereich "Historische Grundlagen". Da erwarte ich (und ich denke nicht nur ich) wenigstens so ein bisschen eine Vorstellung und eine Idee von der Sache... das ist doch nicht zuviel verlangt, oder? :whistling: Das Forum ist mit Beiträgen und Bildern zu deiner Fragestellung eingentlich schon sehr gut bestückt... ;) :thumbup: Edit: Ich verschiebe das Thema in den Anfängerbereich.
 
Scheiden hatten einen Holzkern, ich glaube es gibt bis heute noch keinen Fund der eine reine Lederscheide nachweißt ( für ein Schwert ) das Fell im inneren diente zur Fixierung des Schwertes ( damit nix klappert oder heraus rutscht ) und gleichzeitig wenn das Fell mit Öl behandelt war, ölte es die Klinge und schützte vor Korosion Ich verweiße wiederum auch wieder mal auf meine eigenen Modelle, auch wenn sie mittlerweile viele kennen dürften http://projekt-deutschritter.de/das_schwert/ http://projekt-deutschritter.de/waffen/
 
Ok, bei dem was ich jetzt im Laufe der letzten Tage über Schwertscheiden und Lederverarbeitung gelernt (, im übrigen bei den Leuten von Goldhammer, die zwar eigentlich LARP-Waffen machen, sich aber ebenfalls super in Punkto Lederverarbeitung Auskennen )und gelesen habe denke ich mal dass ich mir ein naumburgisches Schwertgehänge bauen will/werde. hierzu habe ich auch schon eine ganz gute Anleitung gefunden. bleibt nurnoch eine Frage: wo bekomme ich brauchbares Leder und Fell her? Habt ihr da ''Tips'' was z.B. Händler o.ä. angeht? Dazu sei zu sagen, ich bin Student und habs mit dem Geld nicht so dicke, möchte allerdings nur ungern auf mein ''Zweitleben'' verzichten und suche somit günstige Methoden^^ und präventiv schonmal Entschuldigung für das viele Rumgebrabbel mit freundlichen Grüßen, Robin
 
Moin, was Leder angeht, gibt es zig Versandhandel, z.B. Lederkram.de, Lederversand-Berlin.de, usw., deren Preis-Leistungsverhältnis ganz gut ist, musst nur mal "Leder Ziege 1mm" oder sowas bei Google eingeben, da findest du genug. Achte darauf, dass das Leder nicht zu dick ist, ansonsten machst du dir nur unnötige Mühe oder es klappt gar nicht.
 
ich füttere meine schwertscheiden immer. einmal hab ich ein filzflies benutzt, das war ein totaler reinfall. das schwert war quasi nach minuten komplett eingerostet. vielleicht wars einfach unglücklich gewählt (zu dünn, zu viel leim, etc.) aber das würde ich nicht empfehlen. ansonsten fell geht eigentlich fast alles, in meiner ersten hab ich wildschwein mit gekürzten borsten, bei zwei sax scheiden hab ich hasenfell genommen und bei den neueren hab ich lammfell vom schwedischen mittelalterlieferanten ( ;) ) benutzt, funktioniert super, man muss nur ordentlich runterrasieren ;) ordentlich geölt hab ich auch absolut kein problem mit rost da drin, den unkenrufer zum trotz die meinen man darf ein schwert nicht in der scheide lagern.
 
...denke ich mal dass ich mir ein naumburgisches Schwertgehänge bauen will/werde...
Diese Variante finde ich persönlich auch die schönste! Hab mich auch für diesen Wicklungstyp entschieden: Neue Beriemung und neue Gürtel
ordentlich geölt hab ich auch absolut kein problem mit rost da drin, den unkenrufer zum trotz die meinen man darf ein schwert nicht in der scheide lagern.
Trotz deiner positven Erfahrungen ist meiner Meinung nach Vorsicht geboten. Zuviel Öl im Fell/der Scheide drückt evtl. irgendwann durch und macht unschöne Flecken im Holz/am Leder. Auch sollte man auf die Luftfeuchtigkeit und grössere Temperaturschwankungen, die evtl. am Lagerort auftreten können, Acht geben. Die Langzeitlagerung einer Blankwaffe in der Scheide empfehle ich (Achtung! Dies ist nur meine bescheidene Meinung!) daher nicht. Wie man das handhabt, bleibt natürlich einem jeden selbst überlassen.
 
Ok, dann weiß ich soweit fast alles was ich zum Bau der Scheide wissen muss, habe mir nun auch sämtliche Pläne dafür besorgt, jetzt möchte ich zu guter letzt nur noch gerne wissen wie ich den Holzkern am besten baue. In diversen Anleitungen wird die Bauweise im ''Baukastensystem'' benutzt. Dabei werden zwei Buchenholzplatten inForm geschnitten, die Schwertdicke wird mit Holzleisten aufgestockt. In anderen Anleitungen werden zwei Stücke holz genommen die etwas ''tiefer''/bauchiger sind und komplett ausgefräst, man braucht also keine Leisten mehr. was ist denn taktisch klüger? ist das stabilitätstechnisch in irgendeiner Weise relevant? Und was das Innenfutter angeht, muss es sich dabei unbedingt um Fell handeln oder kann man auch Stoffe wie z.B. Walkloden o.ä. verwenden?
 
Die schönere Variante wäre natürlich die mit den zwei in Form gebrachten Holzhälften, allerdings ist diese handwerklich aufwendiger. Wenn du mit dem Stechbeitel umgehen kannst, solltest du diese Form mal ausprobieren. Falls du dein handwerkliches Geschick nicht so hoch einstufst, kannst du auch die "Sandwich"-Variante mit den Holzplatten und den beiden Leisten dazwischen. Ich persönlich habe mit beiden gute Erfahrungen gemacht, nur sieht die erste Variante wie gesagt einfach schöner aus, nicht so eckig. Wenn du es geschickt baust, sollte beides ziemlich stabil sein, mir ist jedenfalls noch keine Schwertscheide der einen oder anderen Bauweise kaputt gegangen. Eine andere Methode, die ich einmal angewandt habe, besteht daraus, dass du zwei dünne Holzplatten nimmst(am besten Balsa oder ähnliches Holz was sich gut biegen lässt, aber natürlich nicht "a"), diese an das Schwert anpasst, indem du sie wässerst und anschließend um die Klinge presst und fixierst. Nach dem Trocknen bleiben diese in Form und du kannst fortfahren. Ergibt auch eine schöne, flache Form
 
Prinzipiell kann ich als gelernter Maurer auch mit einem Stechbeitel/Schnitzeisen umgehen, war immerhin Teil der Ausbildung, die Frage ist an dieser Stelle ob das wirklich eine schönere Form ergibt. immerhin kann man ja bei bei beiden Holzkernen noch die äußeren Kanten brechen, sollte doch von daher kein allzu großer Unterschied sein, oder?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wenn du handwerklich begabt bist und bereits Erfahrungen gesammelt hast, wirst du mit beiden Varianten gute Erfolge erzielen! Viel Spass beim Scheidenbau! :thumbup:
 
Variante 2 , also mit Leisten, habe ich als Grobvariante - keinen Lederüberzug oder Gürtung usw. - als Transportscheide für eines meiner Trainingsschwerter. Klar, da ging eine Tasche auch, aber ich wollte das damals einfach mal ausprobieren. Mit gebrochenen Kanten und einer Rundung unten wird das Handling , wie du oben schon geschrieben hast, viel besser. Bei einem Überzug, z.B. Leder oder Fell sieht man die Fertigungsart ohnehin nicht mehr. Aber auch die Leistenvariante lässt bei sauberer Klebung und das Ganze gut verschliffen, die Ränder kaum erkennen. Da kann ich mich Erasco nur anschließen und ebenfalls viel Bastelspass wünschen. Perun hat die Bauweise ja gut beschieben, ich habe damals einfach fertige Leisten aus dem Baumarkt verwendet. Einfach Fichte meine ich wohl, Buche - was deutlich fester - war mir als erstes Probestück zu teuer.
 
vielen dank, werde mich dann im laufen des nächsten Monats mal dranmachen, poste dann auch mal bilder wies so geworden ist^^
 

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