Ich bin da ganz bei Hendrik. Zum seichten Standard-Entertainment-Mittelaltermarkt gehört Marktsprech dazu wie grüne Strumpfhosen zu Robin Hood. Da gehen in erster Linie Leute hin, die nicht in der Materie sind und die einfach ein wenig abschalten wollen. Am besten bei der Fressery und Sauferey, während sie ein paar Stunden Urlaub von den nervigen Gören nehmen können, die inzwischen Ridda und Burgfrollein spielen und von irgendwelchen Lagergruppen bespaßt werden. Ob das Wikinger, Trekkies oder Furries sind, ist dabei im Grunde herzlich egal. Das klassische Argument "aber die kommen doch her, um was über die reale Geschichte zu lernen" stimmt für die Allermeisten nur bedingt bis gar nicht. Wenn sie das wollten, gingen sie ins Museum oder läsen ein Buch. Den wenigen, die ernsthaft meinen, auf einem MA-Markt echte, authentische Geschichte zu finden, ist eh nicht mehr zu helfen. Ich bin auch kein Freund von Marktsprech mit all seinen "Y"s, seinen überflüssigen Konjunktiven ("Er wär denn unser Gast, so setz er sich doch"), seinen verschwurbelten Anreden ("Oh holde Maid, oh edler Recke" - Das Wort "Frouwe" oder "Frouwa" steht im Althochdeutschen übrigens explizit für eine vornehme Frau, also eine Dame, im Gegensatz zur "Standardweiblichkeit", die unter "wib" läuft. Sollte man mal in Kunstharz eingießen und den ganzen Emanzen so lange auf den Kopf hauen, bis sie kapiert haben, dass Herr und Frau eine Paarung sind und Mann und Weib eine andere. Wer auf das Wort "Dame" besteht, gerne. Das ist nicht deutsch, das kommt über einen französischen Umweg aus dem Lateinischen. Dann bestehe ich aber im Gegenzug auf der Anrede "Sir" aus dem Französischen oder "Don" aus dem Lateinischen, diesmal über einen spanischen Umweg. So viel aber nur ganz nebenbei zu der krampfhaften Politisierung von über Jahrhunderte gewachsener Sprache durch Dumpfbacken, die zwar fachlich keine Ahnung haben aber dafür herrlich empört geifern können), seinen Neoliogismen ("Er könnt mir seynen Taschendrachen leyhen, ich begehrt eyn feurig Stängeleyn") und seinen sprachlichen Verrenkungen ("Ein Tütleyn Stifft von Erdäpfelin an würrzig Soß vom Paradeyser, bitte. Und ein Krügeleyn süße Brause aus den neuen Landen.") und vermeide sie selbst so weit wie möglich. Aber wenn es den anderen glücklich macht, bitte. Eat this... Weil... Lustig ist es ja irgendwie doch, zumindest wenn's halbwegs gut gemacht ist. Ich passe mich da in der Regel dem Gegenüber an. Wenn er ich "normal" anspricht, belib ich auch modern. Wenn er mit Marktsprech kommt, dann kriegt er's zurück. :keule1 Er ist extra gekommen um Spaß zu haben, hat vielleicht sogar Geld dafür gezahlt, also warum nicht. Mir fällt dadurch kein Zacken aus der Krone.