Schöne Figuren. Es gibt im übrigen noch mehr Funde und auch Originale. Ich hab mir vor zwei Jahren welche nach den Vorbild der Schachfiguren aus dem 13. Jh. fertigen lassen. Zu sehen im Germanischen Nationalmuseum. Allerdings sind meine aus Ton. Die Regelnentwicklung ist ein wenig vielseitiger im Mittelalter. Da ich mich zwei Jahre lang intensiv mit Brettspielen im Hochmittelalter beschäftigt habe erlaube ich mir mal von unserer HP zu zitieren. Gemessen am heutigen Schach und seinen schnellen Zügen war das Schach im Hochmittelalter ein eher trägeres Spiel bei dem ein "Matt" sehr schwer war. Die Spielzüge des Königs waren die heute noch Gängigen, das selbe gilt für den Springer. Die Dame hingegen konnte damals nur ein Feld diagonal ziehen. Dies finde ich persönlich sehr faszinierend bedeutet es doch, dass die heut zu Tage stärkste Spielfigur damals die Schwächste war.Der Läufer durfte bis zu zwei Felder diagonal ziehen und mögliche im Weg befindliche Figuren überspringen. Auch der die Gangart des Turmes scheint damals wie heute die selbe gewesen zu sein. So heißt es im Buch der Spiele: "Die Türme ziehen geradeaus soweit sie können, vorwärts, rückwärts, nach rechts oder nach links, und dies als Nachahmung der Schlachtreihen der Reiterei, die soweit sie könne geradeaus oder in die Richtunge, die ihnen am besten erscheint, vorpreschen, damit sie ihre Gegner schneller besiegen können." Der Bauer durfte anfangs nur ein Feld vorrücken und diagonal schlagen. Erreichte er das achte Feld wurde er zur Dame. Im 13. Jahrhundert kam es in Europa rasch zu zwei Änderungen der Regeln. Zuerst erhielt die Dame das Recht in der Ausgangsstellung und nach erfolgter Bauernumwandlung auf das übernächste gleichfarbige Feld zu ziehen. Ab Mitte des 13. Jahrhunderts folgte der Doppelschritt des Bauern aus der Grundstellung heraus. Diese Neuerungen wurden anfangs eingeführt um dem Läufern ein schnelleres Eingreifen in das Spielgeschehen zu ermöglichen und begrenzte sich anfangs nur auf die Bauern der Felder A, D, E und H, dehnte sich aber schnell auf alle Bauern aus. Diese Entwicklung zog schnell die "en-passant"-Regel nach sich, ab wann genau konnte ich bisher noch nicht finden. Auch wenn es nichts im Vergleich zur Geschwindigkeit des modernen Schachspiels darstellt bedeuteten diese kleinen Änderungen eine grundsätzliche Neubewertung der Spieleröffnung. Trotzdem blieb ein "Matt" wie oben schon erwähnt weiterhin sehr schwer, weshalb meist auf "Beraubungssieg" gespielt wurde. Dies bedeutete: Stand der König alleine da, hatte er verloren. Dennoch gewann der "Mattsieg" durch die Neuerungen an Bedeutung. Der Pattsieg wurde mehr und mehr zum Unentschieden. Gespielt wurde ab dem 12. Jahrhundert nachweislich in Spanien auf Schachbrettern mit Feldern unterschiedlicher Farbe. Spätestens Anfang des 14. Jahrhunderts galt das für ganz Europa. Aublickend in die Nahe Zukunft kann gesagt werden, dass die Umwandlung von Dame, Läufer und Turm wohl Ende des 15. Jahrhunderts stattgefunden haben muss. Gern vermutete Gründe hierfür war das Aufkommen der Artelleriefeuer im Heer. Die Kirche sah die neue Bedeutung der Dame im immer prägenderen Marienkult begründet. Das Überspringen von Figuren wurde abgeschafft. Die Neuzeit hatte begonnen. Übrigens gab es bis in das 18. Jahrhundert keine festgelegten Regeln. Diese waren regional unterschiedlich. Vor jeder Partie musste man deshalb zu aller erst sehen, dass man auf einen gemeinsamen Konsens kommt.