ich hab kaum mehr als nen Hammer, nen Akkuschrauber, und ein paar Schraubendreher daheim, ehrlich gesagt, das war sogar alles.
Sehr gut, dann kannst Du ja mit ruhigem Gewissen gleich Werkzeug kaufen. Akkuschrauber ist ab und an praktisch, zB beim Vorbohren bevor du Nägel einschlägst. Wenn Du nicht bei Veranstaltungen vor Leuten arbeitest, muss es ja nicht gleich eine Dreule sein.
Gibt es "Einsteiger-Sets" vom Baumarkt oder sowas
Ja, gibt es. Die sind in den Baumarktregalen auch gut aufgehoben und müssen nicht nach Hause gebracht werden. Wenn Werkzeug, dann gutes Werkzeug. Was Du Dir im Baumarkt holen kannst, ist eine Japansäge. Ist billiger als eine Stichsäge, sägt leiser und sauberer. Ist zwar nicht veranstaltungstauglich, aber gut zum daheim arbeiten. Achte darauf, dass nicht alle Japansägen auch in Faserrichtung sägen können und besorg dir am besten eine die das kann (es gibt auch die zum Wenden, da ist eine Seite zum Sägen in und die andere zum Sägen quer zur Faserichtung). Zum Brett abschneiden oder Passungen Sägen ist das genau das richtige. Daheim benutze ich nur die, auf Veranstaltungen eine selbst gebastelte Spannsäge (die für Wikis leider nicht belegt ist - da gibt es historisch korrektere Modelle). Zu den wichtigsten Werkzeugen zählt die Axt. Je nach Arbeitsbereich eine Spalt-, Tischler-, oder Schnitzaxt. Sehr gut sind die Teile von Gränfors und Svante Djärv, auch Hans Karlsson ist eine Überlegung Wert. Diese Werkzeuge sind nicht unbedingt historisch korrekt, machen aber genau das, was die historischen Vorbilder auch getan haben. Auf meinem Avatarbild siehst Du die mittlere Schnitzaxt von Svante Djärv - viele bevorzugen wegen der Vielseitigkeit Gränfors. Ich habe beide hier mal verglichen:
http://www.weltenwanderer.info/werkelblog/?p=2009 Praktisch ist ein großes Schnitzmesser. Das habe ich für mich so gelöst, dass ich eine Klinge von Svante Djärv gekauft habe und das Drumrum (Griff, Scheide) habe ich praktisch meiner Hand und optisch historischen Vorlagen angepasst. Von der Funktion her ebenfalls sehr gute Klingen gibt es von Mora/Frost. Beide Hersteller liefern auch Messer mit Griff, die zum Arbeiten ebenfalls gut geeignet sind.
Mit Säge/Axt/Messer hast Du eine Basisausstattung, die Du nach Bedarf erweitern kannst. Je nachdem was Du machen willst brauchst Du dann noch Kerbschnitzmesser, Detailmesser, Löffelmesser, Holdechsel, Flachdechsel, Spaltkeile, Stemmeisen, Hobel, etc.... Zum Glätten von Oberflächen sind Ziehklingen sehr gut geeignet. Werkzeughändler, mit denen ich bisher gute Erfahrungen gemacht habe, sind ashley.de und dictum.de (der hat auch Schmiedenägel), bei Svante Djärv haben wir mal eine Sammelbestellung gemacht, Einzelkauf beim Schmied rentiert nicht.
Jedenfalls ist es sinnvoll benötigtes Werkzeug in möglichst guter Qualität zu kaufen und auch darauf zu achten dass es historisch nahekommend ist oder zumindest optisch nicht stört. Einige Dinge (zB Kreisaugenbohrer oder Hammer) kann man sich ja auch von Schmieden auf Veranstaltungen anfertigen lassen. Nachdem Du nix hast kannst Du jedenfalls gleich richtig kaufen!
Ich denke Anleitungen werde ich im Netz mit der Zeit genug finden, worauf muss ich da achten? Wie kann ich Schrott von brauchbaren Anleitungen unterscheiden? Kann ich das als Anfänger überhaupt?
Vergleiche die Anleitungen mit Fundberichten. Sehr gut sind die Haithabu-Funde vom Wachholtzverlag. Nicht umsonst sind die Holzfunde in den Regalen von Living-History-Darstellern häufiger anzutreffen als in Unibibliotheken.
Literatur ist als Werkzeug ebenso wichtig wie die Axt.
Macht es einen großen Unterschied ob ich z.B. eine Truhe mit mittelalterlicheln Mitteln fertige, oder auf "moderne" Technik zurückgreife?
Ja. Es sieht anders aus und fühlt sich anders an. Ein gehobeltes Brett ist immer was anderes ein ein gesägtes, besonders dann wenn man es selbst gehobelt hat. Natürlich muss man sich nach der Decke strecken - Du wirst jetzt nicht anfangen können im Wohnzimmer Baumstämme zu spalten sondern Dir fertige Bretter im Sägewerk holen. Sägerauh kaufen und selber hobeln ist aber eine schöne Annäherung. Macht Spass und fühlt sich gut an.
wenn ich nu aber was schnitzen möchte, brauche ich glaube ich möglichst frisches Holz, nicht wahr?
Möglichst frisch oder möglichst gut abgelegen und getrocknet. Geht beides, nur das Dazwischen ist ungut. Ich sammle mein Schnitzholz gerne nach Stürmen im Stadtpark und lege es zum Trocknen in den Keller.