Spielzeuge unserer Eltern/Großeltern

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user2442

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Ich habe leider keine Familienmitglieder mehr, die ich das fragen kann, vielleicht könnt Ihr da etwas meinen Horizont erweitern. Aus der Generation der Nachkriegszeit hörte ich immer wieder, das sie als Kinder keine richtigen Spielsachen hatten. Das hatte ich immer als "das war so" hin genommen. Nun habe ich doch Zweifel. Gelten handgemachte Spielzeuge -> geschnitzte Figürchen, Lappenpüppchen etc. nicht als richtige Spielzeuge zu dieser Zeit ? Oder waren selbst dazu keine Kapazitäten vorhanden ? Ich kann mir das gar nicht vorstellen.
 
Von meinem Vater weiss ich, dass er Bausteine aus Gips hatte. In ganz verschiedenen Formen und grössen, ähnlich den heutigen Legosteinen. Damit hat er immer Burgen gebaut (womit sich wohl auch mein Interesse fürs Mittelalter erklärt ....)
 
Hmmm...das hängt wohl wie so oft von den Lebensumständen ab. Kindheit auf dem Lande lief sicher anders ab als in der Stadt, und es gab auch in der Nachkriegszeit sicher ärmere Familien und solche die etwas mehr hatten. Ich werd mal meine Eltern (Jahrgang 1936 und 1937) fragen, wie das bei ihnen so war.
 
In Leipzig war die ganze Stadt ein einziger Abenteuerspielplatz...
 
Meine Mama schrieb mir gerade: "Hm, da muss ich mal überlegen, der Papa hatte als kleiner Junge Holz und Blechautos. Ich hab mit mit Kreisel und Brummkreisel ,gespielt. Dann gab es noch Puppen ,aber ich glaube ich hatte keine. Murmeln hatten wir noch. " Beide sind aus der Nachkriegsgeneration, geboren 1950 und 1951, Kleinstadt bzw. Dorf in Nordthüringen, Arbeiterhaushalt mit vielen Kindern ;-)
 
In Leipzig war die ganze Stadt ein einziger Abenteuerspielplatz...
Das mag ja sein, das hängt immer auch vom Temperament und Optimismus ab. kinder sind findig, wenn die spielen wollen, dann finden die was. Vorausgesetzt man lässt ihnen den Raum dazu. :) Aber das war nicht die Frage. Mir geht es Spielzeuge die vielleicht von Erwachsenen oder älteren Geschwistern angefertigt wurden und ob man das als richtiges Spielzeug ansah oder ob man das unter den Teppich kehrt, weil es nicht aus dem Laden kam. Aus diese Einstellung, der "wir hatten ja gar nichts" Mentalität geschuldet ist. Bausteine aus Gips - selbst gemacht, oder gekauft ?
 
Ich werd mal meine Eltern (Jahrgang 1936 und 1937) fragen, wie das bei ihnen so war.
Genau das werde ich auch tun. Mein Vater (Jg.35) musste das Elternhaus ja nicht verlassen - unsere Kleinstadt wurde kampflos übergeben. Ganz anders bei meiner Mutter: Sie musste kurz vor ihrem 11. Geburtstag aus Schlesien fliehen. Ob sie auf ihrer Flucht noch Spielzeug mitführte; und was es nach der Flucht gab...? Ein interessantes Thema für das nächste Gespräch mit meinen Eltern!
 
Meine Eltern gehören auch zur Nachkriegsgeneration. Meine Mutter ist im Ruhrgebiet groß geworden und mein Vater pendelte zwischen der Wetterau und Wiesbaden. Von meiner Mutter weiß ich, dass sie mit 4 Jahren einen Roller hatte mit Gummireifen. Muss wohl verdammt teuer gewesen sein, sagt sie immer. Dann hatte sie noch einen Teddybär (mit dem noch mein Bruder und anschließend ich gespielt haben) und eine Schildkröt Puppe (die existiert noch in meinem Haushalt). Die Puppe war ein Weihnachtsgeschenk von einem Kriegskameraden von ihrem Vater. Und noch eine einfache Puppe. Da weiß ich keinen Hersteller. Ansonsten hat sie immer viel draußen auf der Straße gespielt mit anderen Kindern. Rollschuhe hatte sie auch, solange bis sie sich den Arm gebrochen hatte. Mein Vater erzählt immer, er hätte Zinnsoldaten gehabt, ein Dreirad (womit er meine Mutter mit 4 Jahren angebaggert hat ), ein Holzschwert (um Prinz Eisenherz zu spielen) und ansonsten ist er mit seinem Cousin durch die Felder in der Wetterau getobt. In der Stadt durfte er nicht viel draußen spielen - war meine Oma wohl dagegen. Meine Großeltern beider Seiten sind zwischen 1921 und 1925 geboren. Meine Großmutter väterlicherseits ist auf einem Bauernhof in der Wetterau groß geworden. Sie hat immer erzählt, sie hätte "nur" eine Puppe gehabt zum Spielen und die wäre ein Erbstück ihrer älteren Schwestern gewesen. Mein Großvater väterlicherseits ist in Erfurt groß geworden. Er hat nie viel darüber erzählt. Von Mutters Seite... hmm.... die Oma aus dem Ruhrgebiet und der Opa aus dem Rheingau. Keine Ahnung, haben nie viel erzählt. Fragen geht nicht mehr. Stammen alle entweder aus städtischen Arbeiterfamilien oder vom Bauernhof bzw. Weinbauer.
 
Unterscheid man überhaupt zwischen gekauftem und von Eltern oder Geschwistern gebastelten Spielzeug wenn man so wenig hatte? Das ist eine interessante Frage ... Ich frag Mama morgen noch mal. Ich denke mal, es wurde viel mehr selbst gebaut als gekauft, oder?
 
Meine Mama (auch diese Generation, ich kann sie nur leider nicht mehr fragen) hatte auch eine Puppe mit Porzellankopf mit ein paar Kleidchen. Puppenwagen kenne ich aus der Zeit und kleines Puppengeschirr. Ebenso diverse Blechspielzeuge wie Kreisel und Aufziehmännchen. Murmeln gab es und Bälle....ich denke es gab schon einiges an Auswahl, je nach Herkunft und finanzieller Situation. Spielzeuge hatten halt auch eine andere Wertigkeit als heute. Ich glaube eine Aussage : "Wir hatten kein richtiges Spielzeug" ist eher ein Vergleich zu der heutigen Überflutung der Spielzeuge. Wenn man das mal im Vergleich nimmt - wir haben heute zu viel
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Meinem Vater hatten wir das Buch "Papa erzähl mal" geschenkt, in dem diverse Erinnerungen an das Leben zu bestimmten Themenvorgaben enthalten sind. Er (*1939) wuchs auf einem kleinen Hof im Westerwald auf und bei seinen Antworten nach Spielsachen oder Geschenken usw. war ich ganz entsetzt, weil er wohl wirklich so gut wie nichts hatte/ bekam... "Lieblingsbuch?" "Hatten wir keine!" Ganz traurig! Meine Mutter (Baujahr 1945) hatte ihre Kindheit ganz anders in Erinnerung. Die Familie in einem hessischen Dorf war auch nicht reich, aber sie hatte eine glückliche Kindheit - und auch (wenige) Puppen (mit selbstgenähten Kleidern), Puppenwagen, usw.
 
Danke Euch allen fürs Gedanken machen und rum fragen ! quote]Doch ich glaube schon. Kann man sich nichts kaufen, weil man es sich nicht leisten kann, spielt das eine große Rolle. Selber machen als Liebesbeweis schrumpft dann in der Wertschätzung. Ist es ein Teil der gefühlten Armut ?
 
Oder eben anders herum. Man schätzte die Mühe, die Gestaltungsfreiheit, das handwerkliche Geschick, wegen mir auch die kleinen Fehler in der Anfertigung, die " geopferte Freizeit " der Eltern, des Vaters. Wenn ich an das alte Puppenhaus im Dachboden denke, jedes Zimmer andersfarbig tapeziert, selbst gebaute Möbel, kleine mini Gardinen. Da steckte schon Mühe und Zeit drin. Zeit, die man auch aus Liebe den Kindern gegenüber wohl gerne opferte um überhaupt etwas geben, schenken zu können. Man hätte ja auch die Füße lang machen können vor dem Kamin mit einen Krug in Hand. Die Kinder in den Wald schicken zum spielen und gleich etwas Holz mitbringen. Nein, man wollte die Kinder beschenken und machte eben etwas selbst. Diese ist m.E. sehr hoch einzuschätzen.
 
Ich werde mal meine Schwiegereltern fragen, sie kommen beide aus dem ländlichen Raum. Mal sehen was die so erzählen. Mein Mann erzählt gerade sein Vater hätte ein selbstgebautes Mühlespiel gehabt. Gegen ihn gewinnt keiner von uns ;) Außerdem soll Schwiegervater zu Weihnachten ein Taschenmesser bekommen haben und sonst nix.
 
Sigurdur da bin ich ganz auf Deiner Seite ! Das finde ich bis heute besser, als irgendwelchen gekauften Plunder. Vielleicht spielt es auch eine Rolle, wo man als Kind aufwuchs ? Köln und Umgebung lag in Schutt und Asche. Was an Gardinen, Vorhängen, und anderen Heimtextilien da war, wurde "gerne" zu Kleidung umgearbeitet. Kinder Sandalen aus Autoreifen kenne ich aus Erzählungen, Hunger - und immer der Satz "ich hatte nur eine Puppe". Ist das vielleicht das Gefühl das sich bis heute erhalten hat, in einer zerstörten Umwelt auf zu wachsen, an der Seite Erwachsene die mit Aufbau und hamstern beschäftigt sind, "ich hatte nur eine Puppe" ein Sinnbild für Armut ? Für eine Angehörige habe ich die heute erhaltene nackte "eine" Puppe eingekleidet, und war erstaunt, das diese eine Puppe keinen Namen hat. Einerseits gehüteter Schatz, und andererseits nicht mal einen Namen ? Sicherlich ist diese Puppe geliebt worden, denn sie hat die Liebes Abnutzungen die solche Dinge nun einmal haben. Alles nicht so einfach... Deshalb wundert es mich, das ich hier so wenig über die kleinen Spielsachen hier erfahre. Im Kölner Stadtmuseum gibt es eine Vitrine mit improvisierten Dingen aus der Kriegszeit, zB einen Wasserkessel aus so einem Bombendings. Aber Kinderkram fehlt. Vielleicht müsste man auch noch genauer hin schauen, wo die Kinder von damals aufwuchsen und zu welchem Zeitpunkt. Sigurdurs Puppenhäuser, habe ich immer wieder mal im Sperrmüll stehen sehen, und war schon als Kind erschrocken, das man das so weg wirft, wo man die verbaute Liebe auch nach Jahren noch sehen konnte.
 
Meine Mutter erzählt immer noch von einer Puppe mit "Schnecken" auf den Ohren. Sonst erinnert sie sich nicht. Aber was das Spielzeug der Kriegsgeneration angeht, meine ich, einiges im Haus der Geschichte in Bonn gesehen zu haben. Viel Blechspielzeug und selbstgemachtes. Muss mal wieder hin und ein paar Bilder machen. Die Menschen der Nachkriegsgeneration haben wirklich viel Mühe aufgebracht. So ist dort auch ein Kommunionskleid ausgestellt, komplett aus Mullbinden zusammengesetzt. Die Arbeit, die darin steckt, möchte ich mir gar nicht vorstellen.
 
Was mir noch eingefallen ist, dass meine Großmutter väterlicherseits Geschichten geschrieben hat, sobald sie schreiben konnte. Sie hätte die Geschichten auch lange aufgehoben. Also auch über den Krieg gerettet. Aber später bei irgendeinem Umzug von oder nach Frankfurt weggeworfen. Heute mit 90 ärgert sie sich. Ich bin mir bei der Aussagen wie z.B. "ich hatte nur die eine Puppe" nie so ganz sicher, ob da nicht auch Vorwürfe (?) dahinter stecken, dass spätere Generationen mehr Spielsachen hatten? Puppenstube - das Stichwort! Hatte meine Mutter auch. Tapeziert mit den Reststücken aus der Wohnung von Oma und Opa. 2 Püppchen und eine gute Stube. Selbstgebaut.ich habe sie gefragt wie sie es fand. Ihre Antwort war, ihr hat es gefallen.
 
Ja das denke ich mir, das da viel Vorwurf mit drin steckt. Oder mehr Verbitterung. Der Comedian Profittlich hat immer wieder, so eine alte Dame gemimt die ständig vorwurfsvoll sagte " wir hatten ja gar nichts", das trifft es sehr gut. Der ganze Tread ist nicht urteilend gemeint, da steckt seitens der Kriegs Kinder viel Seelenschmerz mit drin. Über die Spielzeuge des Mittelalters kommend, ist mir aufgefallen, das sich da (für mich) in der Kriegs und Nachkriegszeit eine Lücke aufgetan hat. Ich versuche zu verstehen. Irgendwie vermute ich, das es einige selbstgemachte Spielzeuge gab, die auch damals bespielt und geliebt wurden, die aber heute vielleicht unter den Teppich gefallen sind ?
 
So ich habe soeben mit meiner Oma telefoniert. Sie stammt von einem Dorf aus Schlesien. Sie hatte als Kind eine Schildkrötpuppe welche ihr auf der Flucht gestohlen wurde. Auserdem erzählte sie mir von Gipsfiguren, welche gekauft wurden. Dann Holzspielzeug welches unkaputtbar war. Ihre Schwägerin im selben Dorf hatte mehrere Schildkrötpuppen. Die hatten eine Schneiderei und natürlich die schönsten Puppen vom Dorf. Opa is in einer Schreinerei aufgewachsen. Da gab es massenhaft Holzklötze und Figuren. Und einen Kaufladen aus Holz. Auch hatte Oma Stofftiere, welche selber gemacht wurden aus stoffreste. Der Renner waren wohl Papier anziehpuppen. Da gab es Papierbögen wo man die Kleider ausschneiden konnte, die hatten dann so Laschen womit man sie an der Puppe befestigen kann. Dann erzählte sie mir auch von einer Kleinen Stube für die Puppen. So kam es vor, das die Puppe oder die Stube vor Weihnachten verschwand und an hl.Abend mit neuen Vorhängen oder Bettzeug unter dem Baum stand. Nach dem Krieg gab es in dem Ort wo sie gelandet sind eine Frau, die hat Puppen für die Flüchtlingskinder gemacht. Das ware Drahtgestelle mit Watte umwickelt und dann mit Stoff umnäht. Sie sagte ähnlich wie meine Mittelalterpuppe. Allerdings wegen dem Draht sehr steif. Kleidchen aus Stoffresten. Diese Puppe hat sie sehr lieb gehabt und ja nach dem Krieg hatte sie nur dieses eine Spielzeug. Aber sie war froh diese eine Puppe zu haben. Leider ging sie eines Tages kaputt.. Oma sagte mir auch, als es nach dem Krieg dann die Währung wieder gab und neues Spielzeug zum kaufen, waren die alten Sachen unintressant und man wollte was neues. Nicht wegen nicht wertschätzung sondern wegen Neuanfang. In unserem kleinen Stadtmuseum ist noch so Spielzeug zu sehen. Da gibts vor Weihnachten eine Sonderausstellung hat Oma gesagt. Wenn ichs schaffe fahr ich hin und wenn erlaubt mach ich Bilder. In Bad Merhentheim beim DO museum gibt es auch ein Spielzeugmuseum Da sind Puppenhäuser und Kaufläden aus dem 18. Jhd zu sehen. Sehr schön.
 

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