Trollinger
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Ich habe mich dazu entschieden, mit dem Töpfern anzufangen. Geld ist leider knapp. Mich hat schier der Schlag getroffen, als ich in den gängigen Shops schaue, was Brennöfen und elektrische Drehscheiben kosten. Da hatte ich das Vorhaben schon fast begraben. Denn Töpferscheiben kosten anscheinend ein paar hundert Euro und selbst ein winziger Brennofen, in den nicht mal ein vernünftiger Krug passt, liegt schon im vierstelligen Bereich. Da unsere Vorfahren ohne Strom Töpferwaren erzeugten, habe ich mich mal etwas darüber schlau gemacht, wie die das gemacht haben. Sie haben damals einfache holzbefeuerte Öfen benutzt und bis ins frühe Mittelalter per Grubenbrand oder offenem Feldbrand gebrannt. Noch heute wird in vielen Ländern in der Grube gebrannt. Bei Youtube kann man auch sehen, wie in alten Ölfässern oder sogar in einem Kugelgrill Töpferwaren gebrannt werden. Es muss also nicht unbedingt teuer sein. Die Brenntemperaturen waren damals natürlich nicht so hoch wie heute. 800-1000°C waren etwa drin. Das Ergebnis ist eine poröse, oft fleckig schwarz-braun gefärbte Keramik, nicht vergleichbar mit den dicht gebrannten Töpferwaren von heute. Das Zeug wurde erst durch Benutzung und die daraus resultierende Patina dicht, Glasuren kamen ja auch erst später auf. Etwas nachhelfen kann man offenbar, indem man den noch nicht ganz getrockneten Ton poliert. Genau sowas will ich machen, passt ja auch besser ins Mittelalter als Töpferwaren aus dem Elektroofen und die allgegenwärtigen glasierten Tonbecher. Also werde ich es mit dem Grubenbrand versuchen. Dazu muss ich nur etwas Holz besorgen und ein Loch im Garten ausheben. Billiger geht nicht. Heute ging es los. Ich habe Ton bestellt mit 40% Anteil an Schamotten mit 0-0,5mm Korngröße. Der hohe Anteil an Schamott ist nach meinen Informationen nötig, damit der Ton beim Brennen nicht so stark schwindet, was bei der etwas ungleich verteilten Hitze beim Grubenbrand dazu führen kann, dass der Pott zerspringt. Eine Töpferscheibe soll auch her, allerdings eine mit Fußbetrieb. Die dazu erforderliche Schwungmasse habe ich heute aus Beton gegossen. Dazu habe ich einen runden 90 Liter Mörtelkübel gut 15cm hoch mit beton ausgegossen und ein Stück Holz in der Mitte platziert. Die fertige Schwungscheibe dürfte irgendwas um die 70 Kilo wiegen, also eine Weile lang rotieren, wenn sie erst mal in Schwung gebracht wurde. Nun darf der Beton aber erst mal ein paar Tage aushärten. So lange kann ich mir überlegen, wie ich das Holzgestell baue. Aktuell habe ich für den ganzen Spaß noch keine 20€ ausgegeben.