Töpfern mit kleinem Budget

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Trollinger

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57319 Bad Berleburg
Ich habe mich dazu entschieden, mit dem Töpfern anzufangen. Geld ist leider knapp. Mich hat schier der Schlag getroffen, als ich in den gängigen Shops schaue, was Brennöfen und elektrische Drehscheiben kosten. Da hatte ich das Vorhaben schon fast begraben. Denn Töpferscheiben kosten anscheinend ein paar hundert Euro und selbst ein winziger Brennofen, in den nicht mal ein vernünftiger Krug passt, liegt schon im vierstelligen Bereich. Da unsere Vorfahren ohne Strom Töpferwaren erzeugten, habe ich mich mal etwas darüber schlau gemacht, wie die das gemacht haben. Sie haben damals einfache holzbefeuerte Öfen benutzt und bis ins frühe Mittelalter per Grubenbrand oder offenem Feldbrand gebrannt. Noch heute wird in vielen Ländern in der Grube gebrannt. Bei Youtube kann man auch sehen, wie in alten Ölfässern oder sogar in einem Kugelgrill Töpferwaren gebrannt werden. Es muss also nicht unbedingt teuer sein. Die Brenntemperaturen waren damals natürlich nicht so hoch wie heute. 800-1000°C waren etwa drin. Das Ergebnis ist eine poröse, oft fleckig schwarz-braun gefärbte Keramik, nicht vergleichbar mit den dicht gebrannten Töpferwaren von heute. Das Zeug wurde erst durch Benutzung und die daraus resultierende Patina dicht, Glasuren kamen ja auch erst später auf. Etwas nachhelfen kann man offenbar, indem man den noch nicht ganz getrockneten Ton poliert. Genau sowas will ich machen, passt ja auch besser ins Mittelalter als Töpferwaren aus dem Elektroofen und die allgegenwärtigen glasierten Tonbecher. Also werde ich es mit dem Grubenbrand versuchen. Dazu muss ich nur etwas Holz besorgen und ein Loch im Garten ausheben. Billiger geht nicht. Heute ging es los. Ich habe Ton bestellt mit 40% Anteil an Schamotten mit 0-0,5mm Korngröße. Der hohe Anteil an Schamott ist nach meinen Informationen nötig, damit der Ton beim Brennen nicht so stark schwindet, was bei der etwas ungleich verteilten Hitze beim Grubenbrand dazu führen kann, dass der Pott zerspringt. Eine Töpferscheibe soll auch her, allerdings eine mit Fußbetrieb. Die dazu erforderliche Schwungmasse habe ich heute aus Beton gegossen. Dazu habe ich einen runden 90 Liter Mörtelkübel gut 15cm hoch mit beton ausgegossen und ein Stück Holz in der Mitte platziert. Die fertige Schwungscheibe dürfte irgendwas um die 70 Kilo wiegen, also eine Weile lang rotieren, wenn sie erst mal in Schwung gebracht wurde. Nun darf der Beton aber erst mal ein paar Tage aushärten. So lange kann ich mir überlegen, wie ich das Holzgestell baue. Aktuell habe ich für den ganzen Spaß noch keine 20€ ausgegeben.
 
Heute ging es voran. Erst mal ist der Ton gekommen. Dabei musste ich feststellen, dass ein 10 Kilo Batzen Ton erstaunlich klein ist. Zum Glück habe ich zwei davon. Und die Drehscheibe ist fertig. Da ich Schnellzement genommen habe, konnte ich die Schwungmasse heute schon aus ihrer Form lösen. Das Ergebnis ist ein ziemlich schwerer Brocken mit einem Stück Holz in der Mitte. Das sollte reichen DSC_0230-min.JPGDSC_0231-min.JPG Natürlich muss die Schwungmasse irgendwie zentriert werden. Die Aufgqabe übernimmt ein Dorn, den ich aus einer Schraube gebastelt habe und ein etwa 1cm dickes Stück Stahl (keine Ahnung was das mal war), in das ich eine Vertiefung gebohrt habe. DSC_0233-min.JPG Mit einem Meißel legte ich das Holz an der Unterseite der Schwungscheibe frei, es waren keine 5mm Beton zu durchdringen. Danach bohrte ich mit meiner Bohrwinde und einem 10mm Bohrer ein Loch für den Dorn. Da der 12mm misst schnitt er sich sein eigenes Gewinde ins Holz, als ich ihn rein drehte. DSC_0234-min.JPG Aus etwas Leimholz bauteich einen Rahmen, in dem das ganze fixiert werden soll. Die erste Anprobe passt schon mal. DSC_0235-min.JPG Die Welle zum Teller läuft nur in einem Loch in der oberen Platte DSC_0236-min.JPG Damit die Kraft von der Schwungsmasse auf die Welle übertragen wird, stemmte ich eine Vierkant Aufnahme aus. DSC_0237-min.JPG Die runde Welle bekam ebenfalls einen Vierkant verpasst und sitzt nun stramm im Kantholz der Schwungscheibe. Den teller habe ich aus einem Stück Fichtenbohle gebaut. Er ist leider alles Andere als rund, aber es wird schon gehen. DSC_0238-min.JPG Morgen werde ich dann meine ersten versuche mit dem Ton machen. Ich erwarte für den Anfang aber noch nicht zu viel. Vielleicht gelingt es mir ja schon am ersten Tag, ein krummes Gefäß herzustellen. Die ganze Töpferscheibe hat irgendwas um die 20€ gekostet.
 

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Cooles Projekt! Ich hab mal in ner Töpferei gearbeitet. Stell mir das gar nicht so einfach vor ohne elektrische Scheibe, aber irgendwie ging das ja auch schon früher. Läuft die denn richtig rund? Davon hängt ja alles ab. Wäre demnach ein schwerer Teller als Gegengewicht zum unteren Klumpen nicht besser gewesen? So wird doch das Gelenk früher oder später ausschlagen. Kleiner Tip zur Technik: Der Ton muss vorher vorbereitet werden. Normalerweise benutzt man dafür einen überdimensionierten Fleischwolf, das geht aber auch per Hand, durch Schlagen. Dazu schneidest Du den Tonklumpen mit nem Draht schräg durch und schlägst dann diesen Keil auf ner festen Obefläche in die andere Hälfte. Mehrfach wiederholen. Das ist viel Arbeit, aber es lohnt sich, weil Du den Ton so weicher, homogener und besser bearbeitbar machst und Luftblasen weitestgehend eliminierst, was wiederum die geplatzten Sachen seltener macht. Zum Drehen: Das Wichtigste ist ein absolut sauberes Zentrieren des Tons. Am besten geht das, wenn Du den Ellenbogen am Hüftknochen abstützt (Sitzhöhe entsprechend einstellen!) und dann mit dem Handballen drückst, bis überhaupt nichts mehr geigt (dazu, übrigens, wirst Du Deine Konstruktion noch irgendwie befestigen müssen). Langsam anfangen, dann die Geschwindigkeit steigern. Und viel Wasser verwenden! Wenn Du den Ton zentriert hast, mit den Fingern von oben "aufbrechen". Dann beginnt die kreative Phase. Viel Spaß! :)
 
Läuft die denn richtig rund?
Halbwegs. Sollte jedenfalls reichen.
So wird doch das Gelenk früher oder später ausschlagen.
Welches Gelenk? Den Ton knete ich durch bevor ich ihn benutze. Allzu viel Wasser verwende ich nicht, sonst wird mir das Zeug schnell zu weich. Die ganze Konstruktion werde ich wohl an die Wand dübeln, momentan kann sich der Rahmen noch bewegen, obwohl er stabil ist.
 
Erst mal ist der Ton gekommen. Dabei musste ich feststellen, dass ein 10 Kilo Batzen Ton erstaunlich klein ist. Zum Glück habe ich zwei davon.
Na prima, da bist du ja schon mitten drin beim werkeln :thumbup: 10kg sind wirklich nicht viel, da täuscht man sich. Bin mal gespannt auf deine ersten Arbeiten mit der Scheibe, sieht schon mal ganz gut aus. Bei unserer ist auch das Rahmengewicht recht hoch, was sich auch auf die Standfestigkeit auswirkt. Aber wenn ich mal wieder dieses Video betrachte, dann kann man eh nicht soo viel verkehrt machen... :D [media]https://www.youtube.com/watch?v=W4_4vs0UHGI[/media] Quelle: youtube.com Der Junge ist klasse und wenn man ihm auf die Finger schaut kann man sogar noch was lernen...
 
Ein tolles Video. dagegen läuft meine Scheibe sogar halbwegs rund, was aber offenbar gar nicht erforderlich ist, wenn ich sehe wie die Scheibe des Jungen eiert. Meine Scheibe habe ich jetzt mit zwei Winkeln an der Wand fest gedübelt. Das hält. Die ersten Arbeiten sind auch schon fertig. Noch ist alles ziemlich krumm und die Form ergibt sich mehr durch Zufall als durch gezieltes Handeln, aber es ist ein Anfang. DSC_0242-min.JPG Ich bin schon mal froh, dass sich der Ton nicht zerlegt, wenn ich ihn hochziehe. Ich habe einige versuche gebraucht, bis ich überhaupt den krummen Pott ganz rechts hin bekommen hab.
 

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Apropos Brand, ich liebäugle schon länger mit einem selbstgebauten Rakuofen für meine Holde, die hat vor vielen Jahren schon einmal Raku gemacht. Da kann man auch mit minimalem Aufwand recht gut "normales" drin brennen. Zur Zeit haben wir noch eine gute Brennbeteiligung, da eilt es nicht, aber Lust drauf mal einen zu bauen hätte ich schon
biggrin.png
Das hier dürfte wohl der kleinste holzbetriebene Brennofen sein ^^
 
Bei mir wird es wahrscheinlich auf einen ganz primitiven Ofen aus Ziegelsteinen und etwas Lehm heraus laufen. Das ist nicht teuer, spart aber gegenüber dem Grubenbrand Einiges an Holz, da sich die Hitze nicht einfach in alle Richtungen verflüchtigt.
 
einen ganz primitiven Ofen aus Ziegelsteinen...
Das wird wohl die beste Lösung sein wenn du einen Platz hast wo du den Ofen stehen lassen kannst. Interessant finde ich auch den Brennofen in dem oben gezeigten Video, bei ca. 4:05 min sieht man ihn mal kurz. Der ist ja ganz schön tief in der Erde eingelassen, das ist vom Energieverbrauch sicher auch sehr sparsam.
 
Dafür das du erst damit angefangen hast sehen die Werkstücke doch schon sehr gut aus. Ich bin mal gespannt auf deine Lösung zum brennen.
 
Dafür das du erst damit angefangen hast sehen die Werkstücke doch schon sehr gut aus.
Danke, freut mich zu hören. Das sind auch nur die wenigen, die überlebt haben. Viele krumme Gefäße habe ich wieder zu einem Klumpen zusammen gedrückt.
Ich bin mal gespannt auf deine Lösung zum brennen.
Da bin ich genau so gespannt wie du. Gebrannt wird in etwa einem Monat. Momentan wachsen an der Stelle noch Kürbisse.
 
Ich fürchte wir werden es nicht erfahren. :( Es gibt Menschen in Foren, ich nenne Sie einmal "U-Boote", die tauchen kurz auf verweilen sichbar an der Oberfläche und tauchen dann auf nahezu nimmer wiedersehen ab. :bye02
 

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