Die Funde oben aus Roskilde sind, wie Lisabeth schon ganz richtig gesagt hat, kleine Henkeltöpfe, und zwar in einer für das 13. Jhd. sehr klassischen Form. Beim sogn. Schöpfer aus Bergen soll es sich um ein Gerät zum Abschöpfen von Wein (daher der Name) handeln. Das Teil scheint ein rheinländischer Export zu sein. Eine ähnliche Handhabe (die war nämlich nie geschlossen wie bei einer Tasse, sonder muss so spitz sein wie auf den Fotos
) hat übrigens der berühmte "Gesichtsbecher" aus Köln, der u.a. auch in von Bocks "Steinzeug" zu finden ist. Bei dem ist allerdings bis heute die Funktion vollkommen unklar. Letztendlich sollte man sich auch nicht von der Terminologie in die Irre führen lassen. Die Archäologie benennt Objekte idR. sehr zweckdienlich nach ihrer Form. "Tüllenbeil", "Radnadel", "Paukenfibel" etc. "Tassen" im Sinne von Schalen mit kleiner, randständiger Grifföse gibt es z.B. auch schon in der Urgeschichte, häufig als Beigefäß in Bestattungen, aber obwohl sie der Form halber als "Tassen" angesprochen werden, ist auch hier die Funktion nicht klar (Trinken, Schöpfen, etwas ganz anderes?). Wirklich klassische Tassen im Sinne von runden Bechern mit kleiner Grifföse in der Art unserer modernen Kaffeetassen (und auch wirklich nachweislich als Trinkgefäße) gibt es erst im 16. Jhd. (ich meine keine Krüge mit Griff wie z.B. Schnellen, sondern Gefäße, die wirklich fast aussehen wie Kaffeetassen aus Steinzeug ;-) ). Und noch in Ergänzung zur Frage, ob der Dreibeintopf oben wirklich aus Protosteinzeug besteht. Wenn man sich das Foto im Buch "Steinzeug" ansieht, kann es schlichtweg sein, dass hier ein Irdenwaregefäß falsch gebrannt wurde. Eine Art Steinzeug gab es in dem Sinne nämlich schon vor der wirklichen, flächendeckenden Erzeugung der rheinischen Steinzeugarten (Siegburg usw.), allerdings als versehentliches Produkt aus falsch gebrannten Gefäßen (vermutlich ist so das Steinzeug "entdeckt" worden). Ich denke, dass es ein Dreibeintopf aus dieser Sparte sein könnte. Leider kenne ich das Objekt nicht im Original. Die Unterscheidung zwischen Steinzeug und Irdenware ist idR. einfach, neben Oberfläche, Gefüge, Bruchkanten, Magerung etc. vor allem aus dem Grund, dass Irdenware wasserdurchlässig ist (Steinzeug nicht) und dass Steinzeug beim Anschlagen sehr hell "klingt" (daher wird bei Keramik auch teils der Begriff "klingend gebrannt" bzw. "klingend hart gebrannt" verwendet). Im Falle der sehr frühen Protosteinzeuge ist die Unterscheidung leider teils schon deutlich schwieriger.