Textilpanzer (Gambeson) Namen / Funktion / Auswirkungen auf den Träger

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Essem

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Vorwort Der Begriff Gambeson hat sich als Oberbegriff für jegliche Schutzbekleidung, die mehrlagig aufgebaut oder gestopft oder eine Kombination von mehrlagig und gestopft ist, eingebürgert. Das Mittelalter kannte jedoch eine Vielzahl von Begriffen für diese Form der Schutzbekleidung die dann auch unterschiedliche Varianten bezeichnen konnten. Die nachfolgende Aufstellung erhebt weder den Anspruch vollständig noch wissenschaftlich zu sein. Die aufgeführten Angaben entstammen keiner einzigen Primärquelle, sondern dem Internet. Tritt man in ein schon längere Zeit bestehendes Forum ein, so erhält man auf seine Fragen oft nur: „Benutz die Suchfunktion“. Das habe ich gemacht bevor ich eine Frage zum Gambeson gestellt habe. Die Idee zu der Aufstellung kam mir als ich feststellte das es viele Informationen gab die sich teilweise widersprachen. Mitunter wurde in den Foren darum gestritten was nun Wahrheit ist oder eben nicht. Manches wurde durch Mehrheitsbeschluss geregelt, anderes durch Trageversuche. Die Ergebnisse waren teilweise hochinteressant, quellenfundiert, praktisch erprobt oder theoretischer Natur wobei das magische Wort „Fundlücke“ eine Verbindung zwischen „So war es“ und „So hätte es sein können“ schuf. Ähnlich wie die Schwarze Materie bei den Astronomen zur Erklärung des Universums herhalten muss, so ist das Wort „Fundlücke“ dementsprechend im Bereich historischer Darstellungen zu sehen. Für vollständig authentisch, im nachfolgenden schlicht als „A“ bezeichnet, sind die nachfolgenden Informationen nicht gedacht. Dies ist also kein Leitfaden für die Herstellung und Verwendung einer textilen Panzerung mit dem Prädikat A auch wenn man durchaus die Angaben dazu verwenden könnte. „Fundlücke“ und „A“ passen nicht zusammen und werden es auch nie. Dessen muss man sich bewusst sein wenn man eine A-Ausrüstung sich zulegen oder anfertigen möchte. Für die nachfolgende Zusammenfassung macht es keinen Sinn den Autor den Kopf abzureißen! Mir ist bewusst das diese Informationen von „Eher möglich“ bis zu „Historisch belegt“ reichen. Sie spiegeln lediglich den Informationsgehalt dessen wider das man findet wenn man die Suchfunktion betätigt. Es ist eigentlich das was beim Ausschwemmen im Sieb bei einer Ausgrabung hängen bleibt. Namen: Gambeson, Gamboison, Aketon (von arab. al´qtun, Schreibweise auch Akethon), Wambi, Wambais, Wams, Jack, arming doublet, Schützenjacke, Steppwams, Jupon, Wambeau d´armer, Sarrock, Linothorax (Antike, verklebte Stoffschichten), Subarmalia (Römische Soldaten, Ein aus mehreren Leinenlagen abgesteppt und gefütterter ärmelloser Körperschutz unter dem Kettenhemd) Cotte á armer, Senftenier (mhd. Gepolsterte Oberschenkelröhren) Funktion Heute: Für bestmöglichen Schutz bei Schaukämpfen bei in Kaufnahme von verringerter Beweglichkeit, teilweise entgegen dem historischen Bestreben auf Beweglichkeit Alte Zeit: Textile Panzer bieten einen Schutz gegen Streiftreffer. Primär dienen sie der Vermeidung von offenen Wunden wie Schnitt- oder Platzwunden. Offene Wunden waren meist erst durch nachfolgende Infektionen tödlich wobei Wundbrand und Wundstarrkrampf an erster Stelle standen. In einem gewissen Umfang können Textilpanzer direkte Treffer abhalten. Stiche und Pfeilgeschosse werden Ausgebremst und zumindest abgemildert. Eine weitere Rolle spielt das Abfedern von Stößen und Schlägen. Die Textilpanzer wurden als alleinige Rüstung oder in Kombination mit anderen Panzerungsarten getragen. Darauf wird weiter unten näher eingegangen. Mitunter waren auch Panzerplatten als zusätzlicher Schutz eingearbeitet worden. Im Vordergrund stand der Schutz des Trägers aber auch dessen Beweglichkeit. In den Foren wird gerne das Michelinmännchen als Negativbeispiel für eine Panzerung angeführt die zwar gut schützt, aber den Träger fast komplett in der Bewegung einschränkt. Auswirkungen auf den Träger Ein Hitzestau unter dem Textilpanzer ist bei Anstrengungen oder großer Hitze möglich. Es besteht die Gefahr des Hitzeschlages oder der Dehydrierung bei unzureichender Flüssigkeitszufuhr. Im Winter kann ein Textilpanzer schön warm halten. Bei Füllung aus fettiger Rohwolle vom Schaf besteht eine gewisse Schutzwirkung gegen Regen. Für untrainierte Träger ist das Gewicht in Kombination mit der entstehenden Wärme bei Bewegungen ein großes Problem. Es ist jedoch kein Gegenargument gegen das Tragen solcher Rüstungen. Für „Wochenendkrieger“ die nur in den Sommermonaten diese Panzer tragen wird das schnell zur Belastung. Für geübte Träger, die das täglich trugen und damit trainierten, war es hingegen Gewohnheitssache. Von diesem Blickwinkel aus müssen die Rüstungen gleich welcher Zeitstellung betrachtet werden: Vom Träger der damit sein täglich Brot verdiente. Die vollständige Bewegungsfreiheit ist für den Träger einer textilen Panzerung nicht mehr gegeben. Es gilt der Grundsatz: Je dicker die Panzerung, desto geringer die Bewegungsfreiheit. Eine zu dicke und starre Panzerung kann zu Treffern führen die man mit einer dünneren Panzerung durch eine bessere Bewegungsfreiheit gar nicht erlitten hätte. Knochenbrüche durch wuchtige Schläge konnten die Textilpanzer nicht verhindern. Drangen Geschosse durch die Panzerung so konnten diese Stoffteile mit in den Körper ziehen. Wundinfektionen waren die Folge die tödlich enden konnten.
 
Aufbau (Einleitung) Der Aufbau hängt von der Verwendung ab. Als alleiniger Schutz steht die Vermeidung von Schnitten und Stichen an erster Stelle. Dies können ungefüllte Lagenpanzer (Stofflagen in bis zu 35 Schichten) erfüllen. Unter einer Panzerung machen gepolsterte Versionen den Sinn das sie Stöße abmildern können. Da einschlagende Geschosse und Hiebe eine große Wucht entwickeln ist eine Kombination von (Außen nach Innen) Ungepolsterter Panzer aus Stofflagen, Kettenhemd, gepolsterter Schutz ebenfalls getragen worden. Bedenken muss man das Gewicht der Panzerung. Trägt man eine Kettenrüstung so macht es keinen Sinn noch einen Textilpanzer von hohem Gewicht zu tragen. Die Festigkeit des textilen Panzers wird mit von der Absteppung gesteuert. Enge Abstände bewirken eine hohe Festigkeit, wirken sich jedoch negativ auf die Beweglichkeit des Trägers aus. Der Textilpanzer wird zudem steifer je dichter die Steppnähte zusammen liegen. Die Absteppung ist notwendig um die einzelnen Lagen gegen ein Verrutschen zu sichern. Lagenpanzer (Textilpanzer ohne Füllungen): Erhaltene Stücke und Angaben aus dem 14. und 15. Jh. zeigen oder nennen 18 bis 35 Stofflagen aus Leinen. Sie besitzen keine zusätzliche Füllung im inneren Bereich. Sie sind Extrem schnitt- und stichfest jedoch relativ steif. Vom Gewicht her ist ein Textilpanzer aus 20 Lagen Stoff bereits so schwer wie ein Kettenhemd. Die hohe Anzahl an Stofflagen polstert auch ohne Innenfutter. Diese Panzer sind zwar steifer als die gepolsterten Varianten, doch wird der Druck eines Schlages besser verteilt als bei gefütterten (gepolsterten) Varianten. Eine Verklebung der Stofflagen mit Leim oder Harz erhöht die Stabilität der Panzerung um ein vielfaches. Diese Form ist aber leider bislang für das Mittelalter nicht belegbar. Die Annahme das nur steife Stoffe verwendet werden sollten ist falsch. Steife Stoffe setzen die Bewegungsfreiheit des Trägers herab. 1470 wird in Frankreich die Verwendung getragener Stoffe zur Anfertigung von Textilpanzern vorgeschrieben. Diese sind bereits vom Tragen her weich und nicht mehr so steif wie neuer Stoff. Andere Anweisungen sprechen von neuem Stoff der verwendet werden soll. Beide Varianten wären für die Anfertigung eines Textilpanzers also richtig, jedoch dürfte die Beschaffung von getragenen Hanf- oder Nesselstoffen in den erforderlichen Mengen heute schwerfallen. Ebenfalls 1470 wird in der Ordonanz Ludwig des XI. Von Frankreich vorgeschrieben das als Außenseite des aus 30 bis 35 Lagen bestehenden Textilpanzers noch eine Lage weichen Hirschleders aufzubringen sei. Ausgepolsterte Textilpanzer (Textilpanzer mit Füllungen): Ob es gefüllte Textilpanzer gab ist mitunter umstritten. Überliefert sind besonders schriftliche Vorgaben in denen textile Panzer eine bestimmte Anzahl von Schichten Stoff aufweisen mussten. Von einer Polsterung zwischen den einzelnen Lagen ist dort nicht die Rede. Es gibt jedoch erhaltene Exemplare in denen Füllmaterial eingebracht worden ist. Diese weisen dann sehr viel weniger Stofflagen auf als reine Textilpanzer ohne Füllmaterial. Gepolsterte Varianten verteilen den Druck von Schlägen nicht so gut wie ungepolsterte Exemplare da sie punktueller nachgeben. Durch die Nachgiebigkeit der Füllung federt der gepolsterte Textilpanzer jedoch besser die Schlagenergie ab. Die Abwehrstärke von Geschossen und Stichen liegt durch die geringere Anzahl von Stofflagen im Vergleich zum reinen Lagenpanzer niedriger. Auch können gepolsterte Textilpanzer nicht vor Knochenbrüchen bei wuchtigen Schlägen schützen. In der Anfertigung sind gepolsterte Textilpanzer zeitaufwendiger als reine Lagenpanzer. Je nach verwendetem Polstermaterial und Anzahl der Polsterlagen können Zwischenschritte notwendig werden die beim Lagenpanzer nicht durchgeführt werden müssen. Die Abbsteppung hat den gleiche Sinn wie beim reinen Lagenpanzer. Die einzelnen Lagen sollen nicht verrutschen. Je nach verwendetem Material können jedoch weitere Steppnähte notwendig werden. Dies gilt insbesondere bei der Verwendung von Lockermaterialien wie Haare oder Fasern. Neben einer Längssteppung ist auch eine Quersteppung notwendig um ein Verrieseln in die unteren Regionen des Panzers zu verhindern. Der Hauptunterschied liegt im Innenleben der gepolsterten Panzer zum Lagenpanzer. Rein äußerlich ist ein gepolsterter Panzer kaum von einem reinen Stoffpanzer zu unterscheiden. Dies liegt an den Materialien der Außen- bzw. Innenseite beider Panzervarianten da diese bei beiden gleich sein können.
 
Leinenstoff Leinen liefert neben Stofffasern auch Öl und war damit eine sehr wichtige Kulturpflanze. Stoffe aus Leinen waren im Mittelalter teurer als Wolle, jedoch schlecht oder kaum zu färben. Hanfstoff Hanf war noch im zweiten Weltkrieg ein wichtiger Rohstoff und gewinnt heutzutage wieder an Bedeutung. Mit der Bezeichnung Hanfstoff sind feine Stoffe gemeint. Segeltuch wird extra aufgeführt auch wenn es aus Hanf bestand. Segeltuch Mit Segeltuch ist ein grober, sehr robuster und fester Stoff gemeint. Fürs Mittelalter kommen Stoffe aus Hanf in Frage und Gemische von Hanf mit Leinen. Es sind sehr schwere Stoffe die nur mit speziellen stabilen Nadeln genäht werden können. Mit modernen Segeltuch haben diese Stoffe jedoch nichts zu tun. Nesselstoff Verwendet werden die Fasern der Brennessel. Die heutigen modernen Nesselstoffe haben mit den altvorderen Stoffen nur noch den Namen als Gemeinsamkeit. Noch während des 2. Weltkrieges spielte Brennessel neben Hanf eine wichtige Rolle als Rohstoff für Stoffe und Seile, ist aber heute in der Verwendung sehr selten geworden. Die Stoffe konnten sehr rauh sein. Jedoch gib es Berichte wonach Nesselstoff auch sehr weich gefertigt werden konnte. Diese weichen Nesselstoffe waren dann preislich recht teuer. Hirschleder Verwendung nur auf der Außenseite. Leder hat eine höhere Schnittfestigkeit als Stoff. Negativ ist jedoch die Atmungsaktivität von Leder die praktisch nicht vorhanden ist. Leder auf der Innenseite eines Panzers zu tragen macht deshalb keinen Sinn. Verwendet wird geschmeidiges Leder und kein Hartleder wie bei reinen Lederpanzern. Panzer mit einer Lager Leder auf der Außenseite müssen zu den Textilpanzern gerechnet werden. Wollstoff, Seide Beide Stoffarten für farbige Panzerungen da Leinen im Mittelalter nicht gut zu färben war. Das ist jedoch nur sinnvoll wenn ein Kettenhemd unter dem Textilpanzer getragen wird da dieser sonst durch das Kettenhemd verschmutzt wird bzw. die Kettenringe besonders den Wollstoff beschädigen können. Für Seide ist belegt das sie nicht nur für einen besseren Tragekomfort verwendet wurde. Seidenstoffe sollten verhindern das durchschlagende Geschosse Verunreinigungen in die Wunde mitziehen. Seide war vor dem 13. Jh. extrem teuer da erst danach die Produktion in Europa möglich wurde. Es blieb jedoch für Mitteleuropa immer ein Importgut das preislich weit über der Wolle und Leinen lag. Eine Verwendung ist deshalb nur bei höher gestellten Persönlichkeiten anzunehmen. Baumwolle Stoffe aus Baumwolle lagen preislich noch im 17. Jh. deutlich über der Seide. Der Arbeitseinsatz für jeweils 450 Gramm Fasern lag um 1600 für Wolle bei ein bis zwei, für Leinen bei zwei bis fünf, für Seide sechs und bei Baumwolle bei 13 Arbeitstagen. Gewonnen werden Fasern die deutlich kürzer sind als die bei Leinen, Wolle oder Seide. Deshalb ließen sich die Fasern nur schwer verspinnen. Erst ab dem 14. Jh. ist Baumwollstoff in größeren Mengen verfügbar. Es war ein teures Importgut und kostbar. Erst mit der maschinellen industriellen Herstellung wurde Baumwolle billig. Heutige Preise dürfen nicht darüber hinwegtäuschen das Stoffe aus Baumwolle bis Ende des Mittelalters Luxusgüter waren und deshalb kaum bei Rüstungen eingesetzt worden sind. Platten Textile Panzer konnten auch mit Platten zusätzlich verstärkt worden sein. Dazu wurden Platten oder Streifen aus Horn oder Eisen auf die Außenschicht des Panzers aufgenäht. Eine Verwendung im Inneren des Textilpanzers war ebenfalls möglich.
 
Wolle (Schaf) Wolle vom Schaf war einer der wichtigsten Grundstoffe für die Herstellung von Kleidung im Mittelalter. Erst mit der industriellen Entwicklung im 18. Jh. wurde Wolle von der Baumwolle abgelöst. Wolle war im Vergleich zu Leinen billiger in der Herstellung. Für die Fütterung eines Textilpanzers liefert Wolle verschiedene Möglichkeiten: Rohwolle Als Flocken oder als Fließ verwendbar. Wird die Wolle nur gereinigt und nicht aufwendig gewaschen, so erhält sich das natürliche Fett des Schafes in der Wolle. Diese Fettwolle hat den Vorteil das sie ihrem Träger einen gewissen Schutz vor Nässe bietet. Diese Wolle neigt allerdings zu einer gewissen Geruchsbildung. Wollstoff Gewebter Wollstoff kann je nach Verarbeitung sehr leicht und dünn, oder schwer und relativ dick sein und wird in Lagen eingenäht. Walkstoff Verwendet werden gewebte Wollstoffe die dann gewalkt werden wodurch die Fasern verfilzen. Das kann so weit gehen das das ursprüngliche Webmuster nicht mehr zu erkennen ist. Walkloden ist die gängigste Form. Das Verfahren ist bereits seit den Jahrhunderten vor der Zeitenwende bekannt und war im Mittelalter weit verbreitet. Walkstoff wird in Lagen eingearbeitet. Dieser Stoff, der je nach dichte auch als Filzstoff bezeichnet wird, darf nicht mit dem Filz verwechselt werden. Filz Für Filz wird unverwobene Wolle verwendet. Durch Walken oder Pressen verfilzen die Fasern zu einer untrennbaren Schicht. Es entsteht ein sehr dichtes Gefüges. Die Herstellung von Filz ist arbeitsintensiv. Die Wolle muss erst bis zum Fließ aufbereitet werden ehe sie verfilzt werden konnte. Tierhaar Rosshaar /Eselshaar Durch die Hohlform der Haare kann Feuchtigkeit aufgenommen werden die nach und nach wieder abgegeben wird. Rosshaare piken unheimlich. Mehrere Schichten an Stoff die die Haare einschließen kann das verhindern. Besser ist jeweils eine Lage Wollfilz die das Rosshaar einschließt auf die dann die Stoffschichten folgen. Kein Schweifhaar verwenden, wenn doch zu Zöpfen flechten und in Röhren einnähen, dann pikt es nicht mehr. Ausgebürstetes Winterhaar pikst gar nicht ist jedoch zeitaufwendiger bei der Gewinnung. Für einen Textilpanzer werden etwa 1,5 Kilogramm benötigt, das sind gut anderthalb bis zwei Müllsäcke voll. Allerdings gibt es keine sicheren Belege für die Verwendung im Mittelalter. Ziegenhaar Auch als Zusatz bei Stoffen belegt und so verwebt worden. Die bayrischen Joppen (aus dem Bayerischen Landfrieden von 1244) können so angefertigt worden sein. Tierhaare sind als Basis für Innenfutter von Helmen überliefert. Tierhaare haben keinen festen Faserverbund und besitzen deshalb eine schlechtere Schutzwirkung. Beim Helmfutter machen lange Haare als Füllung einen Sinn weil sie nicht dauerhaft zusammengepresst werden oder verfilzen. Stoffreste Wer es nicht auf authentisch anlegt kann so ziemlich alles als Füllung nehmen was nicht mehr angezogen wird. Bei authentisch wird es etwas schwieriger. Wer länger beim Hobby ist kann, falls vorhanden, verschlissene Kleidung benutzen um einen Textilpanzer auszupolstern. Dazu wird die Kleidung zerlegt. Mehrere Arten sind möglich: in Streifen reißen, in (kleine) Stücke schneiden oder ganz aufrebbeln. Letzteres ergibt ein Stopfmaterial aus einzelnen Fäden. Besonders Leinenstoffe liefern so ein Material das sich ohne Lücken zu bilden in Taschen stopfen lässt. Allerdings ist der Zeitaufwand und die Staubentwicklung sehr hoch. Außerdem benötigt dieses Material eine engere Steppung, bzw. eine Steppung quer zur Längssteppung. Baumwolle Baumwolle war bis Ende des Mittelalters in Stoffform ein Luxusgut der gehobenen Klasse. In Rohform, als Wolle, dürfte Baumwolle bezahlbarer gewesen sein. Als Stopfmaterial in Taschen oder als Fließmaterial in Lagen ist es als Füllung denkbar, allerdings erst ab dem 14. Jh. wo es mengenmäßig immer verfügbarer wurde. Innerhalb eines Textilpanzers sind Lagen aus Baumwollstoff im Mittelalter aufgrund der hohen Kosten kaum zu erwarten. Seegras (getrocknet) Im Binnenland dürfte diese Form der Polsterung kaum zu finden gewesen sein. Seide Seide vor dem 13. Jh. war extrem teuer da erst danach die Produktion in Europa möglich wurde. Eine Verwendung als Polstermaterial dürfte nur hochgestellten Personen vorbehalten gewesen sein. Platten Textile Panzer konnten auch mit Platten zusätzlich verstärkt worden sein. Dazu wurden Platten oder Streifen aus Horn oder Eisen auf eine Schicht des Panzers genäht und dann mit weiteren Schichten überzogen. Diese Schichten verhindern das die Nähbänder im Einsatz durch Treffer durchschnitten wurden und die Plattenpanzerung sich auflöste. Walroßborsten Skurrilster Eintrag im Netz. Zwar ist die Haut des Walroß mit feinen Borsten besetzt, doch dürften die Barthaare der Männchen gemeint sein. Verbreitet konnte dieses Füllmaterial nur im hohen Norden (Island / Grönland) gewesen sein wenn man von verbreitet im Sinne von häufig anzutreffen überhaupt sprechen kann. Kombinationen Eine Kombination verschiedener Materialien in verschiedenen Schichten ist belegbar. Durch die wenigen erhaltenen Stücke lassen sich leider keine Aussagen darüber machen ob für verschiedene Anwendungen oder Anwendungsgebiete verschiedene Füllungen bestimmter Materialien in bestimmten Reihenfolgen verwendet wurden. Genormte Uniformen waren im Mittelalter nicht gegeben, jedenfalls nicht in dem Umfang wie man es bei modernen Armeen heutiger Zeit kennt.
 
Innenseite -Materialien- Als Material kommen grundsätzlich alle Stoffarten in Frage die auch auf der Außenseite verwendet wurden. Da die Innenseite jedoch mit ausschlaggebend für den Tragekomfort ist, sollte man beachten das weiche und feinere Gewebe Anwendung finden. Rauhes Segeltuch macht auf der Innenseite keinen Sinn da es hart und steif ist und am Körper durch die Unterwäsche (Kotte / Tunika) scheuern kann. Innen wird also immer feinere Stoff verwendet als außen. Die Ausnahme von dieser Regel gilt jedoch dann wenn Panzerungen unter dem Textilpanzer getragen werden. Dann muss auch die Innenseite aus robusten Stoffen bestehen da der Textilpanzer ja auf dieser Panzerung (z.B. Kettenhemd) aufliegt und sich daran scheuert. Wolltuch macht im diesem Falle keinen Sinn da sich die Nietstellen leicht im Tuch verhaken und Löcher bilden können. Farbgebung Soll der Textilpanzer farbig sein so ist Wollstoff oder Seide zu verwenden da Leinen im Mittelalter nicht gut zu färben war. Das ist aber nur sinnvoll wenn eine Zusatzpanzerung (Kettenhemd) unter dem Textilpanzer getragen wird bzw. der Textilpanzer die alleinige Rüstung ist die ohne Wappenrock getragen wird. Ansonsten ist von einem ungefärbten Naturton des Stoffes auszugehen.
 
Die Anfertigung eines Lagenpanzers ohne Füllung kann wesentlich schneller von statten gehen als die eines gefüllten. Besonders bei Füllungen mit Lockermaterialien ist der Zeitaufwand wesentlich höher da die Absteppung enger sein muss und Quersteppungen nötig werden können. Allerdings hängt die Zeitersparnis bei einem ungefüllten Lagenpanzer davon ab wie viele Schichten zusammengenäht werden sollen. Ab einer gewissen Anzahl von Stofflagen lassen sich die Nadeln nicht mehr durch den Stoff stechen ohne das eine Ahle eingesetzt werden muss. Dann werden mehrere Lagen vernäht. Auf dieses Stoffteil werden dann weitere Lagen aufgenäht wobei nur die obere Lage des bereits zusammengenähten Stofteiles durchstochen wird. Das bedeutet das man die Absteppung mehrmals durchführen muss um alle Lagen miteinander zu verbinden. Das führt zu einer enormen Stabilität aber auch zu einem hohen Zeitaufwand und Fadenverbrauch. Soll die Außenseite gefärbt sein, so wird diese Lage mit einem entsprechend gefärbten Faden auf den Stoffpanzer genäht wobei nur die äußere Schicht das Lagenpanzers durchstochen wird. Es ist auch möglich mit dem gefärbten Faden mehrere Schichten durch das Absteppen zusammenzunähen. Dieses Stoffteil wird dann über die Steppnähte der Lagen der Innenseite mit dieser verbunden wobei wiederum nur die obere Lage durchstochen wird. Dies ist besonders dann wichtig wenn die Innenseite ebenfalls gefärbt sein soll und eine andere Farbgebung als die Außenseite aufweist. Auch hier wird dann ein entsprechend gefärbter Faden verwendet. Damit fällt der Faden im fertigen Textilpanzer nicht mehr auf. Allerdings ist es auch möglich die Absteppung farblich durch einen andersfarbigen Faden hervorzuheben. Das setzt dann allerdings ein sehr sauberes Arbeiten in Hinsicht auf den Stichabstand und den Abstand der Steppnähte zueinander voraus. Reine Lagenpanzer und gepolsterte Panzer werden unterschiedlich zusammengenäht. Während beim Lagenpanzer die Schichten fest zusammengenäht werden, werden die Nähte bei gepolsterten Panzern lockerer zusammengezogen. Beim Lagenpanzer kommt es auf den festen Verbund der Schichten an. Bei gepolsterten Panzern würden zu fest angezogene Nähte das Polstermaterial so fest zusammenziehen das die polsternde Wirkung in diesen Bereichen verloren geht. Unterschiede können auch in den Abständen der Steppnähte bestehen. Lockeres Füllmaterial benötigt engere Abstände als beispielsweise gewalkter Wollstoff. Die engeren Abstände verhindern ein Verrieseln des Füllmaterials. In diesen Fällen sind auch Quersteppungen von Nöten die bei einem Panzer aus Stofflagen nicht notwendig sind. Die Festigkeit und Flexibilität der Textilpanzer wird von den Steppnähte erheblich beeinflusst. Zu enge Abstände können den Panzer sehr steif werden lassen. Bei Polsterungen mit Lockermaterialien führen zu weite Abstände zu einem Verrieseln in untere Regionen. Abstände von vier bis zehn Zentimeter sind realistisch. Gleiches gilt für eventuell anfallende Quersteppungen. Das Vernähen erfolgt punktuell und nicht engmaschig. Engmaschige Nähte setzen gerade bei gepolsterten Panzern die Wirkung der Polsterung herab. Durch das Absteppen wird der Stoff quer zur Naht verkürzt. Es entsteht eine bauchige Form. Je nach Art und Dicke der Füllung wird dieser Effekt verstärkt. Auch der Abstand der Nähte sowie der Zug beim Festziehen des Fadens haben darauf Auswirkungen. Deshalb ist immer auf eine genügende Stoffzugabe beim Zuschneiden der Stoffbahnen zu achten. Der Flächenverlust durch das Absteppen steigt mit der Anzahl der notwendigen Steppnähte an. Bei Abständen von zehn Zentimetern ist eine Stoffzugabe von umlaufend zehn Zentimetern ausreichend. Bei einem Abstand von vier Zentimetern sind 15 bis 20 Zentimeter realistischer. Lieber zu viel Stoff zugeben als zu wenig. Abschneiden kann man immer noch, dran nähen ist wesentlich schwieriger. Die Herstellung eines Textilpanzers erfordert Platz. Ein Spannrahmen kann die Arbeit erleichtern. In einem Holzgerüst werden die zu vernähenden Lagen eingespannt und dann abgesteppt. Bei einer Verwendung von Lockermaterialien muss hingegen das Werkstück flach auf der Arbeitsfläche liegen. Das Vornähen von Taschen ist in diesem Falle nicht zu empfehlen da die Polsterung ja erst nach dem Nähen eingebracht wird und die Nahtbereiche deshalb ungepolstert bleiben. In beiden Fällen ist es sinnvoll die einzelnen Lagen zunächst nur punktuell mit größeren Abständen zu fixieren und erst danach die gewünschten Nähte anzubringen. Das verhindert ein verrutschen der Lagen. Die punktuellen Nähte dienen dabei auch als eine Art Zielhilfe für die eigentliche Absteppung. Sie sollten deshalb sehr exakt gesetzt werden. Zum Nähen wird fester Leinenzwirn verwendet. Bewährt hat sich 20/6 Zwirn der auch für die Herstellung von Lederschuhen verwendet wird. Entsprechend stabil muss die Nadel sein. Eine große Hilfe ist eine Ahle die zum Vorstechen der Löcher verwendet werden kann. Ja mehr Lagen verwendet werden, desto dicker wird das Werkstück. Bei hohen Lagenzahlen ist ein zusammennähen von Stoffteilen erheblich schwieriger als es beim Nähen einer einfachen Tunika der Fall ist. 35 Lagen mit einer doppelten Kappnaht verbinden ist nicht möglich. Schließlich würden 70 Lagen miteinander vernäht werden müssen. Eine extrem dicke und starre Wulst wäre die Folge. Vernäht wird die Stoffzugabe der oberen Schicht oder Schichten. Stabilität steht dabei im Vordergrund aber auch die Nähbarkeit sollte bedacht werden. Es muss einfach noch möglich sein die Stoffteile zusammen fügen zu können ohne das man hinter her eine seelische Krise oder eine Sehnenentzündung wegen Überbeanspruchung bekommt. Die Naht als solches sollte auf der Innenseite des Textilpanzers liegen. Damit wird vermieden das eine Angriffsfläche auf der Außenseite bildet. Kettenglieder einer möglichen Zusatzpanzerung können sich so nicht in den Nähten verhaken. Vor dem Vernähen der Stoffteile steht das Kürzen der Stoffzugabe. Da alle Lagen mit einer Zugabe versehen wurden, aber nur die äußeren Schichten der jeweiligen Stoffteile für die Naht verwendet werden, müssen die inneren Lagen entsprechend eingekürzt werden. Nur die Äußeren Schichten werden stehen gelassen. Wie viele Stofflagen der äußeren Schichten zum Vernähen verwendet werden hängt von der Dicke und Festigkeit der verwendeten Stoffe ab. Jeweils zwei Lagen der Innen- und Außenseite sollten jedoch ausreichen. Nach dem Kürzen der Innenlagen werden die Stofflagen der Außenseite nach Innen geklappt. Die zu vernähenden Stoffteile werden passgenau nebeneinander gelegt. Bei lockeren Füllmaterialien kann ein einfacher Heftstich die Arbeit erleichtern. Dieser wird durch die äußeren Lagen am Rand ausgeführt und hält die Füllung dort wo sie hingehört. Mit einem einfachen Wendestich werden dann die Stoffteile zusammengenäht. Es empfiehlt sich zunächst große Abstände zu nähen um die Teile erst mal zu fixieren. Dann erfolgt die eigentliche Naht die engmaschig und stabil ausgeführt wird. Da der Textilpanzer starken Bewegungen unterzogen wird ist eine doppelte Naht zu empfehlen. Dazu wird eine Kappnaht angelegt wo der der Faden nicht durch alle Lagen des Panzers geführt wird. Der Faden wird nur durch die obersten Schichten der Innenseite des Panzers geführt. Eine besondere Schwierigkeit besteht beim Nähen der Ärmel. Diese können wie bei normalen Kleidungsstücken normal an den Torso genäht werden. Einfacher dürfte es sein die Ärmel nicht direkt an die Schultern zu nähen, sondern sie mit einem ungepolsterten Stoffstück innerhalb des Schulterteiles anzunähen. Damit überlappen sich im Schulterbereich zwei Panzer Flächen. Das führt zu einer erhöhten Schutzwirkung in diesem exponiertem Bereich. Gleichermaßen wird die Beweglichkeit erhöht. Möglicherweise liegt hierin die Erklärung für die Abbildungen der Kreuzfahrerbibel die einen dickeren Torso über der Schulter zeigen. Diese Abbildungen können aber auch darauf hinweisen das zweigeteilte Textilpanzer getragen wurden. Die Ränder des Textilpanzers werden mit Stoff ummantelt. Dazu werden schmale Streifen um die offenen Lagen gelegt und an den äußeren Lagen der Innen- und Außenseite vernäht.
 
Grundlegendes Die Schnittmuster der Textilpanzer unterlagen der Entwicklung der Rüstungstechnik. Diese Schnittmuster hatten dann Einfluss auf die Entwicklung der Mode der einzelnen Epochen. Waren für Kettenhemden noch weiter geschnittene Kleidungsstücke üblich, so wurden die Textilpanzer mit dem Aufkommen der Plattenpanzer immer körperbetonter und enger. Die Schnittmuster wurden in dieser Entwicklung komplizierter, die Anzahl der zu vernähenden Stoffteile größer. Zwar wurden die Schnitte immer körperbetonter, doch waren Textilpanzer nie so eng das sie dem Träger die Luft nahmen. Die Bewegungsfreiheit des Trägers durfte nur so wenig wie möglich eingeschränkt werden. Alle Textilpanzer weisen eine Gemeinsamkeit auf: Den Torso. Nur der Torso ist bei allen Panzern vorhanden. Es gab ärmellose Textilpanzer, Textilpanzer mit kurzen Ärmeln, halblangen Ärmeln, langärmelige und langärmelige mit angenähten oder angenestelten Handschuhen. Abnehmbare Ärmel hingegen dürfte es nicht gegeben haben da diese die Schutzwirkung in diesem Bereich herabsetzen. Im Vergleich zum Torso weisen die Ärmel eine geringere Lagenzahl auf. Die Arme mussten beweglich bleiben. Im Achselbereich ist die Lagenzahl noch geringer, bzw. es ist gar keine Panzerung in dem Sinne vorhanden. Der Achselbereich ist der Bereich der am beweglichsten sein musste. Die Armbeuge ist wie der Achselbereich ein Bereich mit hoher Bewegung die durch den Panzer nicht beeinträchtigt werden darf. Abhilfe kann hier Kettengeflecht schaffen. Unter der Achsel angebracht verstärkt es die Schutzwirkung ohne die Beweglichkeit stark einzuschränken. Gerade bei Plattenpanzern wurde hier Kettengeflecht getragen da hier eine Lücke entstand die durch Platten nicht geschlossen werden konnte. Auch an den Armen konnte Kettengeflecht getragen werden um die Schutzwirkung gegen Schnitte zu erhöhen. An den Torso müssen dann Nestelschnüre angebracht werden an denen das Kettengeflecht befestigt wird. Öffnungen, Schlitze, Geren Öffnungen im Textilpanzer sollten nach Möglichkeit vermieden werden das diese die Schutzwirkung herabsetzen. Zum besseren hinein schlüpfen sind Schlitze nicht unbedingt notwendig. Für das Herauskommen können Schlitze unabdingbar sein da ein vollgeschwitzter Panzer wesentlich schwieriger ausgezogen werden kann als ein trockener. Für den Kopf im Halsbereich wird der Schlitz vorne am Hals, seitlich auf einer oder beiden Schultern oder im Nacken angebracht. Auf der Vorderseite des Halses stellt ein Schlitz jedoch eine große Gefahr dar. In diesem sehr empfindlichen Bereich ist es nicht ratsam die Schutzwirkung herabzusetzen. Ratsamer ist die Anbringung auf der Schulter, besser noch im Nackenbereich. Letzteres kann eine höherrangige Person kennzeichnen. Für das Verschließen ist Hilfe notwendig die sich nur reichere Personen leisten konnten. Einen Schlitz auf der Schulter kann dagegen jeder selbst schließen. Wird ein Kettenhemd über dem Textilpanzer getragen, so dürfen keine Verschlüsse angebracht werden an denen sich das Hemd verhaken könnte. Schnüre sind dann die erste Wahl wobei je nach Zeitstellung umnähte Löcher (Knopflochstich) oder Ösen zum Durchführen der Bänder angebracht werden. Ab einer bestimmten Länge sind Schlitze im Textilpanzer notwendig die die Beinfreiheit im Gefecht zu Fuß und oder generell beim Reiten gewährleisten sollen. Diese Schlitze werden auf Vorder- und Rückseite angebracht. Seitliche Schlitze setzen die Schutzwirkung in diesen Bereichen herab da eine Öffnung im Panzer entsteht. Zumindest bei der ersten Variante wird die Vorderseite ja durch das Schild gedeckt was bei seitlichen Schlitzen nicht der Fall ist. Je steifer ein Textilpanzer gefertigt wurde, desto größer weitet sich der Schlitz. Das kann dazu führen das weitere Geren im Bereich der Schlitze notwendig werden. Diese zusätzlichen Dreiecke bringen den Schlitz wieder auf ein vertretbares Maß und gewähren neben der Beinfreiheit auch die Schutzwirkung des Trägers. Neben den Schlitzen sind meist auch Geren an den Seiten notwendig die den Textilpanzer nach unten erweitern. Schlitze wie Geren werden aber nur dann notwendig wenn der Textilpanzer bis deutlich unter den Gürtel reicht. Panzer die nur bis zu den Oberschenkeln reichen benötigen weder Schlitze noch Geren. Kragen Ein Kragen dient dem Schutz der Halspartie. Dabei kann an den Kragen noch eine Kapuze angesetzt worden sein. Die Entwicklung scheint von fest angenähten Kragen hin zu separaten Kragen gegangen zu sein. Letzteres erhöht die Bewegungsfreiheit des Trägers. Diese Variante wird auf einem Schulterteil angenäht und unter dem Torso getragen. Auf diese Weise überlappen sich beide Panzerteile was zu einer höheren Schutzfunktion führt. Beide Varianten kommen nicht ohne Schlitze aus da der Kragen recht eng am Hals getragen wird. Für diese Schlitze gilt was bereits weiter oben unter Öffnungen geschrieben wurde. Zwei- oder mehrteilige Formen Auf verschiedenen Abbildungen scheinen mehrteilige Textilpanzer gezeigt zu werden. Wie bei der Anfertigung bereits beschrieben könnte es sich dabei um Nähte handeln die entstehen wenn man die Ärmel im Inneren des Torso annäht. Ebenso wahrscheinlich ist die mehrteilige Form. Getragen wird dann ein langärmeliges Teil das maximal bis zu den Hüften reicht. Darüber wird eine ärmellose knielange Schlupfweste getragen. Diese Schlupfweste ist sehr dick während die Unterpanzerung relativ dünn ausfällt und die Bewegungsfreiheit der Arme kaum einschränkt. Als weiteres Teil kann ein separater Kragen hinzukommen so das dieser mögliche Aufbau aus drei Teilen besteht. Schnittmuster Die einfachste Form ist der ärmellose Torso der bereits bei den Römern unter dem Kettenhemd getragen wurde. Die Tunika war lange Zeit als Kleidungsstück verbreitet und bietet sich deshalb als Textilpanzer an. Die Cotte folgte später ist aber genauso geeignet. Für beide Varianten müssen ab einer bestimmten Länge Schlitze und Geren eingebracht werden. Dies ist für die Beinfreiheit des Trägers wichtig. Hierbei gilt es das zu beachten was weiter oben zum Thema Schlitze geschrieben wurde. Auf Tunika und Cotte folgte das Wams. Hauptunterschied liegt in der höheren Anzahl der Stoffteile. Das Wams wird in der Taille enger geschnitten. Damit passt es sich der Körperform des Trägers an. Das war für die aufkommenden Plattenpanzer notwendig die über diesen Textilpanzern getragen wurden. Damit bestand der Torso des frühen Wams aus vier Teilen auf die später welche mit acht und mehr folgten. Gleichzeitig wird im Vergleich zu Tunika und Cotte die Armkugel eingeführt die in der Folge der Entwicklung immer größer und komplizierter geschnitten wird.
 
Bei den Ausrüstungen gilt für Früh- bis Hochmittelalter das der Schild den größten Schutz bieten soll und muss. In allen genannten Fällen ist ein Gürtel von großer Wichtigkeit. Egal in welchen Kombinationen der Schutz getragen wird: Der Gürtel über der Hüfte angebracht nimmt einen Teil des Gewichtes von den Schultern und lagert es auf der Hüfte ab. Das ist besonders wichtig bei Panzerungen die über die Hüfte bis aufs Knie reichen. Gerade bei Kombinationen mit einem Kettengeflecht ist es notwendig das Gewicht am Körper zu verteilen. Textilpanzer als alleinige Rüstung Ab 15 Lagen Stoff ist ein guter Schutz gegen Schnitte gegeben. Belegt sind textile Panzer mit Schichten von bis zu 38 Lagen Stoff. Im Vergleich zum Kettenhemd entstanden deutlich niedrigere Kosten, jedoch keine Gewichtsersparnis gegenüber einem Kettenhemd. Das gilt besonders für Panzer die aus einer hohen Anzahl von Stofflagen hergestellt wurden. Bei dieser Trageweise wird kein Polstermaterial zwischen den einzelnen Schichten eingebracht. Der Panzer besteht nur aus Stofflagen wobei die Anzahl im Torso höher liegt als an den Armen. Das soll die Beweglichkeit nicht übermäßig herabsetzen. Eine Zweiteilung des Panzers ist möglich. Ein leichter Unterpanzer mit angenähten dicken Ärmeln über den ein schwerer dicker Panzer gezogen wurde der den Körper schützte. Die Problematik des Annähens von dicken Ärmeln an einen dicken Torso kann so umgangen werden. Damit geht eine Verbesserung der Beweglichkeit einher. Es entsteht im Achselbereich auch keine offene Stelle. Möglicherweise gab es Textilpanzer an denen mit Nestelschnüren die Arme angebracht werden konnten. Ein Unterhemd zum Annesteln der Beinlinge / Hosen ist ab dem 14. Jh. belegt wobei unklar ist ob es sich bei dem Unterhemd um ein Teil eines Textilpanzers handelt. Bei einem Beschusstest mit verklebten Leinenbahnen wurden ab 18 Lagen Stoff Pfeile abgehalten. Auf eine Schussentfernung von 10 Meter wurde mit einem Langbogen (65lbs Zugkraft) auf einen Textilpanzer geschossen. Allerdings waren die Leinenbahnen mit Leim verklebt. Es wurde nur gerade so viel Leim verwendet das eine Klebewirkung erzielt werden konnte. Es zeigt zwar die Panzerwirkung allerdings gibt es keine Belege für verklebte Stofflagen im Bereich Textilpanzer im Mittelalter. Kombination von Textilpanzer und Kettenhemd Bei der Kombination von Kettenhemd und Textilpanzer ist zu beachten das die textilen Panzer ebenfalls ein hohes Gewicht erreichen können. Es ist deshalb davon auszugehen das dünnere Panzer aus Stoff zum Einsatz kamen wenn ein Kettenhemd zusätzlich getragen wurde. Die Trageweise des Kettenhemdes ist kontrovers. Wurde das Kettenhemd über dem Textilpanzer getragen, oder darunter? Selbst die Kreuzfahrerbibel gibt dazu unterschiedliche Antworten. Textilpanzer über dem Kettenhemd Der Textilpanzer bietet eine glatte Angriffsfläche. An einem Kettenhemd kann eine angreifende Klinge an den Nietstellen Widerstand finden und diese (auf-)brechen. Schläge und Stöße treffen nicht mit voller Wucht auf das Kettengeflecht und den Körper des Trägers. Geschosse werden abgebremst. Diese Wirkung kann so weit gehen das die einschlagenden Geschosse so weit Energie verlieren das sie Kettenglieder nicht aufsprengen können. Jedoch besteht die Gefahr das Geschossspitzen den äußeren Panzer durchdringen und das Kettenhemd doch durchschlagen. Liegt das Kettengeflecht ohne weitere Panzerung auf der Haut können in den Körper mitgerissene Teilchen des Kettengeflechtes schwerwiegende innere Verletzungen hervorrufen. Wird das Kettenhemd unter dem textilen Panzer getragen so muss den Körper ein Kleidungsstück vor dem Kettenhemd schützen. Es kann selbst bei normalen Bewegungen zu Quetschungen kommen. Das Aufbiegen von Kettengliedern ist möglich wobei sich diese dann in die Haut treiben können. Ein mehrlagiges Kleidungsstück kann hier Abhilfe schaffen das jedoch nicht als weitere Panzerung zu verstehen ist. Es soll nur den Träger vor seinem eigenen Kettenhemd schützen. Im Winter führt ein unter dem Textilpanzer getragenes Kettenhemd dazu das der Träger nicht so schnell auskühlt. Im Sommer wird so vermieden das die Sonne das Kettenhemd aufheizen kann was sehr schnell zu einer Überhitzung des Körpers führen kann. Textilpanzer unter dem Kettenhemd Während der Kreuzzüge wurde Textilpanzer unter dem Kettenhemd getragen. Schriftliche Quellen nennen das der Textilpanzer immer zuerst angelegt wurde, dann das Kettenhemd. Diese Quellen nennen auch Pfeiltreffer die zwar das Kettenhemd durchdrangen aber im Textilpanzer stecken blieben. Damit werden auch Splitter aus dem Kettengeflecht abgehalten die durch Pfeilgeschosse Richtung Körper getragen werden. Sinnvoll ist dabei einen textilen Panzer mit Ärmeln anzufertigen der einen separaten Kragen (mhd. Koller, Kollir) aufweist. Dieser Kragen weist einen zusätzlichen Schulterschutz auf (mhd. Spaldenier). Diese Schutzvorrichtung wird unter dem Textilpanzer getragen. Durch den Schulterschutz wird die Schutzfunktion auf den Schultern und im Halsbereich verdoppelt. Das Gewicht des Kettenhemdes liegt nun doppelt abgepolstert auf den Schultern, was den Tragekomfort verbessert. Seitlich geführte Schläge über die Schulter werden vom Halsschutz abgefangen. Textilpanzer über und unter dem Kettenhemd Eine Kombination von Textilpanzer über dem Kettenhemd und einem weiteren Panzer darunter ist ebenfalls möglich. Es entsteht eine Kombination der beiden ersten Panzerungen die die Vorteile davon zusammenführt. Von Innen nach außen ergibt sich ein langärmeliger Stoffpanzer aus mehreren Lagen Stoff. Darüber ein langärmeliges Kettenhemd. Darauf ein dickerer Textilpanzer der den Torso schützen soll. Die Panzerung der Arme besteht so aus dem textilen Unterpanzer und einem Kettengeflecht, die des Torsos aus einer dickeren Panzerung. Damit wird die Bewegungsfreiheit der Arme gewährleistet. Die größte Fläche des Körpers, der Torso, erhält damit eine weitere starke Panzerung. Panzerung an den Händen Textilpanzer mit Langärmeln und Polsterhandschuhen behindert die Beweglichkeit der Hände. Sie ist nicht unbedingt notwendig. Die Hand ist meist hinter der Deckung (Schild) und fährt nur zum Angriff nach vorne (Verlagerung der Hände heute in das Schlagfeld weil der Kopf als Ziel Nummer eins heute nicht mehr gilt). Gepanzerte Handschuhe traten vermehrt mit dem Auftauchen der beidhändig geführten Schwerter im späten Mittelalter auf. Bei dieser Kampfweise wird kein Schild mehr geführt weshalb eine Panzerung der Hände notwendig wurde. Es gab jedoch langärmeligen Textilpanzer mit Vorrichtungen die die Hände schützten bereits vor den beidhändig geführten Schwertern. Die Hände konnten auf unterschiedliche Art geschützt werden. Fest an den Textilpanzer angenähte gepolsterte Handschuhe sind auf Abbildungen zu sehen. Da dies die Motorik der Finger einschränkt oder gar unmöglich macht wurde dem auf verschiedene Weise entgegengewirkt. Im Bereich der Handflächen wurde eine Öffnung gelassen durch die die Hände aus dem Panzer herausgeführt werden konnten. Eine andere Möglichkeit war das nur ein Teil der Handschuhe fest am Textilpanzer angenäht wurde und so die Möglichkeit bestand die Hände aus diesen Öffnungen heraus zu führen. Eine weitere Möglichkeit war die Anbringung von Nestelschnüren über die die Handschuhe an den Textilpanzer lösbar angebracht wurden. Für alle Varianten gilt das die Bewegungsfreiheit der Hände noch gegeben sein muss. Dies wird auch dadurch erreicht das die Innenseite der Handschuhe weniger gepanzert ist als die Außenseite.
 
Aufbewahrung Bei einem Textilpanzer besteht die Gefahr des Mottenbefalls. Wie bei allen Kleidungsstücken aus Naturfasern muss ein Textilpanzer öfters nach Mottenlarven abgesucht werden. Durch das relativ hohe Gewicht ist eine liegende Lagerung anzustreben da gerade die Nähte im Schulterbereich sonst ständig beansprucht werden und durch das ständig zu tragende Eigengewicht schneller reißen können. Belege für Textilpanzer Kelten und Griechen im Mittelmeerraum trugen schon den Aketon Kelten, Germanen trugen keinen Textilpanzer unter den Kettenhemden Römische Soldaten trugen den Subarmalia unter dem Kettenhemd Frühmittelalter keine Belege In der Casus Sancti Galli für das Jahr 926 Panzer aus Filzstoffen 12. Jh. Filzpanzer (mit denen sich die Christliche Infanterie in den Kreuzzügen durch den Pfeilhagel der muslimischen Bogenschützen gekämpft hat) Stoffrüstungen bei den Templern 1250 (~1245) Maciejowski-Bibel (Kreuzfahrerbibel) 1288 Schlacht von Worringen (am Rhein bei Dormagen / Leverkusen) ( laut dem Chronisten Jan van Heelu das Bergische Fußvolk fast komplett in "Wambeys" also Textilpanzer Gerüstet) 13. Jh. Mehrheit der Abbildungen zeigt Kettenpanzer direkt auf der Kotte ohne Textilpanzer Bei Kombination von Kette und Textilpanzer liegt der Textilpanzer über dem Kettenpanzer Die Verwendung eines gepolsterten Unterkleides ist die Ausnahme 14. Jh. wurde wie im 13. Jh. fortgesetzt 15. Jh. In den burgundischen Ordonanzen von 1473(?) wird für Bogenschützen vorgeschrieben, das sie ein ärmelloses Kettenhemd unter einem Jack aus 10 Lagen Stoff zu tragen haben Mitte 15. Jh. mit Seide gefüllte Textilpanzer 15. Jh. englische Quelle nennt die einzelnen lagen als locker zusammengenäht um Stöße besser abfangen zu können Quellen u.a.: http://www.mittelalterforum.com/index.php?page=Portal http://www.tempus-vivit.net/taverne/thema/Gambeson -Untersuchungen und Schriften der R.A. in Leeds, England -English Wardrobe Accounts, 1300-1400 -Pariser Zunftverordnung der Schneider, 14tes -Jupon of the Black Prince, England
 
Die Quellenangaben sind nicht vollständig. Der Informationgehalt lässt zu wünschen übrig. Gedacht ist der Text als Hilfestellung für das weitere Eintauchen in das Thema. Das Anfertigen bezieht sich auf das Vernähen von Hand! Mit der Maschine kann es bei den auftretenden Dicken zu Problemen kommen. Wenn man sich einen Textilpanzer zulegen möchte, so empfehle ich vorab Gespräche mit Leuten zu führen die erstens einen besitzen und schon länger tragen, und zweitens die ihn auch im Kampf benutzen. Das hilft (teure und schmerzhafte) Fehler zu vermeiden.
 
Hast Du Dir Arbeit gemacht !! :thumbup: Vielen Dank dafür.
 
Tatsächliche eine gute Ausarbeitung zum Thema, sauber gegliedert und gut recherchiert. Ausspreche Anerkennung ! PS : Könnte einer der Admin's aus Wedel den Dr. Wedel machen ? :thumbsup:
 
PS : Könnte einer der Admin's aus Wedel den Dr. Wedel machen ? :thumbsup:
Nee, dann hätte er diese Zusammenfassung mal mindestens mit den nötigen Quellenverweisen im Text versehen müssen, um die unten angegeben Quellen (auch für unkundige Leser) nachvollziehbar und überprüfbar zu machen...und dann müsste er...ok...Schluss damit. :zunge Mit dem Dr. warten wir glaube ich noch ein Weilchen... :D Trotzdem ein :danke für deine Arbeit, Wedel! :thumbup:
 
Jetzt frag ich mich aber, wieviele Lagen ein Gambi hatte, wenn Kette drüber war....???? Was würdet ihr sagen?
 

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