Untermieter im Dreikönigschrein ?

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AvK

Guest
Wenn man den Kölner Dom betritt, wird man im Chor den wohl größten Schatz des Abendlandes bewundern können, den vermutlich von Nikolaus von Verdun ( 1130-1205) hergestellten Dreikönigsschrein. Was man diesem einzigartigem Meisterwerk der Goldschmiedekunst nicht ansieht ist die Tatsache, daß der Schrein nicht nur die Gebeinen der heiligen 3 Könige, sondern zusätzlich noch die Reliquien des Hl. Grgor von Spoleto, sowie der Heiligen Felix und Nabor enthält. Erhard Winheim beschreibt dieses bereits 1607 in seinem berühmten Pilgerführer "Sacrarium Agrippinae" und legt großen Wert darauf, daß diese Reliquien , genau wie die der 3 Könige (...corpora magorum commemorata...) höchste Veehrungswürdigkeit besitzen.
schrein.jpg
Quelle: Erhard Winheim, "Sacrarium Agrippinae", Köln 1607, fol 38 , http://www.klosterkirche.de/zeiten/epiphanias/img/schrein.jpg
 
Kleiner Nachtrag für Interessierte: am 6.januar,dem Dreikönigstag in der Diözese Köln und dem Patronatsfest, wird der Chor für die Pilger geöffnet, und die Trapezplatte an der Stirnseite des Schreins wird entfernt ( s. Foto unten). Man Kann dann hinter dem Gitterfenster des Schreins die 3 Schädel sehen, die mit Kronen geschmückt sind.
ecd77a71f7.jpg
Für noch mehr interessierte: Die 3 Kronen sind seit dem MA das Wappen der Stadt Köln, in der frühen Neuzeit kamen dann noch 11 "Flämmchen" auf weißen Grund dazu, die eine andere Kölner Legende und in Köln verehrte Reliquien darstellen, nämlich die der Heiligen Ursula und ihre 11.000 Jungfrauen. Aber das mit der Ursula ist dann mal eine andere Geschichte... Quelle:http://www.koelner-dom.de/typo3temp/pics/ecd77a71f7.jpg
 
Für noch mehr interessierte: Die 3 Kronen sind seit dem MA das Wappen der Stadt Köln, in der frühen Neuzeit kamen dann noch 11 "Flämmchen" auf weißen Grund dazu, die eine andere Kölner Legende und in Köln verehrte Reliquien darstellen, nämlich die der Heiligen Ursula und ihre 11.000 Jungfrauen. Aber das mit der Ursula ist dann mal eine andere Geschichte...
Aber die ist auch klasse! :thumbsup: Zu lustig, wenn man sich vorstellt, wie die Gute da mit ihren 11.000 Jungfrauen durch die Gegend pilgert und vor Kölle dann ausgerechnet über die Hunnen stolpert...
 
Was man diesem einzigartigem Meisterwerk der Goldschmiedekunst nicht ansieht ist die Tatsache, daß der Schrein nicht nur die Gebeinen der heiligen 3 Könige, sondern zusätzlich noch die Reliquien des Hl. Grgor von Spoleto, sowie der Heiligen Felix und Nabor enthält.
@ Anno Du hast noch etwas sehr wichtiges vergessen - dazu birgt der Schrein noch den Kopf von Johannes dem Täufer, als er noch ein Kind war :D .
 
Ja ja, der Johannes... Wie würde er heute so schön sagen: " Ach, ich weiß einfach nicht wo ich heute wieder meinen Kopf habe.... " :groehl
 
Hier hätte ich übrigens noch ein "Schmankerl" zum Dreikönigsschrein, welches kaum bekannt ist: Der Schrein wurde ursprünglich (ab 1322) in der sog. Achskapelle, also ausserhalb des Chores aufbewahrt. Dieser Standort war dem damaligen Dombaumeister dermaßen wichtig, daß er dafür sogar das Grab des Begründers des neuen gotischen Doms, nämlich Konrad von Hochstaden, in die benachbarte Johanneskapelle verlegen ließ. Man muß zur Bedeutung dieses Standortes wissen, das der Ostchor der Maria, der Westchor Petrus gewidmet war. Es gibt also im Dom quasi 2 eigene Kirchen, wobei der Marien-Teil, schon durch die Ostlage angedeutet, der liturgisch wichtigere war. Der Schrein war zum Schutz durch ein Gittergehäuse versehen, was aber gewisse "böse Buben" im Jahre 1574 nicht daran hinderte, aus der Frontseite das absolute Highlight des Schreins zu stehlen, den sog. Ptolemäer-Kameo. Wenn man wissen möchte wie dieser aussieht braucht man nur die Sammlungen des Kunsthistorischen Museums in Wien zu besuchen, dort ist er nämlich ausgestellt und den meisten ist die eigentliche Herkunft des Stückes, nämlich aus dem Kölner Dom nicht bekannt ( @Firiel: du Glückliche, Du sitzt da direkt an der Quelle...). Dazu, weils wirklich schön geschrieben ist, ein Zitat aus Harald Frieses Werk „Der Kölner Dom“: Zitat:"….Während die beiden oben beschriebenen Steine zum ursprünglichen Schmuck der Trapezplatte gehören, ist der 80x66 mm große Citrin in ihrer Mitte lediglich ein Ersatz für ein 1574 geraubtes Exemplar. Dabei handelt es sich um den berühmten Ptolemäer-Kameo, einen 115x113 mm messenden indischen Sardonyx mit 17 Schichten, von denen elf für die Darstellung des Herrscher/Geschwisterpaars Ptolemaios II. und Arsinoe II. genutzt wurden. Das Bildnis entstand vermutlich anlässlich der inzestuösen Ehe, die das Paar im Jahr 278 v. Chr. einging. Im Mittelalter geriet der Kameo durch die völlige Fehldeutung seines Bildinhalts zu einer Hauptstütze der Legende von dem dritten der Heiligen Drei Könige als ,,Mohrenkönig". In seinem Buch ,,De mineralibus" beschrieb der große Gelehrte Albertus Magnus das Bildnis als das zweier hellgesichtiger Jünglinge, denen ,,das tiefschwarze Haupt eines Äthiopiers mit langem Bart" (caput Aethiopis cum longa barba nigerrimum) beigegeben sei. Den aus einer dunklen, bräunlichen Gesteinsschicht geschnittenen Helm, auf dem dieses Äthiopierhaupt als Zierde abgebildet ist, erkannte Albertus nicht, daher deutete er auch den ebenfalls bräunlichen Wangenschutz des Helms als den Bart des vorderen, hellen Kopfes. Schon seit dem 8. Jahrhundert war die Festlegung der Könige auf drei Altersstufen und verschiedene Hautfarben vorgegeben. Als die Beschreibung des Ptolemäer-Kameos durch Albertus ganz in diesem Sinn erfolgte, wird man in ihr eine nachträgliche Bestätigung der alten Ansichten gesehen haben. Der Stein war in der Nacht zum 28. Januar 1574 gegen sechs Uhr morgens von Unbekannten geraubt worden, obwohl der Schrein vergittert und bewacht war. Seinen Wert gab man damals mit 2 t Gold an. Zwölf Jahre nach dem Raub tauchte der Kameo bei einem flämischen Kunsthändler in Rom auf, später gelangte er in die Kunstsammlung des Herzogs von Mantua, Vincenzo Gonzaga, wo ihn auch P. P. Rubens sah. Nach der Plünderung Mantuas 1630 durch kaiserliche Truppen geriet das Kleinod in den Besitz Alberts von Sachsen und gelangte möglicherweise durch Schenkung an die Habsburger. Erst 1952 wurde es in der Antikensammlung des Wiener Kunsthistorischen Museums entdeckt und aufgrund der Beschreibung Albertus Magnus' von Prälat Joseph Hoster und Eduard Neuffer (1900-1954), dem Leiter des Rheinischen Landesmuseums (Bonn), identifiziert….“ Zitat Ende. Zitiert aus: Harald Friese, „Der Kölner Dom“, Ss. 63/64, Komet Verlag Köln Hier noch mal eine Abbildung zum Kameo:
ANSA_IXa_81_010690_2_fin.jpg
 
@urs: Ich befürchte zu Albertus Zeiten hatte Fielmann noch keine Filiale in Köln ! :groehl
 

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