Verzierung der Kleidung einfacher Leute

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Ritter Kunz

Guest
Meine Frage ist fast eine gewisse Fortführung des Themas "Ungebleichtes Leinen als Unterkleidung". Nachdem ich mir hier im Forum viele herrliche selbsgenähte Kleidung sowie Taschen etc. angesehen habe, stellt sich mir die Frage, hatten die einfachen Leute auch verzierte Kleidung und Zubehör? Denn die Verzierungen verschlingen ja nicht nur zusätzliches Geld sondern enorm viel Zeit, ein Vielfaches an Zeit, was man für die eigentliche Näherei des Beutels, der Kotte etc. benötigt. Brettchenwebborten sind ja auch nicht so nebenbei gemacht. Mit einfachen Leute meine ich z.B. eine Magd, Handwerksgesellen, Lehrlinge, Randgruppen wie Bader, Schornsteinfeger, Scharfrichter... Oder die Frage andersrum, kann es "a" sein, wenn relativ arme Leute mit verzierter Kleidung rumgelaufen sind?
 
also wenn du dir Bilder ansiehst von ärmlicheren Leuten, sind da eher keine Verzierungen oben; Stickereien und Borten jedenfalls hab ich nie bewusst auf Illustrationen gesehen; "Verzierungen" waren da am ehesten noch Stoffquadrate um die Löcher zu verbergen ;) Also vielleicht konnte sich der eine oder andere noch eine kontrastfarbige Stoffapplikation leisten, aber meines Wissens ist bei unteren Schichten farblich (ausser evtl. Huren, die natürlich auf sich aufmerksam machen wollten, bzw. Spielleute die bisweilen abgetragene Stücke des Adels bekamen) und Deko-mässig eher abzuraten.
 
Danke für die Antwort! Also muss ich mich nicht auch noch mit Sticken befassen, ein Glück. ^^ Als Ritter in Zivil rumzulaufen wäre echt zu aufwendig und mit Kettenhemd steht man einige Stunden am Stück kaum durch. Ich könnte mir noch vorstellen, dass das einfache Volk Stickerein als Auftragsleistung für höhere Schichten gefertigt hat, also der Technik der "Verzierungen" durchaus mächtig war. Es aber für sich selbst die Zeit nicht reichte und ebenso das Geld knapp war. Bleibt noch die Frage, ob es standesgemäß überhaupt erlaubt wäre?
 
puh, ich würd aus dem Gefühl heraus sagen "erlaubt" war es - und gerade wer es sich leisten konnte wird alle Ersparnisse in die Kleidung gesteckt haben, weil ja auch Statussymbol. Und auch die Kleiderordnungen des etwa 14./15. Jh. sollten diese Verschwendungssucht mancher Schichten ja (eher vergeblich wie die Praxis bewies) eindämmen... Was vielleicht eher denkbar war, waren die Saumnähte in einer zum Kleiderstoff kontrastierenden Farben als "Dekoration" - wäre auch nicht kostspielig gewesen in dem Zusammenhang. Was genau willst denn darstellen? also was ist für dich "einfach"?
 
Farbige Einsäumung klingt gut und einfach! Ich denk drüber nach, einfacher Handwerker, Bader oder so, also Kotte, Surkotte, Beinlinge etc. Homi bis Spämi. Nun warte ich erst mal das Buch von Frau Kania ab. Und mein holdes Weib muss ja auch passend dazu gekleidet werden. Jedoch muss es nicht total "a" sein sondern eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen.
 
von nem Bader würde ich dir abraten: erstens hast du keine Badestube, zweitens ist Zähneziehen ohne chirurg/medizin. Kenntnisse vielleicht etwas unangenehm wenn im Nachhinein die Klage ins Haus flattert :D Handwerk: was denn in etwa kannst denn handwerklich? und zu Einsäumungen: gibt da immer auch zeitlich Unterschiede ^^
 
Wir wollen ja nicht aktiv bei einem Markt auftreten, lediglich als gewandete Besucher. Da würde ich schon niemanden die Zähne ziehen oder in einen fremden Zuber stecken. :D (es sei denn, ich werde total gereizt :wiki3 )
 
aber es würde nicht als Bader rüberkommen... hab auf FB übrigens ein tolles Foto von ner Bader-Darstellung heute morgen gesehen *g* ich muss in Wien definitiv nen Medizinstudenten für LH rekrutieren *fg*
 
Notfalls könnte ich das immer noch per PA beweisen. :D Und hat man im MA den Handwerkern ihren Beruf angesehen, wenn sie auf Einkaufstour u.ä. waren? :rolleyes:
 
Hinsichtlich Bilderquellen denke ich wird man nicht wirklich fündig was das Thema angeht, den wer hat schon das einfache Volk detailgetreu dargestellt? Dennoch kann ich mir vorstellen, dass auch das sog. einfache Volk zumindest für hohe Feiertage das ein oder andere Kleidungsstück hatte, welches ggfl.s mit Borte verziert war oder sonst etwas aufwendiger gearbeitet war. Schließlich hatte man insbesondere auch im Winter mehr Zeit um sich um solche Arbeiten zu kümmern, da die übrige Hofarbeit - wetterbedingt - etwas zurück gefahren wurde.
 
@ Thies So wie du es siehst, kann es auch sein. Die Frage wird man sicher nicht generell mit ja oder nein beantworten können. Und wie du sagtest, je ärmer das Volk, desto weniger Quellen. Die einen hatten vielleicht noch Kleidung für besondere Tage, bei den anderen reichte es dafür eben nicht mehr, je nach Region und Wohlstand des Umfeldes. Wenn ich mir was zurechtschneidere, dann wohl nach dem Motto, so könnte es gewesen sein, ohne den geringsten Anspruch auf "a" aber hoffentlich unter Vermeidung grober Fehler. Und da hoffe ich, dass das Buch von Frau Kania sehr nützlich ist.
 
Wenn du keine Abbildung findest die etwas hergibt und du trotzdem ohne Belege nicht drauf verzichten willst nimm doch zum Nähen farbiges Wollgarn/ nicht die gleiche Farbe wie der Stoff aufweist . An den Ärmelchen beim Vernähen 1,2 grüne Streifen oder einen Zierstich zum Vernähen sind nicht aufwendig und stechen nicht sofort ins Auge aber sind trotzdem nicht farblos ;) solange du jedenfalls nicht in Lumpen o.ä. gehen willst, das Geld für ein paar Gramm farbiges Wollgarn müsste halt in der Darstellung da sein^^
 
Danke für die Vorschläge! Mit farbigen Garn kann man natürlich auch Effekte erreichen und keiner kann sagen, das könnte es nicht gegeben haben. Sowas setzt aber voraus, dass man akurate Stiche hinbekommt. Da muss dann wohl meine Frau ran, was sichtbare Nähte anbelangt. Wenn Stoff- und Garnfarbe identisch sind, fallen Unregelmäßigkeiten nicht so schnell auf.
 
wenn die Verarbeitungsmethode wurscht ist kann man die Striche auch auf Butterbrotpapier vorzeichnen und drübersticken. Wenn mans anfeuchtet lässt sich das Papier drunter rausziehen. Ich kann grade Stiche nämlich auch überhaupt nicht :p
 
mal ein schneller Zwischenruf ...... Sind Handwerker denn einfaches Volk? Also ich weiss, dass zumindest Handwerksmeister in den Städten relativ gut verdient haben. Einfaches Volk wären doch wohl eher einfache Knechte, Mägde und Bauern, oder?
 
Das war soweit ich das nachvollziehen kann von mehreren Faktoren abhängig ob Handwerker "einfaches Volk" waren. 1) Aus welchem Ort kommt der Handwerker es gibt Regionale unterschiede im Ansehen der einzelnen Handwerke 2) kommt der Handwerker aus einer Großen Stadt, einer klerinen Stadt oder gar vom Land 3) Ist er Lehrling, Geselle, Altgeselle, Meister oder Innungs/Zunftmitglied 4) und zusätzlich kommt dann noch das wirtschaftliche Umfeld zB bist du Goldschmied in einer florierenden Handelsstadt mit Salzhandel bist du bestimmt nicht einfaches Volk selbst als Geselle geht es dir sicherlich besser als vielen anderen. Also wieder einmal man kann sicherlich als einfaches Volk und Handwerker durch die Gegendlaufen aber für eine A-Story zur Darstellung muss man sich in Büchern vergraben.
 
Ein Handwerkermeister wird normalerweise nicht zum einfachen Volk gerechnet werden können. Neben seinem Handwerksbetrieb hatten viele (wie von haste feuer erwähnt) Einfluss bei den Zünften und Stadträten. Bei einem Gesellen wird es auch davon abhängen, bei welch einem Betrieb er angestellt ist. Und somit stimme ich zu, für eine "a" Darstellung müsste man sich auf konkrete Zeit und Ort einlassen. Somit könnte dieser Thread auch in den Larp- Bereich verschoben werden. (?)
 
Hierzu ergänzend noch die Frage, war der Handwerker sesshaft oder reisend. Sesshafte Handwerker dürften in der Regel wohlhabender gewesen sein als Reisende.
 

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