Visuell erkennbare Erkennungsmerkmale für Ränge am Schlachtfeld

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Servus zusammen, die besten Ideen beginnen ja in unserer Szene immer mit "Is das so?" genauso gestern. Wir haben über die Form für das Heeresbanners und das Banner unserer Fußsoldaten gesprochen. Schnell ging es von einer Seite um die Festgelegten Wimpel, Banner und Feldabzeichen welche durch das FFC reglementiert wären und wohl angeblich auch einwandfrei nachweisbar wären. Und genauso schnell kam von mir auf die These, dass man das im 13. Jahrhundert auch übernehmen kann die oben beschriebte Frage. "Ist das so?" Wir gingen also jeweils aus der Leitung mit dem Fazit das zu recherchieren weil nun nicht sicher geklärt werden konnte ob und in wie fern welche Fahnen im 13. Jh. einwandfrei nachweisbar nur für den Zweck der Heeresführung oder nur als Anführer eines Kriegshaufens, bzw. einfach so an der Lanze geführt werden durften und los ging die Recherche. Schnell war ich bei der Heerschildordnung des Sachsenspiegels, welche mir bekannt ist. Schön und gut und bestimmt richtig, aber immer noch kein Hinweis darauf, dass die und die Fahnenform nur von dem und dem Heerschild getragen werden durfte. Ebenso wenig klärt dieser Punkt einen darüber auf ob die Form einer bestimmten Fahne an Stände oder aber an Ränge und Positionen gekettet wäre. Zwangsläufig ging es natürlich gestreckter längs Richtung "Gonfanon"(viereckige Fahne der länge nach waagerecht mit zwei bis drei Streifen dran), die Fahne die ich eh für die sinnigste Wahl für eine Fahne der Heeresleitung ansehe, da sie eigentlich in der Bilddarstellung immer in Zusammenhang mit der Lehensübergabe einer Person oder aber gleich als Sinnbild der Anführerschaft in biblischen Zeichnungen erkennbar wird. Auch erkenne ich in ihr das Banner von Wilhelm den Eroberer wieder auf dem Teppich von Bayeux, was ja eigentlich den Link zu der These untermauern würde, dass man der "Fahnenordnung" des FFC auch hier vertrauen könnte (wobei die ketzerische Frage gestattet sein muss ob denn diese Fahnenordnung lückenlos bewiesen ist oder einfach anno dazumal von den Gründungsvätern der Hastings-Fahrer entschieden wurde, vielleicht weiß da jemand aus der entsprechenden Szene mehr?). Schlimmer wird es nun beim Wimpel, bzw. Pennon. Hier findet man eigentlich nichts außer Behauptungen. Kleinere Verbände wären mit dreieckigen Wimpeln ausgetattet heißt es da. Weiter heißt es, dass diese Wimpel um die Spitze erleichtert worden wären wenn man die Anführerschaft angetragen bekommen hat, was ja bedeuten würde man hätte ein ... Trapez? anstatt eines Dreiecks. Das kann ich mir nicht vorstellen. Die Geschichte mit dem "Zipfel abschneiden" kenn ich zwar, aber hier nur in dem Zusammenhang, dass man ein längliches Viereckiges Banner mit einem Streifen oben hatte, welcher entfernt wurde. Das würde dem Wimpel als Lanzensymbol im 13. Jahrhundert ja widersprechen. Und weil das noch nicht verwirrend genug ist erkennt man in der Kreuzfahrerbibel auch noch lauter Ritter mit kleinen Fähnchen und zwei Streifen an den Lanzen. Schlimm, schlimm ... Als nächstes schnappst du dir dann die Heraldikbücher und durchforstest die Seiten ... keine ... einzige ... Erwähnung ... über die Bedeutung des Ranges mit der Flaggenform ... nicht eine ... das selbe auf den Internetseiten die ich zu Heraldig gefunden habe. Ein Fachgebiet, welches sich sogar mit der Helmzier und dem damit verbunden Stand befasst vergisst komplett und im vollem Umfang etwas angeblich so wichtiges wie Rangfolgen von Fahnenformen? Kann ich mir nicht vorstellen ... Ist daher gar nichts dran an der Behauptung, dass die Form einer Fahne für jeden ersichtlich gleichzeitig die Rangordnung während dieses Heerzuges gekennzeichnet hat? Fragen über Fragen ... mein Kopf raucht und daran lasse ich euch gerne teilhaben mit der beliebten Frage: "Ist das so ...?"
 
Ist nicht wirklich mein Fachgebiet, aber vierlleicht hilft dieser Auszug Zitat Handbuch der Waffenkunde, Reprintn1985, S.507, F. Die Fahnen und das Feld Spiel von Wendelin Boeheim 'Einfache, wenn auch ritterbürtige Dienstmannen und Vasallen führten statt des Rennfähnleins oft nur ein farbiges Wimpel, dessen Blatt schmal und lang gezogen in eine Spitze geschnitten endet. Für die Fahnenspitzen hat sich das ganze Mittelalter hindurch keine bestimmte Form herausgebildet, man trifft daher in den verschiedenen Heeren die mannigfachsten Spiefeisenformen". Hier noch ein Link zum selber nacvhlesen http://www.deutschestextarchiv.de/book/view/boeheim_waffenkunde_1890?p=11
 
Mist, Bearbeitungszeit überschritten So wäre es Richtig Die Überschrift zum Kapitel lautet: "F. Die Fahne und das Feldspiel" ... und weitermachen
 
hm ich denke mal dich interessiert Zivilisten. Also nix Orden Beim deutschen Orden gab es unterschiede. Da hatte der Hochmeister eins, gefolgt von oberster marschall,Großkomtur, Spittler und Trapier. Im Banderia Prutenorum bist du auch nicht fündig geworden?
 
Nein mich interessiert Militär, nicht Zivil. Weltliche Kämpfer sind nicht Zivil. ;-p Ich hab einiges an Anhaltspunkten gefunden inzwischen. Schreib nach dem Training mal den Stand meiner Recherche rein. Das Banderium ist leider 15. Jahrhundert. Das hilft mir im Fall 13. Jahrhundert leider nicht weiter.
 
Ich hab jetzt tatsächlich einen englisch-sprachigen Text gefunden, der einige Hinweise gibt, wobei ich vorerst einmal die Quellen dieses Textes prüfen werde. Dieser befasst sich auf jeden Fall mal mit einigen Fahnentypen für das Mittelalter, die ich jetzt hier einfach mal umreißen werde. Oriflamme: Der Autor bezeichnet diesen Fahnentyp als aus rote Seide bestehend und mit mehreren Zungen bestückt, im Grunde also ein Pennon. Diese Flaggen tauchen wohl als Abbildungen mit Konstantin den Großen und Karl den Großen, jeweils in Kleidung des 9. Jahrhunderts auf. Später im 13. Jahrhundert taucht dieser Fahnentypus wieder in abgewandelter Form, diesmal ein Rennbanner mit vielen Zungen, ebenfalls in roter Seide wieder auf und geführt von den französischen König. Die Orifalmme von St. Denis hieß das Ding wohl, wurde im 12. Jh. getragen und wurde um 1240 gezeichnet im Stil der Zeit des 13. Jahrhunderts. Meine Interpretation: Man kann also bei der Oriflamme, die wohl eine Art Heilige Flamme im Wind darstellen sollte, von einer eher französisch, königlichen Tradition reden welche sich an die Mode der Zeit anpasste. Das Pennon Dieser Fahnentyp wird beschrieben als:
  • viereckige Fahne mit zwei oder mehreren Zungen dran (Wilhelm der Eroberer)
  • Dreieckiger Wimpel (Abbildungen von Rittern unter Henry III.)
  • Dreieckiger Wimpel mit einem Einschnitt, so dass aus der Spitze zwei Zungen werden (Abbildungen von Rittern unter Henry III. und der Kreuzfahrerbibel)
  • als dreieckige Fahne mit dem rechten Winkel unten anstehend. (ab dem 13. Jh. wohl im anglo-französischem Raum zu finden)
Meine Interpretation: Gerade bei der ersten Version sehe ich die Verbindungen zum Gonfanon, welches in Texten des 13. Jahrhunderts immer im Zusammenhang mit Anführern steht, allerdings dann viel größer als von den untergeordnet dargestellten Rittern. Es gibt ein Beispiel in dem Jesus einem Kreuzfahrerheer voran reitet, welches so eine Fahne führt. Wilhelm der Eroberer wird mit solch einer Fahne dargestellt. 'Ich gehe also davon aus, dass man hier durchaus von einer "Anführerfahne" sprechen kann. Es schließt aber nicht die Möglichkeit aus, dass dieser Fahnentyp reserviert ist für besondere Ränge. Nur die Größe und Verarbeitung scheint hinweise zu geben. Die Fahnen der einfachen Ritter scheinen im Gegensatz zu weiten Fahnen wohl eher kleinere Maße zu haben. Das Banner Hier kommen wir zu etwas, was die Ordensdarsteller wieder erkennen werden. Ein aufgestelltes Viereck. In der Beschreibung des Autors wird sie als Standarte beschrieben, die vor dem König, Herzog, Baron, Lehnsheern oder was auch immer getragen wurde um auf seinen Rang und seine Rechte hinzuweißen. Teilweise wird dieser Fahnentyp auch wieder mit Zungen beschrieben, wie z.B. die Fahne der Hospitaliter, welche dann wieder ein wenig an die Oriflamme aus dem 13. Jahrhundert erinnert. Nur mit Kreuz eben. Hier wird dann auch der Brauch beschrieben, dass die Zunge eines solchen Banners bei mutigen Taten von König Edward I. auf dem Schlachtfeld abgeschnitten wurde um diesen Ritter zu ehren. Dieser Kult wäre damit erst ab den Ausgehenden 13. Jahrhundert überliefert. Interessanter weise wird noch eine andere Variatin dieses Brauches bschrieben, in dem ein viereckiges Banner diagonal so geschnitten wurde, dass man ein aufgestelltes Dreieck erhielt - ein Pennon also ... Meine Interpretation: Ich finde das Banner in den Abbildungen der Templer, ich finde es in der gesamten Kreuzfahrerbibel (in der kein einziger Gonfanon zu sehen wäre) als Banner auf einen Fahnenwagen und ähnlich wichtigen Situationen die darauf hindeuten, dass es sich wohl um eine wichtige Fahne handelt. Daher kann und will ich nicht ausschließen, dass es sich hier genauso gut um einen Fahnentyp mit hoher Bedeutsamkeit handelt, allerdings kann ich wieder nicht ausschließen, dass dieser Fahnentyp reserviert ist für eine Person am Schlachtfeld. Bei großen Schlachten reden wir immerhin von einem Aufgebot von König, Herzögen und Grafen. Wenn das Banner als heraldisches "Who-is-who" galt kann ich mir um den besten Willen nicht vorstellen, dass jemand auf dieses Symbol verzichtet hätte. Ich glaube aber auch tatsächlich, dass dies mehr als eine Art "Aushängeschild" galt und weniger als Schlachtenfahne. Obwohl ... bei der Darstellung der Schlacht um Worringen im Codex Manesse sieht man alle Ritter eben mit solch einen Banner (übrigens auch Rennbanner genannt, danke Thirk) anreiten. Das widerspräche sowohl der Interpretation, dass diese Fahne auf dem Schlachtfeld einmalig war als auch, dass sie in einer Schlacht benutzt wurde. Oder doch nicht? Wollte der Maler diese Fahnen aus künstlerischer Freiheit heraus benutzen um auf die anwesenden Herren hinzuweisen? Momentan sehe ich das Banner als Standarte trotzdem eher im Lager stehen oder beim Einmarsch vor dem Lehnsherrn getragen und den Gonfanon in der Schlachtreihe. Vorübergehendes Fazit: Nimmt man all diese Punkte zusammen ergibt sich ein Bild, nämlich, dass es kein Einheitliches Bild gab. Ich vermute daher momentan, dass es eher so ist wie immer. Es geht nicht um Fahnenformen, es geht um Heraldik, Maße und Wahl der Stoffe.
  1. Heraldik weil, ein jeder auf dem Schlachtfeld wusste, das ist die Oriflamme der Franzosen! Meine Güte, der König ist da. Da weiß ich doch gleich wer wohl das sagen haben wird. Nicht mehr das Banner der Herzöge der Bretagne. Weil, das Königsbanner ist ja jetzt da.
  2. Maße. Egal welche Fahnenform, eines fällt immer auf. Die Fahnen der wichtigen Personen sind größer als die der Unwichtigen. Naja ... Männer halt ... die Größe entscheidet.
  3. Es wird wohl ein Unterschied sein ob ich Seide oder Leinen verwende für meine Fahne. Das allein markiert ja schon was oder wer ich anscheinend bin. Freilich sagt das noch nix über die Anführerschaft aus, aber es hilft schonmal einzuteilen für was sich der Träger hält.
Das mein Recherchestand von gestern abend/nacht. Abgeschlossen ist das Thema für mich deshalb noch nicht, also ... her mit euren Meinungen ... :)
 
Also zur Oriflamme (auri flamma) wird in dem von mir genannten Buch auf S. 504 ebenfalls eingegangen. '.... die von 1124-1415 dem französischen Heere voranflatterte. Sie war ursprünglich die Kriegsfahne der Abtei St. Denis in der Form des alten labarum Konstantins und bestand aus einem Blatte von roter Seide, welches unterhalb in 5 Spitzen endete und mit grünen Fransen besäumt war." usw, mit Verweis auf Abbildung Glasgemälde in der Kathedrale zu Chartres aus dem 13. Jahrhundert. Und nun noch eine kleine Anfrage zu deiner Anfrage. Verstehe ich das nun richtig, dass es sich bei den "Fahnen" quasi um eine Differenzierung der Ranghöhe der teilnehmenden Kombattanten handeln soll, d.h. auf dem Schlachtfeld befindet sich der (ich nenne es nun mal)Der Regiments Führer, der Kommandeur der Einheit, der Kompaniechef mit seiner Kommpanietruppe, und jeder hätte dann seinen eigenen Banner der diesen Status symbolisiert und Rechnung trägt dabei :?:
 
Jein. Mir gegenüber wurde die These geäußert, dass man bei der Darstellung eines gesamten Schlachthaufens oder Aufgebots darauf achten müsse, dass die Fahnenformen eingehalten werden, so wie es (anscheinend) auch vom FFC praktiziert wird. Ergo, wenn wir das, sagen wir, Aufgebot der Stadt so und so darstellen muss es eine Hauptfahne dieser Stadt geben, welches die und die Form hätte. Die einzelnen Lanzen würden hingegen nur kleine dreieckige Wimpel benutzen dürfen. Soweit die These wie sie mir gegenüber geäußert wurde. Auf die Frage ob das belegbar für unsere geplante Veranstaltung um 1240 rum wäre wurde mir gesagt, er könne es mir zumindest für das 11. Jahrhundert belegen und sucht es mir mal raus. Auf dieser Aussage baut nun die Frage meinerseits auf ob es denn wirklich so war, dass fest vorgeschrieben war welche Form wer ab welcher "Einheitengröße" und Authorität haben durfte oder ob das einfach etwas ist was nicht nachweisbar ist oder eben nicht. Ich befinde mich also nicht unbedingt in der Position, dass ich glaube das die Fahnenform und -art ausschlaggebend ist, ich ziehe diese These nur in Betracht weil mich interessiert ob es stimmt und es mir ein Anliegen ist, dass wenn diese Frage schon im Raum steht sie von mir zufriedenstellen für unsere VA beantwortet und gegebenenfalls umgesetzt werden kann. Ich ziehe es also in Betracht und weil das Schwarmhinr meist ganz gute Ideen hat dachte ich, ich stelle die Diskussion einfach mal öffentlich.
 
Wenn ich das nun richtig verstehe, geht es demnach um das nach aussen gerichtete Erscheinungsbild, sprich die Symbolik der gehissten Banner, Flaggen....z.B. wir sind viele und ihr nicht ... Kleiner Scherz am Rande :D Dann hätte ich leider nur diesen Link aus dem Bereich der Vexillologie. Zitate aus folgenderm Link: https://www.flaginstitute.org/pdfs/David Lister.pdf Ich denke mal ab S. 3 wird es interessant und hier; "Unfortunately there has not yet been any adequate study of flags in relation to early mediæval warfare and military organisation. It must be borne in mind that the barons, knights and esquires formed a force of cavalry whereas they were not the only troops in the field. Clearly banners and pennons had little application the only to the common foot soldiers, the archers and pikemen. We are not in a position to pronounce with any confidence upon the employment of f lags by these lesser forces." Sowie "It is against this background that we see the development of new flags in the later Middle Ages. The Standard and the Guidon are widely known by name. but less is known about their precise forms and still less about their employment in war." Diesen Aussagen aus 1973 folgend dürfte das rumgestochere also weiter gehen. Alles etwas Nebulös sozusagen Greets
 
Kleiner Nachtrag meinerseit finde die Fahnenordnung des FFC nirgends :/ Würde die aber gerne mal lesen wollen. Könntest du mir da auf die Sprünge helfen. Dankeee
 
Kleiner spekulativer Gedankengang: Die Rolle von Fahnen/Flaggen/Standarten im Kampf ist wesentlich abhängig von der Kampfesweise. Hilfreich sind sie vor allem bei sehr mobilen Kampfweisen in großen, heterogenen Verbänden. Ich stelle einfach mal die These auf, dass deshalb die meiste Zeit eines Fußmann-Lebens im 13. Jh. eine solche Kennzeichnung nicht nötig war. Man folgt der Fahne des Adeligen, dem man unterstellt ist. Auch als Stadtaufgebot hat man ja Patrizier/Stadtadelige als Ritter. Wird man mit anderen Truppen zusammengeschlossen kriegt man die Fahne des diesen Zusammenschluss kommandierenden Ritters gezeigt und muss sie sich halt merken. Ritter kann in diesem Ansatz auch ein unwichtiger Ministeriale sein. aber eben jemand, der erprobt ist und zur Verantwortung gezogen werden kann. Die Aufgaben und Untergliederung von Fußvolk im 13. Jh. schätze ich als nicht so taktisch vielfältig ein, dass Truppen eigene Fahnen führen mussten. Man hält sich an die austauschbare und nach Bedarf abgesprochenen Anführerverhältnisse. Sieht man Fahnen als Zeichen von Amt/Lehen/Position, dann sind sie personen- (bei ordensfahnen evtl. noch institutions-) und nicht einheitsgebunden und drücken damit auch Verantwortung und Ehre aus. Die hat ein Haufen Fußvolk schlicht nicht und würde sie wahrscheinlich auch nicht wollen. Deswegen mein Rat: Keine Fahne für einen Haufen Fußvolk, erst recht einen Haufen Fußvolk, der sich persönlich kennt. Lieber einen standesgemäßen Anführer mit eigener Fahne.
 
Ich geb dir da weitestgehend recht Heidensohn. Nur ging es in meiner Diskussion eher darum, dass ein Haufen angeführt von einer Person von Rang eine andere Art von Fahne zu führen habe als der Anführer über das gesamte Kontingent. Es ging auch nie um den Haufen von Hinz und Kunz, die sich kennen dürften. Es geht ausschließlich um die Anwesenheit von Rangespersonen und die These die Personen von Rang müssten sich mit einer bestimmten Fahneneinteilung unterordnen. Dies wurde mir begründet damit, dass das seitens der Hastings-Reenacter schon so praktiziert und auch nachweisbar wäre. Das Zweifel ich nur an weil man eben nichts in die Richtung findet. Ironischer weiße finde ich auch keine FFC Statut, die mir diese Behauptung bestätigen würde. Ich weiß nur nicht ob man die nicht findet weil die nur als Insider-Information geführt wird oder weil es die evtl nicht gibt.
 
Ich bin etwas irritiert wegen der Fixierung auf Fahnen und ihre wie auch immer genannten Derivate - also Stoff, der an einem Stock im Wind flattert. Geht es nur um die Kenntlichmachung eines militärischen Ranges? Also weniger wer, sondern was bin ich bei einer Führungsperson? Habe ich mehr zu sagen aslo Du? Dann bräuchte es keine Fahnen, da gäbe es genügend valide andere Optionen. Zu viele Fahnen und Fähnchen wären auch störend, denn Flaggen können auch zur Kommunikation und Befehlsgebung in einer Schlacht verwendet werden. Im Strategikon etwa steht der Hinweis, dass man sich nicht zu sehr auf akustische Signalgebung (Trompeten, Flöten, Trommeln, Hornisten, schon gar nicht gerufene Befehle...) abstützen sollte, weil in einer Schlacht mit hunderten bis tausenden wiehernden Pferden, schreienden Menschen, klirrenden Waffen und womöglich noch brausendem Wind in rauschenden Bäumen etcetera akustische Signale schnell unverständlich oder gar komplett überhört werden. Man solle lieber mit Flaggensignalen arbeiten, zumindest wenn die Sichtverhältnisse dies zulassen. Das spricht einerseits natürlich für die Nutzung von Flaggen und Fahnen, andererseits aber gegen eine solche Nutzung für periphäre Informationen (wie reine Rangabzeichen), denn diese würde das Schlachtfeld wiederum mit flatterndem Stoff überfrachten, so dass eine Art "visuelles Rauschen" entsteht, das einzelne Informationen überlagert. Ich bin mir z.B. nicht sicher, ob ich im Kampfgetümmel ein Auge für so feine Unterschiede hätte, wie etwa über wie viele Zipfelchen irgendein Fähnchen in meinem Sichtfeld verfügt. Oder ob an den Zipfelchen nun Fransen in Rot oder Gelb dran sind. Bestenfalls eine grobe Form und Farbe, nach dem Prinzip: "Scheiße, wo bin ich, wo muss ich hin? - Ah da drüben, die Roten, das sind meine!" Oder zur Freund - Feind - Kennung: "Hau ich den da jetzt um oder nicht? Nee, hat nen roten Wimpel n der Lanze, gehört zu mir!" Kurz: Ich steh auf der Leitung, ich verstehe den Sinn der hier gemeinten Fahnen noch nicht ganz. Depperlestaugliche, kleinschrittige Aufklärung?
 
Es geht um eine gegenüber mir geäußerte Behauptung, dass bestimmte Fahnentypen reserviert waren für bestimmte Rangespersonen innerhalb eines Kontingentes. Was ich anzweifeln aber dennoch gerne zur Diskussion stellen wollte.
 
Eine Anzweifelung welches die Kernaussage beider Zitate doch eigentlich bestätigt. Nix genaues ist bekannt, da auch zu wenige Untersuchungen darüber vorliegen.
 
Ja tun sie. Aber damit das ausreichend geklärt ist hilft halt nunmal eine Auseinandersetzung mit der Materie. Und da ich nicht ausschließen kann, dass jemand vielleicht etwas weiß was ich nicht weiß hab ich den von mir und einem Kollegen geführten Disput öffentlich gemacht. Eben weil mir erzählt wurde, dass es da ein Reglement gibt, welches wohl angeblich von den deutschen Teilnehmern einer der größten und wichtigsten Reenactments in Europa genutzt wird welches für mich nirgends auffindbar ist, genauso wenig wie irgendwelche Fachbücher, die sich mit dem Thema einer Rangeinteilung durch Fahnentype beschäftigt. Daher hab ich die Frage "Ist das so?" öffentlich gestellt. Heraus kommt mMn, dass ich meine behaupten zu können, dass sich nicht belegen lässt, dass generell irgendwelche Fahnentypen beweisbar für bestimmte Personen oder Ranggruppen nachweisbar sind. Ergo, dass meine Zweifel an einer Reglemtierung von Typen und Formen eben, so wie ich es glaubte, nicht nachweisbar ist. Das Thema, wer und in welcher Fülle Fahnen dann tatsächlich von wem genutzt worden sind ist übrigens ein tolles Thema, allerdings ein Neues meiner Meinung nach.
 
Das Buch landet dann schommal auf meiner "Wunschliste". ;-) Danke für die rege Beteiligung. War 'ne Menge interessaner Input dabei, ein paar Anstöße die meine Gedanken in weitere Richtungen haben schweifen lassen. Merci beaucoup tout le monde.
 
Okay, da das von Thirk empfohlene Buch "Bloodied Banners" so ein wahnsinniger Glücksgriff an Fülle und Infos war, an welche ich nicht ran gekommen wäre wenn das Schwarmhirn hier mich nicht unterstützt hätte gebe ich mal ein wenig zurück und werde euch ein wenig zusammenfassen was das Buch wiedergibt. Da ich mitten drin bin (und tatsächlich für das ein oder andere Wort manchmal doch mein altes Schulwörterbuch bemühen muss, damit ich keinen Missdeutungen einiger Wörter aufsitze) werde ich das punktuell und in Teilen machen die temporär schon ein wenig auseinander liegen. Aber da man so die Chance hat die einzelnen Punkte noch ein wenig zu diskutieren und weil das gelesene dann noch frisch ist glabue ich, dass das nur von Vorteil sein kann.
  1. Heraldische Bedeutung
Robert W. Jones beginnt das Buch mit einer Aufarbeitung der Bedeutung Heraldischer Motive und beschreibt hierzu einleitend den Tod von Sir John Chandos, ein Vertrauter des Schwarzen Prinzen. Dieser soll bei einer Schlacht mutig, ohne das Visier zu schließen nach dem Gegner entgegen gestürmt sein, über seinen langen Waffenrock gestolpert und mit dem Gesicht direkt in eine, von einem Knappen, gehaltene Lanze gestürzt sein. Damit wirft er erstmals die Frage auf, warum die Ritterschaft auf den Pomp und teilweise hinderliche heraldische Rüstung bestanden hat, obwohl schon im 12. Jahrhundert von Bernhard von Bernard de Clairvaux angeprangert wurde, dass dies den Ritter nicht schützen kann vor den Waffen des Feindes und dieser Pomp eher hinderlich sei. Dennoch kann man ja nicht leugnen, dass gerade in der Ritterschaft die Wappengebung und -führung sehr bedeutend war. So wird schon für die Schlacht von Hastings beschrieben, dass jeder Normannische Ritter Schilder und Lanzen hatte, welche ihn als Normanne kennzeichnete und somit verhindert werden sollte, dass es zu Kämpfen untereinander im Schlachtengetümmel kommen kann. Dies ist natürlich eine sehr wichtige Rolle der Wappengebung, die laut dem Autor bestimmt eine Rolle gespielt hat. Auch die Templer sollen laut ihren Verordnungen niemals aus ihrer "Squadron" ausbrechen, es sei denn sie sehen einen Christen in Bedrängnis durch einen Ungläubigen. Dann war es dem Templer gestattet auszuscheren, dem Chrsiten beizustehen um dann ohne viel Aufhebens wieder zu seiner Squadron zurückzukehren. Ein Manöver, welches ohne Feld- und Erkennungszeichen nicht möglich ist. Hier haben wir also einen wichtigen Punkt:
  • Taktik und Postitionserkennung
Dennoch gibt es Fälle in denen beschrieben wird, dass eben dies einigen Kämpfern zum Verhängnis wurde. Zwei Brüderliche Ritter, welche sich auf entgegengesetzten Seiten in einem Krieg wiederfanden zum Beispiel führten ein sehr ähnliches Wappen (logischer Weise) nun kam es wohl dazu, dass die eine Seite zum Anfriff bließ, während die Gegenseite dies als ein Zeichen zum sammeln deutete und somit die völlig unvorbereiten Soldaten den gegnerischen Bruder in die Arme liefen und abgeschlachtet wurden. Selbiges ist passiert in den Rosenkriegen, als die Soldaten des Earl of Warenne wohl die Sonne der Lancasters mit ihrem Stern verwechselten. Und das sind beides Beispiele bei denen dies nicht als geplante Falle gemeint war, was zu dieser Zeit tatsächlich auch noch als undenkbar galt. Warum also keine von Schlacht zu Schlacht erkennbaren Unterschiede? Warum nehme ich nicht einfach rote Banner wenn ich sehe der Gegner hat Gelbe? Dies führt der Autor auf zwei Punkte zurück:
  • Ehrverständnis und Standesinsignie
Tatsächlich wird in mehreren Dichtungen wie Erec et Enide beschrieben wie das Gefolge sich von ihrem Herren abwendet weil er sich immer unstandesgemäßer verhält und nichts auf die Insignien seines Standes gibt. Es gibt berichte, in denen sich Kontingente stritten wessen Fahne wo in der Schlachtordnung zu sehen war weil man angst davor hatte, dass man als feige erachtet wurde wenn das Banner z.B. zu weit hinten zu sehen war und nicht in den vordersten Ränken. Die Hospitaliter sollen sich in einer Schlacht des 3. Kreuzzuuges deshalb sogar vorgedrängelt haben und eine damals als sehr Ehrenfolge Attacke geritten haben, während die Templer im 7. Kreuzzug es als Schmach ansahen, dass sie hinter dem Banner des Comte d'Artois standen. Dies alles führt auf den im 12. und 13. Jahrhundert entstehenden bewussten Stand des Rittertums hin, welcher diese Kaste ausmacht.
  • Sonderbehandlung
In der Dichtung und am Felde gibt es Fälle wo der Feldherr seine Ritter absitzen hat lassen und sie teilweise auch aufgefordert hat ihre Wappeninsignien zu entfernen, was sehr interessant ist. König Henry ließ seine Ritter bei der Schlacht von Brémule absitzen um klarzustellen, dass man nicht fliehen würde, während diese Entscheidung bei der Schlacht von Tinchebrais wohl seitens des Königs und seiner Feldherren aus Gründen des sicherern Standes gewählt wurde. Geoffrey of Monmouth geht in seiner emglsichen Chronik sogar soweit die beiden Brüder Belin und Brenne gegen die römischen Feinde zusammen mit ihren Rittern absteigen zu lassen und die Wappenröcke auszuziehen umd sich den "selben Schicksal" wie es dem einfachen Soldaten blüht auszuliefern. Oder wie es Aelfred of Riveaulx bei der Schlacht von Northallerton 1138 ausrückte " diese zu Fuß wählen entweder den Sieg oder den Tod". Was das nun mit der Wappengebung zu tun hat wird klar wenn man weiß, dass es Schlachten gab bei denen von Anfang an klar gemacht wurde, dass besiegte ritterliche Gegner gefangen zu nehmen und ihren Stande entsprechend zu behandeln waren. Es gab Schlachten mit 900 Rittern, bei denen nur drei am Ende des Tages tot waren. Bei der Schlacht von Bannockburn entschieden einige hochrangige englische Adelige ohne ihre heraldischen Insignien zu kämpfen und wurden nach der Schlacht nicht mehr unter den Lebenden gefunden. Die Leichen übrigens auch nicht, weil man sie eben nicht erkannte in der Masse der einfachen, erschlagenen Soldaten. Quintessenz: Für den Ministerialen ist das Führen eines Wappens essenziell aus Standesgründen als auch eine Art Teilversicherung im Kampf besere Chancen zu haben als der einfache Fußsoldat. Das bedeutet schon einmal, dass das führen eines Wappens für jeden Zugehörigen der Standresordnung unabdingbar ist. Zugegeben, dass beschreibt noch nicht die Fahnenarten auf den Schalchtfeld (von der ÜBerschrift her ist das das nächste Kapitel denke ich) aber es macht eines schonmal klar. Für den einfachen Fußsoldaten zählt diese Regelung schonmal nicht. Hier bleibt nur der taktische, positionsweisende Aspekt welcher, bedenkt man die statische Rolle der Infanterie im Hochmittelalter, dann tatsächlich wohl eher bei der Person liegt, welche das Fußvolk befehligt und anzeigt wo die Fahne der man bei dieser Schlacht hinterherläuft gerade steht (oder ob diese Fahne schon flatternd flieht ...).
 

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