Ollibert
Well-known member
Hallo zusammen, hallo Amici, ohne mich jetzt all zu sehr in die Thematik eingelesen zu haben, versuche ich jetzt mal, eine deiner Ausgangsfragen bezüglich der "Fahnenordnung" des Franko Flämischen Contingentes ein Stück weit zu beantworten. Es ist ja in einer solch großen Reenactmentgruppe auch so, dass nicht jeder über alle einzelnen Regelungen, Interpretationen und Rekonstruktionen auf dem gleichen Recherchestand ist. Wir wissen selber zu gut, wieviel Zeit und Mühe man allein für die eigene individuelle Darstellung aufbringen kann. So nutzt man gerne auch schon einmal Wissen, welches durch Arbeitsgruppen zusammen getragen wurde, ohne es allzu weit zu hinterfragen. Das schreibe ich vor dem Hintergrund, weil ich vermute, dass dein Gesprächspartner Interpretation und Nachweis in der Frage der Reglementierung der Fahnen/Banner im FFC etwas vermengt hat. Zum Hintergrund, die militärischen Bezeichnungen und die Einteilung der einzelnen Truppengattungen und -stärken stammt aus der Zeit vor dem großen Reenactment in Hastings 2006 und hat seither so Bestand. Meines Wissens ist eben im 11 Jh. militärisch nicht so eindeutig überliefert, wie sich die Truppen zusammen setzen wie z.B. von den Römern (als plattes Beispiel, Zenturien, Manipel, Kohorten, Legion). Um der ganzen Truppe eine gewisse Struktur zu verleihen, wurde das gesamte Kontingent in zwei Gonfanons á zwei Pennons zu bis zu sechs Wimpeln unterteilt. Wie bei der Bezeichnung "Lanze" kennzeichnen die Bannerbezeichnungen gleichzeitig einen militärischen Verband, so besteht ein Wimpel beim Contingent i.d.R. aus 6 bis 12 Mann. So setzt sich dann das Heer zusammen. Das Contingentsbanner führt der Bannerträger der beiden Feldherren, für jedes Gonfanon gibt es ein Banner, ebenso für jedes Pennon und jeden Wimpel. Damit nun nicht willkürlich jeder Kämpfer ein Fähnchen, welcher Gestalt auch immer, an seiner Lanze befestigt, hat man entschieden (hier tippe ich persönlich auf Interpretation), dass ausschließlich die oben genannten Fahnen auch tatsächlich an Lanzen getragen werden sollen. Dies dient natürlich auch einer gewissen Übersicht auf dem Schlachtfeld. Bei den Formen der Banner hat man sich an der Quellenlage orientiert, allem voran natürlich dem Teppich von Bayeux. Sofern ich das überblicke, sind hier vor allem Fahnen quadratischen bis rechteckigem Grundschnittes mit an der wehenden Seite dreieckigen Zipfeln mehrerer und verschiedener Anzahl. Prominentestes Beispiel wäre hier das päpstliche Banner. Und es gibt Fahnen in Halbmond- oder Halbkreisform. So hat man sich für die Contingents-, Gonfanon- und Pennonbanner für quadratische Fahnen mit fünf, drei und zwei dreieckigen "Zotteln" und für Wimpel in Halbmondform ohne "Zottel" entschieden. Wie gesagt, nach meinem Kenntnisstand ist die Reglementierung, wer welches Banner innerhalb des FFC führen darf und wie hier die Rangfolge ist, eine Interpretation, die vor allem der Struktur und Übersichtlichkeit der Truppe dient. Belegt sind die Bezeichnungen (ob explizit in dieser Form im 11. Jh. bin ich mir auch nicht sicher) und die Formen, nicht das wer und warum. Ich hoffe, ich konnte damit ein Wenig zur Klärung der Fragen beitragen Lieben Gruß Ollie